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Kommentar Schnellere AbschiebungenDeutsche Unwillkommenskultur

Anna Lehmann
Kommentar von Anna Lehmann

Bund und Länder planen ein neues Gesetz, um effektiver abschieben zu können. Deutschland zeigt sich von seiner engherzigen und kalten Seite.

Refugees welcome? Polizisten führen einen Flüchtling ohne Ausweispapiere auf dem Bahnhof in Flensburg ab Foto: dpa

E s klingt wie ein Begriff aus dem Urlaubskatalog, doch niemand würde hier freiwillig ein Zimmer buchen: im Ausreisezentrum. Dahinter verbergen sich Sammellager, die in Flughafennähe entstehen sollen, in denen Menschen, deren Asylantrag abschlägig beschieden wurde, bis zur Abschiebung festgehalten werden.

Diese Zentren sind Teil eines Maßnahmenbündels, auf das sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und die MinisterpräsidentInnen am Donnerstagabend geeinigt haben. Grundsätzliche Einsprüche meldete lediglich der Thüringer Ministerpräsident von der Linkspartei an.

Ansonsten sind sich Bund und Länder darin einig, Ausländer schneller und effektiver abzuschieben und dafür neue gesetzliche Grundlagen zu schaffen: Gefährder sollen länger in Abschiebehaft genommen und besser überwacht werden.

Doch auch wer sich nichts zuschulden kommen ließ, muss mit Verschärfungen rechnen. Menschen, die keine Aussicht auf Asyl haben, sollen künftig möglichst aus der Erstaufnahmeeinrichtung abgeschoben werden, wer nicht kooperativ an seiner Abschiebung mitarbeitet, muss mit Sanktionen rechnen.

Die Länder, die bisher allein für Abschiebungen zuständig waren, bekommen nun aktive Unterstützung vom Bund. Materiell stellt der Bund 90 Millionen Euro für freiwillige Ausreisen zur Verfügung und logistisch beteiligt er sich in Form eines gemeinsamen Zentrums zur Unterstützung der Rückkehr, dass Sammelabschiebungen koordinieren soll.

Von Ausreisepflichtigen, „Personen“ und „Asylsuchenden“ ist die Rede. Der Begriff „Menschen“ taucht nicht auf.

Die Beschlüsse sind folgerichtig und passen in den neuen Dreiklang der Bundesregierung. Eindämmen, abschrecken, abschieben. Keine Rede ist mehr davon, dass es gilt, Fluchtursachen zu bekämpfen und legale Einreisemöglichkeiten zu schaffen.

Deutschland zeigt sich von seiner engherzigen und kalten Seite und sendet die Botschaft in die Welt: Kommt bloß nicht zu uns.

Die Gründe, aus denen Menschen ihre Heimat verlassen, haben sich nicht verändert: fehlende Perspektiven, wirtschaftliche Not, Bürgerkriege. Während das Rote Kreuz seine Mitarbeiter aus Afghanistan abzieht, beharrt die Bundesregierung darauf, in dieses sichere Herkunftsland abzuschieben.

Die Bereitschaft, Empathie für diese und alle Menschen zu zeigen, die es in ihren Heimatländern nicht mehr aushalten, ist im Wahlkampfjahr bei Null. Es passt, dass in den Beschlüssen nur noch von „Ausreisepflichtigen“, „Personen“ und „Asylsuchenden“ die Rede ist. Der Begriff „Menschen“ taucht nicht auf. Der Sound der Willkommenskultur ist offiziell verstummt.

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Anna Lehmann
Leiterin Parlamentsbüro
Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.
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53 Kommentare

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  • Afghanistan als sicheres Herkunftsland. Diese Einstufung ist ein Schandmal für unser Empfinden von Mitgefühl und Mitmenschlichkeit.

     

    Frau Merkel scheint diese vorübergehende Erscheinung für einen Makel zu halten und beeilt sich, ihn durch Kaltherzigkeit in ihrer Ministerriege löschen zu wollen. Die Stimmen, die dafür von der AfD zurückkehren wird sie auf der anderen Seite, nämlich der sozialen verlieren

  • "Kommt bloß nicht zu uns"

     

    Oder: Wir bekämpfen die AfD - es sind bald Wahlen. Dass es zu Abschiebungen mit tragischen Ergebnissen kommen wird, das steht auch fest. Ich kann mir nicht helfen, aber das ist alles mit sehr heißer Naht gemacht. Es muss schnell gehen - die Ergebnisse müssen schnell vorlegen, nämlich vor der Wahl. Darum geht es doch in Wirklichkeit. Für eine Wahl werden wertvolle Rechtsgegenstände abgeschliffen. Die Hauptsache, Populisten kommen nicht gegen Union und SPD an. Aber genau die werden von dieser hastigen Abschiebeorgie doch profitieren. Besser kann man diesem Spektrum gar nicht recht geben.

  • Politische Parteien, die erst eine Willkommenskultur ausrufen um sie danach zu konterkarieren - aus Angst vor der Abstrafung durch verärgerte Wähler...

    Die einzige Agenda die verfolgt wird ist Macht/Amt/Geld. Schulz ist das beste Beispiel.

    Mir tun sowohl Flüchtlinge als auch Wähler leid..

  • 8G
    82732 (Profil gelöscht)

    Mal ganz pragmatisch:

     

    Es gibt grob drei Richtungen, wie Leute zu diesem Thema stehen:

    a) "Ausländer raus" oder

    b) "No borders, no nations, niemand ist illegal und Bleiberecht für alle" oder

    c) "Anerkannte Kriegs-/politische Flüchtlinge 'ja'; Zuwanderer mit Visum für Studien-/Arbeitsplatz etc. 'ja'

    und sonst ein 'nein' mit konsequenter Umsetzung, d.h. Ausreise und wenn 'unkooperativ' dann eben Ausschaffung/Abschiebung."

     

    Demokratisch ausgehandelt und in Gesetzesform gegossen ist in Dtl. ©.

     

    Gerne kann man ja (b) besser finden,

    und auch finden, 'Armut' sollte ein Asylgrund werden.

    Aber: die konsequente Anwendung der Rechtslage © zu bemängeln (und ggf. zu hintertreiben) zeigt ein 'interessantes' Demokratieverständnis.

     

    P.S.

    Braucht es ein Einwanderungsgesetz?

    Gibt es schon.

    Meine Frau war vor Jahren so von ausserhalb Europas/der westlichen Welt zugezogen:

    Arbeitsstelle, Visum, Umzug, fertig. Regelkonform und legal.

     

    (Aber, ja..., es braucht eben eine Ausbildung mit der man/frau hier eine Arbeitsstelle finden kann.)

  • "Keine Rede ist mehr davon, dass es gilt, Fluchtursachen zu bekämpfen und legale Einreisemöglichkeiten zu schaffen."

     

    Dies ist wohl der wichtigste Satz des Artikels, zumindest mit Blick auf die Armuts- und Umweltflüchtlinge aus Afrika: Die Heuchelei, mit der uns von der Politik vermittelt werden soll, ein paar Ministerbesuche vor Ort und ein paar zusätzliche Almosen als "Entwicklungshilfe" seien eine wirksame Perspektive, ist extrem dreist. Meines Wissens sind die unfairen "Freihandels"-Verträge, die die wirtschaftlichen Grundlagen in Afrika plattmachen, immer noch in Kraft, die Fangflotten fischen noch immer die Küstengewässer leer, und korrupte Politiker vor Ort teilen sich mit den globalen Konzernen die Gewinne aus der Rohstoff-Plünderung.

     

    Wenn es so weitergeht, wird Afrika über kurz oder lang "explodieren", und perspektivlose Unterlegenheit ohne militärische Optionen befeuert jede Art von Terror. Ich hoffe, die Folgen für Europa nicht mehr erleben zu müssen - aber meine Kinder und Enkel haben das nicht verdient...

  • Man kann diskutieren, ob Abschiebungen nach Afghanistan vertretbar sind oder nicht. Man kann auch über Gesetze diskutieren.

     

    Merkwürdig wird es, wenn darüber diskutiert wird, dass die öff. Verwaltung die im demokratischen Prozeß entstandenen Gesetze auch vollzieht. Denn das macht den Rechtsstaat aus. Wer nicht einverstanden ist, muss eine Partei wählen, die die Gesetze ändert.

     

    Die Menschen bekommen eine Aufforderung zur Ausreise - das lässt die Autorin völlig außer acht. Nur wenn sie dem nicht nachkommen, werden sie abgeschoben.

     

    Den Gesetzesvollzug erwarten die WählerInnen von den Behörden. In Bezug auf das Asylrecht haperte es damit. Die Quote derer, die ausreisen sollten, es aber nicht taten, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen, war verblüffend hoch.

     

    Gerade bei einem großzügigen Einwanderungs- und Asylrecht müssen die Menschen auf die Glaubwürdigkeit und Handlungsfähigkeit der Behörden und Regierungen vertrauen können. Sonst entsteht das Gefühl, dass Solidarität überstrapaziert wird. Es wird immer Menschen geben, die gehen sollen, es aber nicht freiwillig tun.

     

    Der letzte Absatz ist blanker Populismus. Juristen- und Verwaltungsdeutsch lebt von der Genauigkeit der Begriffe.

  • Mit größtem Interesse verfolge ich die Kommentare der Leserinnen und Leser. @1 brauchen wir in der Tat ein Einwanderungsgesetz für Deutschland. @2 brauchen wir genau so dringend eine völlig veränderte Politik der sogenannten Entwicklungshilfe. Kleine Projekte fördern, Infrastruktur initiieren, und Bildung Bildung Bildung für die Menschen in ihren Ursprungsländern. Das kann doch nicht so schwer sein !!!

    • @Pink:

      Doch, das ist riesig schwer, weil man es ja nur mittelbar kann. Die meisten afrikanischen Staaten sind laut Korruptionsindex von Korruption zerfressen. Auf Politiker und öffentliche Verwaltung kann man schon mal nicht setzen. Infrastrukturverbesserungen versucht die Entwicklungshilfe seit Jahrzehnten. Wo blieb der Nutzen?

       

      Es handelt sich um Versagen der lokalen Elite, und da kann man von außen ja nun nicht einfach austauschen.

  • Rückführungen - Ständige Angst Süddeutsche.de:

     

    Ali Agi ist einer von 26 Afghanen, die im Januar in ihre Heimat abgeschoben wurden. Bei einem Sprengstoffanschlag in Kabul wird er verletzt - obwohl die Bundesregierung diesen Teil des Landes als sicher genug eingestuft hat. http://www.sueddeutsche.de/politik/rueckfuehrungen-staendige-angst-1.3372157

  • 8G
    80336 (Profil gelöscht)

    "Während das Rote Kreuz seine Mitarbeiter aus Afghanistan abzieht, beharrt die Bundesregierung darauf, in dieses sichere Herkunftsland abzuschieben."

     

    Da ist nachvollziehbar, dass die ursprüngliche Entscheidung, die Familie Ahmadi aufgrund der Dublin-Verordnung zurück nach Deutschland zu schicken, hier vor Kurzem von den Behörden aufgehoben wurde.

     

    Was die Beurteilung "sicheres Herkunftsland" betrifft, oder was das für Menschen sind, die dort in "Ausreisezentren" auf ihre Abschiebung nach Afghanistan warten, da ja kein "Asylgrund" vorliege, dazu wäre folgender Bericht durchaus hilfreich. Denn erst im Detail entlarvt sich eine Behauptung als plumpe Lüge:

     

    http://icelandmonitor.mbl.is/news/politics_and_society/2017/02/06/hope_for_afghan_family_of_asylum_seekers/

  • Wie heuchlerisch die Kritik an Donald Trump ist, der "illegale" Mexikaner außer Lande bringen will, zeigt die aktuelle Politik der SPD Protagonisten (Thomas Oppermann usw. ) und der UNION.

    Was ist der Unterschied, zwischen dem was Donald Trump mit den Mexikanern in den USA vor hat und dem was unsere Politiker vorhaben mit den Ausländer zu tun?

    Ich kann da keine großen Unterschiede erkennen.

    Und das zum Schluss. Einmal mehr bewahrheitet sich das was der Volksmund sagt, „erst vor der eigenen Tür kehren“

    bevor man mit dem Zeigefinger auf andere zeigt.

    • @Nico Frank:

      Ich habe nicht mitbekommen, dass Vertreter der etablierten Parteien Trump dafür kritisiert hätten, dass er Illegale abschieben will. Für vieles, aber dafür nicht.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Nico Frank:

      So was in der Art wollte ich auch gerade schreiben. Diese Parteien und ihre Politiker widern mich nur noch an.

  • Nach dem kurzen "Betriebsunfall" der Willkommenskultur 2015 ist die deutsche und europäische Politik wieder zurück im unmenschlichen Normalbetrieb. Europa schottet sich ab vor dem Elend vor seinen Toren, der Rest der Welt kann sehen wo er bleibt. Festung Europa, Wohlstandschauvinismus, Ignoranz - alles wieder wie zuvor. Die AfD sitzt zwar in keiner Regierung, bestimmt aber trotzdem die Politik. Politischen Widerstand dagegen gibt's nur als Folklore - wenn's drauf ankommt, knicken die Grünen ein, die SPD sowieso, und ich bin mir sicher, die Linken warten damit nur, bis sie wirklich mitregieren. Würg.

    • @Earendil:

      Das Problem ist, dass in Afrika 1,2 Milliarden Menschen leben. Jetzt sagen ja einige, die wollen ja gar nicht alle kommen. In der Subsahara (800 Million menschen) leben 80,5 % der Menschen unterhalb der Armutsgrenze. Wenn davon nur 12 % kommen würden, müssten wir ein zweites Deutschland komplett neu bauen. Diese Willkommenskultur kann gar nicht auf Dauer funktioneren.

       

      Ich glaube nicht, dass die AfD auf unser Regierungshandeln einen großen Einfluss hat. Die AfD hatte gerade einmal 25%, und das auch nur im Osten und als die Grenzen quasi noch offen waren und sich alles um das Flüchtlingsthema drehte, da kann man bequem gegen anregieren.

       

      Das "Establishment" hat nach dem Brexit und der Wahl von Trump und eingesehen, dass die Migrationsfrage geeignet ist, die Menschen gegen ihre kostbare EU aufzubringen. Es ist die Angst, ungewollt Politiker wie Marine LePen, Geert Wilders oder Norbert Hofer ins Amt zu hieven, weswegen die Politik jetzt anders ist, vor der AfD hat Merkel keine Angst.

    • @Earendil:

      Das ist ein wichtiger Kritikpunkt an der "Willkommenskultur". Sie war nicht nur naiv und übertrieben optimistisch, sondern vor allem auch scheinheilig und kurzfristig gedacht.

       

      Zu einer wirklichen Willkommenskultur würde auch gehören, dass man sich nicht so einfach den Schneid abkaufen lässt und zulässt, dass die Asylpolitk eine 180°-Wende vollführt.

  • Eigentlich ist das nur konsequent, denn warum sollten wir mit "fremden" besser umgehen, wie mit den "eigenen" Menschen. Diese gesellschaftliche Entwicklung trat vorallem unter Schröder verstärkt zutage und wurde seit dem Staatsdoktrin aus Diffamierung, Ausgrenzung, Mißgunst, Neid und sitzt mittlerweile tief und fest in den Köpfen. Wer sich selber hasst, kann andere auch nicht annehmen.

    • @Hulle:

      Ach, unter Schröder hat die Polizei also schon Menschen geggen ihren Willen mitten in der Nacht aus ihren Wohnungen herausgeholt und in Sammellager verbracht, um sie von dort schnellst möglich ausser Landes zu bringen? So schlecht es dem untersten Viertel der sozialen Pyramide auch gehen mag, das ist dann doch etwas vermessen.

       

      Der letzte Kanzler, der so handeln ließ, hieß nicht Schröder, der hieß anders... ich komm noch drauf...

  • Wer den Unsinn glaubt den die Regierung da hat aufschreiben lassen der wird selig.

    Kein einziger krimineller Ausländer wird mehr abgeschoben werden.

    Alles nur Wahlkampfgetöse!

    • @Egon Olsen:

      So so, "kein einziger krimineller Ausländer"...

       

      Das "einzig kriminelle" ist Ihre bewußt verallgemeinernde und diffus fremdenfeindliche, aber überzeugt wirkende Ausdrucksweise.

  • "Eindämmen, abschrecken, abschieben. Keine Rede ist mehr davon, dass es gilt, Fluchtursachen zu bekämpfen"

     

    Doch natürlich. Abschreckung und Abschiebung bekämpft doch genau Fluchtursachen. Nämlich diejenigen, die ihr Land verlassen weil aus wirtschaftlichen Gründen oder zum Zweck der Kriminalität.

     

    Ob man das jetzt gut findet ist eine andere Frage. Und ob es langfristig funktioniert auch...

    • @Yoven:

      Wen muss man hier eigentlich mit welchem Betrag bestechen, um so einen vor Zynismus und Menschenverachtung triefenden hetzerischen Beitrag an der Zensur vorbei zu schummeln?

  • Als jemand, der für einen taz-Leser eher rechts ist möchte ich 2 Dinge festhalten:

     

    1. Geltendes Recht *muss* umgesetzt werden! Wenn jemand kein Anrecht auf Asyl und auch sonst keine Aufenthaltsgenehmigung hat, dann muss er so schnell wie möglich abgeschoben werden. Daran darf es keine Zweifel geben!

    Woran es natürlich Zweifel geben darf und muss ist die Frage wer genau Asyl bekommt und wer nicht. Oft werden Menschen, die >5 Jahre hier leben und gut integriert sind abgeschoben. Das ist Quatsch und kann niemand nachvollziehen.

    Heute kommt es durch Härtefallregelungen etc. zu Duldungen usw. zu einer Diskrepanz zwischen der Frage wer abgeschoben werden soll und wer abgeschoben wird. Das ist für die Integration und auch den Rückhalt in der Bevölkerung kontraproduktiv.

     

    Mein Vorschläge wäre, dass man nach 5-10 Jahren einen harten, aber fairen Test machen muss (Sprache, Allgemeinbildung, berufliche Qualifikation, gesellschaftliches Engagement). Wer den besteht sollte sich entscheiden können zwischen dauerhafter Aufenthaltsgenehmigung und einem deutschen Pass.

     

    2. Es muss zu einer klaren Trennung zwischen Asyl und Einwanderung kommen. Ein 55 Jähriger Kriegsflüchtling mit chronischen Rückenschmerzen und Kriegstrauma wird unser demographisches Problem nicht lösen. Ihm deshalb kein Asyl zu gewähren ist falsch. Eine junge, arbeitswillige Krankenschwester aus Osteuropa hat dagegen kein Anrecht auf Asyl ist aber trotzdem ein volkswirtschaftlicher Gewinn.

     

    Dazu braucht es natürlich ein modernes Einwanderungsgesetz und strengere Grenzkontrollen und ja leider auch konsequente Abschiebungen.

     

    Kurzfassung: Als Bürger vermisse ich klare und faire Regelungen, die dann auch konsequent umgesetzt werden.

    • @Yoven:

      Der ablehnende Bescheid eines Asylantrags ist eine behördliche Stellungnahme.

       

      Gegen jede Stellungnahme einer Behörde kann der Betroffene in einem Rechtsstaat Rechtsmittel einlegen (Widerspruch, Klage).

       

      Diese Verfahren können sich im Einzelfall lange hinziehen. Weder die Behörden, noch die Gerichte sind personell und materiell ausgestattet, zeitnahe Entscheidungen herbeizuführen.

       

      Auch was die Betreuung und ärztliche Feststellung von Abschiebehindernissen anbetrifft, fehlt es an Wesentlichem. So gibt es für rund 1 Mio Kriegsflüchtlinge in ganz Deutschland 4 ( V I E R ! ) Beratungsstellen für Kriegstraumatisierte mit zusammen etwa 30 Mitarbeitern. Es dauert JAHRE um auch nur einen ersten Vorstellungstermin zu erhalten.

       

      Alle diese Unzulänglichkeiten sind politisch so gewollt. Und anstelle Druck auf die Politik auszuüben um eine faire, individuelle und zügige Versorgung für die Flüchtlinge sicherzustellen, wird von allen Seiten (Politik, Medien, "besorgte" Bürger) lediglich auf diejenigen verbal eingedroschen, die am meisten unter den von uns angebotenen, unwürdigen Zuständen leiden müssen, den Flüchtlingen selber.

  • 3G
    36119 (Profil gelöscht)

    Werte Frau Anna Lehmann, bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich und meine in Deutschland geborenen Töchter sehr erleichtert sind darüber, dass nicht in Deutschland bleiben darf, wer kein Recht auf Asyl hat. Ich bin im Übrigen ein Flüchling aus dem Iran, der dank dem deutschen Asyl tatsächlich der Todesstrafe entronnen ist. Wer weiterhin den Verfolgten Asyl gewähren will, muss diejenigen konsequent nach Hause schicken, die das Asylrecht ganz offensichtlich missbrauchen, denn sonst werden die Deutschen irgendwann auch einen Rassisten der Sorte Trump wählen, der pauschal alle Flüchtlinge ablehnt.

    • @36119 (Profil gelöscht):

      "Wer weiterhin den Verfolgten Asyl gewähren will"

       

      Und wer will das tatsächlich? Die Schleusen aufmachen für alle, die von Krieg, Folter und Tod bedroht sind? Ich bitte Sie, dann wählen die Deutschen am Ende noch AfD! Da machen die Demokraten doch lieber gleich deren Politik.

       

      Die perfideste Masche ist ja, Abschottungspolitik damit zu begründen, dann den "wirklich Verfolgten" besser helfen zu können. Inen nehme ich ja noch ab, dass Sie das wirklich wollen - aber glauben Sie im Ernst, irgendein politischer Entscheidungsträger will das wirklich? Etwa Visa für Verfolgte ausstellen, legale Fluchtwege eröffnen etc.? Vielleicht sogar ein Einwanderungsgesetz, damit Menschen, die keine Chance auf Asyl haben, also vulgo "Asylmissbrauch" begehen, andere Möglichkeiten haben?

       

      Wenn sowas gewollt wäre, hätte man das schon die letzten 20 Jahre tun können. Hat man nicht und wird man auch die nächsten 20 Jahre nicht. Flüchtlinge egal egal welcher Art interessieren immer erst, wenn man sie nicht mehr fernhalten kann.

      • 3G
        36119 (Profil gelöscht)
        @Earendil:

        Bitte lesen Sie meine Antwort auf "Neinjetztnicht".Danke.

    • @36119 (Profil gelöscht):

      Schön, dass das bei Ihnen geklappt hat. Aber viele sind theoretisch in der gleichen Lage, fallen aber aus verschiedenen Gründen trotzdem durch das Raster und müssten somit abgeschoben werden. Vielleicht sollten Sie denjenigen auch das Glück gönnen, welches Sie hatten. Wer richtet denn darüber, wann jemand abgeschoben werden soll, oder nicht? Menschen, Sesselpupser... häufig nicht ansatzweise in der Lage sich in die Geflüchteten hineinzuversetzen.... klasse...

    • @36119 (Profil gelöscht):

      Dem ist nichts hinzufügen. Es ist schon bemerkenswert, dass uns Flüchtlinge erklären müssen, dass konsequente Abschiebungen unabdingbar sind.

  • 3G
    36855 (Profil gelöscht)

    Unwillkommenskultur? Unmenschlich?

    Ja, stimme ich zu! Ich mag es trotzdem nicht mehr lesen! Das alles anzuprangern läßt sich von der warmen Wohnung/Büro aus gut tun, vor einem dampfenden Kaffee, einem belegten Brötchen, und der Aussicht darauf, dass dies auch so bleibt.

     

    Ich wünsche mir Lösungsvorschläge von klugen Köpfen, wie z.B. Journalisten/innen, etc. Schreiben sie doch bitte mal darüber, wie es funktionieren soll und kann.

    Der afghanische Flüchtling, der ein Praktika bekommt, und dessen Bild dann in vielen Zeitungen abgebildet ist, löst das Problem NICHT!

    Es freut mich für ihn, sind aber Momentaufnahmen. Wird er eine Lehre machen können, wird er übernommen, wird er von seiner Arbeit leben können? Was ist mit seinen Landsleuten, die in großer Anzahl hier sind und nicht nur mit ihnen?

    Es fehlt an bezahlbarem Wohnraum, es fehlt an gerechten Löhnen, es fehlt an vielem. Bulgarische EUBürger leben unter extremen Bedingungen in heruntergekommenen Häusern, liest man ab und zu mal. Sie arbeiten in Billigstjobs.Es leben HartzIV Menschen hier, die gerade so überleben können, Billiglöhner, Leiharbeiter, Aufstocker?

    Wie soll es weitergehen für all diese und diejenigen, die hier herkommen und hier leben möchten und diejenigen, die noch vor unseren Grenzen warten?

    Das WIE würde mich schon sehr interessieren!

    • Anna Lehmann , Autorin des Artikels, Leiterin Parlamentsbüro
      @36855 (Profil gelöscht):

      Liebe Sissa K., Linke und Grüne haben Vorschläge gemacht, wie es gehen kann. Beide finden Sie hier. http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/070/1807039.pdf http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/074/1807446.pdf

      Sie werden nächste Woche im Bundestag beraten.

      • @Anna Lehmann:

        Frau Lehmann, auch wenn diese Vorschläge umgesetzt werden, wird es weiter Abschiebungen geben. Den Vorschlag der Linken ist u.a. von Frau Wagenknecht. Sie erinnern sich, dass sie eine Freundin von Obergrenzen ist? Das heißt, diejenigen, die zuviel sind, werden abgeschoben! Mit Ihrem Artikel gegen Abschiebungen machen Sie es sich wirklich zu leicht. Auch bei Grüner und Linker Regierungsbeteiligung haben Bundesländer abgeschoben. Regierungsverantwortung schafft anscheinend Realismus.

    • @36855 (Profil gelöscht):

      solche Fragen soll man nicht stellen. Die Vermögenssteuer wird eingeführt. HartzIV wird aufgestockt, die Reichen zahlen un alles wird gut.

  • Hurra. Hurra. Hurra.

     

    Endlich wieder Sammellager auf deutschem Boden. Dürfen die da auch schon wieder was arbeiten? Autobahnen bauen, Steine klopfen, bei der Ernte helfen?

     

    Damit dürfte Herrn Pirinccis Rehabilitierung doch bald nichts mehr im Wege stehen...

    • 3G
      36855 (Profil gelöscht)
      @cursed with a brain:

      Was wollen Sie mit dieser Polemik erreichen?

      Nichts von alledem ist geplant oder wird so sein.

      Das ist Stimmungsmache mal von der anderen Seite und deshalb nicht besser!

  • Da werden AfD und andere Menschenhasser applaudieren!

    Statt sich der eigentlichen Seuche im schönen Ländle - nämlich der BRAUNEN PEST - zu widmen, wird das Feuer auf die Schwächsten eröffnet!

    Hurra Deutschland!

  • "Deutsche Unwillkommenskultur",

    das könnte das Fragment als "Unworte

    des Jahres" werden.

    Bin wie viele Millionen von Bürgern auch der Meinung, das die Aufnahme

    von Einwanderern eine Obergrenze haben sollte, aus vielfachen bekannten Gründen.

    Wer nicht berechtigt ist, in dieses Land auf Dauer einzureisen, sollte bereits a.d. Grenze abgewiesen werden und nicht bis zu einem ungewissen Abschiebedatum in irgendwelchen miserablen Unterbringungsverwaltungen seine Zeit abfristen müssen.

    Ich weise darauf hin, weil es keine oder nur Stichprobenkontrollen a.d. Grenzen gegeben hat, einer nicht unerheblichen Anzahl von Einwanderern die Möglichkeit zum Sozialbetrug durch mehrfache Identitäten eröffnet wurde, was gar nicht geht !

    • @P-et-r-a:

      Tja, dann schicken Sie mal Menschen zurück in Länder in denen Krieg herrscht. Genau das wird nämlich passieren! Viel Spaß mit ihrem Gewissen, da sterben nämlich Menschen. MENSCHEN!!! Ich hasse diese "ohhh, unsere Grenzen müssen geachtet werden-Mentalität". Fort-Europe at its best... Solange es Ihnen gut geht, können andere ruhig leiden, ja?

  • Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht (Heinrich Heine)

    Ich, Peter Meisel, ein Souverän in Deutschland, bin entsetzt!

    Sie nennen es Politisches Framing

    Wie eine Nation sich ihr Denken einredet - und daraus Politik macht (Elisabeth Wehling)

     

    Regierungssprecherin 9.2.2017

    „Die Bürger haben die berechtigte Erwartungshaltung, dass Menschen, bei denen klar ist, dass sie kein Aufenthaltsrecht besitzen, Deutschland verlassen müssen“

    Wir schaffen das - wieder?

    Konzentration' s

    Zentren für

    Abschiebung

    mit Erweiterung der Abschiebehaft

     

    So etwas hatten wir zu unserer Schande bereits!

    • 3G
      36855 (Profil gelöscht)
      @Peter Meisel:

      @Peter Meisel

       

      Das Nazivokabular und den Hinweis auf die Tötungsmaschinerie der Nazis, ist in diesem Zusammenhang menschenverachtend und in keiner Weise angemessen!

      • @36855 (Profil gelöscht):

        Die Nationalsozialisten betrieben rund 1000 Sammel- und Arbeitslager (sogenannte "Konzentrationslager"). Nur sieben davon dienten der organisierten Tötung, und das auch erst ab 1941. Und nicht alle Gefangenen des Nazi-Regimes fielen der organisierten Tötung zum Opfer, sondern vorrangig die Juden.

         

        Die Darstellung, die Nazis hätten die KZ von Anfang an ausschliesslich zum Zweck der Ermordung aller, derer sie habhaft werden konnten, betrieben, ist leider eine sehr oberflächliche und falsche.

         

        Menschenverachtend ist - damals wie heute - das Einpferchen von Menschen in solchen Lagern und ihre kollektive "Behandlung" als Menschen zweiter Klasse, deren einzige "Schuld" es ist, unter "falschen Vorzeichen" geboren worden zu sein.

  • Schnellere Abschiebungen sind m.E. nicht das eigentliche Problem. Wenn aufgrund eines abgelehnten Asylantrags eine Abschiebung sicher ist, gibt es keinen Grund, damit zu warten und die Menschen in irgendwelchen Turnhallen und notdürftig umgebauten Kasernen sozusagen in der Schwebe verrotten zu lassen.

     

    Das Problem setzt eine Stufe vorher an, bei der Entscheidung über die Asylanträge und die willkürliche Bestimmung, welche Herkunftsländer sich seien und welche nicht, wie eben an dem Beispiel Afghanistan deutlich wird.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @sart:

      Wo bleibt das Einwanderungsgesetz für das Einwanderungsland Deutschland?

       

      Was "die Menschen" hier und anderswo brauchen, sind klare Ansagen.

      • @571 (Profil gelöscht):

        Der Sinn eines Einwanderungsgesetzes ist es, der Einwanderung Grenzen zu setzen, nicht Einwanderung zu fördern. Zu definieren, wen man brauchen kann und wen nicht, wie es z.B. Australien macht. Dass man z.B sagt, wer einwandert, muss sich bis zu 4 Jahre selbst versorgen können, einen Job haben oder einen Beruf ausüben, der gefragt ist, dass ein Job gefunden wird.

        • @Jens Egle:

          Im Normalfall will ein Land von Einwanderung profitieren und nicht dafür dauerhaft Geld ausgeben. Ein Einwanderungsgesetz regelt sowas in einem normalen Land.

      • 3G
        36855 (Profil gelöscht)
        @571 (Profil gelöscht):

        Das vermisse ich auch!

        Es wird immer noch geleugnet, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist.

         

        Und ja, wir müssen uns auch gegen den braunen Mob mit aller Kraft wehren.

      • @571 (Profil gelöscht):

        Was hat ein Einwanderungsgesetz mit Asyl zu tun? Die klaren Ansagen fehlen hier tatsächlich, das war aber schon seit Gründung der Republick so.

        • 5G
          571 (Profil gelöscht)
          @Mephisto:

          "Was hat ein Einwanderungsgesetz mit Asyl zu tun?"

          Auf den ersten Blick nicht viel. Bei genauerer Betrachtung der BewerberInnen stellen wir aber fest, dass manche/r statt als Asylsuchende/r viel lieber "einwandern" würde, wenn er/sie denn könnte/dürfte.

      • @571 (Profil gelöscht):

        Da stimme ich Ihnen zu, im Grunde ist noch deutlich weiter Vorne anzusetzen als bei der Frage der sicheren Herkunftsländer.