Volksentscheid in Basel zum ESC: Schlappe für die Spaßverderber
Die christlich-fundamentalistische Minipartei EDU ist mit dem Volksentscheid gegen den ESC in Basel gescheitert. Das ist gut so – nicht nur für Basel.

W er sich nicht vollständig apokalyptischen Gedankengespinsten hingegeben hat, wer nicht umgehend erwartete, dass in diesen kriselnden Zeiten christlich-fundamentalistische Menschen dem ja immer noch weitgehend liberalen Zeitgeist den Garaus bereiten – musste mit diesem Ergebnis rechnen: Bei einer Volksabstimmung in Basel erlitt eine christliche Frömmlerpartei eine krachende Niederlage.
Die christlich-konservative Kleinpartei Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU) hatte gefordert, dass die Stadt Basel einen zuvor zugesagten Betrag von 40 Millionen Euro wieder sperrt – weil mit diesem Beitrag im kommenden Jahr weitgehend das Rahmenprogramm zum Eurovision Song Contest in ebendieser schweizerischen Mikrometropole Mitte Mai finanziert werden soll.
Die Gruppe, die den Volksentscheid zu gewinnen hoffte, entstammt einer christofrömmlerischen Fundipartei, die den ESC als „blasphemische“ Musikveranstaltung und „Propagandaplattform“ für queere Menschen kritisiert. Der größte Popwettbewerb des Fernsehens, den im Mai der eidgenössische Mensch Nemo mit dem Titel „The Code“, gewann, leiste, die Initiative recht verstanden, Satanismus und Okkultismus Vorschub. Nemo identifiziert sich als nonbinär.
Für Basel durchaus lohnend
Die PetitionärInnen der rechts-klerikalen Partei ahnten offenbar nicht, dass ihr Wunsch derart scheitern würde. Was aber hätten die BaslerInnen tun sollen? Der internationale Songwettbewerb wird mit seinem schillernden Rahmenprogramm aus dem eher trübsinnigen Basel eine europäische Festmetropole machen – wenigstens für zwei Wochen. Das verspricht viel Open-Air-Unterhaltung und Abwechslung vom öden Alltag.
Außerdem werden tausende ESC-Fans anreisen wollen, auch das eine Abwechslung vom baselischen Alltagseinerlei. Das Geld, das wissen Marketingmenschen, spielt sich für Basel rasch wieder ein – der Imagegewinn wird enorm sein. All diese Umstände haben die Kritiker moderner Massendekadenz übersehen: Sie mussten als Spaßverderber abgelehnt werden, was denn sonst. Die ESC-Planung geht weiter, die FundiklerikerInnen sind betrübt: Das werden sie aushalten müssen.
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