+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Einwohner sollen Gaza-Stadt verlassen

Derzeit laufen Verhandlungen über einen neuen Geisel-Deal zwischen der Hamas und Israel. Israel greift nach Raketenbeschuss Hisbollah-Stellungen an.

Ein Junge sitzt auf einem Schutthaufen im Gazastreifen

Das Flüchtlingslager Nuseirat im Gazastreifen nach einem israelischen Luftangriff Foto: REUTERS/Ramadan Abed

Israels Armee ruft zum Verlassen von Gaza-Stadt auf

Die israelische Armee hat am Mittwoch alle Einwohner von Gaza aufgerufen, die im Norden des Gazastreifens gelegene Stadt zu verlassen. „Die Stadt Gaza bleibt ein gefährliches Kampfgebiet“, hieß es auf Flugblättern, die über der Stadt abgeworfen wurden. Alle Einwohner sollten sich über „Sicherheitskorridore“ Richtung Süden in Schutzunterkünfte begeben.

Am Dienstag hatte die Armee erklärt, sie setze ihre „Anti-Terror-Einsätze“ gegen Ziele der Hamas und des Islamischen Dschihad in Gaza fort. Bewohner berichteten von „Explosionen und zahlreichen Feuergefechten“ sowie von Hubschrauberangriffen auf südwestliche Stadtteile. Nach Angaben des bewaffneten Arms der im Gazastreifen herrschenden Palästinenserorganisation Hamas waren die Kämpfe „die heftigsten seit Monaten“.

Ausgelöst wurde der Krieg im Gazastreifen durch den beispiellosen Großangriff von Kämpfern der Hamas und weiterer militanter Palästinensergruppen auf Israel am 7. Oktober. Dabei waren nach israelischen Angaben 1195 Menschen getötet und 251 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden. Als Reaktion auf den Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor.(afp)

Erneut Tote bei Kämpfen im Gazastreifen

Während im Gazakrieg die indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe und Freilassung von Geiseln in die nächste Runde gehen, dauert das Blutvergießen in dem abgeriegelten Küstengebiet an. Israels Militär untersucht Medien zufolge Berichte, wonach Dutzende Zivilisten bei einem Luftangriff in Chan Junis im Süden getötet wurden. Nach Angaben des israelischen Militärs sei das Ziel ein Hamas-Terrorist gewesen, der an dem Massaker vom 7. Oktober in Israel beteiligt gewesen sein soll, schrieb die Times of Israel.

Nach Darstellung der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen griff die israelische Armee eine Schule in Chan Junis an. Mindestens 25 Menschen – nach anderen Angaben 29 – seien dabei getötet worden. Der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa zufolge hielten sich in dem Schulgebäude Vertriebene auf. Etliche seien verletzt worden. Keine dieser Angaben ließ sich zunächst unabhängig überprüfen.

Nach Angaben des israelischen Militärs feuerte ein Kampfjet bei dem Angriff auf den Hamas-Terroristen „Präzisionsmunition“ ab, wie die Times of Israel und die israelische Zeitung Haaretz berichteten. Der Zielort des Angriffs habe in der Nähe der Schule im Osten von Chan Junis gelegen. Das Militär habe in der vergangenen Woche zur Evakuierung des Gebiets aufgerufen, hieß es weiter. In sozialen Medien verbreitete Aufnahmen sollen zeigen, wie blutende Verletzte in einem Krankenhaus behandelt werden. Auch Kinder sind zu sehen. (dpa)

Verhandlungen gehen in die nächste Runde

Unterdessen sollen die indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe und Freilassung der Geiseln in der Gewalt der Hamas im Tausch gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen am Mittwoch in Doha weitergehen, nachdem zuvor Gespräche in Kairo stattgefunden hatten. Ägyptische Berichte über bedeutende Fortschritte seien verfrüht, zitierte der israelische Sender Channel 12 eine ranghohe israelische Quelle. Es seien „schwierige und komplexe“ Verhandlungen. Es gebe aber Anstrengungen, um einen Durchbruch zu erzielen.

Israels Delegation reise unter Leitung des Chefs des Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, des Chefs des Inlandsgeheimdienstes Shin Bet, Ronen Bar, sowie des Chefunterhändlers des Militärs, Nitzan Alon, an, berichteten israelische Medien. Sie wollten in der katarischen Hauptstadt CIA-Chef Bill Burns, den ägyptischen Geheimdienstchef Abbas Kamel und Katars Ministerpräsidenten und Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani treffen. Die USA, Ägypten und Katar vermitteln zwischen Israel und der Hamas. (dpa)

IDF: Keine Evakuierung von Kliniken in Kampfgebieten

Israels Militär bestritt Berichte der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa, die Armee habe Mediziner des Al-Ahli-Krankenhauses in der Stadt Gaza gezwungen, die Klinik zu schließen. Zwar seien Zivilisten als Vorsichtsmaßnahme aufgefordert worden, die Kampfgebiete zu verlassen. Der Aufruf habe aber nicht für Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen gegolten.

Die Armee habe Vertreter des palästinensischen Gesundheitssystems darüber informiert, dass es nicht nötig sei, Kliniken zu evakuieren. (dpa)

USA beenden Behelfshafenprojekt vor Gaza

Die USA werden den von ihnen vor der Küste des Gazastreifens errichteten Behelfshafen für humanitäre Hilfsgüter abbauen. Zunächst werde der Pier am Mittwoch noch einmal für einige Tage in Betrieb gehen, um die verbleibenden Hilfsgüter zu verlegen, teilten US-Vertreter mit. Anschließend werde er jedoch dauerhaft entfernt.

Die US-Vertreter sagten, die Hilfsgüter, die sich auf Zypern und auf dem Schwimmdock vor der Küste gestapelt haben, sollten noch an einen sicheren Ort am Strand von Gaza gebracht werden. Sobald dies geschehen sei, werde die Armee den Steg abbauen und abreisen. Die Quellen wollten anonym bleiben, weil die letzten Details noch ausgearbeitet werden.

Damit ist das endgültige Ende für das Projekt in Sicht, das seit langem von schlechtem Wetter, Sicherheitsrisiken und Schwierigkeiten bei der Versorgung der hungernden Palästinenser mit Nahrungsmitteln geplagt wird. Bereits gut eine Woche nach der Inbetriebnahme Mitte Mai wurde die Anlage durch heftigen Wind und hohen Wellengang beschädigt und musste repariert werden. Am 7. Juni wurde sie wieder in Betrieb genommen, aber am 14. Juni wegen schlechten Wetters erneut für einige Tage außer Betrieb gesetzt. Zuletzt musste sie den Betrieb am 28. Juni einstellen und in den israelischen Hafen Aschdod gebracht werden. (ap)

Israel greift Hisbollah-Stellung im Südlibanon an

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben eine Stellung der Hisbollah-Miliz im Süden des Libanons angegriffen. Ziel sei ein Luftabwehrsystem der Miliz in der Gegend von Janta gewesen. Die meisten israelischen Militärangriffe in den vergangenen Wochen galten Zielen im Süden und Südosten des Libanons. Die Hisbollah ist überaus einflussreich im Libanon und mit der Hamas im Gazastreifen verbündet. Immer wieder liefert sie sich Scharmützel mit dem israelischen Militär über die Grenze zwischen dem Libanon und Israel hinweg.

Bei einem Raketenangriff der libanesischen Hisbollah-Miliz auf die von Israel besetzten Golanhöhen sind zwei Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben der israelischen Polizei traf eine Rakete ein Auto und tötete die Insassen. Die Hisbollah hatte nach eigenen Angaben Dutzende Raketen als Vergeltung für einen israelischen Luftangriff in Syrien abgefeuert.

Bei diesem war ein ehemaliger Leibwächter des Hisbollah-Führers Sajjed Hassan Nasrallah getötet worden. Israel reagierte wiederum mit Luftangriffen auf Stellungen der Hisbollah im Südlibanon. Der Vorfall markiert eine weitere Eskalation der Spannungen an der israelisch-libanesischen Grenze seit Beginn des Gazakriegs im Oktober. (rtr)

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