Zukunft des Deutschland-Tickets: Das Aus wäre eine Blamage
Billiger Zugfahren, modernerer ÖPNV: Das Deutschland-Ticket ist ein Innovationstreiber. Eine Erkenntnis, die noch nicht überall durchgedrungen ist.

D as bundesweit geltende 49-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr ist ein großer Fortschritt. Er vereinfacht die Mobilität, verbilligt sie für viele Pendler und lockt neue Kunden an. Zehn Millionen Menschen besitzen mittlerweile ein Abo. Laut des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen sind acht bis zehn Prozent von ihnen Neueinsteiger. Einige mit Deutschland-Ticket in der Tasche verzichten sogar wirklich auf die Fahrt mit dem eigenen PKW.
Vor allem aber bringt die ein halbes Jahr zurückliegende Einführung des Deutschland-Tickets einen verkrusteten Markt in Bewegung. Diese Dynamik sollte zu einer generellen Modernisierung des Nahverkehrssystems genutzt werden. Denn auf lange Sicht ist ein Ausbau des öffentlichen Angebots auf den Straßen und Schienen für eine Verkehrswende unumgänglich. Eigentlich müssten die Beteiligten jetzt das viel zitierte Deutschland-Tempo für weitere Innovationen in Angriff nehmen. Davon ist leider wenig zu spüren.
Da sind zunächst Bund und Länder. Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat das Ticket angestoßen. Nun verweigert er sich der weiteren Mitfinanzierung. Das gefährdet das 49-Euro-Ticket am stärksten. Die Länder wiederum fordern die Hälfte des notwendigen Verlustausgleichs vom Bund, legen aber sonst keine ehrgeizigen Initiativen an den Tag, mit denen im Nahverkehr effizientere Strukturen aufgebaut werden könnten. So prallt Wissings Forderung nach einer deutlichen Verringerung der Zahl der Verkehrsverbünde bisher am Beharrungsvermögen dieser und der Länder ab. Nicht viel konstruktiver ist die Kritik von Klimaschützern, die das Ticket in Hinblick auf den geringen CO2-Effekt und das fehlende Verkehrsangebot auf dem Land madig machen. Da mag man schon mal in die Runde rufen, setzt euch zusammen, denkt nach vorne.
Manch gute Idee wird durch die Lust an Kritik zerredet. Mitunter sollen die skeptischen Diskussionsbeiträge auch nur gehörige Eigeninteressen verdecken. So könnte es auch mit dem 49-Euro-Ticket bald wieder vorbei sein. Das wäre eine gewaltige Blamage für Bund und Länder.
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