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Ich wage mich mal mit einer steilen These vor die Tür: Die nächste Bundesregierung ist CDU-geführt und wird die DB zerschlagen. Dann hält der Bund nur noch die Infrastruktur und Zugverbindungen wird es dort geben, wo es private Verkehrsunternehmen für rentabel halten. Oder die Bundesländer subventionieren den Nahverkehr, damit so manche ländliche Region nicht völlig abgekoppelt ist.
@vøid "Oder die Bundesländer subventionieren den Nahverkehr, damit so manche ländliche Region nicht völlig abgekoppelt ist."
Und wo wäre der Unterschied zum Status Quo - nämlich dass die Bundesländer (seit 1994) dafür verantwortlich sind, den Nahverkehr zu bestellen und auszuschreiben?
Guten Morgen! Muss eine lange Nacht gewesen sein die letzten 30 Jahre 😇
Bei Merz muss man sich ja schon wundern, dass er nicht einen Schienenersatzverkehr mit Panzern vorschlägt, finanziert durch Steuermilliarden an Rheinmetall :P
Was muß denn genau an der Riedbahn gemacht werden?
Bei der Bahn liest sich das folgendermaßen:
"In nur fünf Monaten werden an der Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim der Oberbau, Schallschutzwände und die Signaltechnik erneuert sowie 20 Bahnhöfe modernisiert."
Wobei die Bündelung aller Maßnahmen als Fortschritt verkauft wird, was eine drastische Vollsperrung rechtfertigen soll.
Kann man nicht jeweils die eine Spur aktiv lassen und die andere notfalls sogar nachts sanieren, wenn der Zugverkehr auf der einen Spur stört? (mit Ausnahme der Oberleitungen?)
Bei der Modernisierung der Rheintalstrecke wurde schließlich auch nicht für so lange Zeit vollgesperrt (?)
Leider fehlen hier viel zu viele Hintergrundfakten, um sich wirklich selbst ein Bild machen zu können.
Wie wurden genau solche Maßnahmen in anderen Ländern gelöst? Schweiz? Frankreich? Norwegen?
@Werner2 Kann man nicht jeweils die eine Spur aktiv lassen und die andere notfalls sogar nachts sanieren, wenn der Zugverkehr auf der einen Spur stört? (mit Ausnahme der Oberleitungen?)
Das Problem ist nicht die Oberleitung. Das Problem sind:
- Weichenverbindungen
- Abgrabungen neben dem Betriebssgleis, so dass Schotter und Gleis abrutschen könnten
- Die Parallelisierung von Maßnahmen bei gleichzeitiger Materialver- und entsorgung. Wenn Sie das nebenliegende Gleis nicht zur Matrialversorgung haben, bleibt Ihr Materialzug in der nächsten Baustelle hängen.
"Wie wurden genau solche Maßnahmen in anderen Ländern gelöst? Schweiz?"
Zitat Peter Füglistaler (Präsident Bundesamt für Verkehr): "Die drei Geheimnisse der Schweizer Bahn sind Geld, Geld, Geld." Anmerkung meinerseits: Das ist der Unterschied zu Deutschland seit 1974.
"Frankreich?"
- Heure blanche (ein- bis anderthalbstündige Instandhaltungspaus um Fahrplan mitarbeiter- und gewerkschaftsfreundlich am hellichten Tag)
- Ausnutzung der Siedlungs- und Verkehrsstruktur (monozentrisch auf Paris orientiert statt polyzentrisch wie Deutschland), d. h. Stilllegung vieler Tangentialverbindungen zur Konzentration der Ressourcen.
Ich fahre liebend gerne Bus und Bahn,
wenn sie mal funktioniert, wenn man sie auf dem Land auch sinnvoll nutzen kann. Kann man bei uns aber nicht, also fahre ich seit Jahrzehnten mit dem Auto.
Also saniert mal richtig und schnell, vielleicht erlebe ich es noch, dass jetzt 20:36 Uhr hier noch ein Bus fährt.
Die Reaktivierung von abgelegenen Nebenstrecken ist eine Sache der betroffenen Lankreise und Länder, nicht der Bahn und des Bundes. Um die Verzögerungen bei Streckensanierungen (die unabhängig von der Finanzierung der Bahn immer notwendig sein werden) abzufedern und insgesamt mehr Menschen im Fernverkehr transportieren zu können, ist vor allem der Bau neuer ICE-Strecken notwendig. Daneben müssen die S-Bahn-Netze in den Metropolen ausgebaut werden, das betrifft viel mehr Menschen, als Nebenbahnen auf dem Land.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist an sich gut, mit Sparpreisen und Deutschlandticket ist man sehr günstig unterwegs. Das muss auch so bleiben.
Deutschland braucht eine neue Einwanderungskultur. Das linke und grüne Narrativ, jede und jeder dürfe herkommen, spielt den Rechten in die Hände.
Sanierungsoffensive der Deutschen Bahn: Geld allein ist nicht das Problem
Mit einer Vollsperrung startet die Bahn in ihre Sanierungsoffensive. Die ist frustrierend – aber nach Jahrzehnten der Unterfinanzierung notwendig.
Die Bahn braucht von allem mehr – vor allem – deutlich mehr Fantasie Foto: Daniel Vogl/dpa
Die Deutsche Bahn pfeift aus dem letzten Loch. Mit der Generalsanierung, die mit der Sperrung der Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt eine wichtige Etappe nimmt, sind für viele Fahrgäste erhebliche Störungen verbunden. Seit vielen Monaten gibt es aufgrund von Bauarbeiten viele Sperrungen, Verspätungen und Zugausfälle.
Die haben bislang zu wenig politischem Widerhall geführt. Anders ist das jetzt mit den Erfahrungen Zehntausender Fußballfans bei der EM. Das Turnier hat dem ganzen Kontinent vor Augen geführt, wie schlecht es um den Zugverkehr in einem der reichsten Länder der Welt bestellt ist. So wird die Bahn endlich wieder zu einem bestimmenden politischen Thema.
Die Union fordert angesichts der Schmach den Rücktritt von Bahn-Chef Richard Lutz. Eine berechtigte Forderung, die Sanierung erfolgt zulasten der Kund:innen – das muss auch anders gehen. Die Bahn braucht einen personellen und politischen Neuanfang. Geld alleine, das zeigt nicht zuletzt das Milliardengrab Stuttgart 21, ist nicht das Problem.
Merz mit kreativem Vorschlag
Alarmierend dagegen ist der Vorstoß von CDU-Chef Friedrich Merz. Der Mann, der mit seinem Privatflugzeug schnell und bequem reisen kann, schlägt im ARD-Sommerinterview vor, das Angebot der Deutschen Bahn wegen der derzeitigen „Überforderung“ zu reduzieren.
Die Konsequenz wäre: weniger Verbindungen, noch überfülltere Züge, noch schlechtere Anschlüsse, das Preis-Leistung-Verhältnis würde noch schlechter, als es ohnehin schon ist. Das wäre fatal, denn es würde die Menschen von der Schiene auf die Straße oder ins Flugzeug treiben. Es wäre das Gegenteil einer Verkehrswende hin zu klimaneutraler Mobilität.
Stattdessen müssen der Bund und auch die Länder mit geballter Kraft und neuem Schwung den Wiederaufbau des Fern- und Nahverkehrs der Bahn angehen. Dazu braucht es neben Geld neue Initiativen, etwa für die Reaktivierung stillgelegter Strecken, eine Offensive zur Personalgewinnung und – vor allem – deutlich mehr Fantasie, als es die jetzt Verantwortlichen offensichtlich haben.
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Kommentar von
Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
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