Überlastung des Schulsystems: Ein Teufelskreis namens Schule

Das Schulbarometer zeigt, welche Belastungen Corona für Leh­re­r:in­nen wie Schü­le­r:in­nen bedeutet. Bund und Länder müssen hier dringend handeln.

Jacken und Taschen hängen in einer Grundschule an einer Garderobe

Eine Mehrheit der Leh­rkräfte ist so überlastet, dass sie ihren Job nicht mehr gut machen kann Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Wie überfordert das System Schule ist, hätte schon vor der Pandemie Anlass zu großer Sorge bereiten müssen. Seit Jahren sind die Schulabbrecherquoten schmerzlich hoch. Pisa-Rankings belegen ein ums andere Mal, dass Deutschland das Versprechen auf Chancengleichheit immer noch nicht einlöst. Und Schul­lei­te­r:in­nen müssen sich viel zu viel mit Verwaltungsaufgaben und unbesetzten Stellen herumschlagen. Krisenmanager ist keine übertriebene Bezeichnung für ihren Job.

Und jetzt noch Corona. Wie sehr die mehr als zwei Jahre Pandemie zu Buche schlagen, zeigen aktuelle Daten des Deutschen Schulbarometers. Ausgebrannte Lehrkräfte, verhaltens­auffällige Kinder, fehlende Hilfsangebote. Was die rund 1.000 dafür befragten Leh­re­r:in­nen beobachten, ist im höchsten Maße alarmierend. Denn sie beschreiben einen Teufelskreis, den die Schulen ohne Hilfe von Bund und Ländern nicht werden durchbrechen können.

Eine überwiegende Mehrheit der Leh­re­r:in­nen ist so überlastet, dass sie ihren Job nicht mehr gut machen kann. Drei von vier Lehrkräften sagen, dass ihre Schule nicht mehr alle Schü­le­r:in­nen ausreichend unterstützen kann; auf deren Sorgen und Ängste kann gerade mal jede zweite Lehrkraft wirklich eingehen. Gleichzeitig stellen fast alle Päd­ago­g:in­nen fest, dass die Kinder im Vergleich zum Frühjahr 2020 aggressiver, unkonzentrierter, unruhiger geworden sind. Schul­psy­cho­lo­g:in­nen aber gibt es laut dem Schulbarometer nur an jeder dritten Schule.

Bund und Länder müssen dringend für Entlastung an Schulen sorgen. Dass dies keine leichte Aufgabe wird, wenn in vielen Regionen Fachkräfte fehlen, ist klar. Das heißt aber nicht, dass man gar nichts tun kann. Mit zusätzlichen Verwaltungsstellen würde den Schulleitungen Arbeit abgenommen. Auch müsste es möglich sein, an jeder Schule eine professionelle psychologische Betreuung anzubieten.

Schließlich muss die Politik die Weichen dafür stellen, dass Schulen künftig noch stärker aus multiprofessionellen Teams bestehen. Etwa indem mehr Er­zie­he­r:in­nen und Schul­so­zi­al­ar­bei­te­r:in­nen ausgebildet und zu besseren Konditionen angestellt werden. Davon hätten alle was: Schü­le­r:in­nen, Lehrkräfte – und sie selbst.

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Seit 2013 für die taz tätig, derzeit als Bildungsredakteur sowie Redakteur im Ressort taz.eins. Andere Themen: Lateinamerika, Integration, Populismus.

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