piwik no script img

US-MinisterinHandtasche weg, Hund tot

US-Ministerin für Heimatschutz Kristi Noem gibt sich gerne als Hardlinerin. Jetzt wurde ihr ihre Handtasche samt Ministeriumsausweis geklaut.

Kristi Noem, US-Heimatschutzministerin, während einer Pressekonferenz, in Washington am 9.4.2025 Foto: Alex Brandon/ap

Berlin taz | Eigentlich wollte Kristi Noem ihre Kinder und Enkelkinder über das Osterwochenende zum Essen und zu Aktivitäten einladen. Deshalb habe die Ministerin für Heimatschutz in den USA 3.000 US-Dollar in Bar in ihrer Handtasche gehabt, als diese am Sonntagabend beim Essen in einem Burgerrestaurant in Washington, D.C. gestohlen wurde. So zumindest lautet die Version, die ihr Ministerium in einer E-Mail verlauten ließ.

Wie der Sender CNN berichtet, habe der Dieb damit unter anderem auch Noems Wohnungsschlüssel, Führerschein, Reisepass und ihren Ausweis für das Heimatschutzministerium entwendet. Und das Portal Bloomberg liefert Details zum Ablauf: Im Restaurant habe die 53-Jährige gespürt, wie sie etwas am Bein berührt habe. Erst habe sie gedacht, es sei eines ihrer Enkelkinder gewesen. Augenblicke später sei ihr aufgefallen, dass ihre Tasche verschwunden war.

Geboren wurde Noem 1971 in der Stadt Watertown in South Dakota – ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie auf der Familienranch. Noems Vater kam 1994 bei einem Unfall mit einer Landwirtschaftsmaschine ums Leben. Im selben Jahr gebar Noem ihre erste Tochter Kassidy und verließ die Northern State University ohne Abschluss, um den Hof der Familie zu übernehmen. 2012 erlangte Noem schließlich einen Bachelor in Politikwissenschaft an der South Dakota State University, während sie ihren Bundesstaat als Abgeordnete im Repräsentantenhaus in Washington vertrat.

Politisch gehört Noem dem rechten, verschwörungsideologischen Lager der Republikanischen Partei an. So streute sie Zweifel an dem wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel, unterstützte Gesetze, die Abtreibung bundesweit verbieten würden und setzte sich für die Abschaffung von Barack Obamas Gesundheitsreform ein. 2017 sprach sich Noem für Donald Trumps „muslim ban“ aus, der den Staatsbürgern aus sieben vorwiegend muslimischen Ländern die Einreise in die USA verweigerte. Der US-Präsident zeigte sich dankbar. Er unterstützte zwei Jahre später Noems Kandidatur als Gouverneurin in South Dakota. Die Wahl gewann sie denkbar knapp.

Eigenen Hund erschossen

Im Wahlkampf 2024 veröffentlichte Noem eine Autobiografie, in der sie stolz erzählte, wie sie einst ihre eigene Hündin erschossen habe. Cricket, so ihr Name, habe Hühner gerissen – und musste deshalb sterben. „Es war kein angenehmer Job, aber er musste erledigt werden“, schrieb die damalige Gouverneurin. Hart und skrupellos, so will sie sich präsentieren. Und so lautet anscheinend auch ihre heutige Jobbeschreibung.

Als Heimatschutzministerin ist Noem für die brutale Abschiebepolitik der Trump-Regierung verantwortlich. Ende März postete sie ein Video aus dem Hochsicherheitsgefängnis Cecot in El Salvador. Noem steht mit Rolex-Uhr und Baseballkappe vor einer Gruppe kahlgeschorener Gefangener hinter Gittern. „Wenn ihr illegal in unser Land kommt, dann ist das hier eine der Konsequenzen, die euch drohen“, sagte sie.

Der Diebstahl von Noems Handtasche reiht sich ein in eine Serie aus Skandalen und Indiskretionen in Trumps zweiter Amtszeit. Vergangenen Monat fügte der Nationale Sicherheitsberater Mike Waltz den Atlantic-Chefredakteur Jeffrey Goldberg versehentlich in eine Chatgruppe hinzu, in der Regierungsmitglieder Angriffspläne gegen die Huthis im Jemen abstimmten. Wie die New York Times am Sonntag berichtete, teilte Verteidigungsminister Pete Hegseth die Pläne noch in einer zweiten Chatgruppe, in der auch seine Ehefrau und sein Bruder gewesen sein sollen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

13 Kommentare

 / 
  • Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

    Die Moderation    

  • Relevant ist diese Nachricht sicher nicht. Aber witzig. Würde das Känguru sagen. Eine, die nich auf ihre Handtasche aufpassen kann, soll auf das ganze Land aufpassen. Passt zum Rest :-)

  • Ich hab doch jetzt tatsächlich gedacht, dass der Raub der Handtasche und der Tod des Hundes irgendwie in Verbindung stünden. Merkwürdige Überschrift!

  • Eine Ansammlung von Amateuren und seltsamen Leuten, die dilettantischer nicht umherirren könnten.

  • Hab ich mir gestern schon in einer anderen Zeitung, die darüber berichtet hat gedacht: WAS interessiert es mich, wenn irgendeiner Ministerin irgendwo in Amerika die Handtasche geklaut wird!!??



    Soll das jetzt Schadenfreude sein, weil sie rechts ist oder was? Wen interessiert das?

    • @PartyChampignons:

      Wenn in der Handtasche die Zugangskarte für ihr Ministerium ist, ist das schon eine Nachricht. Und nebenbei fragt man sich, warum eine Politikerin im Lande der Kreditkarten 3000 $ in bar bei sich trägt...

  • Solche Typen sind in der Umgebung des Junta-Führers Trump allenthalben zu finden. Sie passen zusammen in ihrer Widerwärtigkeit, ihrem faschistischen Gehabe. Sollte sich diese Bande in der Führung der USA festsetzen, dann wird es sehr bald auch anderswo in der Welt drastisch bergab gehen. Die soziale, über Jahrtausende gewachsene Zivilisation des menschlichen Miteinanders wird skurpellos zerstört zugunsten der Gier, des eigenen Egos und unkontrollierter Macht. Nicht nur die Amerikaner, wir alle sollten uns dieser Entwicklung entgegenstellen wo immer es möglich ist.

    • @Perkele:

      Entgegenstellen wird nur durch das Tun des Richtigen wirken. Vom "Dagegen" lebt jedweder Vereinfacher-Kult, der sich gegenwärtig globalisiert, mit Oberpriester in Mar-a-Lago

      • @HaKaU:

        Entgegenstellen hat viele, sehr viele Facetten. Das geht von Boykott bis Abbruch diplomatischer Beziehungen, jedeR kann ds für sich selbst entscheiden. Was ist denn "das Richtige"? Dieser Begriff ist beliebig, reine Auslegungssache.

  • Ich war auch neulich mit 3000 Euro in der Tasche bei MacDings, man weiss ja nie wann die Inflation wieder zuschlägt, ganz normal. Als dann der zerfledderte Verkäufer mit dem Messer rumfuchtelte hab ich sie ihm gegeben. Man ist ja kein Unmensch. Angst hätte ich erst bekommen, wenn Alice Weidel im Keller des Ladens heimlich Hühnchenpornos dreht, aber die spielt ja lieber Don Quijote.

    • @TV:

      Waren sie mal in DC und haben sich die Preise angeguckt in letzter Zeit? Ich schon. 80 bis 100 Dollar pro Person sind mittlerweile normal in einem etwas hochpreisigeren Restaurant. Und dass eine Bundesministerin dort einkehrt ist nun wahrlich kein Skandal.

      • @Sybille Bergi:

        Aber selbst im bargeldaffinen Deutschland begleicht man solche Rechnungen am Ende doch eher mit der Karte.

  • Man muß jetzt nicht Fan der Ministerin sein, um sich zu fragen, was skandalös daran ist, daß eine Frau beraubt wurde.