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SPD streitet über KanzlerkandidatenKrisenbewältigung am Tag danach

Kevin Kühnert will den SPD-Kanzlerkandidaten Scholz vor „destruktiver Kritik“ schützen. An der Basis gibt es Kritik an der Nominierung.

SPD-Vize Kevin Kühnert versucht die Stimmen der KritikerInnen zu kanalisieren Foto: Kay Nietfeld/dpa

BERLIN taz | SPD-Chefin Saskia Esken macht sich am Tag nach der Kür von Olaf Scholz zum Kanzlerkandidaten Sorgen. „Ich verstehe die Emotionen. Und kann nur weiter um Euer Vertrauen werben“, twittert Esken und plädiert dafür, „gemeinsam mit Olaf Scholz“ zu arbeiten.

Offenbar sind in der SPD nicht alle glücklich, dass Scholz der neue starke Mann der Partei wird. Auch Eskens Co Norbert Walter-Borjans sieht, dass die SPD-Spitze mit der Nominierung des Parteirechten Scholz manche ihrer eigenen Unterstützer verprellt hat. „Es wäre unehrlich und unfair, das zu bestreiten, und man kann das ja auch bei Twitter verfolgen“, so Walter-Borjans.

Die Inszenierung der Kür hatte erstaunlich problemlos funktioniert. Esken und Walter-Borjans hatten am Wochenende in Interviews für ein linkes Bündnis geworben. Dies war das Intro für die Scholz-Kür und sollte die Linie markieren: Die SPD strebt mit dem Mittemann Scholz nach einem linken Bündnis.

Dass die Kandidatur nicht vorab an Medien durchgestochen wurde, deutet die SPD als Beweis ihrer neuen Eintracht. Katja Kipping, Chefin der Linkspartei und Befürworterin eines Bündnisses mit SPD und Grünen, zeigt sich beeindruckt. „Die Einigkeit der SPD strahlt Entschiedenheit aus“, so Kipping zur taz. Deutlich reservierter klang Grünen-Chef Robert Habeck. Die Grünen-Spitze ist auf Schwarz-Grün geeicht und empfindet das Thema Linksbündnis eher als störend.

Unverständnis der Basis

Doch ganz so reibungslos ist die Rückkehr von Olaf Scholz als Nummer eins der SPD dann doch nicht. Und kann es auch kaum sein. Die Wahl der Parteilinken Esken und Walter-Borjans im letzten Winter hatte Gräben und den tiefen Frust der SPD-Basis über die ewige Rolle als Merkels Junior sichtbar gemacht. Die SPD-Linke Hilde Mattheis will daher nun „nicht in die Jubelorgie einsteigen“. Sie spricht aus, was sich in der SPD einige fragen: „Kann ein Kanzlerkandidat mit so vielen Altlasten die Glaubwürdigkeit der Partei erhöhen?“ Scholz gilt manchen als Symbol des Alten, das man doch mit der Wahl einer linken Parteispitze abstreifen wollte.

Sauer ist Andrea Ypsilanti, früher hessische SPD-Landtagsabgeordnete und 2009 gescheiterte Ministerpräsidentin. Scholz’ Wahl sei „nicht „nur“ die Festlegung auf die Kanzlerkandidatur, sondern ein Backlash. „Die SPD als transformatorische Kaft im Zusammenspiel mit Bewegung fällt aus. Ich bin fassungslos über diesen Coup“, twittert Ypsilanti. Auch SPD-Basismann Daniel Reitzig von #NoGroKo hält Scholz „für die Verkörperung dessen, was in der SPD in den letzten 15 Jahren falsch gelaufen ist: neoliberale Politik und Opportunismus“. Zudem habe Scholz die „GroKo öffentlich nicht ausgeschlossen“.

Ypsilanti und Mattheis repräsentieren nicht den organisierten linken Flügel der SPD. Die parlamentarische Linke (PL) steht hinter der Entscheidung für Scholz. Viel Redebedarf gibt es bei den Jusos, die 2017 die #NoGroko-Kampagne anführten und ohne deren Unterstützung Esken und Walter-Borjans nicht Parteichefs geworden wären. Jusochef Kevin Kühnert telefonierte am Montag viel und lange mit den JunggenossInnen. Kühnert, mittlerweile auch Parteivize und Stratege im Willy-Brandt-Haus, war zentral an der Nominierung seines einstigen Gegners Scholz beteiligt.

Die SPD-Linke Hilde Mattheis will nicht in die Jubelorgie einsteigen

Am Dienstag warnte er vor der SPD-Zentrale eindringlich vor „destruktiver Kritik“ an Scholz. Manche hätten sich in dem Weltbild eingerichtet, in dem „die SPD der Trottel sein muss, nichts richtig machen darf, weil sonst das eigene Weltbild in seinen Grundfesten erschüttert ist“. Anders als Peer Steinbrück 2013 fordere Scholz keine Beinfreiheit für sich ein – vielmehr sei auch Scholz für die Vermögensteuer und habe in der Coronakrise viel richtig gemacht.

„Wir laufen, anders als früher, in die gleiche Richtung“, so der Vizechef der SPD, der sich im Schnelldurchlauf zu einem Realpolitiker entwickelt hat. Auch „die überragende Mehrheit der Jusos“ stehe, so Kühnert, hinter Scholz. Offenbar soll dieses Plädoyer Unmut im linken Teil der SPD-Basis kanalisieren und Scholz Loyalität signalisieren.

Jessica Rosenthal, Juso-Chefin in NRW und designierte Nachfolgerin von Kühnert als Bundeschefin, gibt kurz danach in Düsseldorf eine knappe Pressekonferenz. Scholz habe bei „uns Jusos keine Euphorie ausgelöst“, sagt sie. Man erwarte von dem Kandidaten viel programmatisches Entgegenkommen – von der sozialökologischen Wende bis zur Umverteilung. Aber natürlich werden die Jusos Scholz unterstützen. „Ich traue Olaf Scholz zu, dass er 16 Jahre Merkel beenden kann“, so Rosenthal. Die meisten SPD-Linken wollen den Eindruck vermeiden, dass es mit der viel gelobten Eintracht schon nach Stunden vorbei ist.

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43 Kommentare

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  • "Die Grünen-Spitze ist auf Schwarz-Grün geeicht und empfindet das Thema Linksbündnis eher als störend." das ist ja mal ne steile These, zumindest müsste es kalibriert heißen. Eichen bedeutet amtliches Prüfsiegel. Von wem? Natürlich von Söder, dem allseits Hochgelobten. Im gläubigen Landesteil gilt aber auch: Hochmut kommt vor dem Fall. Habeck und Söder, ich glaube, da reicht eine Baumumarmung und noch einiger typisch söderpopulistische Firlefanz dann doch nicht aus. Nur gut, dass die Grünen sich schon mal auf 130 auf Autobahnen festgelegt haben. Selbst wenn Scheuer dann nichts mehr zu sagen hat, wird das schwer im 2 Premiummarken-Söderland mit dem höchsten Waffenexportanteil in der BRD, auch in die Türkei, die diese dann gegen Griechenland einsetzt. Da werden Merkel und Söder aber ganz kleinlaut werden.

  • einen kanzlerkandidaten aufzustellen obwohl man keine oder nur eine geringe chance hat die zweitstärkste partei oder wenigstens die stärkste regierungspartei in einer anderen koalition zu werden und auch keine besonders grosse wenigstens die stärkste oppositionspartei zu werden ist lächerlich.und dann auch noch einen kanzlerkandidaten zu küren dessen politik die partei soweit heruntergebracht hat ist der gipfel der blamage.dass sich Kevin Kühnert dafür hergibt,lässt mich daran zweifeln ob er wirklich ein hoffnungsträger für die erneuerung seiner partei sein kann



    die "s"pd sollte solange wie sie nicht die möglichkeit hat die stärkste partei im parlament oder wenigstens die stärkste regierungspartei zu werden darauf verzichten kanzlerkandidat*innen aufzustellen.



    Kevin Kühnert ist zu schwach um in seiner partei den notwendigen personalpolitischen neuanfang -dessen hauptzweck der abgang aller hartzist*innen von der politischen bühne wäre durchzusetzen.



    so wird die spd wahrscheinlich eine weitere wahl verschenken beziehungsweise dafür verschwenden den hartzisten Olaf Scholz loszuwerden.bis zu dessen abgang dürfte die partei politisch gelähmt sein.obwohl das kein ganz passender witz ist fragt man sich was die spd wohl daraus lernen wird wenn dem sogenannten (Martin)"Schulz" effekt(ein strohfeuer der öffentlichen begeisterung dass noch vor der wahl erlosch) noch nicht mal ein (Olaf)"Scholz" effekt zu folgen vermag.

  • "Krisenbewältigung am Tag danach"

    Hat sich eine Naturkatastrophe ereignet?

    Gab es einen Terroranschlag?

    Ach was, die SPD hat wieder einmal einen Kanzlerkandidaten.

    • @Jim Hawkins:

      Naturkatastrophe

      Reicht Ihnen nicht, dass Scholz Kanzlerkandidat wurde?

  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    Gäbe es Links der SPD was zu gewinnen hätte die Linkspartei was davon mitbekommen, will man Mehrheiten gewinnen muss man ein gesamtheitliches Konzept entwickeln. Wenn die Leute hier darüber reden was sie von der SPD wollen reden sie über Sozialpolitik aber wie sieht SPD Verteidigungspolitik aus? Außen und Europa politik und wie verkauft man das an die Wähler? Die SPD tritt schlicht nicht als Kanzlerpartei in Erscheinung.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Den eigenen Einzug in den BT im Blick hat KK offenbar die elastisch Drehbarkeit des Halses trainiert.

    • @80576 (Profil gelöscht):

      Kommentar entfernt. Bitte beachten Sie die Netiquette.

      • @Rolf B.:

        Von den Grünen zu lernen versucht die SPD doch schon seit Jahren, das geht aber jedes mal in die Binsen, siehe Doppelspitze.

        • @FancyBeard:

          wenn die spd wieder wahlen gewinnen will muss sie erst einmal verstehen wo sie sie nicht gewinnen kann.von den wähler*innen die die spd an die linke verloren hat-kehrt kaum eine oder einer zu dieser partei zurück



          die grünen sind eine partei die viele junge wähler*innen hat denen es wirtschaftlich so gut geht dass sie es sich leisten können humanitären fragen oder dem klimaschutz eine höhere priorität einzuräumen als die wähler*innen aller anderen parteien



          die wenigen stimmen die die spd von grünen und linken gewinnen könnte lohnen den aufwand nicht ausserdem wird sich durch wechselwähler*innen die zwischen den diesen drei parteien schwanken keine mitte-links mehrheit etablieren lassen



          die spd kann auch der cdu oder der csu nur wenig stimmen wegnehmen aber im sinne eines lager wahlkampfes würde sich das trotzdem lohnen



          viele und für den ausgang eines solchen wichtige und entscheidende wählerst*immen kann die spd mit was das soziale angeht an deren präferenzen angepassten besseren politik im gross gewordenen bereich der nichtwähler*innen gewinnen



          dazu müsste sie die hartzist*innen aus der parteiführung entfernen ,arme rentner*innen besser stellen,die bedingungen und auch die bezahlung in der pflege entscheidend und sichtbar verbessern ,und die dreiklassenmedizin zugunsten einer klassenlosen medizin überwinden



          dass wäre alles ohne einen systemwechsel möglich



          -aber nur ohne Olaf Scholz und andere neoliberale vom mitte-rechts-flügel dieser partei

  • „Auch Eskens Co Norbert Walter-Borjans sieht, dass die SPD-Spitze mit der Nominierung des Parteirechten Scholz manche ihrer eigenen Unterstützer verprellt hat“



    Ob jemand „links“ oder „rechts“ ist, ist immer relativ zu sehen und entscheidet sich am Standpunkt des Betrachters. NoWaBo, der sich selbst „links“ verortet, muss demnach Scholz zwangsläufig als „Rechten“ sehen.



    Ansonsten hat Scholz wohl eine ähnliche Position wie G. Schröder, der bekanntlich 1998 die bisher letzte Wahl für die SPD gewann. Könnte es sein, dass sich die SPD seitdem ganz sachte nach links bewegt hat und deshalb mehr Wähler in der Mitte verprellt hat, als sie links gewann?



    Auf jeden Fall ist Kanzlerkandidat Scholz gut für die Linkspartei: Die SPD würde sich ohne Scholz wahrscheinlich noch weiter nach links bewegen. Bisherige Linksparteiwähler, denen ihre Partei inzwischen zu weit links ist, würden dann zu SPD wechseln. Schlecht für Kipping & Co., die ihre Führungsrolle in einer dann folgenden RRG-Koalition vergessen könnten!



    Zur Beachtung: Das war jetzt Satire. Bitte lachen!

  • Gebt der SPD ihre Alzheimer Tropfen, dann kann das seine Kanzlerbonus Träume im politischen Altenheim illusorisch verwirklichen. SPD endet als Treppenwitz. Einigkeit bei der SPD, wenn sich die Bundesspitze das Recht heraus nimmt, an der Partei vorbei Scholz als Kanzlerkandidaten zu nominieren, gibt es da keine Mitglieder mehr. Die Belastung der Partei mit ungeeignetem Personal steht bei 100%, in der Partei gibt es dazu keine Alternative.

  • Viele Kommentatoren sagen es durch die Blume. Ich sag es ganz offen: Kevin Kühnert ist der Prototyp des opportunistischen Parteilings der sämtliche Entscheidungen nur nach seinem persönlichen Fortkommen fällt.

    Zur Sache: Wer 2017 schon nicht SPD wählte, wird das auch 2021 nicht tun. Dafür werden der SPD viele Altwähler fehlen und Neuwähler werden kaum hinzu kommen.

    • @Duckunwech:

      Wer jetzt noch SPD wählt, könnte besser gleich ins S&M-Studio gehen, weil so viel Leidensfähigkeit oder, besser, Leidenswunsch ist rational(abseits von Korrumpierbarkeit) nicht mehr nachvollziehbar!

  • Einen Politiker qualifiziert ausschließlich die Loyalität gegenüber seiner Partei. Kühnert ist also qualifiziert.

    Destruktive Kritik an Scholz? Bisher waren wir lieb zu euch. Zum Warmlaufen:

    - Hartz4



    - HSH Nordbank



    - G20



    - Cum-Ex



    - WireCard

    Agenda: Gewinne privatisieren, Verluste der Gemeinschaft überbügeln. VerG# Eb.

    • @uvw:

      Tja, die CDU kann Mitte und Korruption halt besser. Die SPD war mal die Partei die man gewählt hatte, wenn man von der Manifesten "Wirtschaftskompetenz" die Schnauze voll hatte. Aber Scholz ist ja die personifizierung davon. Cum-Ex Amnestie, Demonstrante verkloppen lassen, WireCard nicht kontrollieren. Eigentlich ist der Mann doch zum CDU Kanzler oder zumindest Innenminister qualifiziert.

    • @uvw:

      Und die "realen" Organisationen der Arbeit'nehmer'? Die Gewerkschaften? Hört man nichts mehr von, Schweigen im finster'n Walde...



      Höchstens als Rotlichtmatadore treten einzelne "Vertreter der Arbeiterklasse" noch prominent in Erscheinung...

      • @Leila Khaled:

        Noch nie funktionierte der Kapitalismus so geschmiert wie heute.

    • @uvw:

      Jep, so sieht's aus. Treffende Auflistung.

  • was Ich mich wunder ist, ob die SPD eigentlich wirklich glaubt, dass sie die Chance hat das Kanzleramt zu besetzen. (Vor allem mit einem Kandidaten, Der offensichtlich die Leidenschaft eines Meerrettich besitzt)



    Für wen machen die das Theater?

    Macht den laden einfach dich!

  • Kühnert merkt man an, dass er Marx nie gelesen, geschweige denn verstanden hätte.

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @Leila Khaled:

      Ein Philosoph aus dem 19ten Jahrhundert ist auch nicht so relevant für das 21ste.

      • 0G
        05838 (Profil gelöscht)
        @83379 (Profil gelöscht):

        Kierkegaard ist immer aktuell.

      • @83379 (Profil gelöscht):

        Dann können wir Machiavelli ja getrost über Bord werfen. Marx ist vielleicht der aktuellste Philosoph des 18. Jhd!

      • @83379 (Profil gelöscht):

        "Originelle", steile These: Was ist denn, Ihrer Meinung nach, "relevant für das 21ste"? Denken Sie, Marx' wissenschaftliche Analyse des Kapitals sei überholt und es gäbe bessere, "aktuellere" Analysen?



        Sollten wir Kopernikus eröffnen, dass seine Ansichten überholt seien und wir uns zu einem geozentrischen Weltbild zurücksehnen?

        • 8G
          83379 (Profil gelöscht)
          @Leila Khaled:

          Marx schrieb über das 19th Jahrhundert basierend auf Beobachtungen in Manchester, Machiavelli schrieb über das 15th/16th Jahrhundert beide haben uns in ihrer Gesamtheit nichts mehr zu sagen, ihre Welt war eine Andere. Im 21ten Jahrhundert brauchen wir Philosophen die in unserer Zeit leben und schreiben.

        • @Leila Khaled:

          Ahso. Erklären Sie mir doch bitte die Korrektheit von Marx Analyse bezüglich der Verelendung der Massen anhand eines VW-Mitarbeiters, der in Wolfsburg am Band steht. Oder - wegen mir - auch anhand der Entwicklung des Anteils von Menschen in extremer Armut, ich lege den Link zu Welthungerhilfe bei

          www.welthungerhilf...AAYASAAEgIVH_D_BwE

          • @Kaboom:

            Da müssten Sie schon etwas konkreter werden! Auf welche anzugebenen Textstellen in den MEW(Zitatangabe!) möchten Sie sich beziehen?



            Der Sinn Ihrer Worte erscheint mir etwas dunkel: Die Existenz des VW-Bandarbeiters oder "die Entwicklung des Anteils von Menschen in extremer Armut" sollen als Beweis WOZU genau dienen?



            Etwa, dass die marxsche Analyse der Funktionsweise des Kapitals dadurch widerlegt sei? Hää?

            • @Leila Khaled:

              Gern. Ich rede - beispielsweise - über dieses Zitat:

              "Es folgt daher, daß im Maße wie Kapital akkumuliert, die Lage des Arbeiters, welches immer seine Zahlung, hoch oder niedrig, sich verschlechtern muß. Das Gesetz endlich, welches die relative Übervölkerung oder industrielle Reservearmee stets mit Umfang und Energie der Akkumulation in Gleichgewicht hält, schmiedet den Arbeiter fester an das Kapital als den Prometheus die Keile des Hephästos an den Felsen. Es bedingt eine der Akkumulation von Kapital entsprechende Akkumulation von Elend. Die Akkumulation von Reichtum auf dem einen Pol ist also zugleich Akkumulation von Elend, Arbeitsqual, Sklaverei, Unwissenheit, Brutalisierung und moralischer Degradation auf dem Gegenpol, d. h. auf Seite der Klasse, die ihr eigenes Produkt als Kapital produziert"

              Das Kapital, Band 1, MEW 23, S. 674

              Und ja, ich halte diesen Teil von Marx, Verelendungstheorie genannt, ganz schlicht und ergreifend für Kappes.

              • @Kaboom:

                Sie gehen hier in ähnlicher Weise vor, wie das "Rechts"-Populisten praktizieren, nämlich nicht auf Erkenntnis, sondern auf Diffamierung orientiert.



                Haben Sie denn auch mal gelesen UND durchgearbeitet, was in MEW 23 vor und nach Seite 674 steht bzw. die Bände 24+25 ebenfalls durchgearbeitet, bevor Sie hier Ihr "profundes" Urteil("Kappes") abgaben?



                Mit anderen Worten: Haben Sie sich je die Quell-Texte zu Gemüte geführt oder reichte es nur zu einem Zitat eines Zitates aus "Wikipedia", und zwar ohne "Wikipedia" als Sekundärquelle des Zitates anzugeben? Haben Sie nicht verstanden, was selbst in dem "Wikipedia"-Eintrag ausgeführt wird?



                WAS wollen Sie hier eigentlich gegenüberstellen: Ein Arbeiter in der Automobilindustrie steht, was die Lohnhöhe belangt(und da existieren auch innerbetrieblich noch ganz erhebliche Unterschiede)nicht stellvertretend für den Durchschnitts-Industriearbeiter( und schon gar nicht für den "Durchschnitts"-Arbeiter in a l l e n Wirtschaftszweigen) in Deutschland.



                Ihr Anliegen bestand offenbar darin, eine möglichst große Diskrepanz konstruieren zu wollen, sonst hätten Sie auch die empirisch feststellbaren a b s o l u t ELENDEN Entlohnung-Arbeits-u.Lebensverhältnisse von Arbeitern aus Sub-Sub-Sub-Unternehmen der (unter unsäglichen Bedingungen produzierenden) Fleisch"erzeugenden" Industrie wie z.B. des Tönnies- Konzerns benennen können.



                Die relative, prinzipielle "Verelendung", die Marx in der von Ihnen sekundärzitierten Äußerung umreißt, kann in einer ök. Krise in eine absolute Verelendung übergehen, mit der Möglichkeit dramatischer Folgen für eine Demokratie. Ich teile die These, dass es ohne die äußerst bitteren Verelendungs-Konsequenzen des "Schwarzen Donnerstag" für die Lebensverhältnisse dieser Millionen von Arbeitern(und ihrer gesamten Familien) in Deutschland k e i n e n Wahlsieg der NSDAP+KSWR am 05. März 1933 gegeben hätte.



                WAS, also, wollen Sie hier populistisch-plakativ gegenüberstellen, u.a. mit der Nennung der "Welthungerhilfe"??

  • Man sollte bitte NIE vergessen:



    Scholz ist Mr. HARTZ4.



    Wer dieses Klassenkampf-Von-Oben -Instrument gegen Arbeitnehmer in Stellung gebracht hat, sollte als Kanzler-Kandidat prinzipiell 'verbrannt ' sein!

    • 0G
      05838 (Profil gelöscht)
      @Leila Khaled:

      Mit dem Thema Hartz IV locken sie keine Oma mehr hinter dem Ofen hervor.

      • @05838 (Profil gelöscht):

        Das ist ihre Perspektive. Solange Hartz 4 steht ist die SPD unwählbar für mich. Freunde und Familienmitglieder haben das "Instrument" schon abbekommen.

        Da könnte dere Wahlprogramm noch so toll sein, solange man nicht versucht diesen in Gesetze gegossenen Sozialdarwinismus wieder zu entfernen, ist der Rest unglaubwürdig.

      • @05838 (Profil gelöscht):

        Es reicht der Opa!

        • 0G
          05838 (Profil gelöscht)
          @Leila Khaled:

          Bin ich grad erst das zweite Mal geworden.



          ;-)

          • @05838 (Profil gelöscht):

            Das ist doch mal eine positive Nachricht. Gratulation!

  • Nicht das ich die letzten Jahre in Versuchung gekommen wäre die SPD zu wählen.



    Tatsächlich wäre ein Herr Kühnert vielleicht die Chance gewesen, darüber nachzudenken.

    Wird wohl nix mit uns in naher Zukunft, SPD. Das ist auch nicht weiter dramatisch, bin ja nur ein Wähler.

  • „Wir laufen, anders als früher, in die gleiche Richtung“,

    aber wie früher ist es immer noch die falsche.

    Die SPD als transformatorische Kraft im Zusammenspiel mit Bewegung

    Waldorfschüler:ende?

    „die SPD der Trottel sein muss, nichts richtig machen darf, “

    Sie darf, aber sie dürfte nicht.

    Bei Schulz war mehr Lametta.

  • Die SPD spielt ihre letzte Wirekarte...

  • RS
    Ria Sauter

    Da habe ich mich wohl total verschätzt, bei Kevin Kühnert.



    Was ich als Hoffnungslicht in der SPD gesehen habe, entpuppt sich als Strohfeuer.



    Er unterstützt den Kanzlerkandidaten .



    Ade SPD, auf Nimmerwiedersehen.



    Es ist immer der gleiche politische Mist.



    Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern, ist in allen Köpfen vorhanden.

    • 0G
      05838 (Profil gelöscht)
      @Ria Sauter:

      Das linke Spektrum wird bereits durch Frau Merkel abgedeckt.

      • @05838 (Profil gelöscht):

        Soll das nen Witz sein? Außerhalb der AfD und den CDUlern die es nicht sein dürfen glaubt das wohl keiner.

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Die beruhigen sich schon wieder.

  • Neben den Altlasten der SPD verkörpert Kanzlerkandidat Scholz auch die Altlasten des Olaf Scholz. Man darf gespannt sein, ob die Mauer des Schweigens, mit die große Koalition bislang alle Probleme rund um Wirecard, Cum-Ex und G20-Gewalt zubetoniert hat, auch hält, wenn Olaf Scholz wieder Erwarten doch in den Umfragen zulegen sollte.