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Verbesserung im StraßenverkehrRadler hoffen auf grünen Pfeil

Das Bundesverkehrsministerium will prüfen, ob Rechtsabbiegen bei Rot für Radler erlaubt werden kann. Grüne und ADFC freuen sich.

Kann beim Abbiegen Unterstützung gebrauchen: Radfahrerin in Berlin Foto: Karsten Thielker

Berlin taz | Das kennt jeder Radfahrer und jede Radfahrerin: Da steht man an einer roten Ampel und muss halten, selbst wenn weit und breit niemand zu sehen ist und man nur rechts abbiegen will. Während Autofahrer in solchen Situationen stoisch warten, bis die Ampel irgendwann auf Grün schaltet, scharren viele Radler mit den Füßen – und fahren los. Das ist nicht erlaubt und heißt für die Polizei: Über eine rote Ampel gefahren. Künftig aber könnte das Rechtsabbiegen bei Rot in bestimmten Fällen erlaubt werden, sofern ein Grüner Pfeil für Radler dies anzeigt. Dafür zeigt sich nun das Bundesverkehrsministerium offen.

Wir erinnern uns: Der Grüne Pfeil ist eine Erfindung der DDR. Hängt er an einer Ampelkreuzung, dürfen Fahrzeuge, die rechts abbiegen wollen, dies auch bei Rot tun. Zuvor müssen sie aber stoppen und sich vergewissern, dass sie niemandem die Vorfahrt nehmen, insbesondere nicht Fußgängern. Mit dem Grünen Pfeil, der für alle Fahrzeuge gilt, soll der Verkehrsfluss verbessert werden. In Frankreich und den Niederlanden gibt es bereits Grünpfeil-Regelungen nur für Radfahrer; die rot-rot-grüne Koalition im Land Berlin will laut Koalitionsvertrag in zwei Jahren ein Pilotprojekt starten.

Selbst das CSU-geführte Bundesverkehrsministerium zeigt sich jetzt offen für Grünpfeil-Regelungen, wie aus einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage des Grünen-Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel hervorgeht. Die Bundesanstalt für Straßenwesen solle untersuchen, „ob es unter Verkehrssicherheitsgesichtspunkten sinnvoll ist, die Grünpfeil-Regelung in Einzelfällen nur auf den Radverkehr beschränken zu können“, heißt es darin.

Allerdings lehnt das Bundesverkehrsministerium Regelungen ab, die das Rechtsabbiegen bei Rot für Radfahrer zulassen, ohne dass der vorher stoppt. Dies widerspreche dem internationalen Wiener Abkommen über Straßenverkehrszeichen, das die Vertragsstaaten dazu verpflichte, „dem Lichtzeichen „Rot“ stets die Bedeutung „Halt“ zuzuordnen“.

In Frankreich und den Niederlanden gibt es bereits Grünpfeile für Radler

Grünen-Verkehrsexperte Gas­tel widerspricht. Das Rechtsabbiegen bei Rot für Radfahrer sei auch nach diesem Abkommen an geeigneten Kreuzungen auch ohne Anhaltepflicht möglich, sagte er der taz. Notwendig sei dafür ein festgeschriebener Vorrang für Fußgänger und Querverkehre. Gastel: „Eine Anhaltepflicht wäre praxisfern und würde den Fluss des Radverkehrs unnötig einschränken.“

Auch der Radfahrclub ADFC begrüßt, dass das Verkehrsministerium das Rot-Abbiegen für Radler prüft. „Diesen Schritt haben wir lange gefordert“, sagte ADFC-Sprecherin Stephanie Krone der taz.

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34 Kommentare

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  • Lieber SFISCHER, ich glaube, Du hast nicht verstanden, um was es bei diesem Grünpfeil geht.

    Zitat: "Wer von der anderen Seite kommt hat dann 'Grün', aber der Querverkehr hat trotzdem Vorrang."

    Davon kann keine Rede sein. Der Grünpfeil hat nur dann eine Bedeutung, wenn der Querverkehr Grün hat - und der hat dann halt Vorrang. Man selber hat nicht Grün, sondern einen grünen Pfeil, der das Rot welches man hat praktisch in ein "Vorfahrt beachten" wandelt (oder in anderer Lesart in ein "Stop, Vorfahrt beachten").

  • Die ganze Diskussion geht an der Realität vorbei, weil: Kennen Sie tatsächlich persönlich mehr als zwei RadfahrerInnen, die sich an Verkehrsregeln halten?

    • @LittleRedRooster:

      Ja.

      • 8G
        81331 (Profil gelöscht)
        @Janssonin kiusaus:

        ...sie Scherzkeks.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Bin ohne Vorbehalt dafür.

    Was noch fehlt, ist die absolute Blinkpflicht für Motorisierte. Die scheint vor etwa 25 Jahren unter die Räder gekommen zu sein, und scheint seither als uncool zu gelten, sogar in Kreisverkehren...

    • @571 (Profil gelöscht):

      Das Blinken kriegt in Köln selbst die Polizei nur im Ausnahmefall hin. Ich würde also eher nicht darauf hoffen, dass es wieder in Mode gerät.

  • Falls jemand Zeit und Lust hat, sich die aktuelle Verkehrsregelung durchzulesen, bevor hier weiter aufeinander eingedroschen wird:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Grünpfeil

     

    Kurz gefasst: Grünpfeil-Regelungen gibt es schon lange, auch für den Autoverkehr, und an mehreren Tausend Ampeln im Bundesgebiet...

    • @Konrad Ohneland:

      Das stimmt schon. Die Pfeile sind nur sehr ungleichmäßig in D verteilt.

      • 8G
        81331 (Profil gelöscht)
        @warum_denkt_keiner_nach?:

        und warum wohl? Weil es jeder Gemeinde selber überlassen bleibt, sog. 'Grüne Pfeile' zu installieren.

        • @81331 (Profil gelöscht):

          Das war doch nur eine Feststellung.

  • Was spricht dagegen, den grünen Pfeil für alle einzuführen? Die alte DDR Reglung zu übernehmen. Doch nur, dass die Reglung aus der DDR stammt.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Im Saarpfalzkreis ist er auch zu finden, könnte aber zahlreicher sein.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Ähm ... den grünen Pfeil für alle gibt es doch längst. Zumindest hier im - absolut nicht des besonderen Fortschritts verdächtigen - Bayern.

      • @Nachtvogel:

        Ich er Form wie im Osten (da gibt es ihn noch) habe ich ihn in Bayern noch nicht gesehen. Und in BW auch nicht.

         

        Ich spreche von einem einfachen gemalten grünen Pfeil ohne Elektrik, der an sehr vielen Kreuzungen zu finden ist.

         

        Etwa so:

        http://bilder.t-online.de/b/61/65/86/74/id_61658674/610/tid_da/gruener-pfeil-an-der-ampel-irritiert-einige-autofahrer.jpg

        • 8G
          81331 (Profil gelöscht)
          @warum_denkt_keiner_nach?:

          ..."...noch nie in Bayern"? Wie oft sind sie in Bayern? Und, sind sie dann mit dem Kfz unterwegs? Kann ihnen ein paar Bilder schicken, zur Horizonterweiterung ; )

          • @81331 (Profil gelöscht):

            Nicht sehr oft. Und wenn, dann hauptsächlich in Franken.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Standart-Grün-Pfeil (also als Schild und nicht als Leuchtsignal) ist in der STVO vorgesehen und gibt es nicht nur im Osten. Zumindest hier in Karlsruhe (übrigens BW) begegnet man ihm.

          • @Lucanus:

            Ich weiß, was in der STVO steht.

             

            Im Regierungsbezirk Freiburg, habe ich das Schild noch nicht gesehen. Und in Karlsruhe bin ich ganz selten mit dem Auto. Dort, wo ich gelegentlich hinkomme, habe ich aber auch noch keine grünen Pfeile gesehen. Wo sind die denn? In der Innenstadt?

  • 3G
    32795 (Profil gelöscht)

    "Grünen-Verkehrsexperte Gastel widerspricht. Das Rechtsabbiegen bei Rot für Radfahrer sei auch nach diesem Abkommen an geeigneten Kreuzungen auch ohne Anhaltepflicht möglich, sagte er der taz. Notwendig sei dafür ein festgeschriebener Vorrang für Fußgänger und Querverkehre."

     

    Das ist dann natürlich Grandios. Wer von der anderen Seite kommt hat dann "Grün", aber der Querverkehr hat trotzdem Vorrang. Besser kann man eine Ampel nicht ihres Sinn und Zwecks berauben...

    Was ist eigentlich dann mit den Radfahrern die "Grün" haben, müssen die den Radfahrern die quer kommen (und eigentlich "Rot" haben) auch vorlassen?

     

    Das ist auch sonst brandgefährlich. Nicht umsonst gebietet "Rot" erst mal anzuhalten, wenn man diese Konditionierung aufhebt verliert das Rotlicht seine Wirkung und man fährt mit hoher Wahrscheinlichkeit früher oder später über andere rote Ampeln ohne sich was dabei zu denken. Das ist kein "Grüner Pfeil", das ist grüner Massenselbstmord.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @32795 (Profil gelöscht):

      Das ist eine akademische und weltfremde Diskussion. Welcher rechtsabbiegende Radfahrer hält denn bei einer roten Ampel an, wenn er sieht, dass er gefahrlos rechts abbiegen kann? Das sind allenfalls solche, die selten Rad fahren oder sich im Verkehr unsicher fühlen.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Ja, ich hab kürzlich 138 € geblecht für so was. (Leider war das Polizeiauto gleich hinter mir).

    • @32795 (Profil gelöscht):

      Wenn ich durch die Straßen von Hamburg gehe oder fahre und beobachte was die Kfz bei Rot über die Ampeln rauschen frage ich mich welche Farben denn der "Massenselbstmord " hat.

  • Gibt es diese grünen Pfeile nicht schon lange an manchen Kreuzungen?

    • 3G
      32795 (Profil gelöscht)
      @smallestmountain:

      Einen grünen Pfeil bei dem Radfahrer ohne anzuhalten durchbrettern können und diejenigen die eigentlich "Grün" haben diesen Radfahrer "vorherahnen" müssen um ihm "Vorrang" einräumen zu können?

      • @32795 (Profil gelöscht):

        Wieso soll der Radler Vorrang haben? Der grüne Pfeil soll doch bedeuten, wenn niemand auf der Fahrtrichtung, die Ampelgrün hat, kommt, kann der Radler rechts abbiegen, obwohl seine Ampel rot ist. Ob er dazu nun anhalten und schauen muß (wie beim Auto-Grünpfeil, Anwendung grob äquivalent zum guten alten STOP-Schild) oder ob er, wenn er genug sehen kann, einfach zufahren darf (äquivalent zum "Vorfahrt-achten"-Schild, Dreieck mit Spitze unten) ist da egal. Vorrang hat er da keinen, warum auch.

  • Eine typisch deutsche Diskussion. In jedem halbwegs lockeren Land biegt man mit dem Rad bei rot einfach rechts ab, wenn niemand kommt. Da braucht man kein Gesetz. In Deutschland gelten Ampeln allen Ernstes nicht nur theoretisch für Radfahrer, sondern auch praktisch: Die Mehrheit hält an. Dieses Land ist nach wie vor faschismusaffin, da hilt kein liberales Geplapper.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @genova:

      Lasse mich nicht provozieren.

      Viel Spaß im lockeren Land - beim Autoscooterfahren.

    • @genova:

      So ne Denke gewöhnen Sie sich ganz schnell ab, wenn Sie mit Kindern unterwegs sind, die die Gefahr nicht adäquat einschätzen können.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @lions:

        Wieso? Wenn alle Erwachsenen vor der Ampel stehen blieben, wäre das für Kinder ein leicht verständliches Verhalten. Das tun sie aber nicht und wer das behauptet, lügt. Insofern ist hier das Negativbeispiel gut, weil es die Eltern dazu animiert, den Kindern klar zu machen, dass für sie - solange sie nicht erwachsen sind - die Freiheit der Erwachsenen nicht gilt. Das geht ja schließlich auch in Bezug auf ganz viele andere Dinge, die Kindern nicht, aber Erwachsenen sehr wohl erlaubt sind.

    • @genova:

      Faschismusaffin, weil sich die Leute an die roten Ampeln halten ?

      • @Thomas Schöffel:

        Ich denke damit war gemeint, dass sich die Menschen hier gerne von Regeln einschränken lassen, einer Obrigkeit beugen.

        Ich denke, dass man Kindern auch ohne feste Regeln beibringen kann sicher abzubiegen, bzw. sich im Straßenverkehr zu bewegen. Die Regeln sorgen halt für Ordnung, das hat die Durchschnittskartoffel halt gerne.

         

        Und das "faschismusaffine" unterschreibe ich sofort, allerdings in ganz anderem Kontext.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @genova:

      Meiner Erfahrung nach - und ich fahre viel Rad in der Hauptstadt und auch an meinem Hauptwohnort - biegt "man" bei rot einfach rechts ab. Es mag - vorwiegend im Norden (ich denke da gerade an das "preußische" Münster) - Inseln der Observanz geben, aber ob die deshalb glückselig sind...

    • @genova:

      "In jedem halbwegs lockeren Land biegt man mit dem Rad bei rot einfach rechts ab, wenn niemand kommt."

       

      Das ist überall verboten. Und Gesetze sind dazu da, dass sie eingehalten werden. Besonders, weil in diesem Fall ja doch plötzlich jemand auftauchen kann, der sich darauf verlässt, dass er grün hat. Der "Lockere" beißt dann locker ins Gras.

    • @genova:

      Also wenn ich meiner 10 jährigen Tochter sage sie soll bei Rot anhalten und warten bis grün kommt, ist das eine faschismusaffine Erziehung? Wieder mal was neues gelernt.

      Und ich dachte, ich mach das, damit sie nicht über den Haufen gefahren wird.

      Tja, das war ich wohl etwas kurzsichtig von mir.

      Mach ich beim nächst mal anders. Danke!