US-Plan für Rebellen-Grenzarmee: Heftige Kritik an Syrientruppe
Die US-geführte Anti-IS-Koalition plant den Aufbau einer 30.000 Kämpfer starken Einheit. Syrien, die Türkei und Russland sind empört – aus unterschiedlichen Gründen.
Die syrische Regierung kündigte an, die US-Streitkräfte aus dem Land zu jagen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan warf dem Nato-Partner USA am Montag vor, sie würden „eine Terrorarmee“ an der türkischen Südgrenze schaffen, indem sie kurdische Kämpfer daran beteiligten. Russlands Außenminister Sergej Lawrow erklärte, die US-Pläne würden letztlich zu einer Spaltung Syriens führen.
Die USA haben eine internationale Koalition angeführt, die mit Luftangriffen und Spezialtruppen jene Milizen unterstützte, die gegen die Extremistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) kämpften, aber auch gegen die syrische Regierung. Das Engagement der USA beschränkte sich allerdings auf die Peripherie des seit sieben Jahren anhaltenden Bürgerkrieges.
Der IS ist inzwischen weitgehend geschlagen und die syrische Armee hat mit Unterstützung Russlands und Irans in den vergangenen zwei Jahren Extremisten und Rebellen zurückgedrängt. Die USA könnten versuchen, mit der geplanten Grenztruppe einen Fuß in der Region zu behalten.
„Wir werden diese Terrorarmee versenken“
Die Kritik daran hat unterschiedliche Hintergründe. Syrien betrachtet das US-Engagement auf seinem Territorium als völkerrechtswidrig. Die Schaffung einer Pufferzone an der Grenze unter der Kontrolle von Rebellen steht zudem den Bemühungen der syrischen Regierung entgehen, das ganze Land wieder unter ihre Kontrolle zu bekommen.
Die Türkei stört sich vor allem daran, dass bei den von den USA unterstützten Syrischen Demokratischen Streitkräften (SDF) die kurdische Miliz YPG eine dominierende Rolle spielt. Für die Türkei sind die syrischen YPG-Kämpfer Verbündete der Kurdischen Arbeiterpartei PKK, die für Autonomie der Kurden in der Türkei kämpft und die international als terroristische Gruppierung geächtet ist.
Entsprechend wütend reagierte Erdogan auf die US-Pläne. „Ein Land, das wir einen Verbündeten nennen, versucht eine Terrorarmee an unseren Grenzen zu schaffen“, sagte Erdogan und drohte: „Wir werden diese Terrorarmee versenken, bevor sie aus der Taufe gehoben wird.“
Zugleich kündigte Erdogan an, dass die türkischen Streitkräfte die Vorbereitungen für einen Einsatz in der von Kurden kontrollierten syrischen Grenzregion Afrin und in der syrischen Stadt Manbidsch abgeschlossen hätten. Der Einsatz könne jederzeit beginnen. Das Militär werde das Thema Afrin und Manbidsch schnell abhaken.
Russland warnt vor Spaltung
Die syrische Regierung hat im Bürgerkrieg bislang einen Konflikt mit den kurdischen Rebellen vermieden. Teilweise kämpften sie gemeinsam gegen muslimische Extremisten. Zuletzt wurde ihr Ton gegenüber den Kurden allerdings aggressiver.
Die geplante Grenztruppe sei ein unverhohlener Angriff auf die Souveränität Syriens, erklärte die Regierung. Jeder, der sich daran beteilige, werde als Verräter betrachtet. Den USA wirft Syrien vor, eine destruktive Politik in der Region zu betreiben, indem sie versuche, Länder aufzuspalten.
Russlands Außenminister Lawrow erklärte, mit der von den USA geplanten Pufferzone werde an der Grenze zur Türkei und zu Irak ein großer Teil aus Syrien herausgebrochen. Beherrscht werden solle diese Zone von militanten Gruppen, die unter der Kontrolle der USA stünden. Damit solle der Weg der Spaltung Syriens beschritten werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Plädoyer im Prozess zu Polizeigewalt
Tödliche Schüsse, geringe Strafforderung
Olaf Scholz in der Ukraine
Nicht mit leeren Händen