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Nun ja, ich habe schon Informierteres in der TAZ gelesen. Ein bisschen Ahnung sollte man sich schon anlesen, bevor man etwas schreibt. Unterlassene Investitionen in das Straßennetz führen nicht nur zu „unkomfortablen“ Fahrbahnen, sondern zu Schäden am Unterbau und an der Tragstruktur der Brücken. Wie unkomfortabel soll es denn bitte sein? Was heute ein Riss im Asphalt ist, wird nach dem nächsten Winter zum Schlagloch. Kein Problem für breite Autoreifen. Und --- naja, die Fahrradfahrer sollen sich gefälligst nicht beschweren. Ist ja im Dienst der guten Sache! Was die vielen nutzlosen Brücken angeht, so wäre es vielleicht auch kein echter Verlust, wenn die eine oder andere zusammenbricht. Stehen eh nur in der Landschaft rum. Das ist im Übrigen kein Witz, denn der Bewehrungsstahl in den Brücken rostet und wo das hinführt, kann man z.B. in den USA anschauen. Die fahren mit Speedlimit durch badewannengroße Schlaglöcher und über baufällige Brücken, solange diese denn stehen… Wir machen also die Straßen unsicher, damit das Rasen keinen Spaß mehr macht! Und dann? Na, dann können wir auch schwarze Tücher über Frauen hängen, damit die nicht mehr belästigt werden. Ist die gleiche Denke ...
Die Annahme, dass auf einer gut ausgebauten Fahrbahn auch gleich gerast wird, und zwar von allen, kann eigentlich nur von jemand kommen, der kaum Ahnung hat und nur den Benzinverbrauch anhand der Geschwindigkeit berücksichtig. Schlechte Straßen sind unterm Strich schlimmer fürs Klima als gut ausgebaute, auf denen schnell gefahren werden kann (wobei die allermeisten Autofahrer ja mit 120-130 km/h fahren, wenn es nicht gerade Autos aus Baden-Württemberg sind).
1. Schlechte Straßen führen tendenziell zu ständigem Beschleunigen und Abbremsen. Das verschwendet Energie, erhöht den Verbrauch, verschleißt Bremsen und verbraucht somit mehr Ressourcen als fließender Verkehr.
2. Schlechte Straßen begünstigen Staus. Im Sommer bedeutet das: unnötig laufende Motoren aufgrund der Klimaanlage und entsprechender Kraftstoffverbrauch ohne dabei das Ziel der Fortbewegung von A nach B zu erreichen.
3. Schlechte Straßen erhöhen den Verschleiß von Stoßdämpfern und Reifen und führen auch so zu mehr Ressourcenverbrauch.
2. ist auch einer der Gründe, warum das Klimakleben eine der dümmsten Aktionen gewesen ist, die man sich überhaupt ausdenken konnte. Leute zwingen, sinnlos Benzin zu verbrennen. Toll!?
@Metallkopf Es fehlt: 4. Schlechte Straßen beschleunigen den Umstieg auf die Schiene, sind unterm Strich gut fürs Klima, reduzieren damit den Verbrauch von Stoßdämpfern und Reifen.
Woher soll Geld für die Schiene kommen? Aus einem verteuerten Deutschlandticket, meint Finanzminister Lindner. Umweltverbände haben eine andere Idee.
Ausbau von Autobahnen: Wer braucht schon stabile Brücken?
Die Ampel verhandelt den Haushalt und Wissing will viel Geld in Autobahnen stecken. Dabei wären diese in marodem Zustand viel besser fürs Klima!
Runter vom Gas: Umweltbewusst Porsche fahren Foto: Panthermedia/imago
Autoland Deutschland in Zahlen: 398.000 Straßen,davon 400 Bundesstraßen und 120 Autobahnen. Allein das Autobahnnetz ist nach dem in Spanien das zweitgrößte in Europa. Und trotzdem plant der Bund, 850 Autobahnkilometer neu zu bauen. Gleichzeitig fehlt das Geld für die dringende Sanierung der Deutschen Bahn, Finanzminister Christian Lindner stellt das Deutschlandticket für 49 Euro zur Disposition und ungefähr 5.000 Brücken auf den Ferntrassen sind so desolat, dass sie repariert werden müssen.
Aber wie, wenn überall Geld fehlt und die Schuldenbremse nicht angetastet wird? Vor zwei Wochen hieß es, Verkehrsminister Volker Wissing wolle die Investitionen für die Autobahnen drastisch kürzen. Klang in den Ohren von Klimaschützer:innen zu gut, um wahr zu sein, sie ahnten: Das ist eine Finte. Zu Recht, denn Wissing will nicht, wie das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft in einer taufrischen Studie vorschlägt, beim Neu- und Ausbau von Autobahnen und Bundesstraßen sparen, sondern Ausgaben schlicht umschichten – von der Schiene auf die Straße.
Oder zugespitzt formuliert: Sollen doch die Bahnreisenden auf der Strecke bleiben (in ganz wörtlichem Sinne) und dafür noch mehr bezahlen als bisher, mein Herz schlägt für die Porsche- und Benz-Fans. Die müssen ihre Wagen schon mal richtig ausfahren dürfen, persönliche Freiheit und so.
Aber auf maroden Autobahnen lässt es sich schlecht rasen. Nicht alle Autobahnen sind so top ausgebaut wie die A9 zwischen Nürnberg und Ingolstadt, auf der die Durchschnittsgeschwindigkeit 160 Stundenkilometer beträgt. Aber bevor sich die Autofetischisten ihr teures Gefährt auf Rumpelstraßen kaputt fahren, drosseln sie die Geschwindigkeit. Oder wieder zugespitzt formuliert: Schlechte Autobahnen sind kein Drama, sondern die beste Gelegenheit für bessere Luft – und ein Tempolimit, ohne ein Tempolimit einzuführen. Und das bisschen Geld, das da ist, sollte besser für die Sanierung kaputter Brücken verwendet werden. Einstürzen kann man auch mit einem Porsche gut.
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Kommentar von
Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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