Kommentar Standing des US-Präsidenten: Keine Götterdämmerung

Trumps Fehler und Niederlagen häufen sich, doch seine Anhänger juckt das nicht. Gut möglich, dass ihn die jüngsten Ereignisse sogar stärken.

Trump steigt in seine Präsidentenmaschine

Die Überzeugungen des US-Präsidenten mögen gespielt sein, bei seinen Fans sind sie echt Foto: reuters

Ein gescheiterter Gipfel in der Ferne, vernichtende Aussagen eines ehemaligen Vertrauten zu Hause: Wer sehnsüchtig darauf wartet, dass US-Präsident Donald Trump mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt wird, mag hoffen, dass, endlich, endlich, die Götterdämmerung endlich begonnen hat. Realistisch ist das nicht.

Es bildet sich eine Faustregel heraus. Je fester die Überzeugung bei den Gegnern und Gegnerinnen von Trump ist, dass er tatsächlich einen schweren Fehler gemacht oder eine dramatische Niederlage erlitten hat, desto weniger lässt sich seine Anhängerschaft davon beirren. Gut möglich, dass ihm die jüngsten Ereignisse am Ende sogar nutzen.

Donald Trump ist keineswegs so unberechenbar, wie es zu Beginn seiner Präsidentschaft den Anschein hatte. Er hat ein Interesse und nur ein Interesse: wie das, was er sagt und tut, bei seiner Basis in den USA ankommt. Alles andere und alle anderen sind ihm gleichgültig, im günstigsten Fall. Manchmal scheint es in seinen Augen allerdings bereits ein Erfolg an sich zu sein, wenn er ausländische Verbündete, US-Demokraten oder Medien ärgern kann.

Hinter diesem Kurs steckt Kalkül, und Trump ist damit durchaus erfolgreich. Zwar ist er bei einer klaren Mehrheit der Bevölkerung mindestens ebenso unbeliebt wie schon zum Zeitpunkt seiner Wahl, aber seine Fans stehen unbeirrt hinter, vor und neben ihm. Und dank des Wahlsystems in den USA könnten sie ihm bei den kommenden Präsidentschaftswahlen einen zweiten Sieg bescheren.

Dass Trump ein Rassist ist, ist nicht neu

Ausgerechnet in den vergangenen Wochen sind – Notstand hin, Mauer her – die Popularitätswerte von Donald Trump kontinuierlich nach oben gegangen. Die Verachtung der politischen Klasse in Washington und der trotzige Glaube, die USA seien am mächtigsten allein, mögen bei ihm gespielt sein. Bei vielen seiner Anhänger sind diese Gefühle echt.

Sie dürften den Abbruch der Gespräche zwischen Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un sogar als Ausweis der Stärke ihres Präsidenten sehen. Er lässt sich eben von niemandem auf der Nase herumtanzen. Feinheiten der Außenpolitik interessieren nur eine Minderheit.

Bleibt noch Michael Cohen, der ehemalige Rechtsanwalt des Präsidenten, und seine Aussage vor dem US-Repräsentantenhaus. Ob er die Wahrheit gesagt oder ob er gelogen hat: Wen schert das? Dass Trump ein Lügner, ein Hochstapler und ein Rassist ist, ist keine Neuigkeit. Das ist bewiesen. Aber es gibt eben Leute, ziemlich viele Leute sogar, die ihn genau deshalb bewundern. Er ist doch ein echter Kerl, oder?

Vielleicht, womöglich, haben Teile der Aussage von Michael Cohen für Trump tatsächlich noch juristische Folgen. Wenn sie sich denn beweisen lassen. Wahrscheinlicher ist es, dass auch dieser Auftritt am Ende ein Sturm im Wasserglas bleibt.

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Jahrgang 1956, ist politische Korrespondentin der taz. Von 1996 bis 1999 leitete sie das Parlamentsbüro der Zeitung, vorher war sie sechs Jahre lang deren Korrespondentin für Ost-und Zentralafrika mit Sitz in Nairobi. Bettina Gaus hat mehrere Bücher veröffentlicht, zuletzt 2011 „Der unterschätzte Kontinent – Reise zur Mittelschicht Afrikas“ (Eichborn).

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