Podcast „Weißabgleich“: Von wegen „westliche Werte“
Die Luftbrücke nach Kabul ist beendet, zurück bleiben tausende Afghan*innen. Wer das von hier beobachtet, kann nur verzweifeln.
BERLIN taz | Die Bundeswehr hat ihren Evakuierungseinsatz in Afghanistan beendet. Die letzten deutschen Soldaten sind auf dem Weg nach Hause und zurück bleiben tausende Afghaninnen und Afghanen, auf der Flucht vor den Taliban. Unter ihnen, so schätzt das Auswärtige Amt, sind allein 10.000 sogenannte Ortskräfte, die eigentlich berechtigt wären, nach Deutschland auszureisen. Sie sind an bürokratischen Hürden gescheitert, konnten den Flughafen nicht erreichen oder wurden am Gate abgewiesen. Was nun aus ihnen wird, kann niemand sagen.
Hier in Deutschland stellt sich bei vielen Menschen unterdessen Verzweiflung ein. In den sozialen Netzwerken äußern viele ihre Wut. Sie sind wütend auf die Bundesregierung, die sich in Ausreden flüchtet, man habe die Lage unterschätzt. Sie sind auch wütend auf Politiker*innen der Union, die fürchten, die Aufnahme von Geflüchteten würde ihre eigene Wählerschaft verunsichern. Es sind Politiker*innen, die ihr eigenes Machtinteresse über die allgemeinen Menschenrechte stellen.
Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
In der neuen Folge des taz-Podcast „Weißabgleich“ greifen die taz-Redakteurinnen Lin Hierse und Malaika Rivuzumwami diese Gefühle auf. Sie fragen sich, was die viel beschworenen „westlichen Werte“ angesichts der Katastrophe in Afghanistan eigentlich wert sind. Sie reden darüber, wieso die Bilder von US-Soldaten, die afghanische Babys evakuieren, nicht heroisch sind. Und sie beleuchten das Narrativ, 2015 sei eine deutsche Glanzleistung in Sachen Menschenfreundlichkeit gewesen.
„Weißabgleich“ Der taz-Podcast über den nicht-weißen Blick auf Politik und Alltag immer monatlich auf taz.de, Spotify, Deezer und iTunes.
Leser*innenkommentare
Jörg Radestock
Von wegen „westliche Werte“
Was die Nichtbeachtung von westlichen Werten, wie Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Gleichheit, Individualismus und Toleranz in einer liberale Demokratie mit der Abschiebung von schweren Straftätern (Mord oder Vergewaltigung) zu tun haben erschließt sich mir auch nach dem Podcast nicht. Aber jeder lebt wohl in seiner eigenen Blase.
Gretchen Müller
Warum verwundert mich das alles nicht.
Ich bin jetzt 55, habe bei der Bundeswehr den ersten Auslandseinsatz in Somalia mitgemacht, am Ende war alles für die Katz .
Das Land ist vor die Hunde gegangen, ganz zu schweigen davon das mich Demonstranten als Kindrrmörder beschimpft haben als wir nach Deutschland zurück kehrten.
Die Frage für die zukünftigen Regierungen und Politiker wird sein, überlassen wir Länder ihrem Schicksal und helfen nicht militärisch oder helfen wir nur mit Geld und Aufnahmen von flüchtenden Menschen?
Und nach meiner Erfahrung als alter weißer Mann wird beides nicht klappen