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Urteil des BundesverwaltungsgerichtsLänder müssen mehr gegen Nitratbelastung an der Ems tun

Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen haben den Grundwasserschutz an der Ems vernachlässigt. Das hat das Bundesverwaltungsgericht nun entschieden.

Ems schlängelt sich durch Ostfriesland Foto: Ingo Wagner/dpa

Berlin taz | Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen müssen mehr gegen die Belastung des Grundwassers im Emsgebiet mit Nitrat zum Beispiel aus Gülle unternehmen. Das hat das Bundesverwaltungsgericht am Donnerstag entschieden und verwarf damit die Revision gegen ein Urteil des niedersächsischen Oberverwaltungsgerichts, das die Deutsche Umwelthilfe (DUH) erwirkt hatte.

Potenziell gesundheitsschädliches Nitrat aus Stickstoffdüngern belastet Grundwasser, aus dem das meiste Trinkwasser gewonnen wird. In der Umwelt trägt zu viel Dünger zum Aussterben von Pflanzen- und Tierarten sowie zum Klimawandel bei.

Im Flussgebiet der Ems werden die erlaubten Höchstwerte für Nitrat an Grundwassermessstellen vielfach überschritten. Das Umland der Ems ist stark geprägt durch intensive Tierhaltung, in der viel Gülle anfällt. Diese bringen die Bauern als Dünger auf die Felder aus. Gleichzeitig können sie so die Exkremente entsorgen.

In der EU gilt ein sogenanntes Verschlechterungsverbot für die Gewässer. Zur Beurteilung, wie sich die Situation entwickelt, kommt es auf die Werte aller Überwachungsstellen an, wie die Bundesrichter mitteilten. Verschlechtert sich die Lage nur an einer Messstelle, müsse reagiert werden. Das hätten die Länder in ihrem Maßnahmenprogramm bislang nicht berücksichtigt.

Zudem schreibt das europäische Wasserrecht vor, dass menschengemachte Trends steigender Schadstoffkonzentrationen umgekehrt werden müssen. An der Ems seien zwar nur 2 von 40 Grundwasserkörpern von solchen signifikanten Trends betroffen. Doch auch das verpflichte zum Handeln.

In einem Punkt hat das Bundesverwaltungsgericht eine Frage zum Europarecht, die es dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg vorlegte. Dieser soll entscheiden, ob eine Fristverlängerung zur Erreichung des gesetzlich vorgesehenen Schwellenwerts für Nitrat schon dann unwirksam ist, wenn sie nicht ausreichend dargelegt und erläutert wurde.

Landesregierungen wollen nachbessern

Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) kündigte an, sein Land werde gemeinsam mit Nordrhein-Westfalen wie vom Gericht gefordert den „Maßnahmenplan Ems“ nachbessern.

„Der Beschluss des Bundesverwaltungsgerichtes in Leipzig ist ein Signal für alle Bundesländer“, sagte Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. „Wir gehen davon aus, dass sich durch dieses bahnbrechende Urteil nun endlich der Grund- und Trinkwasserschutz in ganz Deutschland maßgeblich verbessern wird.“ Die DUH fordert „Anreize für mehr Ökolandbau, für Alternativen zur Massentierhaltung und strengere Regeln und Kontrollen, um für eine verlustarme Düngung und für sauberes Wasser zu sorgen.“ Der Fall zeige, wie wichtig das Klagerecht der Umweltverbände sei. (mit dpa/afp)

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15 Kommentare

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  • Es weisen zwei Messstellen sich erhöhenden wert auf von 40 wohlgemerkt da stellt sich doch eindeutig die Frage wo liegen die semesterstellen und was ist die Ursache sollte die Landwirtschaft die Ursache sein wird Mann im direkten Einzugsgebiet dieser Messstelle sicherlich Mittel und Wege finden das gemeinsam mit dem Bauern zu lösen



    Sollten allerdings wie so oft alte oder illegale Müllkippen bzw undichte Kläranlagen dafür verantwortlich sein oder sonstige Anträge bezüglich sicherlich auch dafür eine Lösung finden lassen können

  • Wie die Nitratwerte zustande kommen würde man im Öffentlichen Leben unter Racial Profiling einstufen. Proben für Nitratwerte werden ausschließlich nur auf Landwirtschaftlichen Flächen genommen, 50 % von Deutschland, Niederschlag, Siedlungen, Industrie, alles mit Kläranlagen die ihr Wasser wieder in Flüsse leiten, bleibt unbehelligt. Aber warum sollte man auch was ändern, man hat ja die Landwirte als schuldige.

    • @Günter Witte:

      Das die Landwirtschaft "schuldig" ist, ist nicht zu bestreiten - das UBA hat den Vorwurf längst entkräftet, dass ja doch alles Nitrat aus "anderen Quellen" stammt. So weit die eine Sache; die andere ist das Argument mit dem "Racial Profiling". Dieser selbst erfundene Opfermythos ist unerträglich.

      • @Axel Donning:

        Ich habe nicht behauptet das die Landwirte nicht mit schuld sind, nur ist es ungerecht das alle anderen Möglichkeiten hier ausgeblendet werden. Was den "erfundenen Opfermythos" betrifft, warum ist dann Deutschland von der EU wegen seinem stark fehlerhaften Nitratprüfnetz verklagt worden ? Wenn schon Regeln aufgestellt werden sollten sie nicht nur für die Landwirte gelten sondern auch für den ausführenden Staat !

      • @Axel Donning:

        Das mit dem racial Profiling mag sicherlich etwas weit hergeholt sein allerdings zeigen erfolgreiche klagen gegen eine Vielzahl an Messstellen doch immer wieder dass es eben doch nicht nur die Landwirtschaft ist die Schuld ist.



        wir bauen haben da sicherlich einen erheblichen Anteil dran dass ist nicht von der Hand zu weisen. allerdings haben sich eine Vielzahl von uns auch auf den Weg gemacht um dies zu verbessern die allermeisten von uns sind ja durchaus lernfähig und es gibt so viele neue technische Errungenschaften aus dem Bereich des precision farmings mit denen es durchaus Spaß macht zu arbeiten dass wir bauen durchaus behaupten können wir machen unsere Hausaufgaben. Ein großes Problem ist sicherlich dass diese Techniken sehr teuer sind und es sich gerade kleine und mittlere Betriebe nur schwer oder aus Überzeugung und Technikaffinität leisten können.

  • "An der Ems seien zwar nur 2 von 40 Grundwasserkörpern von solchen signifikanten Trends betroffen"



    Sind immer noch 2 zuviel, aber anscheinend geht der grundsätzliche Trend der meisten Grundwasserkörper doch in die richtige Richtung

    • @Thomas2023:

      Zwei von 40 da sollte doch ist doch möglich sein herauszufinden wo die liegen und welche eintragsquellen bei diesen beiden Messstellen zu verorten sind.



      Müsste doch für einen fähigen Journalisten wie Herrn Maurin ein Klack sein das rauszufinden

  • Sind die vielen kleinen Schweinchen.



    Und die armen kleinen Bäuerchen klagen über die Bürokratie, dass sie jedes Gramm Nitrat angeben müssen. Bürokratieabbau wäre dann, das Zeug einfach so auf die Felder zu bringen, ohne zu notieren wann und wo. Ist doch auch so viel Arbeit für die armen kleinen Bäuerchen, und alles überflüssig!



    Vor allem die Gülle.

  • Einfache Lösung:



    Kauft kein billiges Schweinefleisch mehr.



    Strohschwein, Freiland oder Bio zu kaufen ermöglicht den Landwirten ein besseres Einkommen bei weniger Gülleeintrag in Böden und Grundwasser.



    Fertig.

    • @So,so:

      Stimmt!



      Kleine Geschichte aus der Schweinehaltung:



      Eine Freundin erzählte mir von einer Kollegin, die im Nebenerwerb Mastschweinehaltung betreibt. Sie beschwert sich immer über die niedrigen Erlöse, die sie für ihre Schweine erhält. Als dann ALDI Schweinekoteletts für €1,99 / kg anbot wollte sie früher nach Hause, um sich damit einzu decken.

      • @Squirrel:

        Ja schon schade das Bauern sich ihre eigenen Produkte nur zu ramschpreisen leisten können

    • @So,so:

      So einfach ist es nicht, denn wir subventionieren Bauern, damit sie Schweinefleisch für den Export produzieren (siehe unten). Vielleicht sollte mal festgelegt werden, wieviel die Erhaltung eines Arbeitsplatzes kosten darf, damit nicht manche große Summen kassieren und trotzdem rumjammern (worin neben den Bauern auch die Profiteure des Kohleabbau gut dabei sind).

      Ein Drittel des deutschen Schweinefleisches wird exportiert, siehe Statistisches Bundesamt:



      www.destatis.de/DE...PD23_N018_413.html

      Steuern eingerechnet subventionieren wir Tierhaltung mit 13 Milliarden Euro:



      taz.de/Studie-zu-S...hbranche/!5755760/

      • @Hubertus Niedermaier:

        Ihnen ist aber schon bewusst das ein reduzierter Mehrwertsteuersatz zum Nachteil der Erzeuger ist, da er weniger erhält, aber zum Vorteil der Konsumenten, da dadurch die Ware billiger wird ? Insgesamt sind die ganzen Ausgleichzahlungen an die Landwirte nur Subventionen für den Verbraucher um Lebensmittel (künstlich) billig zu halten.

        • @Günter Witte:

          Nur für die Verbraucher, die entsprechende Produkte konsumieren. Vegetarier subventionieren so den Fleischkonsum der anderen und wir alle den der Chinesen, wohin das meiste Schweinefleisch geht.

    • @So,so:

      Ich finde es lustig, wie dann ein Landwirt in der Tagesschau in die Kamera jammert. Ich würde mir hier wünschen, dass man die Ärmel hochkrempelt und das zum Anlass nimmt mal endlich was anders zu machen! Es gibt jede Menge Alternativen zur intensiven Landwirtschaft. Wir haben im Grünlandbereich massenhaft Publikationen aus dem Jena Experiment produziert, da steht alles drin! "Grundlagen effizienter Raufutterproduktion mit Mischbeständen" (2008) empfehle ich zum Einstieg! Bitteschön