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E-Scooter-VerbotGelsenkirchen verbietet Leihroller

Die Stadt im Ruhrgebiet verbannt E-Roller von den Straßen. Die Roller könnten den Verkehr klimafreundlicher machen – tun es aber nur selten.

Sollen weg: Ordentlich geparkte E-Roller in Gelsenkirchen Foto: Ingo Otto/Funke Foto Services/imago

Gelsenkirchen/Berlin afp/dpa/taz | Bis Samstag müssen in Gelsenkirchen alle E-Scooter zum Ausleihen aus der Stadt verschwinden. Die Stadt hatte die Nutzung der Leihroller nach einem Streit mit zwei Anbietern verboten, das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen hat die Entscheidung bestätigt. Private Roller sind davon ausgenommen und dürfen weiterhin genutzt werden.

Bereits Ende März war die Sondernutzungserlaubnis der beiden Anbieter Bolt und Tier ausgelaufen. Die erneute Erteilung knüpfte die Stadt an Bedingungen: Sie will, dass E-Roller-Nutzende vor der Fahrt ihre Identität bestätigen – beispielsweise indem sie einen Führerschein oder einen Ausweis in die App laden. Damit wollte die Stadt auch Unfällen und Missbrauch der Roller vorbeugen. Die Anbieter wollten sich auf die neuen Regeln nicht einlassen und stellten einen entsprechenden Antrag vor Gericht.

Dieses bestätigte das Vorgehen der Stadt. Es sei rechtens, dass die Verwaltung die Straßensondernutzung an bestimmte Voraussetzungen knüpft. „Darüber hinaus drohen den Unternehmen auch keine unzumutbaren, nicht mehr rückgängig zu machenden Nachteile“, erklärte das Verwaltungsgericht.

Die Stadt sei nicht grundsätzlich gegen E-Scooter, erklärte ein Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Es werde aber zu viel Unsinn mit den Rollern getrieben, bei dem die Verursacher anonym blieben. Am Donnerstag waren bereits viele der ursprünglich 350 Roller aus dem Stadtbild verschwunden, so der Sprecher.

Sind E-Scooter gut fürs Klima?

Mit E-Scootern ist man im Vergleich zum Auto klimafreundlich unterwegs – und Deutschland muss dringend weniger Autofahren. Das Verkehrswesen verursacht deutlich mehr Treibhausgas als gesetzlich erlaubt. Das liegt vor allem an den vielen Pkw mit Verbrennungsmotor.

Allerdings zeigen Studien, dass es meist nicht vormalige Au­to­fah­re­r*in­nen sind, die E-Scooter nutzen. Untersuchungen der Unfallforschung der Versicherer in Berlin und Dresden haben beispielsweise ergeben, dass nur 5,5 Prozent der E-Scooter-Fahrten eine Fahrt mit dem eigenen Auto oder mit privaten Fahrdienstanbietern ersetzen.

Fast ein Drittel der Befragten gab hingegen an, es hätte die Fahrt ohne einen E-Scooter überhaupt nicht unternommen. Und Fahrten, die auch ohne E-Scooter zurückgelegt worden wären, wären sonst hauptsächlich zu Fuß oder auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad erfolgt – was alles klimafreundlicher gewesen wäre als der E-Scooter.

Berlin denkt nicht über Verbot nach

Nicht alle Städte wollen in Bezug auf die motorisierten Roller denselben Weg einschlagen wie Gelsenkirchen. In Berlin zum Beispiel steht ein solches Vorgehen derzeit nicht zur Debatte. „Ein Verbot von E-Scootern ist für den Berliner Senat derzeit kein Thema“, sagte eine Sprecherin der Verkehrsverwaltung der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag.

Die Zahl der Fahrzeuge sei Anfang des Jahres auf 19.000 verringert worden. Außerdem müssten Anbieter ab einer bestimmten Anzahl von Rollern Mitarbeiter einsetzen, die zum Beispiel herumliegende Roller wieder aufstellten.

Berlin hat nach Angaben der Sprecherin Flächen bestimmt, an denen die Scooter abgestellt werden sollen. „Wir werden bis Sommer die Situation evaluieren, auswerten und entsprechende Maßnahmen ergreifen, sollte es keine merklich verbesserte Situation geben. So ist es mit den Anbietern vereinbart.“

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24 Kommentare

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  • E-Scooter - vernünftig verhalten - verantwortungsvoll....



    Eine wilde Mischung von Begriffen, die selten zusammenfinden.

  • Mit diesen E-Dingern sehe vornehmlich eher junge Leute herum fahren. Alles augenscheinlich gesunde Menschen, die auch ohne Probleme mit einem (nicht-E-)Rad fahren oder auch etwas längere Strecken zu Fuß gehen könnten.

    Wobei ich betonen würde "noch" gesunde Menschen. Bekanntlich gehört Bewegungsmangel zu den stärksten Krankheitsverursachern und im Gegensatz dazu wirkt reichliche und gute Bewegung lebensverlängernd und hält ganz allgemein gesund.

    Daher fürchte ich, dass vor allem die Intensiv-E-Scooter-Nutzer die zukünftigen dramatischen Kostenverursacher für die Krankenkassen werden, mit all den Beschwerden, die Bewegungsmangel nachweislich hervorruft wie z.B. Herz-Kreislauf-Probleme, Fettleibigkeit, Diabetes, u.a.m.

    So gesehen müssten vor allem die E-Scooter eigentlich mit einer Abgabe für die Krankenkassen beaufschlagt werden.



    Lauterbach, nur zu!

    • @jlMG:

      Die größten Kostenverursacher unter den Verkehrsmittelnutzern sind doch nach wie vor die sitzenden Autofahrer, bezogen auf die durch sie verursachten Schäden und deren Gesundheit.

      Die E-Scooter-Bruchpiloten stehen wenigstens auf diesen Geräten und müssen sich aufrecht und das Gleichgewicht halten. So ganz anstrengungslos ist eine Fahrt mit diesen Dingern sicherlich nicht.

      Aber egal: Ich bin gespannt, wie Berlin etwaige vorliegende Daten zu diesen Teilen auswertet. Irgendwie liegen die nach wie vor überall kreuz und quer herum, nicht nur innerhalb des S-Bahn-Rings.

      • @Sciaridae:

        Da laut dem Artikel nur 5,5% der Scooterfahrten Autofahrten ersetzen, kann davon ausgegangen werden, dass die allermeisten der "E-Scooter-Bruchpiloten" sich ansonsten nach wie vor mit dem Auto fortbewegen. So minimieren die E-Scooter bei diesen Personen womöglich die letzten Reste ihrer nur mit ihrer Muskelkraft erfolgenden Fortbewegung. Da macht das Stehen und Balancieren auf diesen elektrischen Rollern kaum noch etwas wett.

  • Diese E-Scooter sind eine Modeerscheinung. Solange die Nutzer sich vernünftig verhalten und verantwortungsvoll damit umgehen -in jeder Beziehung- dann können die in geringem Umfang nützlich sein. Sieht man jedoch diese Dinger überall, auch an gefährlichen Stellen, herumliegen, holt sie aus Gewässern und brettert man damit über Gehwege, dann kann man von sinnvollem Umgang nicht ausgehen. Kaum ein Autofahrer wird darauf umsteigen -auch nicht zeitweise- solange er von allerhand Subventionen profitiert.

    • @Perkele:

      "Kaum ein Autofahrer wird darauf umsteigen -auch nicht zeitweise- solange er von allerhand Subventionen profitiert."

      Absolut, ist ja auch viel kuscheliger im Einpersonenpanzer und so schön sicher. :)

  • Diese Dinger gehen nur auf die Nerven. Umweltschutz gleich Null.

  • Ich fahre mit meinem. Privaten e scooter 15 km zur Arbeit und nochmal 15 wieder nach Hause. Mit dem Auto das Zuhause bleibt spare ich täglich 50 km. Es fährt zwar mit lpg, dennoch spare ich 60€ Treibstoff kosten. Zusätzlich fallen Wartungen und reperatuuren deutlich später an. Macht was Uhr wollt. Ich hab meinen spaß 😉

    • @Anonymer:

      Achten sie auf ihre Knie. Machen sie das noch 2-3 Jahre , werden diese kaputt gehen .

    • @Anonymer:

      Es geht hier um kommerzielle eScooter, die überall den Weg versperren, nicht um private

  • ...was alles klimafreundlicher gewesen wäre als der E-Scooter. Das trifft auf ebike und Pedelecs auch zu.

    • @Stoffel:

      Mit meinem E-Bike kann ich trotz bester genetisch bedingter Gebrechen immerhin nicht völlig zerstört zur Arbeit radeln und meine Einkäufe erledigen. Ich steh' drauf.

      Solange es aus reiner Bequemlichkeit kein Auto ist, was jemand unbedingt fahren "muss", ist mir alles lieb.

  • Jetzt werden die Leute nach Gelsenkirchen ziehen, nach Schalke und dem Steigerlied der dritte Grund.

    Es hilft nichts: Wir müssen den fettleibigen Autoplatz endlich kappen und ihn Menschen geben: zu Fuß, Rad, Bus und Bahn. Wer eigene oder Leih-räder hat, braucht keinen Roller. Ein Leihradsystem reicht.

  • Niemand hat doch wirklich geglaubt, dass diese halsbrecherischen Fortbewegungsmittel ernsthaft Menschen dazu bewegen, das Auto stehenzulassen. Die E-Scooter verfolgen nur einen Zweck: Geld verdienen - mit geringen Kosten und Aufwand ...

    Natürlich machen E-Scooter den Lauffaulen auch Spaß ... bis zum ersten Sturz.

  • Immer wenn mir die Dinger im Weg stehen (also ziemlich oft) schmeiß ich sie hinters nächste Gebüsch.

    • @silicananopartikel:

      Stellen Sie sie doch zur Seite oder auf Autoparkplätze.



      Wenn Sie eine Abreaktion brauchen, lassen Sie sich Aufkleber "Weiche, Satanas!" drucken o.ä., aber haben Sie Mitleid mit Büschen, bitte!

    • @silicananopartikel:

      Super Idee. Einem Übel mit einem größeren Übel zu begegnen.

  • "Die Roller könnten den Verkehr klimafreundlicher machen – tun es aber nur selten."



    Können sie nicht und könnten sie nicht.



    Weil das Konzept dazu nicht taugt.

    Natürlich kann man auch mit einem Brotmesser einen Baum fällen - aber praktikabel ist das eben nicht.

    • @Bolzkopf:

      Also, wissen Sie, es gibt da so japanische Brotmesser...

      Die e-Scooter könnten schon einen Sinn haben. Aber dann würde man damit kein Geld verdienen (wobei das Geschäftsmodell eh so ein scale bullshit ist).

  • Die Dinger sind längst nicht so übel wie Autos, wirklich schlecht ist, dass sie (bzw. ihre Nutzer:innen) Fußgänger- und Fahrradinfrastruktur kapern. Abgestellt und gefahren werden sollten die nur auf Flächen, die Automobilen zugeordnet sind.

  • Zu Gelsenkirchen wurde bereits 1961 alles gesagt:

    www.youtube.com/watch?v=F3XGBJnUMIY

    Falls es interessiert: mit dem e-Scooter fahre ich nur von der Fahrradwerkstatt wieder heim.

  • Es ging Jahrzehnte ohne E-Roller. Da waren die Radwege für die Radfahrer und die Fußwege für die Fußgänger da. Heute weichen die Leute (mit Kinderwagen) auf die Straße aus, weil auf den Fußwegen die Roller stehen oder liegen. Die Radfahrer fahren auf den Gehwegen, weil auf der Straße die Fußgänger unterwegs sind. Eventuelle Autofahrer tasten sich durch das unübersichtliche Gewimmel.



    Sarkasmus beiseite. Ich bin Radfahrer - ohne E - und sehe mir schon an, wer E-Roller fährt. Studenten, Teens und andere, die eigentlich gut zu Fuß sein müßten.

    Aber E-Roller-Vermietung muß genauso dringend sein wie Flix-Bus. MwSt Einnahmen zählen. Auszugleichende Verluste aus den startups nimmt der Steuerzahler gerne in Kauf.

  • Endlich weniger von den Dingern wenigstens in einer Stadt. Ich hoffe dass bald andere Städte folgen. Natürlich habe ich nichts gegen Roller, aber diese Dinger sind alle aus China, schicken Bewegungsdaten an Zentrale Server in China und man benötigt ausgerechnet eine Handyapp um es zu benutzen: Der gläserne Mensch durch und durch.



    Eine Stadt sollte ein gutes unabhängiges und freies Konzept auf die Beine stellen um solche Fortbewegungsmittel ergänzend anzubieten.



    Vom Müllproblem ganz abgesehen natürlich. Warum hat man nicht robuste Roller ohne "E"? Das wäre viel günstiger, besser für die Leute und für die Umwelt.

    • @realnessuno:

      "...aber diese Dinger sind alle aus China, schicken Bewegungsdaten an Zentrale Server in China..."

      Und China kann mit der Info, dass Erwine Meierlein von Bahnhof Alex zum nächsten MacD gerollt ist, was anfangen?

      Die Datensammlung ist doch wohl das geringste Problem bei den Dingern.