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Wie wäre es sich gemeinsam zu Langsam-Arbeiten zu verabreden. Pakete können auch noch später ankommen. Das tun sie ja auch bei der Post.
Also nicht konkurrieren.
Mir hätte mal jemand etwas früher sagen können, das es eine ziemlich befriedigende Angelegenheit sein kann, bei Stress und Ärger auf der Arbeit rechtzeitig zu kündigen und sich nebenbei etwas neues zu suchen.
Meine emotionale Bindung an einen früheren Job über Jahre, hat mir eine Menge Zeit, Freude und Lebensenergie geraubt. Ich fühlte mich meinem Arbeitgeber gegenüber moralisch verpflichtet. Erst als die Kündigung raus war wurden meine Probleme auf der Arbeit ernst genommen. Das half mir nicht mehr, aber vielleicht den nächsten Angestellten die nach mir kamen.
Seitdem habe ich drei weitere Jobs gekündigt und jedesmal kam etwas besseres für mich. Natürlich ist keine Gesetzmäßigkeit, aber seit ich mir nichts mehr gefallen lasse, bekomme ich deutlich mehr Respekt, die Lohnverhandlungen liefen besser und die Arbeitsbedingungen haben sich verbessert.
Ich kann das nur den meisten dringend raten: Wenn ihr nicht ernst genommen werdet und die Kohle nicht reicht, dann hat euch der Arbeitgeber nicht verdient, denn eigentlich nimmt er eure Arbeitskraft an und ist auf euch angewiesen
@Alfonso Albertus Im übrigen: die Boomergeneration steht zwar regelmäßig zu Recht in der Kritik, aber die schlimmsten Arbeitgeber bzw Befehlsausführer waren und sind nach meiner Erfahrung, die unter 30 Jährigen Young Professionals beiderlei Geschlechts, die direkt vom BWL-Studium oder der Event-Managment-Ausbildung ins Berufsleben starten und die "gewinnorientierte Optimierung von Arbeitsptozessen" inhaliert und ideologisiert haben.
Für die sind Arbeiterrechte sowas wie ein schlechter Witz. Das ändert auch das ganze Geduze und die "Honig ums Maul"-Strategie nicht.
@Alfonso Albertus 100% korrekt,
Als kleiner Unternehmer mit 40 bis 50 Angestelleten hatte ich NIE Probleme, Leute zu finden. Unser Laden hatte den Ruf fair zu bezahlen (der heutige Mindestlohn war damals schon deutlich unter unseren Gehältern) und Wert auf das Wohlbefinden der Leute zu achten, im Betrieb und auch im Privaten. Das spricht sich herum und es spart Kosten. Garantiert.
@Perkele "kleiner Unternehmer" "hatte" - Klären Sie uns mal auf in welcher Branche sie Unternehmer waren und warum nicht mehr.
@Michael Renper Gerne: Ich habe das Rentenalter erreicht und aufgehört. Ich war im Luftverkehr tätig, Ground Operations. Aber was tut das zur Sache?
@Perkele Das kann ich als Angestellter, der schon in diversen Arbeitsverhältnissen tätig war, durchaus bestätigen.
Mehr Mitspracherecht und eine angemessene Entlohnung, sorgen für eine höhere Identifikation mit dem Betrieb/Unternehmen und mehr Arbeitsbereitschaft.
Andersrum ins Negative verkehrt, war meine Bereitschaft das Unternehmen zu hintergehen, in jenem Betrieb von dem ich mich absolut verar...t gefühlt habe deutlich erhöht....
Eine Obstschale? Wieso drängelt sich die Kerkerszene aus "Das Leben des Brian" gerade in mein Hirn?
"Ach, was würde ich dafür geben, wenn mir mal wieder einer so richtig ins Gesicht spuckt!"
@Der dreckich Katz Wir hatten das mal in der Firma: kostenloses frisches Obst. Das kam sehr gut an, war es doch ein Zeichen des Arbeitgebers, dass er etwas für die (Gesundheit der) Belegschaft tut. Wie so vieles (z.B. auch Geldprämien für langjährige Betriebszugehörigkeit) wurde es aus Kostengründen gestrichen.
Heute sind Betriebsklima und -kultur und folgerichtig auch die Fluktuation jenseits von gut und böse. Das Thema "Verdichtung" ist akut und führte zu einigen Entlassungen.
Den Obstkorb könnte man also durchaus als Indiz für den Zustand einer Firma sehen.
Fazit: weg mit dem Kapitalismus. Viel weniger Arbeit, die in viel weniger Zeit von allen gemeinsam erledigt wird. Menschheit gerettet, besseres Leben, what's not to like.
Israels „begrenzte Bodenoffensive“ im Libanon birgt immense Gefahren. Nicht nur Iran steigt in den Krieg ein. Die Welt schaut ohnmächtig zu.
Verschärfung der Arbeitsbedingungen: Die Zitrone hat noch Saft
Mehr Arbeit, die in weniger Zeit von weniger Leuten erledigt werden muss – das führt zu Stress und Wut. Trotzdem glauben viele: Da geht noch mehr.
Da geht doch noch was, oder? Foto: Juan Moyano/plainpicture
Wer nachspüren möchte, wohin sich hierzulande die Arbeitsbedingungen entwickeln, hat als Indikatoren besonders Pflege-, Erziehungs- und Dienstleistungsbranche zur Verfügung. Hier staut sich der meiste Druck, der größte Frust, der unmenschlichste Stress im scheinbar arbeitsrechtsfreien Raum.
Jede von uns hat mit diesen Berufszweigen zu tun und kann sich selbst ein Bild machen. Zum Beispiel, wenn der einst als zuverlässig angesehene Lieferdienst UPS beim Autor die wertvolle Ware (Ja, ich bin ein Schwein, aber die gab es nun mal nicht im Laden) lapidar vor die Briefkästen knallt, wo er, wie im Hause üblich, von den Rabennachbarn im Nu geklaut wird.
Doch so schön es ist, für alle erlittene Unbill schnell und einfach Schuldige zu finden: Die Wut auf die Boten ist hier leider nicht angebracht; die Puste sollte man sich lieber für deren „Arbeitgeber“ sparen. Der Bote ist quasi nur der Bote für die Zustände, in denen er arbeiten muss.
So sei der Film „Sorry We Missed You“ des englischen Regisseurs Ken Loach, in dem das verzweifelte Strampeln eines solchen Paketfahrers in einem Hamsterrad aus Stacheldraht gezeigt wird, den verarschten UPS-, DPD- oder DHL-Kunden hier wärmstens als Anschauungsmaterial über die Arbeitsverhältnisse im Spätkapitalismus empfohlen.
Letztlich kontraproduktiv
Dem Übel zugrunde liegt die sogenannte Arbeitsverdichtung, ein perfider Arbeitgebereuphemismus für die Intensivierung der Arbeit, was wiederum nichts anderes heißt als: mehr Arbeit, die in weniger Zeit von weniger Leuten erledigt werden muss. Diese Gemengelage aus Personalknappheit, schlechter Bezahlung und Zeitdruck führt bei den Arbeitenden zu psychischen und auch körperlichen Problemen.
Die sich letztlich natürlich auch kontraproduktiv auf die Leistung der jeweiligen Mitarbeiterin und des Gesamtbetriebes auswirken: Das Paket liegt im Hausflur, die übermüdete Ärztin sägt das falsche Bein ab, die Sportlehrerin ist krankgeschrieben, die Kinder gehen aus dem Leim. Das klingt in der Kausalität so einfach, und doch agieren viele Verantwortliche noch immer nach dem Motto: Diese Zitrone hat noch Saft. In der Politik ist seit ein paar Jahren eine Art „Anti-Stress-Verordnung“ angedacht, aber „angedacht“ ist auch nur die ätherische kleine Schwester von „aufgeschoben“.
Kein Wunder, dass angesichts der allgemeinen Unzufriedenheit die Chefs ziemlich schlecht wegkommen. Die Studie State of the Global Workplace 2023 des Beratungsunternehmens Gallup, in deren Rahmen 120.000 Arbeitnehmer aus 145 Ländern zu ihren Arbeitsbedingungen befragt wurden, ergibt ein mieses Zeugnis für die Führungskultur.
Daraus folgt wiederum eine zunehmend geringer werdende emotionale Bindung an den Arbeitgeber. In Deutschland ist diese auf dem schwächsten Stand seit 2012; allerdings befinden wir uns damit sogar noch im europäischen Spitzenfeld, denn global gesehen sind die Werte in Europa überhaupt am niedrigsten. Das mag auch in der Mentalität begründet liegen, denn in Deutschland hasst man Veränderungen.
„Stress und Wut“
Einige wenige Emotionen sind den Arbeitnehmern immerhin noch geblieben, und zwar laut Gallup-Forschungsleiter Marco Nink vor allem „Stress und Wut“, zwei Empfindungen, die nicht nur dem Arbeitsklima, sondern auch wieder der Gesamtarbeitsleistung abträglich sind. Eine erhöhte Fluktuation der unzufriedenen Belegschaft ist ebenfalls die Folge.
Wo jedoch die Führung auf die emotionalen Bedürfnisse der Arbeitenden eingeht, wird weniger Stress und eine stärkere Bindung an den Arbeitgeber empfunden. Eine Obstschale für die Belegschaft ist schon mal gut, Lob und Anerkennung noch besser.
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Kommentar von
Uli Hannemann
Autor*in
Seit 2001 freier Schreibmann für verschiedene Ressorts. Mitglied der Berliner Lesebühne "LSD - Liebe statt Drogen" und Autor zahlreicher Bücher.
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