Verkehrsregeln fürs Fahrradfahren: Grüner Pfeil nur für Räder
Neun Städte testen das Rechtsabbiegen an roten Ampeln ausschließlich für RadlerInnen. Eine Einführung der Regel ist ab Mitte 2020 möglich.
Ab sofort testen neun Städte den grünen Pfeil, der nur RadfahrerInnen das Rechtsabbiegen an einer roten Ampel erlaubt. Das teilte die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) am Montag mit. Sollte der Versuch erfolgreich sein, könnte der grüne Pfeil nur für RadlerInnen ab Mitte 2020 bundesweit zum Einsatz kommen.
An dem Pilotversuch im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums beteiligen sich die Städte Bamberg, Darmstadt, Düsseldorf, Köln, Leipzig, München, Münster, Reutlingen und Stuttgart. Entsprechende Schilder werden in diesen Tagen an ausgewählten Verkehrsknotenpunkten angebracht. „Der Verkehrsfluss für Radfahrer soll verbessert werden“, sagte BASt-Sprecherin Iris Schneidermann. Der Versuch läuft über ein Jahr. Dazu werden an den Ampeln Videobeobachtungen stattfinden – unter Einhalten der Datenschutzbestimmungen, betonte die Sprecherin. Mögliche Probleme könnten neben der Sicherheit Konflikte der VerkehrsteilnehmerInnen sein.
Für Autos und Zweiräder gibt es den grünen Pfeil schon lange. Die Bundesrepublik hat ihn aus der DDR übernommen und 1994 in der Straßenverkehrsordnung verankert. Fahrrad-LobbyistInnen fordern seit Langem die Einführung dieses Verkehrszeichens auch nur für RadlerInnen. „Dass ein Pilotversuch dazu jetzt endlich kommt, nachdem die Niederlande, Frankreich und Belgien solche Verkehrszeichen schon lange erfolgreich eingeführt haben, ist immerhin ein Trippelschrittchen in die richtige Richtung“, sagte Stephanie Krone, Sprecherin des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Der grüne Pfeil erhöhe den Verkehrsfluss sowohl für den Rad- als auch den Autoverkehr.
Bei einem Pilotversuch in Basel in der Schweiz habe die Regelung auch bei Fußgängern gute Akzeptanz gefunden. „In der Priorität unserer verkehrspolitischen Forderungen steht der Grünpfeil sehr weit hinten“, sagte sie. „Auch ein grüner Pfeil macht keinen guten Radverkehr, wenn die Radwege zugeparkt, zerschlissen, handtuchbreit oder nicht vorhanden sind.“
Leser*innenkommentare
4813 (Profil gelöscht)
Gast
Wieso sollte ich nicht rechts abbiegen, wenn keiner kommt?
Wagenbär
Nach der Pressemitteilung der Bundesanstalt für Straßenwesen sind keine neuen Grünpfeil-Schilder geplant.
Demnach stellt der Versuch lediglich eine Einschränkung schon vorhandener Regelungen auf RadlerInnen dar.
www.bast.de/BASt_2.../2019/01-2019.html
Tom Farmer
DE in Trippelschtitten.. ein Pilotversuch, der sich woanders schon bewährt hat!
Wie wärs mit:
Auf allen zweibahnigen Straßen hat der Radfahrer Priorität und darf sich vorrangig so bewegen wie es für ihn am besten ist. Wenn was passiert ist der Autofahrer schuld.
Analog einer Fußgängerzone, da wo ein Fußgänger sich bewegen darf wie er will und eben der Radfahrer stets Schuld hat.
Analog einer vierspurigen Straße, die eben den Autos vorbehalten ist.
97088 (Profil gelöscht)
Gast
Was für ein Quatsch! Noch eine Sonderregelung, die nicht gut funktionieren kann. Ich will als Fahrradfahrer gleichwertig am öffentlichen Strassenverkehr teilnehmen! Ohne Sonder-Schnick-Schnack. Ich betreibe ein wirtschaftlich und ökologisch vernünftiges Verkehrsmittel und beanspruche die mir zustehenden Rechte - und halte mich (zugegeben überwiegend) an die Regeln. Das erwarte ich von allen anderen Verkehrsteilnehmern auch - inklusive Vernuft und -wenn es denn möglich ist- einmal etwas Nachsicht zeigen. Tut nicht weh! Besser wären: Weg mit den innerstädtischen Radwegen, Höchstgeschwindigkeit ´runter, konsequente Verkehrsüberwachung, Vorrang für den ÖPNV und ökologischer Mobilität.
Und von der TAZ erwarte ich hier im Wirtschafts-/Ökologieteil neben dem schlichten Bericht eine kritische Verkehrspolitische Würdigung solcher und ähnlicher Aiktionen - woll!
80576 (Profil gelöscht)
Gast
Beim Rechtsabbiegen hat mich als Radler die Farbe der Ampel noch nie sonderlich interessiert....
Bodo Eggert
Wahrscheinlich denkt man da ans Einbiegen auf einen Radweg - zu 99 % macht es keinen Sinn, daß die Radfahrer dabei nach dem Warten auf Grün vom nachfolgenden PKW fast über den Haufen gefahren werden.
Aber auch von Fahrbahn zu Fahrbahn gibt es genügend Stellen, wo man sich mit Fahrrad (oder Motorrad) hinter den Übergang stellen und besser bei Fußgänger-Rot statt bei Fußgänger-Grün abbiegen kann. Mit dem Auto steht man hingegen auf dem Überweg.
the real günni
naja, deutschland, hui wie progressiv.
mir geht das alles viel zu langsam, ich will als radfahrer bei roten ampeln fahren duerfen
www.derwesten.de/p...en-id12003961.html
in deutschland gelten solche vorschlaege quasi als ketzerei. absurd! irre! idiotisch! fragt sich nur, was man denn sonst so macht an kreuzungen, die keine ampel haben. eigentlich schon ein wunder, dass man die querung sogar nicht selten ueberlebt! waaaahnsinn. das projekt gibt es schon in schweizer, französichen staedten, und in einem gesamten us-staat, und es funktioniert gut. dann sind wir vielleicht in D dann auch soweit, gegen 2095.
syle x
@the real günni Ich stimme Ihnen vollkommen zu. Vielleicht müssen auch hier via Initiativprinzip Fakten geschaffen werden.
Ich würde ohnehin nicht auf die Idee kommen roten Ampel zu warten, wenn ich rechts abbiegen will und alles frei ist.
meerwind7
Es gibt schon viele Grüne Pfeile an Ampeln für Autofahrer, und die daneben hängenden Ampeln für Radfahrer haben keinen Grünen Pfeil. Ich dachte immer, der Pfeil gälte dann nur für die Verkehrsteilnehmer, die die zugehörige Ampel beachten müssen.
Daher verstehe ich nicht ganz, was dieser Versuch bewirken soll bzw. warum die Städte das nicht ohnehin schon machen konnten, und warum es so wenige gemacht haben.
Zwieblinger
@meerwind7 Ihre Annahme ist falsch. Die herkömmlichen grünen Pfeile gelten für alle Rechtsabbieger, auch wenn eine separate Fahrradampel vorhanden ist.
Die jetzt diskutierte Neuerung ist ein grüner Pfeil, der nur Fahrradfahrern das Rechtsabbiegen erlaubt. Diese können sich nämlich am rechten Fahrbahnrand „einsortieren“, auch wenn auf der Querstraße Kfz von links kommen, ohne diese wesentlich zu behindern (vorausgesetzt, die Straße ist breit genug), während dies für rechts abbiegende Kfz nicht möglich ist.
Alternativ könnte auch eine Fahrradampel aufgestellt und so programmiert werden, dass Radfahrer immer rechts abbiegen dürfen. Das ist aber viel teurer als ein kleines Schildchen.
DiMa
Mal schauen, wie viele Radfahrer vor dem Abbiegen die Pflicht zum Anhalten einhalten. Ich bin da eher skeptisch.