Heiße Luft und Technikprobleme

Elon Musk dient Donald Trump beim Gespräch auf X als Stichwortgeber, Unwahrheiten bleiben stehen

Aus Washington Hansjürgen Mai

Der frühere US-Präsident Donald Trump durfte vor einem Millionenpublikum auf der Plattform X mehr als zwei Stunden fast uneingeschränkt über seine politischen Kontrahenten lästern. Wie so oft verbreitete der 78-Jährige dabei auch Unwahrheiten, die vom Gastgeber des Gesprächs am Montagabend, dem Milliardär und X-Eigner Elon Musk, meist so hingenommen wurden.

Musk und Trump bilden auf den ersten Blick eine merkwürdige Allianz. Der eine wurde mit Elektroautos weltberühmt und steinreich, der andere weigert sich weiter, die Klimakrise als solche anzuerkennen. „Die größte Gefahr ist nicht die Erderwärmung. Die größte Gefahr ist die nukleare Erwärmung“, sagte Trump zu Musk. Er spielte damit auf die seiner Meinung nach viele größeren Bedrohungen eines atomaren Wettrüstens und eines Atomkrieges an. Die Gefahr, dass die Kriege in der Ukraine und in Gaza eskalieren und zum Dritten Weltkrieg führen könnten, seien größer, als viele annehmen. Der Republikaner erklärte, dass die USA daher eine starke Persönlichkeit als Präsident bräuchten, um die Welt vor einem solchen Szenario zu bewahren. Das war natürlich eine Anspielung auf sich selbst.

Zu Beginn sah es so aus, als würde das Gespräch gar nicht erst starten. Immer wieder stürzte die Spaces-Plattform von X, mit der Audiogespräche übertragen werden, ab. Musk erklärte, der Grund sei ein Cyberangriff, der die Kapazitäten der Plattform stark beeinträchtigen würde. Als es dann mit 43 Minuten Verspätung losging, entschuldigte sich Musk und erklärte, das zeige, dass viele Menschen Trump am liebsten mundtot machen würden. Doch gehe es bei diesem Gespräch darum, Trump in einer gelassenen Umgebung besser kennenzulernen. Das sollte sich schnell als Fehler herausstellen.

Die ersten 20 Minuten beschrieb Trump detailliert den Attentatsversuch auf seine Person im Juli. Er verkündete zudem, dass er im Oktober an den Anschlagsort zurückkehren würde, um eine Kundgebung abzuhalten. Danach knüpfte er an seine altbekannten Wahlkampfthemen an. Er sprach über die illegale Einwanderung im Land, die seiner Meinung nach zu einem Anstieg der Gewaltkriminalität führe.

Er machte US-Präsident Joe Biden für die Kriege in der Ukraine und in Gaza verantwortlich und erklärte, dass sich unter einer Präsidentin Kamala Harris die wirtschaftliche Situation im Land drastisch verschlechtern würde. Das eine oder andere Schimpfwort durfte auch nicht fehlen.

X-Besitzer Musk, der als CEO von Tesla und SpaceX zu einem der einflussreichsten Geschäftsleute der Welt zählt, hatte nur wenig einzuwenden. Für Casey Burgart von der George Washington University in der US-Hauptstadt geht es bei der Beziehung zwischen Trump und Musk vor allem um Aufmerksamkeit. „Sie sind beide scharf auf das Rampenlicht. Sie lieben es und sie erkennen, dass jeder von ihnen eine andere Klientel an Menschen mitbringt“, sagte der stellvertretender Professor für politisches Management, der taz. Beide hofften, dass ihre Beziehung einen Vorteil für sie bringt. Trump kann Musks Anhänger gut als Wähler gebrauchen und Musk, der wohl Trumps Gehört habe, dessen politischen Einfluss.

Musk und Trump waren sich einig, dass die Bürokratie und eine Flut von Vorschriften abgebaut werden müsse, um die US-Wirtschaft zu stärken. Nachdem Musk im Juli Trump seine Unterstützung im Wahlkampf gegeben hat, soll dieser darüber nachdenken, bei einem Wahlsieg den Tesla-Mann als Berater ins Weiße Haus zu holen. Musk sagte, er sei einst Fan von Barack Obama und gemäßigter Demokrat gewesen. Aber jetzt stünden die USA an einem kritischen Wendepunkt. Deshalb sei jetzt Trump zu unterstützen.

taz.zwei