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US-Reaktionen auf Irans MilitärschlagSolidarität nach Angriff auf Israel

Der iranische Militärschlag auf Israel wurde mit Hilfe Verbündeter abgewehrt. In den USA könnte der Angriff zum Katalysator für Militärhilfen werden.

Joe Biden und sein Nationales Sicherheitsteam beraten am Samstagabend (US-Zeit) im Weißen Haus zur Lage in Nahost Foto: Adam Schultz / Weißes Haus via ap

Washington taz | Iran hat seinen Drohungen an diesem Wochenende Taten folgen lassen. In einem koordinierten Militärschlag feuerte Iran hunderte von Raketen und Drohnen auf Israel ab. Das bestätigte die iranische Nachrichtenagentur IRNA am späten Samstag unter Berufung auf eine Mitteilung der Revolutionsgarden. In Israel waren aufgrund des Angriffs in der Nacht Explosionen und Luftangriffssirenen zu hören.

Laut Angaben des israelischen Militärs wehrten die ausgeklügelten Luftabwehrsysteme Israels und verbündeter Staaten 99 Prozent der abgefeuerten Geschosse ab.

Dem US-Militär gelang es offiziellen Angaben zufolge, mehrere iranische Drohnen abzuschießen. Gleichzeitig beendete US-Präsident Joe Biden seine geplante Wochenendreise zu seinem Strandhaus an der Atlantikküste vorzeitig, um mit Kabinettsmitgliedern und anderen Regierungsberatern die Lage im Nahen Osten zu beraten.

„Die Vereinigten Staaten werden dem israelischen Volk zur Seite stehen und es bei der Verteidigung gegen diese Bedrohungen aus dem Iran unterstützen“, sagte die Pressesprecherin des Nationalen Sicherheitsrates Adrienne Watson in einer Stellungnahme am Samstag. Das Team des Präsidenten befände sich in ständigem Austausch mit israelischen Partnern sowie anderen Verbündeten, hieß es weiter. Am späteren Abend telefonierte Biden länger mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu. „Der Iran – und dessen von Jemen, Syrien und Irak aus operierende Stellvertreter – starteten einen beispiellosen Luftangriff auf militärische Einrichtungen in Israel. Ich verurteile diese Angriffe auf das Schärfste“, so Biden.

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Angriff als Katalysator für US-Militärhilfen

Sein Vorgänger und Präsidentschaftskontrahent, Ex-Präsident Donald Trump, erklärte hingegen in einem Post auf seinem eigenen sozialen Netzwerk Truth Social, dass es unter seiner Führung zu solch einem Angriff auf Israel nicht gekommen wäre. „Israel wird angegriffen. Das hätte niemals passieren dürfen – das wäre niemals passiert, wenn ich Präsident wäre!“

Der republikanische Fraktionsführer im US-Senat, Mitch McConnell, sieht den iranischen Angriff auf Israel als einen möglichen Katalysator für das von der Biden-Regierung ausgearbeitete Sicherheitspaket, welches seit Monaten im US-Kongress feststeckt. „Der Kongress muss seinen Beitrag leisten“, sagte der Senator aus Kentucky in einer Pressemitteilung. Neben militärischen Ressourcen für Israel beinhaltet das Paket auch dringend benötigte Leistungen für die Ukraine und US-Verbündete in Asien.

Der republikanische Abgeordnete Steve Scalise erklärte, dass das US-Repräsentantenhaus in der kommenden Woche einen Gesetzesentwurf zur Unterstützung von Israel auf die Agenda setzen wolle. „Das Repräsentantenhaus steht hinter Israel und es muss für diesen grundlos Angriff Konsequenzen geben“, so der Abgeordnete aus Louisiana.

Erster direkter Militärschlag gegen Israel

Der Angriff, der sich über mehrere Stunden hingezogen hatte, konnte – ersten Berichten aus Israel zufolge – größtenteils vereitelt werden. Wie ein Sprecher des israelischen Militärs mitteilte, wurden die meisten Drohnen und Raketen bereits außerhalb des israelischen Luftraums abgefangen. Nur eine „Handvoll“ Raketen sei in Israel eingeschlagen, sagte Daniel Hagari. Leider wurde dabei ein zehnjähriges Mädchen lebensgefährlich verletzt.

Es war das erste Mal, dass der Iran einen direkten Militärschlag gegen Israel unternommen hat und das, obwohl die beiden Länder seit Jahrzehnten auf Kollisionskurs liegen. Der Hamas-Angriff am 7. Oktober, bei dem mehr als 1.200 Menschen in Israel getötet wurden, und der darauffolgende Krieg im Gazastreifen, der bislang mehr als 33.000 Menschenleben gefordert hat, haben dies nur noch verstärkt.

Als dann am 1. April zwei iranischen Generäle bei einem Luftangriff auf ein iranisches Konsulat in Syrien getötet wurden, kündigte das Regime in Teheran Vergeltung an. Iran beschuldigt Israel für den Anschlag. Tel Aviv hat sich dazu bislang nicht geäußert.

Die Gefahr, dass sich der Gaza-Krieg zu einem größeren regionalen Konflikt ausweiten könnte, bestand von Anfang an. Ob es nun im Anschluss an Irans Angriff zur befürchteten Eskalation kommen wird, bleibt abzuwarten. Präsident Biden will am Sonntag mit den Staatschefs der G7-Länder über eine mögliche Reaktion beraten.

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23 Kommentare

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  • Eine Reaktion auf den Angriff Israels auf die iranische Botschaft in Syrien war zu erwarten und sicherlich von Israel auch einkalkuliert.

    Für mich sieht das danach aus, dass Israel per Eskalation seine Verbündeten, insbesondere die USA, straffer an sich binden will.

    Das Ziel wurde erreicht. Und gleichzeitig kann man nun weiter mit äußerster Härte auch gegen die Bevölkerung im Gaza vorgehen.

  • Zur Vergegenwärtigung

    Seit Ende des zweiten Weltkrieges und mit Gründung der UNO gilt ein weltweites Kriegsverbot.



    Nur in zwei Ausnahmen erlaubt die Weltgemeinschaft kriegerische Maßnahmen.



    - Erstens gilt das Recht auf Selbstverteidigung.



    - Zweitens darf Krieg gegen ein Land geführt werden, wenn dafür ein ausdrückliches Mandat des UNO Sicherheitsrates vorliegt.



    Abgesehen von diesen zwei Ausnahmen ist Krieg international verboten.

    Hierzu die Charta der Vereinigten Nationen, San Francisco am 26. Juni 1945 :



    " Wir die Völker der Vereinigten Nationen - fest entschlossen, künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat - haben wir beschlossen :



    Alle Mitglieder unterlassen in ihren internationalen Beziehungen jede gegen die territoriale Unversehrtheit oder die politische Unabhängigkeit eines Staates gerichtete oder sonst mit den Zielen der Vereinten Nationen unvereinbare Androhung oder Anwendung von Gewalt.,"

  • 4G
    48798 (Profil gelöscht)

    Vielleicht in dem Zusammenhang erwähnenswert:



    Die USA haben jegliche militärische Unterstützung eines nun befürchteteren israelischen Vergeltungsschlags ausgeschlossen:

    edition.cnn.com/mi...1c71cfa11d50bde308

    Das trägt der eigenen Position Rechnung, mit der der vorangehende israelische Angriff auf das iranische Konsulat selbst von den Amerikaners wegen des Eskalationspotentiales abgelehnt wurde.



    Im Gegensatz zur Bundesregierung, versteht sich.

  • Und wieder. Aktion , Reaktion, Aktion, Reaktion. Ein Teufelskreis.

  • Nachdem die iranische Botschaft in Syrien völkerrechtswidrig bombardiert wurde, dabei 16 Menschen ums Leben kamen, musste damit gerechnet werden. Wirklich überrascht hat es keinen.

  • Bin ich der einzige, der es merkwürdig findet,dass es jetzt wieder so dargestellt wird, dass Israel das arme angegriffene Opfer ist. Hallo?



    Der Konflikt mit der Hisbollah im Libanon köcheltl seit Jahren mit gegenseitigem Beschuß vor sich hin. Israel war es, das den Konflikt mit dem Anschlag auf die iranische Botschaft im Irak eskaliert hat. Gerade die USA müsste doch bei den Stichworten "Botschaft" und "Iran" begreifen, dass Angriffe auf Botschaften ein No-Go sind. Damit hat Israel die Souveränität von Jordanien, Syrien, Iran und Irak verletzt.



    Man kann NULL Sympathien für das Iranischen Theokratie-Regime haben und trotzdem finden, dass es Israel war, dass die Eskalation gesucht hat - und der Grund ist nicht schwer zu erkennen: Es zwingt damit die USA wieder an seine Seite, die kurz davor war, auch Waffenlieferungen zu begrenzen...

  • Sie haben den Iran mit einem Angriff auf einen Botschaft (nicht auf Waffenkonvois) zu einer Reaktion gezwungen. Alternativ hätte die iranische Führung wieder einmal mehr das Gesicht verloren. Die Reaktion war so vorhersehbar dass ich den Aufschrei als gekünstelt empfinde. So löst man keine Konflikte.

    • @sachmah:

      Wenn der Iran die Botschaft für militärische Zwecke nutzt, worauf die Anwesenheit der Pasdaran deutet verliert sie ihren speziellen Schutzstatus, genauso wie Krankenhäuser in Gaza die als Waffenlager genutzt werden.

      • @Machiavelli:

        So allmählich frage ich mich, warum eigentlich in allen deutschen Medien die Erzählungen und Bewertungen aus Israel so bereitwillig und ohne kritische Hinterfragung übernommen werden...



        Da sind -teilweise- selbst die Amerikaner besser - und das in Publikationen, die sogar Juden gehören (WP, Jeff Bezos, NYT). Wie schaffen die das?

      • @Machiavelli:

        Wenn jeder und jede Botschaften bombardieren dürfte in denen sich zeitweise oder dauerhaft Militärangehörige wie Generäle oder andere Offiziere, Mitglieder von Militärgeheimdiensten aufhalten, dann lägen vermutlich nicht nur israelische Botschaften sondern auch die der USA, der Briten, Franzosen, Deutschen und viele mehr in Trümmern und niemand dürfte sich darüber beschweren.



        Genau das ist ja der Grund, warum Botschaften besonderem Schutz unterliegen, sie werden als Staatsgebiet des betreibenden Staates betrachtet. Wer's nicht glaubt, kann gern die Amis fragen, ob das für eine US-Botschaft im Iran einmal so bewertet wurde....

        • @Monomi:

          Iran und Syrien sind im Krieg mit Israel, wenn eine Gebäude des Konsulats als militärischer Stützpunkt genutzt wird ist das ein Ziel im Krieg.

      • @Machiavelli:

        Hmm. Sie stellen das Botschaftsgebäude als Stützpunkt der Pasdaran dar. Haben Sie dafür Belege?



        Für mich sieht das Ziel der Bombardierung mehr nach einem Treffen mehr oder weniger hochrangiger Mitglieder aus.

        • @Rudolf Fissner:

          Die werden da nicht auf einer Dinnerparty gewesen sein.

        • @Rudolf Fissner:

          Warum sollen die sonst da gewesen sein? Habe Sie Belege, dass das die Israelis waren, außer "Wer soll es denn sonst gewesen sein?“

          • @Normalo:

            Dass keine Belege für einen Stützpunkt der Pasdaran vorliegen, das wissen Sie doch selber.

  • für mich sieht das - insbesondere mit der ankündigung in den medien, dass das eine konzertierte aktion war.



    es scheint, der derzeitige status soll beibehalten werden. von allen seiten.

  • In beiden Fällen scheinen Regierungen mehr bestrebt durch Eskalationen ihren Machterhalt zu sichern als die geltenden Probleme zu lösen.

    • @Vidocq:

      Mir ist nicht bekannt, dass Israel seit Jahrzehnten islamisitische Terror-Organisationen in der Region unterstützt.

      • @Pi-circle:

        Ich meine auch in dieser Zeitung gelesen zu haben, daß Netanjahu die Finanzierung der Hamas durch - ich glaube Katar - sehr wohlwollend tolerierte.

    • @Vidocq:

      Vermutlich sehen aus der jeweiligen Sicht die Probleme komplett anders aus.

    • @Vidocq:

      Im Krieg sollte man schon wissen auf welcher Seite man steht.

      • @Pi-circle:

        Ja, auf der Seite derer, die alles daran setzen, dass Vernunft und Diplomatie wieder Einzug halten - nicht auf der Seite derer, die noch Öl ins Feuer gießen und durch eine Politik der Delegitimierung der UNO einem globalen “clash of civilisations” (Huntington) das Wort reden.

        • @Abdurchdiemitte:

          Vielleicht war es ja ein Druckventil: Man zelebriert seine Rache, ohne dass es groß wehtut, und die nationale Seele hat erstmal Ruh und schreit nicht nach noch härteren Konsequenzen...