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Willkommenskultur in DeutschlandGekommen, um zu bleiben?

Erich Rathfelder
Kommentar von Erich Rathfelder

Nach dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien hat Deutschland die Chance, ein neues Kapitel in der Migrationspolitik zu schreiben.

Fast eine Million mit Deutschland verbundene Syrer sind ein Pfund, die deutsche Politik könnte sich auf ihre Pluspunkte besinnen Foto: Philipp Schulze/dpa

W enige Wochen nach dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien weiß man in Deutschland immer noch nicht so recht, wie man mit hier lebenden Syrerinnen und Syrern umgehen soll. Einerseits will man die vor fast zehn Jahren zu uns geflohenen Menschen so schnell wie möglich wieder loswerden.

Andererseits weisen Fachpersonen aus dem Gesundheitssektor sowie der Wirtschaft und dem Gastgewerbe darauf hin, dass die bisherige Integrationspolitik durchaus erfolgreich war. Der Verlust syrischer Arbeitskräfte würde die Wirtschaft und Dienstleistungen empfindlich treffen. Bei nüchterner Betrachtung also könnte man damit Zukunftschancen für Deutschland verspielen.

Schon einmal wurden mit der Flüchtlingsrückkehr die Weichen falsch gestellt. In den 90er Jahren hatten mehr als 350.000 Vertriebene aus Bosnien und Herzegowina in Deutschland Schutz gesucht.

Sie waren Opfer der Verbrechen der „ethnischen Säuberungen“, deren Dimension in der deutschen Öffentlichkeit bis heute nicht bewusst ist. Bei der Eroberung Bosniens gingen die serbischen Soldaten und Freischärler wie die russische Soldateska heute in der Ukraine vor: Greife mit Artillerie an und töte.

Von 4,5 Millionen Einwohnern wurden aus den eroberten Gebieten in Bosnien insgesamt mehr als 2 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen. Zehntausende wurden von der serbischen Soldateska getötet, vergewaltigt, in Lager gesteckt. Ab 1992 erreichten Hunderttausende Bosniaken und Kroaten, aber auch Kosovaren und serbische Kriegsdienstverweigerer Deutschland.

Hilfsbereitschaft im Sommer 1990

Die deutsche Bevölkerung war hilfsbereit. 1990 erinnerten sich viele der fast 20 Millionen Deutschen an ihre eigene Flucht 1944 aus den deutschen Ostgebieten, an die Entbehrungen, die Übergriffe, die Vergewaltigungen.

Die Menschen aus Ostpreußen, Schlesien und Pommern wussten, was es hieß, wehrlose Flüchtlinge zu sein. Die Hilfsbereitschaft war groß. Doch auch die Widerstände wuchsen. Zu viele Fremde wurden lästig. Vor allem, nachdem klar war, dass ein großer Teil der bosnischen Flüchtlinge Muslime waren.

Als Kriegsflüchtlinge eingestuft, sollten die Bosnier sofort nach einem Friedensschluss das Land wieder verlassen. Nach dem Friedensabkommen von Dayton im November 1995 sollten vor allem die Bosniaken, also die bosnischen Muslime, schleunigst zurück in „ihre Heimat“ gebracht werden. Es kam zum Teil zu ruppigen, „unschönen Szenen“ bei der Abschiebung.

Europäische Muslime wurden abgeschoben

Es sträubten sich vor allem die Frauen, in ihren Dörfern und Heimatorten, aus denen sie vertrieben waren, nach der Rückkehr ihren Vergewaltigern zu begegnen. Auch die in Konzentrationslagern gedemütigten überlebenden Männer wollten nicht zurückkehren. Zum Glück öffneten die USA, Kanada, Australien ihre Grenzen für die europäischen Muslime.

Die bosnische Diaspora dort hat sich gut eingelebt. Die sehr viel später aus Bosnien angeworben Arbeitskräfte gelten heute als leicht integrierbar. Das Bild Deutschlands ist bei den Bosniern deshalb bis heute zwiespältig geblieben, einerseits die Hilfsbereitschaft der Deutschen, andererseits mitleidslose Härte.

Komplexe syrische Identität

Liegen mit den Syrern die Dinge anders? Immerhin bewegt sich nach den anfänglichen Abschiebeaufrufen der Rechten jetzt die Diskussion in Europa wieder in eine akzeptablere Richtung. Jetzt sollte es nicht mehr darauf ankommen, die Flüchtlinge sogleich in ein Flugzeug zu setzen, um sie loszuwerden.

Man muss akzeptieren, dass es sich bei Syrien um eine multinationale und multireligiöse Gesellschaft mit einer langen Geschichte handelt, deren Komplexität nicht richtig verstanden wird.

In Syrien diskutierte man komplexe philosophisch-religiöse Fragen, als bei uns noch der Met aus Hörnern getrunken wurde. In Syrien war Aramäisch, die Sprache Christi, ebenso verbreitet wie Hebräisch, später dann Arabisch sowie andere Sprachen.

Reiches kulturelles Erbe Syriens

Syrien wie Ägypten, Judäa, Palästina und das Zweistromland gehört zu einer Region, in der alte Kulturen tief verwurzelt sind. Keineswegs sollte man gegenüber dieser historischen Tiefe respektlos und leichtfertig die eigene westliche Kultur als überlegen ansehen.

Die aufgeblasenen, primitiven Spielarten des islamischen Extremismus als die Kultur Syriens zu definieren, ist jedenfalls falsch und entspricht dem primitiven Denken der AfD auf der anderen Seite.

Wir sollten darauf achten, dass die syrischen Flüchtlinge in ihrer Komplexität betrachtet werden. Natürlich gibt es da alle Richtungen, Alawiten, hanafitische wie islamistische Muslime, Schiiten, Christen, Drusen und westlich denkende Kurden.

Es gibt aber traditionell auch jene gebildete und von den Assads fast völlig zerstörte Mittelschicht, die multikulturell geprägt war. Diese Mittelschicht konnte sich im europäischen Exil wieder etwas erholen.

Große Bereicherung für Deutschland

Diese reichhaltige syrische Gesellschaft könnte tatsächlich zu etwas Positivem führen: erstens, wenn sie richtig behandelt wird, zweitens, wenn die jetzige Führung in der Tat die Tradition wieder achten will, drittens, wenn sie die Islamisten in den eigenen Reihen in Zaum hält sowie viertens, wenn die umliegenden Staaten Ruhe geben.

Die deutsche Politik könnte sich auf ihre Pluspunkte besinnen. Fast eine Million mit Deutschland verbundene Syrer sind ein Pfund. Wenn die Ärzte und Intellektuellen, Techniker und Ingenieure, die bei uns Fuß gefassten haben, sich direkt oder von Deutschland aus für den Wiederaufbau engagieren, dann wäre das was.

Militärisch ist Deutschland natürlich keine Macht, immerhin aber kann Deutschland Know-how für den Wiederaufbau einbringen. Man denke nur an die vorbildliche Arbeit des Technischen Hilfswerks.

Auch bei Eigentums- und Rechtsfragen hatte man auf dem Balkan zu vielen Lösungen beigetragen. Doch eine Rückkehrstrategie sollte vor allem Respekt gegenüber einer Gesellschaft zeigen, die sich erst wieder finden muss.

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Erich Rathfelder
Auslandskorrespondent Balkanstaaten
Erich Rathfelder ist taz-Korrespondent in Südosteuropa, wohnt in Sarajevo und in Split. Nach dem Studium der Geschichte und Politik in München und Berlin und Forschungaufenthalten in Lateinamerika kam er 1983 als West- und Osteuroparedakteur zur taz. Ab 1991 als Kriegsreporter im ehemaligen Jugoslawien tätig, versucht er heute als Korrespondent, Publizist und Filmemacher zur Verständigung der Menschen in diesem Raum beizutragen. Letzte Bücher: Kosovo- die Geschichte eines Konflikts, Suhrkamp 2010, Bosnien im Fokus, Berlin 2010, 2014 Doku Film über die Überlebenden der KZs in Prijedor 1992.
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28 Kommentare

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  • Dänemark zahlt jedem Rückkehrer eine Prämie von 27.000€. Daran sollten wir uns ein Beispiel nehmen - das Land mus wieder aufgebaut werden und mit dem Geld kann man sich eine Existens aufbaue, wenn man arbeiten will.



    Und viele in der Türkei lebende Syrer kehren auch ohne Prämie zurück.



    Lieb Syrer, ihr seid vor Assad geflohen, der lebt jetzt bei seinem Freund Putin, jetzt heist es das Land wiede aufzubauen.

    • @Bernd Simon:

      Die Prämie ist gut, solange Menschen die Wahl haben. Und sicher ist in Syrien erst mal noch nichts. Es wäre doch mindestens leichtsinnig jetzt, zumal mit Kindern, zurückzukehren. Doppelte Staatsbürgerschaften könnten helfen, denn sie wären die Garantie, dass man ins sichere Deutschland zurück kann, wenn ein neuer Bürgerkrieg droht. Ich kenne syrische Eltern, die sagen, wir würden gerne zurück, aber die Kinder sind hier geboren/verwurzelt und haben bessere Zukunftschancen, wir bleiben für sie.

  • Willkommen ist, wer unsere Werte akzeptiert, unsere Gesetze beachtet, sich intergriert, sich einbringt, auch und besonders durch Arbeit und Abgaben und Unterstützung unserer Sozialsysteme.

    • @Mouse:

      Also sind die meisten willkommen. Es sei denn, Sie gehören zu denen, die "unsere" Werte so eng definieren, dass 2/3 des Landes ausgebürgert werden müssten (das ist nämlich ein beliebter rhetorischer Kniff).

  • Wer bleiben möchte, soll bleiben dürfen! Die Hilfe beim Wiederaufbau sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Enge Verbindungen sind gewachsen, die - egal wie sich die Menschen mit syrischen Wurzeln auch entscheiden - staatlicherseits gepflegt werden sollten: Goethe-Institute, Stipendienprogramme, Städtepartnerschaften, Programme für Gastwissenschaftler*innen und Künstler*innen.

  • Naja, wie einige Wirtschaftwissenschaftler korrekt vorgerechnet haben, sind Einwanderer (Herkunft und Grund egal) nur dann ein (wirtschaftlicher) Gewinn für den Sozialstaat, wenn sie höher qualifiziert sind als die Durchschnittskartoffel und mehr arbeiten. Beides ist bei syrischen Geflüchteten (im Durchschnitt) nicht der Fall.



    Und ob ehemalige Flüchtlinge für die Jahre in deutschen Unterkünften wirklich so dankbar sein werden muss man auch erstmal sehen.



    Auf den Rest hat hier keiner Einfluss.

    • @Samvim:

      Menschen aller Qualifikationsstufen werden in Deutschland gebraucht. Da gibt es einen breiten Konsens in der Wirtschaftswissenschaft.

    • @Samvim:

      Ich weiß ja nicht aus welchen Quellen ihre Erkenntnisse stammen und auf welche Wirtschaftswissenschaftler sie sich beziehen, würde ihnen aber empfehlen, einmal einen Blick in den Tragfähigkeitsbericht der Bundesregierung zu werfen, der besagt nämlich das genaue Gegenteil.

      Nach Berechnungen des Wirtschaftsweisen Martin Werding wird der Staat durch Migration jährlich um 95 Milliarden € jährlich entlastet.

      Nach seiner Berechnung bringt Migration deutliche Einsparungen, weil sie u.a. den demographischen Wandel verlangsamt, der andernfalls zu Mehrausgaben führen würde, z.B. bei der Rentenversicherung.

      Auch wurde in dieser Berechnung der Wohlstandsverlust mitberücksichtigt der drohnen würde, wenn einfach qualifiziertere Arbeiten nicht mehr den Bedarf abdecken.

      Wenn Migranten neu nach Deutschland kommen, kostet das den Staat natürlich erst einmal Geld, etwa für Sprachkurse oder Integration, aber wenn sie später anfangen zu arbeiten ergibt es eine positive Bilanz.

      Zudem kamen in den letzten zehn Jahren etwa zwei Drittel aller Migranten nicht als Geflüchtete. Und sobald sie arbeiten und das machen die meisten, bringen sie dem Staat Einnahmen.

      • @Sam Spade:

        @sam spade :



        Man sollte nicht auf jede Statistik hereinfallen. In meiner Firma arbeiten auch einige Migranten.



        Übrigens sind die aus GB, Kanada, Australien oder den USA. Deren Jahresgehalt dürfte zum Teil im 6-stelligen Bereich sein.



        Das heißt, daß Ihre Statistik nur einen Mittelwert abbildet, der schlicht unbrauchbar ist.



        Die breite Masse der seit 2016 eingereisten Migranten dürfte nur unwesentlich zu einer positiven Entwicklung beitragen.

        • @Dirk Weller:

          Es handelt sich nicht um "meine Statistik" sondern um den Tragfähigkeitsbericht der Bundesregierung. Einfach einmal einen Blick hineinwerfen und bei Bedarf der Kommission ihre Einwände mitteilen.

      • @Sam Spade:

        Da wäre z.B. Bernd Raffelhüschen (pfui, ein Liberaler!) zu nennen, der einen Verlust von 5,8 Billionen Euro (über mehrere Jahrzente) durch Migration (mit dem heutigen Stand) errechnet hat. Denn auch Migranten wollen mal in Rente gehen und so schlägt der zunächst gebremste Demographiewandel später mit doppelter Kraft zurück, plus Zinsen.



        Übrigens rechnen Raffelhüschen und Werding tatsächlich sehr ähnlich, Werding rettet seine Finanzen nur durch ein Einwanderungspolitisches Schneeballsystem, indem er annimmt, dass immer mehr, immer besser qualifizierte Einwanderer nachkommen und die Kosten durch die vorhergehende Einwanderergeneration übernehmen. Halte ich persönlich für recht optimistisch.

        • @Samvim:

          Schauen Sie sich mal südasiatische Migrationsmuster an. Da finden Sie empirische Belege für die von Ihnen bezweifelte Dynamik. Ob das alles korrekt operationalisiert wurde, wage ich ohne tieferes Einlesen nicht zu beurteilen, nur umstandslos vom Tisch wischen lässt es sich nicht. Im Übrigen darf man nicht vergessen: der monetäre Nutzen der Einwanderung hängt auch an den gezahlten Gehältern für geringer qualifizierte Arbeitnehmer*innen (was die Migrant*innen z.T. sind) und an den Aufstiegschancen, die eine Gesellschaft bietet. Die Geflüchteten, die ich kenne, sind bereit hart zu arbeiten, damit es den Kindern mal besser geht, nur dieses Hoffnung erfüllt sich in Deutschland oft nicht.

        • @Samvim:

          Da haben sie sich genau das falsche Beispiel herausgesucht. Erstens steht Bernd Raffelhüschen mit seiner Prognose unter Ökonomen ziemlich einsam da und zweitens in diesem Zusammenhang einmal das Stichwort Lobbyismus googeln. Dann wird schnell ersichtlich, dass man es bei Raffelhüschen eher mit einem Interessenwahrer der Finanzwirtschaft als einen unabhängigen Wissensvermittler zu tun hat.

          So sitzt er nicht nur in den Aufsichtsräten von Union Investment Privatfonds und DIA Consulting sondern war auch für die für Arbeitgeber-Lobbyorganisation INSM tätig.

          In seinen versicherungsnahen Studien sprach er sich zudem stets für eine Förderung der privaten, kapitalgedeckten Rente zu Lasten der gesetzlichen Rentenversicherung aus.

          Dazu passend Raffelhüschens Engagement für die Bundesvereinigung Deutscher Vermögensberater für die Riester Rente im Jahr 2020.

          Die Deutsche Rentenversicherung bezog sich 2021 mit folgendem Statement zu diesen Studien "Die Rechnungen von Raffelhüschen sind spekulativ, da sie nicht auf der Grundlage des geltenden Rechts basieren.."

          Berichte dazu finden sie u.a. im Spiegel und in der Zeit, mit Bezahlschranke.

          • @Sam Spade:

            Das alles ändert nichts daran ob er recht hat oder nicht und auch allein steht er bei weitem nicht da. In diesem Fall hat ganz offensichtlich Herr Werding mit sehr abseitigen Annahmen für das vom Auftraggeber gewünschte Ergebnis gesorgt

            • @Samvim:

              Dann werden sie doch etwas konkreter und benennen sie die Unterstützer von Raffelhüschens Studie. Mir sind keine bekannt außer aus AfD Kreisen und dem Lobbyismusumfeld aus der Finanzindustrie.

              Und die Wirtschaftsweisen sind nun wirklich frei von dem Verdacht der Parteinahme und arbeiten niemandem zu, im Gegensatz anscheinend zu Herrn Raffelhüschen.

              Ihre Bemerkung hinsichtlich Herrn Wedding zeugt eher davon, dass sie sich weder mit seinem Beitrag zum Tragfähigkeitsbericht noch mit seinem System beschäftigt haben, sonst hätten sie nicht behauptet, dass Raffelhüschen und Werding sehr ähnlich rechnen. Nicht alles glauben, was in einem Podcast verbreitet wird, zumal wenn er von der Bosch Stiftung kommt.

    • @Samvim:

      Diese Grausamen Unterkünfte, dort mussten die armen Menschen täglich um ihr Leben fürchten, fallende Bomben, umherstreifende Milizen, ständig zu wenig Nahrung, einfach unzumutbar. Leider gab es zwischen Syrien und Deutschland kein anderes sicheres Land das helfen konnte.

      • @Abraham Abrahamovic:

        Andere haben auch ihren Beitrag geleistet, vor allem der Libanon und die Türkei. Deutschland ist es im Gegensatz zu anderen relativ leicht gefallen. Und: auch ohne Bomben können Zustände und Unterkünfte unzumutbar sein.

        • @My Sharona:

          Schon einmal eine Karte angesehen? Es gibt einen Grund wieso Nachbarländer stärker betroffen sind. Unzumutbar ist es bei uns nur wenn irgendwelche idioten die Unterkünfte samt Bewohnern niederbrennen.

  • Der Artikel geht voll am Thema vorbei. Ich kenne niemanden der ALLE Migranten "loswerden" will wie es im Artikel ausgedrückt wird.



    Die Debatte dreht sich ausnahmslos um die Migranten die nicht arbeiten, sich nicht integrieren wollen, die straffällig geworden sind - kurzum, um die die uns auf der Tasche liegen und/oder der Gesellschaft schaden.



    Und hier ist die Debattenkultur kaputt. Rechte scheren Migranten unisono über einen Kamm das alle faul wären, sich nicht integrieren und die soziale Hängematte genießen wollen.



    Und Linke ignorieren völlig, dass es eben einen Teil unter den Migranten gibt, auf die diese ganzen Unterstellungen der Rechten tatsächlich auch zutreffen.



    Exemplarisch auf die Syrer bezogen kann man das wunderbar ausführen:



    Von den Syrern im arbeitsfähigen Alter die seit 2015 zu uns kamen arbeiteten in 2023 gerade mal 54% - man muss kein Matheprofessor sein um zu begreifen das die restlichen 46% plus die Syrer im nicht arbeitsfähigen Alter unterm Strich mehr Kosten verursachen als der arbeitende Anteil.



    ANDERERSEITS stimmt aber auch, dass über 60% der arbeitenden Syrer in systemrelevanten oder Mangelberufen tätig sind.



    Die Realität ist eben nicht eindimensional🤷‍♂️

    • @Farang:

      Guter Kommentar, den lch so unterschreiben würde. Das Thema Migration ist so aufgeladen, dass sachliche Debatten kaum möglich sind, ohne als :"Gutmensch" oder Menschenfeind beschimpft zu werden. Und fängt eine Debatte auch mal sachlich an, ein falsches Wort und alles dreht sich plötzlich nur noch um Worte und Textzeilen.

  • Nach meiner Erfahrung ist die Ablehnung von Geflüchteten besonders bei Vertriebenen und deren Nachkommen viel höher als im Rest der Bevölkerung. Das zeigt sich ganz exemplarisch im Osten, wo anteilsmäßig viel mehr Vertriebene aus den Ostgebieten gelandet sind.



    Es gab auch keine Willkommskultur Anfang der 90er genauso wenig wie in 2015 bei näherem Hinsehen. Ich bin auch nicht sicher ob das Nachplappern der Erzählungen arabischer Nationalisten über die imaginierte frühere eigene Überlegenheit um von der trostlosen Realität abzulenken sonderlich hilfreich ist.



    Die einfache Wahrheit ist doch, dass ein Großteil der Geflüchteten bleiben wird egal was wir davon halten. Diese einfache Wahrheit sollte dem deutschen Wähler nur nie zugemutet werden, da es sonst mit der generellen Akzeptanz der als humanitärer Akt getarnten Anwerbemaßnahme für Mindestlohnempfänger schlecht bestellt sein dürfte.

    • @Šarru-kīnu:

      Ich spekuliere jetzt, aber könnte dieses Verhalten nicht eine Folge davon sein, dass die Heimatvertriebenen weder in Ost- noch in Westdeutschland irgendetwas wie "Willkommenskultur" erlebt haben, sondern sich durchbeißen und den Grad an Wohlstand, den sie erlangt haben, oft hart erarbeiten mussten? Gerade bei den noch Lebenden der "Wirtschaftswundergeneration" findet man auch im Westen diese Einstellung.

      Hinzu kommt "im Osten", dass der Zusammenbruch der DDR nochmal gravierende wirtschaftliche Folgen hatte.

      Wer sich Sorgen um seinen Job macht, oder sich fragt, wie lange er sich seine Wohnung noch leisten kann, schaut vielleicht etwas kritischer auf Migranten, die das bezahlt bekommen. Und fragt nicht, ob diese Migranten nicht lieber arbeiten würden, aber unsere tollen Gesetze es ihnen nur nicht erlauben.



      Man könnte das als Neid abtun, aber das wäre zu einfach.

    • @Šarru-kīnu:

      "Die einfache Wahrheit ist doch, dass ein Großteil der Geflüchteten bleiben wird egal was wir davon halten."



      Das wird definitiv nicht so bleiben. Es wird nur bleiben können wer sich willentlich integriert, Eigeninitiative zeigt und irgendwie auch 'einzahlt'. Alles andere fördert sukzessive den Zuspruch an AfD, BSW, an die Merz-CDU, Aiwanger, Söder und co - das lässt sich wunderbar über die letzten Jahre nachzeichnen, weltweit.



      Die symbolische Abschiebung nach Afghanistan direkt vor den Ostlandtagswahlen wird in der nächsten Regierung eine regelmäßige Anwendung finden.



      Die Menschen im Land verlangen nach echten Lösungen, mit Symbolpolitik ist kein Blumentopf mehr zu holen, außer man will Wahlergebnisse wie in Thüringen, Sachsen und Brandenburg zeitnah republikweit haben. Die Europawahlkarte war in flächendeckendes Schwarz und Blau gefärbt, wer das weiterhin ignoriert endet halt bei 12 und 16 Prozent 🤷‍♂️



      Das ist einfach die aktuelle Realität

    • @Šarru-kīnu:

      Na ja, mit der vormaligen Überlegenheit islamisch-arabischer Wissenschaft, Medizin und Kultur hat es schon mehr auf sich als bloße Imagination. Zwischen dem Untergang des Römischen Reiches und dem Beginn der Aufklärung hatte das christlich-abendländische Europa demgegenüber wahrlich nicht viel aufzuweisen.



      Hilft aber leider nichts bei Betrachtung der gegenwärtigen trostlosen Realitäten, da stimme ich Ihnen zu. Obwohl: bewegt sich Europa weiter so rasant in die zu beobachtende politische Richtung - insbesondere was die wachsende Zustimmung zur AfD hierzulande betrifft-, sehe ich wieder düstere Zeiten auf uns zukommen.



      Dann wendet sich das Blatt möglicherweise wieder.

    • @Šarru-kīnu:

      Da kann ich Ihnen nicht zustimmen.



      Zum Einen stehen 8Mio. Heimatvertriebene in der BRD 4Mio. Heimatvertriebenen in der DDR gegenüber. Ihre Darstellung ist nicht zutreffend.



      Was die Willkommenskultur betrifft, so kann ich das nur aus dieser Perspektive beschreiben, in der Deutsche genau die praktiziert haben und syrische Flüchtlinge, teilweise bis heute, begleiteten.



      Was genau ihr " näheres Hinschauen" bedeuten soll, ist daher fraglich.



      Die Öffnung der Grenzen 2015 als "getarnte Anwerbemaßnahme" zu bezeichnen ist ebenfalls mit Fragezeichen zu versehen. War die damalige Bundesregierung evtl. auch für den Bürgerkrieg in Syrien verantwortlich!?!



      Von den syrischen Flüchtlingen sind rund 220.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigt, zusätzlich nur 65.000 in Minijobs.



      Ein Überwiegen von schlecht bezahlen Jobs ist somit auch nicht belegt.

  • Tja, tatsächlich ist aber das "neue Kapitel", das Deutschland in der Migration schreibt, eher das alte. Sekunden nach der Nachricht vom Sturz Assads kamen schon die "Ausländer raus"-Rufe, also der Ruf danach, syrische-stämmige Bürger abzuschieben. Wie "angekommen" und aufgenommen werden die sich wohl gefühlt haben? Und dass die rassistische Xenophobie der Deutschen nur leicht bemäntelt wird durch die Angst "huch, die sind ja wirtschaftlich und gesellschaftlich wertvoll für uns", macht es eher schlimmer als besser. Als Menschen werden sie von der Mehrheit der Deutschen nicht akzeptiert - zumindest was die Repräsentation im Bundestag angeht. Die momentanen Umfrageergebnisse zeigen, dass die "Abschieber" die absolute Mehrheit haben. Eine Schande für Deutschland. Würde die Union endlich zugeben, dass sie von wenigen Themen abgesehen eigentlich AfD Politik macht, hätte die "neue Union" inzwischen die absolute Mehrheit.

    • @Jalella:

      Habe ich da was verpasst? Mir wäre nämlich neu, dass die hier lebenden Syrer alle Bürger dieses Landes sind, also die deutsche Staatsangehörigkeit haben. Ich glaube auch nicht, dass alle diese Menschen das wollten.

      Natürlich war es absolut unpassend und geschmacklos, unmittelbar nach Assads Flucht diese Debatte loszutreten. Aber sollten in Syrien geordnete Verhältnisse herrschen, könnte man schon fragen, warum die hier lebenden Syrer den Wiederaufbau des Landes jenen überlassen sollen, die nicht fliehen konnten. Es mag dann immer noch angenehmer sein, in ach-so-rassistischen-Deutschland zu leben. Aber das sollte kein Grund sein, eine Debatte über Rückkehr abzuwürgen.

      Aber diese Frage stellt sich auf absehbare Zeit sowieso nicht.

    • @Jalella:

      Wir hatten Merkel, die ewige Kanzlerin.

      Hätte die CDU wirklich AfD-Politik gemacht, gäbe es heute keine AfD.

      Die Existenz der AfD belegt, dass Sie falsch liegen.