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Überfall auf Rechte in NiedersachsenLinke Botschaft mit dem Beil

In Niedersachsen wurden die Wohnorte von Rechtsextremisten attackiert, vermutlich von Linken. Und das ist nicht der erste Vorfall.

Und mit allen Mitteln: dieses Mal mit Beil Foto: imago/Olaf Wagner

Göttingen taz | Die Auseinandersetzungen zwischen Rechtsextremisten und ihren linken Gegnern in Südniedersachsen eskalieren. In der Nacht zum Sonntag schlugen Unbekannte in den Kleinstädten Einbeck und Hardegsen mit Beilen die Glasfenster von Wohnungstüren ein. Die Polizei geht von einem „politisch motivierten“ Hintergrund aus. Die Täter hätten Botschaften hinterlassen, die an die Attackierten gerichtet waren. Die stammen mutmaßlich aus der rechten Szene.

Ebenfalls am Sonntag bewarfen Unbekannte das Grundstück eines rechten Lehrers im Göttinger Ortsteil Nikolausberg mit einem mit schwarzer Farbe gefüllten Senfglas. Der Pädagoge publiziert seit Jahren in der rechten Wochenzeitung Junge Freiheit und war Mitbegründer der neu-rechten Denkfabrik Institut für Staatspolitik. Zu der Attacke bekannte sich die Gruppe Antifa Aktion Göttingen.

Nicht die ersten Übergriffe von links gegen rechts. Im Frühsommer wurden in Göttingen mehrmals Verbindungsstudenten angegriffen und verletzt. Außerdem verübten Unbekannte einen Brandanschlag auf einen an ein Verbindungshaus angrenzenden Holzschuppen. Auch ein Nachbarhaus wurde dabei leicht beschädigt, die Feuerwehr verhinderte einen größeren Brand. Dazu kommen Dutzende Farbbeutelwürfe und Sprühaktionen auf Häuser von Burschenschaften sowie das Abfackeln von Autos einschlägig bekannter Rechter. Die Polizei hat eine Ermittlungsgruppe eingerichtet, um die Anschläge aufzuklären und weitere zu verhindern.

Ein Auslöser der zunehmenden Angriffe sind offenbar die Aktivitäten des „Freundeskreises Thüringen/Niedersachsen“, bei dem sowohl rechte Verbindungsstudenten als auch NPD-Kader mitmischen. Die Vereinigung überzieht die Region seit Ende des vergangenen Jahres mit Kundgebungen, bei denen massiv gegen Flüchtlinge und Ausländer gehetzt wird. Zuletzt hatte der „Freundeskreis“ am Sonntagabend unter starkem Polizeischutz eine Versammlung in Göttingen abgehalten. Rund 600 Menschen protestierten gegen die Veranstaltung.

Die Göttinger Burschenschaftler sind jedoch nicht nur Opfer. Einer muss sich derzeit vor Gericht verantworten, weil er mit einer Luftdruckwaffe auf das Nachbarhaus einer Wohngemeinschaft geschossen haben soll. In einem anderen Fall wurde ein Verbindungsstudent verurteilt. Er hatte einen Linken vom Rad gestoßen und dabei schwer verletzt.

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58 Kommentare

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  • Ich finde nicht, daß man linke und rechte Gewalt unbedingt gegeneinander aufwiegen sollte. Jegliche Form von Gewalt an Menschen ist unentschuldbar.

  • Schrecklicher Verdacht:

    War es nicht ausgerechnet Niedersachsens Schlagerküken, welches selbst bei öffentlichen Anlässen mit bedenklicher Axt-Verherrlichung auffiel? https://www.youtube.com/watch?v=zqkzH1Hq_GE

    ;-)

  • "Gegen Anti-Antifa" ... boh, das wird mir jetzt zu meta.

  • Wenn es sich um Aktionen von "Unbekannten" handelt, sollte man hier auch nicht unterstellen, dass es "Linke" waren. Das ist mieser Journalismus, der nicht im Geringsten zur Aufklärung beiträgt. Gründe genug hätten zahlreiche "Linke" gewiß. Das macht sie aber noch lange nicht zu den Tätern.

    • @Rainer B.:

      Die TAZ hat wieder mal ihre Distanzeritis.

    • @Rainer B.:

      Ich vermute mutige christliche Gruppen hinter den Anschlägen.

    • @Rainer B.:

      Umgekehrt finden sie es richtig wenn zahlreiche Linke attackiert worden wären, wenn der Journalist nicht von Rechten Tätern ausgeht??

      • @Tobias Müller:

        Schwachsinn.

    • @Rainer B.:

      Einer der beiden Rechtsextremisten, um die es im Kern der Auseinandersetzung geht, stammt aus dem Göttinger Umland und ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. Der weiss, wie man professionell Brände legt. Und viele überführte (unpolitische) Brandstifter sind Feuerwehrleute. Die Polizei ermittelt nicht mal ansatzweise "in alle Richtungen", die haben scheinbar nur auf so einen Brand (in der falschen, weil - fast - namensgleichen Studentenverbindung) gewartet, um die Repressionsschraube gegen die linke Szene anzuziehen.

       

      Die Häuser der beiden fast namensgleichen Verbindungen liegen

      rund 2 km voneinander entfernt. Dass die Brandleger aus der lokalen linken Szene kommen sollen, in welcher die einzelnen studentischen Verbindungen bestens bekannt sein dürften, ist mit rationalen Maßstäben nicht nachvollziehbar.

    • @Rainer B.:

      Na ja, das ist jetzt etwas arg gewollt naiv. Bei einer Brandflasche, die auf eine künftige Migrantenunterkunft fliegt, geht man ja auch davon aus zu wissen, woher das kommt.

      • 6G
        6474 (Profil gelöscht)
        @TurboPorter:

        nein, eben nicht. die TAZ geht dann vielleicht davon aus.

        ansonsten lese ich immerwieder:"ob es sich um einen fremdenfeindlichen hintergrund handelt, ist der polizei bisher nicht bekannt" oder aber,"der täter handelte aus persönlichen ängsten und war nicht politisch motiviert"

      • @TurboPorter:

        Stimmt doch auch nicht immer, wie man weiß.

        • 1G
          12294 (Profil gelöscht)
          @Rainer B.:

          Vielleicht litten die Täter ja auch an psychischen Störungen?

          • @12294 (Profil gelöscht):

            Durchaus möglich, aber für polizeiliche Ermittlungen völlig irrelevant.

  • Bei aller Kritik an dieser etwas rigoroseren Vorgehensweise: was ist denn euer funktionierendes (!) Alternativkonzept? Mit Nazis reden, hat das ernsthaft schonmal jemand von euch versucht (ich im übrigen tatsächlich)? Kommt schon, ich bin gespannt...

    • @Neinjetztnicht:

      Verstehe ich das richtig? Wenn reden nicht hilft, dann verwenden wir Gewalt?

      • @Eichet:

        Ich war auf Gegenvorschläge gespannt... kommt nur irgendwie nichts Richtiges. Mir fallen schon noch ein, zwei Sachen ein... bin ja selbst kein kritikloser Befürworter solcher Aktionen. Aber es ist immer sehr einfach zu sagen: böse, böse! und dann hat man keine Alternative parat.

        Wo ich aber zu 100% überzeugt bin, ist dass aktiver Widerstand gefragt ist. Und nur rumzusitzen und schlaue Sprüche raushauen hat noch nie was gebracht. Das ist es, was ich sagen wollte. Ich will nicht, dass mich meine Kinder mal Fragen: warum habt ihr nichts gemacht als es noch möglich war... genau das tut aber anscheinend ein Großteil gerade... nichts.

        • @Neinjetztnicht:

          "Wo ich aber zu 100% überzeugt bin, ist dass aktiver Widerstand gefragt ist. Und nur rumzusitzen und schlaue Sprüche raushauen hat noch nie was gebracht. "

           

          Man kann mit den Leuten, die rechts- oder linksradikale Sprechblasen nachplappern, reden. Das geht! Ist allerdings schwierig, wenn die einem dann vorwerfen, dass sie ja eigentlich die friedliebendsten Menschen seien, aber sich nur gegen "die Linken" oder "die Rechten" wehren müssten. Das typische Kindergartenspiel halt: "Die Anderen haben aber angefangen!"

           

          Bei den Hardcore-Extremisten klappen Gespräche nicht. Die sind so von ihrer Meinung überzeugt, dass man die nicht erreichen kann. Deren Meinung wird aber durch Senfgläser und Axtangriffe nur bestärkt.

          Bei diesen Leuten hilft nur, dass man deren Umfeld erklärt, was der Obermacker da für einen Unsinn verzapft. Auch das geht!

           

          Was definitiv nicht funktioniert ist Gewalt!

           

          Das haben unsere Vorfahren in der Weimarer Republik ausgiebig ausgetestet als sich linke und rechte Gewaltgruppen gegenseitig verprügelt und teilweise umgebracht haben. Je mehr die Gewalt angestiegen ist, um so radikaler wurden die beiden Flügel. Und irgendwann waren dann die Demokraten in der Minderheit ... die Demokratie war zerstört.

          • @Eichet:

            "Bei diesen Leuten hilft nur, dass man deren Umfeld erklärt, was der Obermacker da für einen Unsinn verzapft."

             

            Das Umfeld eines waschechten Nazis oder anderen Rassisten besteht in aller Regel aus ... genau: Nazis und Rassisten. Also viel Spaß

            beim "Erklären".

             

            Hmmmm ... also die Gewalt stieg an, man radikalisierte sich hier wie da ... und dann waren auf einmal die Demokrat_innen in der Minderheit?!? Sind die etwa alle zur SA, zum Reichsbanner und zur Rotfront übergelaufen?!? Ihre Argumentation ist so nicht nachvollziehbar.

             

            Und sie ignorieren, dass die NSDAP auch an die Macht gewählt wurde - an die 44% der Stimmen erhielt diese Partei bei der letzten Reichstagswahl.

             

            Sie übersehen eine deutschnationale, konservative DNVP als NSDAP-Koalitionspartner.

             

            Sie übersehen die anderen Steigbügelhalter des NS aus den Reihen des deutschen Konservatismus: von Hindenburg, vonn Schleicher, von Papen, vo Stauffenberg, Hugenberg ...

             

            Sie übersehen einen grassierenden Antijudaismus und Antisemitismus, gefördert u. a. auch von weiten Teilen der christlichen Kirchen.

             

            ... weitere Aspekte spare ich mir. Ich halte Ihre Sicht auf die Ursachen für das Ende von Weimar für stark verkürzt, um nicht zu sagen geschichtsklitternd.

             

            Kommt wahrscheinlich davon, wenn man auf diese unsagbar dämliche Extremismus"theorie" hereinfällt.

    • @Neinjetztnicht:

      Mit Mitläufer_innen reden kann nach meiner Erfahrung durchaus funktionieren.

       

      Mit durchideologisierten Kadern ist ein Gespräch zwecklos. Man wird von solchen Leuten i. d. R. auch gar nicht als gleichberechtigte® Gesprächpartner_in mit ernstzunehmenden, eigenen Überzeugungen angesehen, sondern lediglich als "vom System manipuliertes" Etwas, das man entweder propagandistisch umformen oder bis zur Vernichtung bekämpfen muss.

    • @Neinjetztnicht:

      Aber Senfgläser in Vorgärten werfen, das bringt IRGENDetwas, ja? Ich sage Ihnen, was das bringt: Es macht es der Presse und dem rechten Spektrum leicht, uns alle in eine Ecke zu stellen und die Mär zu füttern, dass 'rechte und linke Gewalt' gleich schlimm, gleich radikal, gleich menschenverachtend seien. Was etwas bringen würde? Gegen die heute aktiven jungen Männer aus der rechten Szene gibt's kein Kraut. Aber wir können deren Kinder erreichen. Fürsorge, Prävention, Auffangen, aber auch soziale Sicherungen sind da die Zauberwörter.

      • @Lu Ka:

        Jaja, langfristig hilft vielleicht Aufklärung, da stimme ich zu. Aber mit diesem Satz: "Gegen die heute aktiven jungen Männer aus der rechten Szene gibt's kein Kraut." geben sie auf und genau das ist kurzfristig absolut falsch. Man muss sich dem entgegenstellen, wie auch immer. Die dürfen sich nicht ungehindert breitmachen, doch genau das passiert, wenn nichts passiert. Ignoranz hat schonmal zu etwas ziemlich Ekligem geführt, remember?

        Und an deren Kinder kommen sie im Übrigen nur ziemlich schwer ran, die werden häufig schon in "geordneten" Verhältnissen groß...

    • @Neinjetztnicht:

      Das käme nun zum ersten auf die Definition "Nazi" an, da sind ja auch nicht alles gleich und zum zweiten was sie als "reden" bezeichnen.

       

      Aber ja, mit einem Großteil von Strammrechten kann man nicht diskutieren um ihre Ansichten zu korrigieren (Mit Strammen Marxisten zb oder dem Opus Die auch nicht), hat auch niemand behauptet glaube ich. Hier geht es um Gegenöffentlichkeit, Meinungsfreiheit und konsequente Strafverfolgung.

       

      Allerdings wenn Sie von "funktionierend" sprechen, wo genau "funktioniert" menschen mit Farbe bewerfen, Autos abfackeln und Türen mit Äxten nun genau? Rechnen Sie mit einer sponanten Meinungsänderung ala "Oh da haben ein paar Maskierte mir den Wagen angezündet ich sollte meine Einstellung zur Einwanderung nochmal überdenken" ? Das einzige wofür so Vorgehen führt ist Rückzug ins Private und den Untergrund, und eine Eskalation der Gewaltspirale... hier können sie sich gerne gedanklich einen Slow Clap hinzufügen.

  • Leute aus dem rechten AfD-Sympathisantenspektrum tragen ihre Antifa-Paranoia geradezu als Popanz vor sich her, meist nur um zu relativieren und von den 2015 mehrheitlich auf bewohnte (!) Asyl- und Flüchtlingsunterkünfte verübten Brandanschlägen abzulenken. Daher ist jedes Wort aus deren Mund verlogen. Die FR hat in ihrer hervorragenden Serie “Die Mythen der Rechten“ hierzu was schönes gehabt: http://www.fr-online.de/die-mythen-der-rechten/rechte-mythen-stundenlohn-fuers-steinewerfen,34020742,34393716.html

     

    Was anderes ist, wenn sich die demokratische Öffentlichkeit ohne Schaum vorm Mund mit dem linksautonomen Spektrum auseinandersetzt. Ich sehe das pseudo-revolutionäre Auftreten eines Teil der Linksautonomen auch als sehr kritikwürdig ein. Die körperliche Unversehrtheit auch von politischen Feinden ist nicht diskutierbar! Letztlich liefern sie Rechtsaußen stets nur Wahlkampfmunition.

     

    Nur eins ist klar: Die Antifa als heterogenes Ganzes ist weitgehend isoliert, ist praktisch nicht anschlussfähig in den links-grün-bürgerlich-liberalen Teil der Zivilgesellschaft hinein.

     

    Genau das unterscheidet sie von den mit Gewaltfantasien aufgeladenen, in ihrer Facebook-Algorithmus-Echokammer verstrickten verrohten Kleinbürger. Hass auf Migranten, Schwule, Feministinnen, Journalisten, „Alt“-parteien, „Merkel“ als negativ-konnotierte Führerfigur, all das findet sich von AfD (die sich ja selbst als konservativ-liberale „Mitte“ versteht… selten so gelacht!) bis zur rechtsterroristischen „freien“ Szene, neurechten „Denk“fabriken (Kubitschek) oder Hass-Onlineportalen.

     

    Tatjana Fensterling, ex-AfD, ex-Pegida schwärmte 3 Tage nach den IS-November-Anschlägen auf den Straßen von Paris in ihrer Pegida-Rede „Wie´s denn so wäre, wenn mal mit der Kalaschnikov in den deutschen Bundestag reingehalten würde!?“ Die gutbürgerlichen, besorgten Dresdner Pegida-Zuhörer umrahmt vom Nazipack-Ordnerdienst klatschten johlend Beifall. So geht „anschlussfähig“ rechts hin zur „Mitte“.

    • @Tom Zwanziger:

      "Die Antifa als heterogenes Ganzes"

      - selten so gelacht. Echt mal, unter 20 000 Antifas gibts 17 500 Meinungen, warum glaubst du, dass die nichts Großes, nichts Weltbewegendes zustande bekommen?

      Aber ja, über Andere lässt es sich immer leicht urteilen, besonders, wenn man nicht so genau hinschauen muss.

      • @Gnarv:

        Hallo Gnarv, man sollte keine Wörter kritisieren die man nicht versteht...

         

        Ihr Kommentar war aber wirklich witzig. Vielen Dank für's Schmunzeln :)

      • @Gnarv:

        "...unter 20 000 Antifas gibts 17 500 Meinungen"

         

        Nichts anderes habe ich durch Nutzung des Wortes "heterogen" ausgedrückt ;-)

         

        Zu den Aktionsformen, die gemeinsam mit anderen Erfolg versprechen oder Solidarität hervorrufen, schlage ich mal vor: a) gewaltlose Sitzblockade auf Nazi-Demo-Route (ich bin da "Mutlangen-erfahren aus den 80ern und mache mit), generell Lächerlichmachen von rechten Figuren durch verschärften Satireeinsatz, c) Torten von Leuten wie Storch etc.

  • Terrorismus hat viele Gesichter und hat keineswegs nur mit Islamismus zu tun und ist auch nicht dadurch definiert, daß es Tote gibt.

     

    Die übelste Fratze des Terroismus (bei dem angebliche politische Überzeugung ebenfalls nur ein Aushängeschild ist) zeigt sich jedoch immer dort, wo mit dem Dumm-Verweis auf das Tun der angeblichen Gegner relativiert wird.

  • 2G
    2730 (Profil gelöscht)

    Wenn es sich bisher auch nur um eine erste Ansätze handelt, so erinnert es doch an die gewalttätigen Auseinandersetzungen der Dreißiger zwischen den diversen Schlägertrupps (wie SA, Rotfront, Reichsbanner...).

    Gewalt zerstört vor allem eines: Differenziertes Denken. Und das ist das ende jeder demokratischen Auseinandersetzung.

    Begründungen - genauer: Ausreden - wie der Hinweis auf "Gegengewalt" sind nichts als Kindergarten.

    • @2730 (Profil gelöscht):

      Das ist denke ich falsch. Das historische Beispiel zeigt, dass man Faschismus NUR mit Gegengewalt erfolgreich bekämpfen kann: Entweder mit der Gewalt des Staates, oder – wenn der nicht (mehr) entsprechend handlungsfähig oder –willig genug ist (weil z. B. die Faschist_innen die Staatsgewalt zu stark unterwandert haben) – im Rahmen des §20 Abs. 4 GG.

      • @Der Sizilianer:

        Flankierend sind zudem Aufklärung, Prävention etc. nützlich und notwendig.

        • 2G
          2730 (Profil gelöscht)
          @Der Sizilianer:

          Ich nehme an, mit § 20 GG ist der Abs. 4 gemeint. Dann lies mal nach: ".. wenn andere Abhilfe nicht möglich ist."

          Diese Voraussetzungen werden auch durch Abs. 2 bereits eng eingeschränkt.

           

          Abseits der Juristerei: Gewalt führt dazu, dass immer mehr Individuen sich eine Seite entscheiden müssen. Da jeder Entscheidung ein ganzes Bündel an Erwägungen zu Grunde liegen, kommt es zur Polarisierungen, die zu Vereinfachungen führen, den Vereinfachern die Macht überlassen und letztlich dazu führen, dass sich nur noch zwei Seiten unversöhnlich gegenüber stehen.

          Siehe Erdoğan, siehe AfD.

           

          Letzter Punkt: Gewalt bedeutet immer, dass ich final davon überzeugt bin, im Recht zu sein. Eine derartige Einstellung ist nicht nur eines Menschen unwürdig, sondern schlicht auch dumm. Siehe Inquisition, siehe Stalin, siehe Hitler.

          • @2730 (Profil gelöscht):

            Haben Sie meinen Kommentar überhaupt gelesen? Welche "andere Abhilfe" wäre denn Ihrer Meinung nach möglich, wenn die Staatsgewalt es nicht (mehr) richtet?

             

            Hätten Sie z. B. den Jüdinnen und Juden im Warschauer Ghetto im April 1943 ihr Recht auf gewalttätigen, antifaschistischen Widerstand abgesprochen? Oder den aufständischen Inhaftierten im Vernichtungslager Sobibor im Oktober 1943?

             

            Ist es wirklich Ihrer Ansicht nach "eines Menschen unwürdig" und "dumm", wenn er "final davon überzeugt" ist, dass es falsch ist, ihn auszurotten - weil der faschistische Vernichtungswahn das so vorschreibt?

             

            Laut Wikipedia wurden im Zuge des Sobibor-Aufstands 12 SS-Angehörige getötet. In den Ghetto-Kämpfen kamen hunderte Soldaten und Polizisten ums Leben, geschätzte 1.000 Menschen wurden auf deutscher Seite verletzt ...

             

            P.S.: Bitte mich nicht ungefragt zu Duzen. Danke.

  • Ist ja eine völlig neue und unerwartete Entwicklung: "Die Göttinger Burschenschaftler sind jedoch nicht nur Opfer."

    Besorgniserregend, das hätte ich von denen nie geglaubt.

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    Der Unterschied zwischen rechter und linker Gewalt: Linke zünden Autos an, Rechte Ausländer. Warum linke Gewalt schlimmer ist? Nun, meine Familie besitzt zwar ein Auto, einen Ausländer aber seit zwei Generationen nicht mehr.

  • Na prima! Vermutlich werden sich die südniedersächsischen Rechten und dieser Leerkörper angesichts der Beil- bzw. Senfglas-Attacke vor lauter Angst in ihre Jogging- bzw. Bügelfaltenhosen gepullert haben – und ihre rechten Umtriebe nun umgehend beenden.

     

    Sie raffen es ganz einfach nicht. Sie sind keine Linken. Sie sind nicht einmal Antifa, wenn sie Fascho-Methoden als das Mittel ihrer Wahl betrachten. Angst hat noch nie jemanden bekehrt. Sie treibt die Leute höchstens in den Untergrund. Da hin, wo sie nicht mehr so gut zu sehen sind für Leute, die nicht sehen wollen, weil sie sich unbedingt als heldenhafte Sieger fühlen möchten.

     

    Was also soll der Scheiß? Antifaschisten, die links sein wollen, müssen sich selber Grenzen setzen. Sie müssen wenigstens das (allgemeine!) Menschenrecht auf Leben und körperliche Gesundheit respektieren. Das allerdings bedeutet, dass sie waschechten Rechten immer unterlegen sein werden. Die nämlich können wirklich "auf allen Ebenen" kämpfen. Sie können terrorisieren, foltern und auch töten ohne in einen internen Widerspruch zu geraten.

     

    Nützt alles nichts. Ein linker Antifaschist, der wirklich einer sein will, muss schon sein Hirn anstrengen und Alternativen entwickeln zu den Lösungen der rechten Faschisten. Er ist sonst auch nicht besser als Frau Merkel. Und wenn er das nicht kann, sollte er sich eine guten Therapeuten suchen – oder die nächstgelegene Kirche aufsuchen um zu beten. Darum, dass Gott ihm nicht bloß die Kraft gibt, Dinge zu ändern, die zu ändern sind, sondern auch die Gelassenheit, Dinge zu ertragen, die nicht zu ändern sind. Vor allem aber sollte er um den Verstand beten, beides voneinander zu unterscheiden.

    • @mowgli:

      Hätten Sie diesen Vortrag auch Oberst von Stauffenberg gehalten?

       

      Ab wann und in welchem Maß Widerstand zur Pflicht wird, darüber haben SIe weder zu richten, noch anderen Ihre moralingesäuerten, überheblichen und scheinheiligen Monologe zu halten.

       

      Vielleicht machen mir diese Rechten mit Ihrem aggresivven Auftreten, ihrer völkischen Hetze ja auch "Angst", wieso kann ich denen davon nicht etwas zurückgeben? Warum soll ein Rechter in diesem Land ruhig schlafen dürfen, wenn er am Tage alles tut, den Schwachen, Wehrlosen und Unterprivilegierten Angst einzujagen? Habe ich für diese denn keine Verantwortung, sondern nur für den ruhigen Schlaf der Hetzer?

       

      Toleranz hat Grenzen. Rechte stehen jenseits derselben. No tears for Krauts.

      • @cursed with a brain:

        falls es Ihnen entgangen ist: Wir leben nicht in Stauffenbergs Zeiten und auch nicht in einer faschistischen Diktatur, sondern in einem Rechtsstaat! Dessen Regeln sind einzuhalten und zu respektieren - von jedem!

        Wir leben in einer Demokratie, also ist jeder aufgerufen sich an dem demokratischem Prozess zu beteiligen wenn er was bewegen will. Gewalt und Rechtsbrüche sind zu verurteilen und überflüssig - egal aus welcher Motivation.

        • @karlei:

          "Gewalt und Rechtsbrüche" hätten den Aufstieg der NSDAP in frühen Jahren vielleicht unterbinden können. Rechtsstaatliche Mittel waren leider nicht in der Lage, Hitler zu stoppen. Deswegen gibt es heute auch den Widerstandsparagraphen im GG. Dass man diesen gegen Nazis anwenden muß, liegt auf der Hand: Selbst "gemäßigte" Rechte wie die AfD planen, Teile des GG außer Kraft zu setzen und z.B. staatliche Zensur wieder einzuführen.

        • @karlei:

          Was für ein Quatsch...

    • @mowgli:

      Bitte genauer lesen, ohne direkt zu hyperventilieren: Die Beil- und Senfglas-Attacken wurden an Gegenständen verübt, nicht an Menschen. Allein schon deshalb kann ich hier dann auch keine "Fascho-Methoden" erkennen.

       

      Antifaschist_innen werden - weil sie allgemeine Menschenrechte respektieren wollen und müssen - den "waschechten" Rechten in der Wahl ihrer Mittel immer unterlegen sein, da stimme ich Ihnen zu. Das man sowohl den historischen als auch den aufziehenen, neuen Faschismus in Europa nicht mit Wattebäuschen erfolgreich bekämpft hat und bekämpfen wird, ist denke ich jedoch genauso richtig. Also: Welche "Alternativen" schlagen sie den Göttinger Antifaschist_innen vor?

    • @mowgli:

      Vielen Dank für ihren Beitrag, er spricht mir aus der Seele. Dass ganze Antifagequatsche macht mich oft regelrecht wütend. Es wird nur noch sinnentleerten Parolen hinterher gelaufen. Die vielen wirklichen Antifaschisten, die im Kampf gegen diese selber mit ihrem Leben bezahlt haben, würden den heutigen angeblichen Antifaschisten in den Hintern treten.

      • @Durchnittsmensch:

        Vielleicht würden die "wirklichen" Antifaschist_innen sie - angesichts der derzeitig beobachtbaren politischen Entwicklungen fast überall in Europa und den USA - auch für weitsichtig halten?

        • @Der Sizilianer:

          Ich würde auch eher sagen, die damaligen Antifas waren wesentlich rigoroser als die heutigen. Wie Durschnittsmensch ja auch ohne zu ahnen schon schrieb: "...im KAMPF gegen diese selber mit ihrem Leben bezahlt..." Und was macht man wenn man kämpft? Richtiiiiig, noch wesentlich mehr, als heute so passiert...

    • 9G
      970 (Profil gelöscht)
      @mowgli:

      Warum eine Kirche und keine Universität?

  • "Ebenfalls am Sonntag bewarfen Unbekannte das Grundstück eines rechten Lehrers im Göttinger Ortsteil Nikolausberg mit einem mit schwarzer Farbe gefüllten Senfglas."

     

    Geht es dem Grundstück inzwischen besser, oder hat es immer noch aua? Bin gerade sehr besorgt.

    • 1G
      12294 (Profil gelöscht)
      @Konrad Ohneland:

      Ach wie nett! Und wo waren Sie, als noch unbewohnte Asylunterkünfte angegriffen wurden? Waren Sie da auch besorgt? Wer fragt, wie es diesen Gebäuden mittlerweile geht? WER?

    • @Konrad Ohneland:

      Wenn ich betroffen wäre (bzw. mein Grundstück) und hätte Familie, ggf. mit Kindern, würde ich mir durchaus Gedanken machen: was kommt als Nächstes? Das wird vermutlich auch das Ziel der Aktion gewesen sein.

      Aber ansonsten: schön weiter verharmlosen

      • @Sophokles:

        Wird gemacht, kein Problem...

      • @Sophokles:

        Ach, Sie hetzen also auch regelmäßig in rechten Blättern gegen Migranten und andere Minderheiten?

        • @cursed with a brain:

          Ich dachte eigentlich auch, hier herrsche Meinungsfreiheit?

        • @cursed with a brain:

          Wer jetzt mit "ja" antwortet, wird also mit Senfgläsern beworfen?