Verletzung religiöser Werte in Spanien: Katholiken klagen

In Spanien verklagt eine religiöse Stiftung Mitarbeiter einer TV-Sendung, die mutmaßlich religiöse Werte verletzt – und das nicht zum ersten Mal.

Marienstatue, Detailaufnahme

Marienstatue in der Kirche San Isidro in Madrid Foto: Donita Delimont/imago

MADRID taz | Wer in Spanien Witze über Religion macht, bekommt es mit der ultrakatholischen Stiftung christlicher Anwälte zu tun. Der Verein mit acht hauptamtlichen Mitarbeitern schwingt sich seit Jahren zum Wächter über religiöse Werte auf. Jetzt haben die Anwälte das Regionalfernsehen im nordostspanischen Katalonien verklagt. In der Osterwoche interviewte das Programm Està pasant die Jungfrau des Rocio, eine Wallfahrtsheilige aus dem südspanischen Andalusien.

Die Schauspielerin Judit Martin trat in einer Sendung – einer Art katalanischen „heute Show“ – im Kostüm der Marienfigur auf. Sie klagte über die Gläubigen, die sie bedrängen, und versuchte, mit dem Moderator anzubändeln. „Seit 200 Jahren kann ich nicht vögeln, wie es Gott gefällt“, sagte sie über das Kleid, das körperlichen Kontakt unmöglich mache.

Protest von Politikern aller Couleur blieb nicht aus. Die religiöse Rechte wetterte. Jetzt müssen die beiden Moderatoren Toni Soler und Jair Domínguez sowie Martín „wegen eines Vergehens gegen die Verfassung“ und „Beleidigung religiöser Gefühle“ vor das Amtsgericht in Sant Feliu de Llobregat.

Die Kläger weisen darauf hin, dass die Schauspielerin in ihrer Rolle „den Lobgesang und die Zeugnisse christlicher Hingabe an die Heiligenstatue“ nachahmte, wie sie auf Prozessionen üblich sind. Währenddessen „lachten der Soler und sein Mitarbeiter Domínguez lauthals“.

Klagen über Klagen

Die Richter lassen dies als Verdacht auf ein Vergehen gegen verfassungsmäßigen Schutz der Religion zu. Im Falle einer Verurteilung drohen den dreien Geldstrafen von mehreren tausend Euro. „Wenn sie mich vor Gericht wollen, müssen sie mich schon im Streifenwagen abholen, ich denke nicht daran, Geld für Benzin auszugeben“, sagte Domínguez.

Es ist nicht das erste Mal, dass Künstler es mit der Stiftung zu tun bekommen. Schauspieler Willy Toledo wurde angezeigt, weil er auf Facebook seiner Wut auf die katholische Kirche freien Lauf ließ, nachdem Feministinnen vor Gericht mussten, weil sie die „heilige Vagina“ in einer ironischen Prozession durch Sevilla trugen. Außerdem klagten sie gegen eine Dragqueen auf den Kanarischen Inseln, die sich beim Karneval als Maria verkleidet hatte.

Auch gegen Femen oder die Bildungsministerin, die die Noten im freiwilligen Religionsunterricht nicht mehr zur Versetzung heranzog, sowie gegen die LGBTQI-Fahne am Rathaus in Cádiz zogen die Anwälte bereits vor Gericht.

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