Rüstungsexporte der Ampel-Regierung: Meistens leider notwendig
Deutschland hat in diesem Jahr so viele Rüstungsgüter exportiert wie noch nie. In Anbetracht der Weltlage war das Meiste notwendig, aber nicht alles.
E s ist nicht das erste – und wahrscheinlich auch nicht das letzte Versprechen, das die Ampel bricht: Anstatt den Export von Rüstungsgütern wie im Koalitionsvertrag geplant einzudämmen, genehmigt sie in diesem Jahr so viele Waffenausfuhren wie noch nie. Wirklich freuen kann sich darüber wohl nur die hiesige Rüstungsindustrie. Ansonsten ist der Rekord zwar ein außenpolitischer Offenbarungseid der Bundesregierung – aber in Anbetracht der „Zeitenwende“, Russlands Krieg gegen die Ukraine, absolut notwendig. Leider.
Wenn die Bundestagsabgeordnete Sevim Dağdelen von der Wagenknecht-Gruppierung und weitere Linke die Waffenexporte nun instrumentalisieren, um gegen den „sinnlosen Abnutzungskrieg in der Ukraine“ zu wettern, verkennen diese, dass die Waffen für das angegriffene Land auch ihre Freiheiten in Westeuropa sichern.
Mehr als ein Drittel der genehmigten Ausfuhren ging an die Ukraine. Und möglicherweise müssen Berlin und Europa im kommenden Jahr sogar noch eine Schippe drauflegen, falls die USA sich wegen innenpolitischer Scharmützel zwischen Demokraten und Republikanern weiter als Sheriff der Weltpolitik zurückziehen.
Wie es richtig ist, dass 90 Prozent der übrigen Waffenexporte auf Staaten aus der EU, der Nato, Israel, Japan, Australien oder Südkorea entfallen, genauso stimmt es auch, dass Deutschland dringend ein Waffenexport-Kontrollgesetz benötigt. Denn: Weiter gibt es – wenn auch in geringem Umfang – Exporte an Diktaturen wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, Katar oder Ägypten.
Für Ausfuhren in diese nicht dem westlichen Lager zuzurechnenden Staaten gilt die Ausrede der „Zeitenwende“ nur eingeschränkt. Es muss der Bundesregierung möglich sein, diese Staatengruppe auch ohne Waffenexporte halbwegs freundlich zu stimmen. Auch mit Eurofighter-Kampfjets könnte man sie wohl kaum vom „Abdriften aus dem westlichen Lager“ fernhalten, wie das die CDU insinuiert – da waren sie nie drin.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“