Zerstörung durch Braunkohleabbau: Verheizte Heimat
Wirtschaftsminister Altmaier hat ein brisantes Braunkohlegutachten zurückgehalten. Die Zerstörung von sechs Dörfern dient allein Profitinteressen.
D ie Braunkohlenstudie, die das CDU-geführte Bundeswirtschaftsministerium am Dienstag endlich freigegeben hat, steht für einen handfesten Skandal. Das Gutachten des Energieberatungsunternehmens BET macht klar: Die Regierung hätte den Empfehlungen der Kohlekommission folgen können, ohne Energieengpässe befürchten zu müssen.
Sie hätte schrittweise aus der Verstromung der Braunkohle als Klimakiller Nummer eins aussteigen können. Und damit wäre der Komplettabriss der an den Tagebau Garzweiler grenzenden Dörfer Keyenberg, Kuckum, Berverath, Ober- und Unterwestrich im rheinischen Revier sowie Mühlrose in der Lausitz – unnötig.
Doch die CDU und auch die noch immer kohledominierte SPD haben anders entschieden: Ein Großteil der Kohlendioxidschleudern soll erst einmal weiterlaufen. Im großen Stil abgeschaltet werden die allermeisten Kohlemeiler erst Ende der zwanziger und Mitte der dreißiger Jahre. Die Kraftwerke aber brauchen Brennstoff.
Allein in Garzweiler sollen deshalb noch 600 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert werden. Und um an die Kohle zu kommen, müssen die Dörfer – weg. Komplett ignoriert werden damit nicht nur die Pariser Klimaziele. Ein internes Memo des Bundeskanzleramts macht klar, dass die Zerstörung der Dörfer allein den Profitinteressen des Braunkohlekonzerns RWE dient. „Die Absicherung von Garzweiler II“ sei ein „zentrales Anliegen von RWE/NRW“ gewesen, heißt es darin. Denn um diesen Tagebau herum stehen die RWE-Braunkohlekraftwerke, die trotz steigender CO2-Preise noch Gewinn abwerfen könnten.
Barbarischer Akt
Was folgt, ist ein barbarischer Akt. Mit den Dörfern verheizt wird die Heimat ihrer Bewohner:innen. In den Orten, die zur „Devastierung“ freigegeben werden, herrscht Endzeitstimmung: Kirchen und Schlösser werden abgerissen, Häuser sind vernagelt. Mit Aufklebern auf den Grabsteinen der Friedhöfe werden Angehörige gesucht, die bestimmen sollen, wohin die Knochen ihrer Vorfahren gebracht werden sollen, die bei Nacht und Nebel ausgegraben werden. Zerstört wird so das Gedächtnis von Generationen.
Endgültig festschreiben will Nordrhein-Westfalens Landesregierung aus CDU und FDP diese Verwandlung einer Kultur- in eine Mondlandschaft im Frühjahr mit einer neuen Braunkohle-Leitentscheidung. Protest wird ignoriert. Denn trotz Kohleausstieg bedeuten die Interessen des Milliardenkonzerns RWE im Rheinland alles. Die Rechte der Anwohner:innen zählen dagegen – nichts.
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