Einigung auf Legalisierung von Cannabis: Kein schlechter Deal

Das Kabinett hat die begrenzte Cannabis-Legalisierung auf den Weg gebracht. Damit beschreitet die Regierung einen Mittelweg – und das ist auch gut so.

Eine Person raucht einen Joint und es gibt viel Qualm.

Demnächst ein Feierabendtütchen statt ein Bier? Foto: imago

Die Debatte um die Legalisierung von Cannabis ist – wie die um ähnlich emotionale Themen – mal wieder eine Einladung zum Aushalten von Ambivalenzen. Wer sich auf die seriösen Argumente von Be­für­wor­te­r*in­nen und Geg­ne­r*in­nen gleichermaßen einlässt, wird kaum zu einem vorbehaltlosen „Ja klar machen wir das (nicht)“ finden. Insofern ist der am Mittwoch im Kabinett verabschiedete Gesetzentwurf kein schlechter Deal.

Ob Genuss oder medizinische Gründe: Menschen konsumieren Cannabis. Davon ist erst einmal auszugehen und daran ändert ganz offensichtlich auch eine Kriminalisierung nichts. Vielmehr führt sie zu organisierten kriminellen Strukturen mit allen bekannten wie unerwünschten Begleiterscheinungen – für die Gesellschaft und für die Betroffenen. Dass Cannabis- und Alkoholkonsum unterschiedlich behandelt werden, ist auch nur im Sinne eines Traditionsrechts hinnehmbar.

Neben den guten Erfahrungen, die Länder mit fortgeschrittener Legalisierung gemacht haben, gibt es allerdings auch diese: Der Konsum steigt nach einer Legalisierung erst einmal an und kriminelle Strukturen werden nur dann maximal eingedämmt, wenn der Verkauf von Cannabis so wenig wie möglich reguliert wird. Das wiederum birgt aber die Gefahr der Kommerzialisierung und damit wiederum einer Erhöhung des Konsums. Auch bei Kindern und Jugendlichen kann die Verfügbarkeit und Akzeptiertheit von Drogen den Konsum erhöhen.

Nur gesunde Menschen können ohne Probleme kiffen

Natürlich bekommt nur ein ganz kleiner Teil der Konsumierenden gesundheitliche Probleme. Aber das sind eben die besonders schützenswerten, ein Spiegel für andere gravierende Probleme unserer Gesellschaft. „Nur psychisch, ökonomisch und sozial gesunde Menschen können ohne Probleme saufen, kiffen und Partydrogen nehmen“, sagte der inzwischen verstorbene Berliner Substitutionsmediziner Chaim Jellinek.

Die Abgründe der Vernachlässigung von Kindern, die massiver Drogenkonsum sichtbar macht, sind kaum zu ertragen – wenn man sie an sich heranlässt. Und sie bleiben – Stichwort Kinder- und Jugendschutz – eine gesellschaftliche Aufgabe, mit und ohne Legalisierung.

Wenn wir jetzt also eine Teillegalisierung bekommen, die stark reguliert ist, mit Erprobung und Evaluierung arbeitet und von einer vor allem auch an Kinder und Jugendliche gerichteten Aufklärungskampagne begleitet wird, dann mag das den einen schon zu viel und den anderen noch zu wenig sein. Womöglich ist aber ein Mittelweg gefunden, der sowohl medizinischen Bedenken Rechnung trägt als auch Fragen der Kriminalprävention und Selbstbestimmtheit.

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Redakteurin in der Inlandsredaktion, schreibt über Gesundheitsthemen und soziale (Un-) Gerechtigkeit.

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