Rechtsextremer V-Mann „Corelli“: Ein ganz natürlicher Tod

Der Düsseldorfer Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) verteidigt das Zurückhalten von Akten über den Tod des Exspitzels „Corelli“.

Der nordrhein-westfälische Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) im Rechtsausschuss im Landtag in Düsseldorf. Bild: dpa

DÜSSELDORF taz | Der plötzliche Tod des rechtsextremen Verfassungsschutzspitzels Thomas R. alias „Corelli“ im April 2014 hatte nach Auffassung des nordrhein-westfälischen Justizministeriums zweifelsfrei eine natürliche Ursache. Das erklärte NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) am Mittwoch im Rechtsausschuss des Düsseldorfer Landtags. Er verteidigte seine Entscheidung, medizinische Gutachten zum Tod von „Corelli“ dem Innenausschuss des Bundestags nicht zur Verfügung zu stellen. Dafür gäbe es keine Rechtsgrundlage, sagte er.

„Es gibt weder einen Grund etwas zu vertuschen, noch können in irgendeiner Art und Weise Zweifel an der Arbeit der Staatsanwaltschaft aufkommen“, sagte Kutschaty. Nach seinen Angaben starb der 39-Jährige zwischen dem 4. und dem 7. April 2014. Laut Staatsanwaltschaft ging sein Tod auf ein Koma infolge eines unentdeckten Diabetes zurück. Ein Fremdverschulden sei auszuschließen, heißt es in einem von Kutschaty vorgelegten Bericht.

Der Tod des Exspitzels im Zeugenschutzprogramm hatte zu erheblichen Spekulationen über die Ursache geführt. Thomas R. war lange einer der wichtigsten V-Leute in der rechten Szene mit Kontakten zum NSU. „Corelli“ wurde 2012 enttarnt. Zuletzt lebte er in Paderborn. Kurz vor einer geplanten Vernehmung wurde er am 7. April 2014 von seinem Vermieter tot in seiner Wohnung gefunden. Der hatte auf Betreiben zweier Verfassungsschützer die Tür aufgebrochen. In seiner Wohnung fanden Ermittler Hinweise auf einen unentdeckten Diabetes.

Auch im Innenausschuss des Bundestags hatte der Tod des Ex-V-Mannes Fragen aufgeworfen. Er hatte den Leitenden Oberstaatsanwalt aus Paderborn geladen, dem Minister Kutschaty eine Aussagegenehmigung erteilte. Als die Abgeordneten die toxikologischen Gutachten aus den Ermittlungsakten haben wollten, sperrte er sich jedoch.

Die oppositionelle CDU hält das Zurückhalten der Akten für falsch. Die Entscheidung des Ministers sei rein politisch, sagte der Abgeordnete Peter Biesenbach. „Dieses Signal ist verheerend“, meinte er.

Der frühere grüne Bundestagsabgeordnete Jerzy Montag, der als Sonderermittler für den Bundestag den Fall „Corelli“ untersucht, hat die Akten aus NRW bereits im Dezember bekommen. Auch der NSU-Ausschuss des Düsseldorfer Landtags wird die Unterlagen über die Ermittlungen erhalten, kündigte Kutschaty an.

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