Zeitung „Neues Deutschland“: Linkes Blatt vor dem Aus
Der linksorientierten Tageszeitung „Neues Deutschland“ droht die Schließung zum Jahresende. Es sei denn, sie wandelt sich in eine Genossenschaft um.
Die Linke ist über die Föderative Verlags-, Consulting- und Handelsgesellschaft mbH (Fevac) an der Tageszeitung mit Sitz in Berlin und einer derzeitigen Auflage von 18.491 verkauften Exemplaren (IVW, viertes Quartal 2020) beteiligt. Die Fevac hält 50 Prozent an der Zeitung. Das Blatt erschien erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg 1946 und war in der DDR eine Zeitung der Staatspartei SED.
Der Geschäftsführer der Neues Deutschland Druckerei und Verlag GmbH, Matthias Schindler, bestätigte auf dpa-Anfrage den angestoßenen Prozess. Mit Blick auf die Option einer Genossenschaft sagte er: „Ich sehe das als zwingenden Schritt an – hin zu einer modernen zukunftsfähigen linken Tageszeitung in adäquater Rechtsform.“ Schindler ist auch Vorstand der Communio Beteiligungsgenossenschaft eG, die der zweite Gesellschafter der Tageszeitung mit 50 Prozent ist. Schindler bestätigte auch, dass er zum Jahresende aus dem Verlag ausscheiden werde.
Als Grund für die Überlegungen nannte Linken-Bundesschatzmeister Wolf die in den vergangenen Jahren rückläufigen Abonnentenzahlen und die Notwendigkeit, einer Neukonzeption und Neuaufstellung auch vor dem Hintergrund der Digitalisierung. In diesem Zusammenhang müsse man auch diskutieren, ob eine Partei als Gesellschafter ein Hindernis sei, wenn die Zeitung bei aller redaktionellen Unabhängigkeit von vielen als Parteizeitung betrachtet werde.
Gewerkschaft kritisiert eine fehlende Kommunikation
Ideen zu einer möglichen Veränderung der Gesellschafterstruktur müssten nun mit der Belegschaft und im Parteivorstand diskutiert werden. Diese Diskussion stehe noch aus. Erst dann werde es zu einer Entscheidung kommen.
Die Gewerkschaft Verdi beklagte eine „fehlende Kommunikation“ auf Seiten der Linkspartei gegenüber den Arbeitnehmervertretungen für die rund 100 Mitarbeiter. In der Mitteilung hieß es zudem: „Auch wenn es in der Belegschaft schon früher den Wunsch gab, die Strukturen des ND zu verändern und eine Genossenschaft teils als Chance angesehen wird, die redaktionelle Unabhängigkeit der Zeitung zu stärken: Die Genossenschaft darf nicht die ‚Billiglösung‘ sein.“ Die neu zu gründende Unternehmensstruktur müsse sich selbst tragen können, und der Weg dahin müsse solidarisch, sozial und kooperativ ablaufen.
Chefredakteur Wolfang Hübner schrieb einen Kommentar über die Vorgänge. „Am Montagabend hatte ND-Geschäftsführer Matthias Schindler die Belegschaft darüber informiert, dass laut einem Gesellschafterbeschluss die ND-GmbH (mit vollem Titel Neues Deutschland Druckerei und Verlag GmbH), von der die Zeitung herausgegeben wird, zum Ende dieses Jahres aufgelöst werden soll. Vorher soll eine Genossenschaft gegründet werden, die die Zeitung übernehmen soll.“
Über die Reaktion in der Redaktion schrieb der Chefredakteur: „Seit der Mitteilung vom Montag laufen bei den Kolleginnen und Kollegen in Redaktion und Verlag des ND die Diskussionen, denn natürlich stellen sich viele Fragen, es gibt Informationsbedarf, Befürchtungen, Erwartungen.“
Hübner schloss den Artikel so: „Über den Beschluss, eine nd-Genossenschaft zu gründen, wird in den nächsten Wochen weiter intensiv diskutiert. Wir werden über den Fortgang dieser Debatten zur Zukunft des ND informieren.“
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