Susanne Knaul über den Konflikt zwischen Israel und Iran
: Verzwickte Situation

Israels heftige militärische Reaktion auf die iranische Drohne mit rund einem Dutzend Bombenangriffen deutet auf Nervosität in Jerusalem hin. Mit gutem Grund, denn die dritte Front, an der sich Teheran mit eigenen Truppen oder gut bezahlten Handlangern niederlässt, stellt die Regierung in Jerusalem vor eine verzwickte Situation. Iran kann jederzeit provozieren, ohne ­­selbst schlimme Vergeltung fürchten zu müssen.

Der schmerzhafteste Schlag trifft zuallererst die syrischen Truppen. Man müsse „die Krake am Kopf treffen“, sagte Israels Bildungsminister Naftali Bennett. Nur so wäre die bisher als meistens wirkungsvoll erprobte Strategie der Abschreckung machbar. Bennett hat einen Angriff des Iran vor Augen. Vorläufig geht Israels Sicherheitsapparat auf Abstand zu dieser Option, die gefährliche Konsequenzen haben könnte.

Der Unmut des Bildungsministers lässt sich nachvollziehen. Iran und Israel haben keine gemeinsame Grenze, führten nie Krieg gegeneinander, und es gibt keine ungeklärten Gebiets­ansprüche. Dass Teheran dennoch die schlimmsten Feinde Israels finanziert, ausbildet und mit Waffen versorgt, um sie beizeiten in die Schlacht zu treiben, muss zornig stimmen.

Diesen Feind unter Kontrolle zu halten sollte nicht Israel allein überlassen werden. Dass der Iran nicht zu mächtig wird, ist nicht nur Jerusalems Interesse. Trotzdem scheint der Appell des israelischen Premiers Netanjahu an die Regierung in Moskau, nicht zuzulassen, dass sich die Iraner in Syrien militärisch einrichten, bei Wladimir Putin vorläufig auf taube Ohren zu stoßen. Dabei täte Russland gut daran, seinem Verbündeten im Kampf der syrischen Regierung gegen die Rebellen den Laufpass zu erteilen und nach neuen Partnern Ausschau zu halten.

Viel zu lang hat die Welt die Grauen des Bürgerkriegs mit angesehen, ohne einzugreifen. Wenn es nun darum geht, eine möglichst langfristige Stabilität in Syrien zu erreichen, ist nicht nur Moskau gefragt (und schon gar nicht Teheran), sondern auch Washington und Brüssel.

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