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Tweet von Renate Künast zu WürzburgWenn schnell zum Problem wird

Grünen-Politikerin Renate Künast hat mit einem Tweet zu der Axt-Attacke in einem Zug bei Würzburg viel Kritik kassiert. Recht so?

Vertwittert? Foto: imago/CommonLens

Was hat sie denn nun eigentlich genau gesagt???? Egal!!!!! In der sozialmedialen Aufregung über den Tweet von Renate Künast zu dem Axt-Angriff auf Zugfahrgäste bei Würzburg ging der konkrete Inhalt ihrer Textbotschaft am Ende unter, in der sie in Frage stellte, ob der Angreifer unbedingt von der Polizei erschossen werden musste.

„Klugscheißerei“ wurde Künast vorgehalten, „Spalterei“ – und das waren noch die harmloseren Vorwürfe, die in dem Vorschlag gipfelten: „Renate Künast schicken wir nach Syrien, die soll mal den IS angriffsunfähig schießen. Alle Probleme gelöst!“

Der Witz ist: Künast würde man auch so einen Kampfeinsatz glatt zutrauen. Denn feige ist sie nicht, das hat die 60-jährige Abgeordnete und Ex-Ministerin oft genug bewiesen. Eine Politikerin, die ihre Agrarwende vor tobenden Bauern verteidigt und die im Autoland Deutschland zum Kauf eines Toyota aufruft, die, ja, die lässt ihren viel kritisierten Tweet über die Gewalttat bei Würzburg auch am nächsten Tag stehen, statt ihn reumütig zu löschen. Also konnte man in ihrem Twitter-Account @RenateKuenast auch am Dienstagnachmittag noch lesen: „Tragisch und wir hoffen für die Verletzten. Wieso konnte der Angreifer nicht angriffsunfähig geschossen werden???? Fragen! #Würzburg“

Wer sich das in Ruhe nochmal durchliest, stellt fest: Eigentlich ist an diesem Statement wenig auszusetzen. Wie es sich für jeden mitfühlenden Menschen gehört, äußert Künast zunächst Mitgefühl für die Verletzten. Und wie es sich für jede aufmerksame Oppositions­politikerin gehört, stellt sie kritische Fragen zur Arbeit der Sicherheitsbehörden. Warum dann die Aufregung?

Für kritische Nachfragen wäre später auch noch Zeit gewesen – sosehr sich Politiker heute auch unter Druck fühlen mögen, schnell zu reagieren.

Das Problem beginnt beim Zeitpunkt. Gerade mal eine gute Stunde nach den ersten Meldungen über die Axt-Attacke sollte man vielleicht kurz überlegen, ob man sofort ein mögliches Fehlverhalten der Polizei in den Vordergrund rückt oder die Tatsache, dass die Polizisten gerade einen gefährlichen Einsatz zum Schutz von Bürgern zu bewältigen hatten. Für kritische Nachfragen wäre später auch noch Zeit gewesen – sosehr sich Politiker heute auch unter Druck fühlen mögen, schnell zu reagieren.

Satzzeichen sind wichtig

Das größere Problem an dem Tweet sind die vier Fragezeichen hinter der Frage nach den Todesschüssen auf den 17-jährigen Jugendlichen aus Afghanistan. Damit signalisiert Künast scheinbar eindeutig, dass ihre emotionale Verbundenheit in diesem Moment eher dem getöteten Angreifer gilt als den von ihm Verletzten, die mit einem normalen Punkt bedacht werden. Weil Tweets im Moment ihres Absendens eingefroren werden, bleibt dieser Eindruck hängen – zumindest bei den vielen, die sich im Netz aufregen.

Womit wir beim Hauptproblem der Grünen wären: Kü­nasts Tweet scheint alle Klischees über die Gutmensch-Grünen zu bestätigen, denen das Schicksal von Asylbewerbern angeblich selbst dann noch wichtiger ist als reale Gefahren für die Bevölkerung in Deutschland, wenn ein Flüchtling auf Zugfahrgäste losgegangen ist. So wird es Künast nicht gemeint haben, aber so konnte sie verstanden werden. Weil Tweets Signale aussenden, die über das geschriebene Wort und den Moment hinausgehen.

Bleibt die Frage, ob sich das Publikum authentisch-spontane Politikeräußerungen wünscht oder reiflich überlegte. Das muss jeder für sich entscheiden. Und gerade die taz wäre die letzte Instanz, die von sich behaupten könnte, ihr sei noch nie etwas Missverständliches herausgerutscht. Ob man etwa Erdoğan so wie in dieser Woche „mit alles und scharf“ betiteln sollte oder nicht, darüber lässt sich durchaus streiten.

Aber gerade deshalb empfiehlt sich eine simple Erkenntnis: Spontane Gedanken öffentlich zu äußern ist gut. Aber meistens ist es noch besser, wenn vorher noch jemand draufschaut.

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117 Kommentare

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  • Man hat hier also ein SEK, sehr wahrscheinlich mit Schutzausrüstung, darunter Helme, Kevlarwesten (oder besseres) etc.. Und die sollen die Gefahr nicht ertragen müssen, so einen Angreifer mit Schlagstöcken, Pfefferspray oder den verdammten Elektroschockern beikommen zu müssen?

    Ich empfand es von vornherein als lächerlich, da hat man auch nicht auf den Takt zu pochen, oder auf einen falschen Zeitpunkt.

     

    Wer Sonderrechte hat, muss auch besonderer Begutachtung ausgesetzt sein und wenn nötig der Sonderrechte entledigt werden.

     

    Anfang des Monats konnte man schon sehen, wohin das führt wenn man sich nicht an das geltende Dienstrecht hält, siehe

    https://blog.fefe.de/?ts=a9889ac6 .

     

    Ich habe das damals nachgelesen im entsprechenden Polizeigesetz NRW i.V.m STGB und er hätte die Waffe nicht einmal ziehen dürfen, oder ist das kein "Gebrauch"?

     

    Nein, Frau Künast hat hier mein volle Unterstützung und ist hiermit sogar in meinem Ansehen gestiegen, sie erledgt ihre Aufgabe als Vorsitzende des Rechtsausschusses hier die drängenden Fragen zu stellen.

     

    Wenn das jetzt hier auch so los oder weiter geht , dass man bei jedem Amoklauft liest "Täter wurde durch Schusswaffe neutralisiert" ala USA und Frankreich, dann können wir die Polizei auch gleich militarisieren wie in den USA und den Prozess um ein paar Jahre abkürzen.

     

    Ich für meinen Teil habe schon jetzt mehr Angst und konkrete Furcht vor den Deutschen Sicherheitsbehörden als vor Amokläufern gleich welcher Motivlage.

    • @Pleb:

      "sie erledgt ihre Aufgabe als Vorsitzende des Rechtsausschusses hier die drängenden Fragen zu stellen."

       

      Ist das wirklich Ihr Ernst?

       

      Sie hat als Twitter-Tante losgetwittert, um auch nur ja rechtzeitig getwittert zu haben.

       

      Das jetzt mit ihrer Funktion im Rechtsausschuss in Verbindung zu bringen, nur um sie auf Teufel komm raus zu verteidigen, ist nun wirklich albern.

       

      Mal ganz abgesehen davon, dass der Rechtsausschuss mit der ganzen Sache erst etwas zu tun hätte, wenn es um die Änderung der Gesetzgebung ginge. Also läuft Ihre Lob auch diesbezüglich ins Leere.

  • Eine Spezialeinsatztruppe wird grundsätzlich niemals von einem gelungenen Einsatz sprechen können, wenn dieser gegen einen gewaltbereiten Täter, der selbst keine Distanzwaffen hatte, einen tödlichen Ausgang genommen hat.

    Als Erklärung kommen dann nämlich immer nur genau drei Möglichkeiten in Betracht:

    1.) Unvermögen

    2.) Blinder Übereifer

    3.) Eine Mischung aus 1. und 2.

     

    Solange rumballern, bis ein Täter tot umfällt, dafür braucht man gewiss keine Spezialeinheiten. Jeder Hobbygärtner mit Schrotflinte erzielt locker ein ebensolches Ergebnis - selbst im Dunkeln und bei Nebel.

    In dem Bestreben, durchgeknallte Täter regelrecht zu erlegen, gehen Polizeieinheiten dann demnächst wohl dazu über, gleich mit Handgranaten zu werfen, oder Flüchtige mit Flammenwerfern zu grillen. Nein Leute, bei diesen Einsatzlagen kann es einfach nur darum gehen, den Täter von weiteren möglichen Opfern fernzuhalten, zu entwaffnen und festzusetzen. Alles andere ist suboptimal und völlig unerwünscht. Und wenn das bei den Beteiligten bislang nicht so eindeutig klar war, dann ist es sehr wohl die Aufgabe von Politik und von Politikern, dies mal klarzustellen - auch für die luftpumpenden Hemdgestelle von der Polizeigewerkschaft.

    • 1G
      12294 (Profil gelöscht)
      @Rainer B.:

      Im Dunkeln und im Nebel reicht einem Hobbygärtner für gewöhnlich eine Holzlatte mit Tweewurst (s.u.).

       

      Ihre Kommentare zu diesem Thema wirken, wenn ich das so anmerken darf, ein wenig versteift. Darf man fragen, was da dahintersteht?

      • @12294 (Profil gelöscht):

        Dürfen Sie.

        • 1G
          12294 (Profil gelöscht)
          @Rainer B.:

          Alsdann, ich höre gespannt!

          • @12294 (Profil gelöscht):

            Und? Hilft's?

            • 1G
              12294 (Profil gelöscht)
              @Rainer B.:

              Nein, tut mir leid. Sie sind keine Glaskugel.

              • @12294 (Profil gelöscht):

                Und selbst wenn ich eine Glaskugel wäre, würden Sie vergeblich daran lauschen.

                • 1G
                  12294 (Profil gelöscht)
                  @Rainer B.:

                  In eine Glaskugel, lieber Rainer, schaut man rein. Sie können auch ein Radio angucken und sich wundern, warum da nix bei rumkommt.

                  • @12294 (Profil gelöscht):

                    Ach, guck mal an. Selbst wenn ich ein Radio wär, gäb es noch der Fragen mehr.

    • @Rainer B.:

      Hmm, ich hatte schon nen längeren Text über 9mm und Mannstoppwirkung auf kurzer Entfernung verfasst aber ...

      Wäre Perlen vor die Säue werfen.

       

      TL:DR

      Auf kurze Entfernung bringt es mehr wenn du die Waffe einfach an den Kopf des Angreifers wirfst. ^^

      • @Mister X:

        Ach guck an, Karl M darf jetzt also unter Mister X hier wieder Waffennarrenkunde anbieten.

      • @Mister X:

        Jau, man hat dann einen Wurf: der darf dann vor Aufregung aber nicht daneben gehen. Denk mal an die letzte Schneeballschlacht wie oft da manchmal aus kürzester Distanz mit schmackes danebegeballert wird.

         

        Das sind hier wirklich langsam Ratschläge wie aus dem Y- Magazin.

    • @Rainer B.:

      Axtschwingender Mörder läuft auf Sie zu, Sie haben eine Feuerwaffe in der Hand und noch fünf Meter Distanz zwischen sich und ihm. Sie schiessen das Magazin leer, einige der Kugeln sind tödlich.

       

      Ein mögliches Szenario für den Vorfall. Mehr Informationen haben wir nicht, deswegen ist dieses Szenario ebenso wahrscheinlich wie Ihre Besserwisserei.

       

      Dass Künast sich völlig im Ton und Zeitpunkt vergriffen hat, lässt sich kaum leugnen - entsteht doch unweigerlich der Eindruck, dass da jemand kalt wie ein Fisch seine politische Kleinagenda abarbeitet, völlig unabhängig davon, wieviele Menschen in diesem Zug umgebracht wurden.

      • @TurboPorter:

        "kalt wie ein Fisch", genau, unter Vernachlässigung der mittlerweile offenbar erwarteten Bekundungen des Mitgefühls bei solchen Taten. Aber man stelle sich mal vor: Jedes Mal, wenn im Bundestag über Krankenhäuser, Straßenverkehr, Zigarettenschachteln diskutiert wird, legen alle Abgeordneten erst einmal eine Schweigeminute ein für die geschätzten Zehntausende Opfer von resistenten Keimen, Tausende Verkehrstote, 40.000-50.000 Tote aufgrund von Tabakkonsum. Aber nein: Kalt wie die Fische diskutieren die da, kein Mitgefühl für die Betroffenen zu sehen. Merken Sie was? Mir zumindest ist schleierhaft, warum in diesem Fall quasi eine virtuelle Schweigeminute von Künast erwartet wird. Sie ist Politikerin, ihre Frage war politisch. Wem da das Mitgefühl fehlt der ist im falschen Film.

      • @TurboPorter:

        Lesen Sie erstmal, dann haben Sie vielleicht auch eine Chance, zu begreifen, dass hier nicht irgendjemand einem axtschwingenden Angreifer gegenüber stand, sondern eine Spezialeinheit. Könnte und sollte da ein Unterschied sein?

  • Dank an Frau Künast und an alle Volksvertreter, die es wagen, Fragen zu stellen! Denn offenbar gehört Mut dazu.

    An Frau Göring-Eckart: Ja, wir werden "die weiteren Ermittlungen abwarten". Aber die Frage ist gestellt und wird hoffentlich von der Öffentlichkeit nicht vergessen werden.

    Traurig: Der Polizeigewerkschafter, und der Bayerischer Innenminister scheuen sich nicht, ihre antidemokratische Gesinnung offen zur Schau zu stellen, sie verbitten sich "Einmischung" und "brauchen die parlamentarischen 'Klugscheißer' überhaupt nicht". Soso.

  • Ich finde es ungeheuerlich, von den älteren Besuchern am Badesee lautstark zu vernehmen, dass der 17jährige "zum Glück erschossen wurde".

    Angleichung an Erdogan in der Praxis?

    • @nzuli sana:

      Ich bin noch nicht so alt, 40. Mein Mitleid mit dem Attentäter hält sich in Grenzen. Er hatte auch kein Mitleid mit seinen Opfern und nahm deren Tod in kauf. Wie auch immer, oder wie immer: die Opfer füllen nicht diese Schlagzeilen.

      • @Gigi:

        Es geht nicht um Mitleid mit dem Täter, sondern um die Verantwortlichkeit staatlichen Handelns. Wenn ein Mensch durch staatliches Handeln zu Tode kommt, ist zu klären, ob das berechtigt war. Dieser Grundsatz schützt nicht Täter, sondern Bürger. Wem das nicht klar ist, dem hilft vielleicht ein Blick in die USA und deren Umgang mit Polizeigewalt.

    • @nzuli sana:

      Was genau hat das Alter der Leute denn damit zu tun?

  • Ginge es nicht um einen "Flüchtling", würde der verbale Weichspüler gar nicht erst auf Künasts Nachricht angewendet werden.

     

    Ginge es um eine Vergewaltigung zum Beispiel:

    "Tragisch und wir hoffen für die Vergewaltigte. Wieso musste der Vergewaltiger aber ohne Fluchtgefahr trotzdem in Untersuchungshaft???? Fragen!"

     

    Oder zum Holocaust:

    "Tragisch und wir hoffen für die Ermordeten. Wieso mussten bei der Befreiung aber so viele deutsche Städte zerstört werden???? Fragen!"

    • @TurboPorter:

      und?

      antworten?

      • @christine rölke-sommer:

        Antworten???? Fragen!

  • "Wie will man aber bitteschön, wenn man nicht dabei war, den Tathergang aufgrund der Fetzen, die bis dahin veröffentlicht waren, soweit rekonstruieren, dass sich daraus schon eine sichere Antwort ergibt?"

     

    Das ist eine interessante Frage. Die sich aber jene stellen sollten, die am Shitstorm gegen Künast teilgenommen haben. Denn die kannten keinerlei Details, schwadronierten aber sofort über die "Gefährdung von Leib und Leben" der SEK-Beamten etc. Wohingegen Künast einfach nur eine Frage gestellt hat.

    • @Kaboom:

      Bei allem Respekt,

      in diesem Fall wird hier alles so hochgeschaukelt.

      Angenommen ein irrer Neonazi hätte mit Axt und Messer 5 Flüchtlinge verletzt und wäre dann vom SEK erschossen worden dann hätte es bestimmt keine Meldung von Frau Künast gegeben und hier wäre auch keine grosse Diskussion enstanden. Im Gegenteil, vielleicht wäre heimlich geklatscht worden. Obwohl es immer heisst Mensch ist Mensch.

      • @Christian Bauer:

        Die Polizei schießt grundsätzlich nicht auf Leute, die womöglich noch zum eigenen Personal gehören könnten. Solche Fälle gibt's einfach nicht.

      • @Christian Bauer:

        [...]

         

        Kommentar gelöscht. Bitte beachten Sie die Netiquette.

    • @Kaboom:

      Ohne Kenntnis des genauen Tathergangs felsenfest davon auszugehen, dass eine Gefahr für Leib und Leben bestanden haben muss, dessen Aussage ist genauso unsinnig wie Künasts Frage.

       

      Wobei viele auch nicht felsenfest von der Gefahr für Leib und Leben ausgehen, sondern lediglich darauf hingewiesen haben, dass diese bestanden haben -->kann

  • Wie bitte? Braucht es Mut, um die Agrarwende vor Bauern zu verteidigen?

    Ist schon einmal einem Politiker von Bauern auch nur ein Haar gekrümmt worden? Welchen Mut braucht es, im Autoland Deutschland zum Kauf eines Toyota aufzurufen? Also lobt die Künast nicht so in den Himmel, für Ihren unverschämten Tweet.

    • @Frank Passau:

      Frank,Renate hat nicht im diesen artikel gebeten,nur sollten Sie mir mal erklaeren was an dem Tweet unverschaemt ist,Ihr Kommentar ist es!

      • @Friedrich Ernst:

        Alles! Da sind wir wohl unterschiedlicher Ansicht. Das soll es in einer Demokratie tatsächlich geben, im Ernst.

  • Ich sehe nicht das geringste Problem im Tweet von Frau Künast. Im Gegenteil, als ich in den Medien gelesen hatte, dass der Täter von hinten erschossen wurde, habe ich mich auch gefragt, ob das nötig war.

    Ein bedenkliches Problem ist es allerdings, wenn berechtigte Fragen von Bürgern oder Oppositionspolitikern derart und in Hetzermanier abgebügelt werden wie es Herr Wendt von der Polizeigewerkschaft und sogar Politiker der CDU taten.

    Die Polizei hat wie alle staatlichen Institutionen Fragen zu beantworten und nicht die, die Fragen stellen, abzukanzeln.

    Im Übrigen war meines Erachtens auch der Zeitpunkt der Frage richtig. Wer hat hier zu bestimmen, dass man nicht sofort nachfragen darf, wenn man liest/hört, dass jemand von der Polizei erschossen wird - auch wenn es ein offensichtlicher Gewalttäter war??? Drei Fragezeichen!

    • @Michael Kanellos:

      Sie hat die Frage aber nicht der Polizei gestellt, sondern die Frage in den luftleeren Raum geworfen? Was für eine Antwort hat sie denn da genau erwartet und von wem?

       

      Direkten Fragen hat sich die Polizei natürlich zu stellen. Dass vor Abschluss der sowieso anlaufenden Untersuchungen es aber eine Antwort geben würde, kann ja wohl niemand wirklich erwarten. Insofern war die Frage von Künast also auch noch vollkommen unsinnig, da zu dem Zeitpunkt noch gar keine Antwort kommen kann.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @sart:

        Das war keine Frage an irgendwelche Polizisten, sondern eine allgemeine Frage, die man in die Aussage münzen kann: die Polizei sollte, wenn sie im Rudel auftritt, in der Lage sein, die Tötung eines Flüchtenden zu vermeiden. Und genau das sollte sie. Ausnahmen mögen hier allenfalls die Regel bestätigen.

        • @849 (Profil gelöscht):

          Und solange man nicht weiß, wie das ganze genau abgelaufen ist, weiß man auch nicht, ob eine solche die Regel bestätigende Ausnahme vorgelegen haben kann.

           

          Fragen sind da, um beantwortet zu werden. Wenn aber bei so einem Thema eine Frage gestellt wird, bei der man ganz genau wissen könnte, dass sie zu dem Zeitpunkt noch garnicht beantwortet werden kann, dann ist das ein Aufruf zur wilden Spekulation und somit vollkommen sinnlos.

           

          Dass man sich die Fragen selbst stellt ist das eine, aber als Politiker*in so eine sinnlos Frage öffentlich in den Raum zu schmeißen, nur weil man scheinbar nicht mehr denken kann, ohne die Finger zu bewegen oder um überhaupt was gesagt zu haben und sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, das ist m.E. durchaus kritikwürdig.

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @sart:

            Seit wann sind Spekulationen sinnlos? Spekulation ist seit jeher ein Instrument der Wahrheit.

            • @849 (Profil gelöscht):

              Und wie wollen Frau Künast oder Sie oder sonstwer in diesem Fall mit Spekulationen der Wahrheit näher kommen?

              • 8G
                849 (Profil gelöscht)
                @sart:

                Indem man darauf hinweist, dass es höchst problematisch ist, dass die Polizei Leute erschießt, besonders wenn sie in der krassen Überzahl ist.

                • @849 (Profil gelöscht):

                  Und wie genau hilft diese Feststellung bei der Wahrheitsfindung zum Tathergang?

                   

                  Sie haben doch selber von den Ausnahmen, die die Regel bestätigen, gesprochen. Inwiefern hilft also dieser Allgemeinplatz von Ihnen, festzustellen, ob so eine Ausnahme vorlag?

                  • @sart:

                    "Die Polizei hat wie alle staatlichen Institutionen Fragen zu beantworten und nicht die, die Fragen stellen, abzukanzeln."

                    Dem kann ich nur zustimmen. Was um den Tweet von Künast herum jetzt gesponnen wird, hat mit Klärung des Tathergangs und Wahrheitsfindung herzlich wenig zu tun.

  • "Das Problem beginnt beim Zeitpunkt. Gerade mal eine gute Stunde nach den ersten Meldungen über die Axt-Attacke sollte man vielleicht kurz überlegen, ob man sofort ein mögliches Fehlverhalten der Polizei in den Vordergrund rückt oder die Tatsache, dass die Polizisten gerade einen gefährlichen Einsatz zum Schutz von Bürgern zu bewältigen hatten. Für kritische Nachfragen wäre später auch noch Zeit gewesen – sosehr sich Politiker heute auch unter Druck fühlen mögen, schnell zu reagieren."

     

    Betrachtet man das rational ergibt Ihre Reaktion Sinn.

    Kann man durch politische Macht Tote erwecken? Nein.

    Aber man kann etwas an den Arbeitsverhältnissen / Verhaltensregeln der Polizei ändern.

    • @HerrvonSinope:

      Was gilt es zu ändern?

       

      Die Beamten sollen doch lieber Kung Fu lernen?

  • Der Idealfall wäre sicherlich gewesen, wenn die Polizei die Situation so kontrolliert hätte, daß der Amokläufer hätte festgenommen werden können. Daß das vllt. nicht möglich war, wenn einer mit Äxten und Messern gemeingefährlich auf seine Mitmenschen losgeht, liegt vermutlich in der Eigendynamik der Situation begründet.

    Die oberste Devise ist ja nicht Täter- sondern Opferschutz. Insofern nmmt ein solcher Täter eigene schwere Verletzungen oder sogar den Tod billigend in Kauf wenn er durchdreht.

    • @scaspener:

      Mit Verlaub, das ist Unsinn. Die oberste Devise bei staatlichem, hoheitlichem Handeln ist/sollte sein, dass es sich an die bestehenden Vorschriften und Gesetze zu halten hat. Das ist es, was den Rechtsstaat in seinem Kern ausmacht. Da geht es nicht um den Schutz von Tätern oder Opfern, sondern um das grundsätzliche Verhältnis des Staates zu seinen Bürgern und Bürgerinnen.

      Gesetze und Vorschriften gelten hierbei ohne Ausnahme für den Umgang mit allen TäterInnen, vollkommen unerheblich davon, ob diese ihren eigenen Tod billigend in Kauf nehmen oder nicht.

      • @V. Ohneland:

        Die oberste Devise sind natürlich die geltenden Gesetze. Da die aber häufig in konkreten Situationen miteinander kollidieren, gibt es die GÜTERABWÄGUNG, d.h. es wird gegeneinander abgewogen, welches Rechtsgut das jeweils HÖHERWERTIGE ist. Und da ist es gängige Praxis, daß im Zweifel das Leben eines potentiellen Opfers als schutzwürdiger gilt als das des Täters. Dies wurde in den Entscheidungen des BGH mehrfach bestätigt. Zum Glück! Leib und Leben von Opfer und Täter sind also NICHT in gleichem Maße schützenswert.

  • Die Reaktionen auf die - IMHO absolut berechtigte - Frage zeigen die Hysterisierung und den Hass, der in Teilen der Gesellschaft inzwischen vorherrscht.

    Man darf nicht mehr fragen, warum es nicht möglich war, den Täter NICHT zu erschiessen? Tschuldigung, ist hier der Dschungel ausgebrochen?

    • @Kaboom:

      Sicher darf man das fragen.

       

      Aber es gibt nunmal nur zwei Arten von Fragen:

      Die richtigen Fragen, bei denen man eine Antwort erwartet. Von wem auf Twitter hat denn jetzt bitteschön Künast eine Antwort erwartet? Der Tathergang muss aufgeklärt werden, erst dann kann es Antworten geben und dementsprechend sind vorher irgendwelche Fragen vollkommen sinnlos.

       

      Und dann gibt es die rethorischen Fragen, bei denen die Frage die Antwort schon impliziert. Wie will man aber bitteschön, wenn man nicht dabei war, den Tathergang aufgrund der Fetzen, die bis dahin veröffentlicht waren, soweit rekonstruieren, dass sich daraus schon eine sichere Antwort ergibt?

       

      In dem einen Fall war die Frage zu dem Zeitpunkt unsinnig, in dem anderen dumm.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @sart:

        Wenn es eine rhetorische Frage war, erübrigt sich der Rest ihrer "Argumentation". Wieso eine als Frage verpackte Aussage unsinnig sein soll, erschließt sich mir zudem nicht.

        • @849 (Profil gelöscht):

          Dann nochmal für sie:

           

          Frage ohne Adressaten zu einem Zeitpunkt, zu dem mit noch keiner Antwort zu rechnen ist: Unsinnige.

           

          Rethorische Frage, die eine Antwort impliziert, die aber Frau Künasts mangels Informationen nicht haben konnte: Dumm.

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @sart:

            Auf rhetorische Fragen erwartet man keine Antworten. Sie sind vielmehr Aussagen in Fragform. Ferner: Fragen werden sehr häufig auch dann gestellt, wenn man nicht unbedingt mit einer Antwort rechnen kann. Das haben Fragen nämlich so an sich, dass die Antworten ausbleiben können.

            • @849 (Profil gelöscht):

              "Auf rhetorische Fragen erwartet man keine Antworten. Sie sind vielmehr Aussagen in Fragform."

              Habe nichts Gegenteiliges behauptet.

              "Ferner: Fragen werden sehr häufig auch dann gestellt, wenn man nicht unbedingt mit einer Antwort rechnen kann. Das haben Fragen nämlich so an sich, dass die Antworten ausbleiben können."

              Dann haben solche Fragen es aber eben auch an sich, dass sie unsinnig sind.

      • @sart:

        Richtig, sie hätte erst fragen sollen, wenn sich keiner mehr dafür interessiert. Sonst ist es ja möglicherweise irgendwem unbequem.

    • @Kaboom:

      Es ging um das "wann" und das "wie" der Frage, nicht um das "ob". Wer Twitter als politisches PR-Vehikel nutzt, muss sich gefallen lassen, dass sein Getwittere dann auch mit derselben feingeistigen Gnadenlosigkeit seziert wird wie bei Anderen. Was da drin steht, ist Politik, und WIE es da drinsteht, ist AUCH Politik.

       

      Der Witz ist: Das ist Frau Künast völlig klar. Sonst hätte sie wahrscheinlich wirklich nur ihre Bestürzung ausgedrückt und sich den Schlenker gegen die Polizei gespart. Der zynische Reflex, aus jedem die Öffentlichkeit bewegenden Ereignis sofort - also möglichst als Erster® - einen Ansatzpunkt für einen politischen Angriff auf das nächste ideologisch genehme Ziel zu machen, ist vielleicht auch der viel tiefgreifendere Kritikpunkt, den man an dem Tweet festmachen kann. Es geht da nicht mehr um Empathie und Teilnahme sondern ausschließlich darum, wer dem Ereignis zuerst den aus seiner Sicht richtigen "Spin" geben kann.

    • @Kaboom:

      Es gibt eben Fragen, die eine entsprechende Antwort bereits vorsuggerieren.

       

      Zorn auf Künast' Aussage ist so, weil sie offenbar zugunsten des Täters Partei ergreift. Oder ich irre gewaltig.

    • @Kaboom:

      Manche sind der Meinung, daß es gar keine Täter gibt, allesamt nur noch Opfer.

       

      Nun ja, solange es um keinen Breivik handelt.

  • Nachdem die Täter in Nizza und Würzburg ihre Absicht 1: Ungläubige zu vernichten, erledigten, sollte ihnen, wenn irgend möglich, Absicht 2 vermasselt werden: durch Ungläubige im Showdown über den Märtyrertod ins Paradies geschossen zu werden.

    Im Fall, es gibt als Alternative zur Tötung noch die Handlungsunfähigmachung: Sich nicht aus dem Irdischen verpissen zu können, sondern mit dem von ihnen Angerichteten in weltlichen Niedrigkeiten weiterleben zu müssen (Konfrontation mit ihren Opfern, mit abgequetschten, abgehackten Körperteilen) lässt unseren religiös fanatischen Nachwuchs dreimal überlegen, ob er durch Terror nach Weltruhm und ewiger Seligkeit strebt, wenn er riskiert, dass er ihn noch 25.000 Tage mit unappetitlichen Nachwehen bedrängen könnte.

  • In den ersten Meldungen stand, der Angreifer sei auf der Flucht erschossen worden. Dann drängt sich die Frage von Frau Künast geradezu auf.

    Es scheint viele zu geben, die Erdogan dafür besonders stark kritisieren, dass er die Todesstrafe einführen möchte aber selbst finden, dass ein Terrorist am besten von der Polizei getötet werden soll - auch wenn das nicht unbedingt erforderlich war.

    Wir haben in diesem Punkt einen Rechtstaat, der keinen Polizisten bestraft, der umsichtig oder auch nur in der Situation nachvollziehbar gehandelt hat. Dieser Rechtstaat ist aber auch gefragt dann einzuschreiten, wenn Polizisten aus Hass das notwendige Mass überschreiten - auch wenn es Hass auf Terroristen ist. Wir wollen keine US-Verhältnisse.

  • Verstehe die Aufregung nicht, als wenn Politiker nicht ständig dumme Fragen stellen würden?

     

    Kritisch ist allenfalls die versteckte Unterstellung, nämlich das die Polizei unverhältnismäßig bei der Wahl der Mittel ist. Mir als Bürger ist es im Grunde völlig egal worauf die Polizisten konkret zielen, wenn sie einen Amokläufer unschädlich machen. Genauso wie es mir egal ist ob der Aggressor das überlebt. Wichtig ist allein, dass keine weiteren unbeteiligten zu schaden kommen.

    • @insLot:

      Tennessee Eisenberg

    • @insLot:

      Da machen Sie es sich aber ganz schön leicht......

      Ist Ihnen klar, dass es Situationen geben kann in denen Ihr Handeln möglicherweise von anderen als bedrohlich interpretiert werden könnte ohne es wirklich zu sein?

      Nicht immer sind Augenblicke so eindeutig einzuschätzen wie es in diesem Fall berichtet wird. Wohlgemerkt berichtet, denn keiner von uns war dabei und Berichte haben auch immer einen großen Anteil an Subjektivität.

      • @Life is Life:

        KeineR von uns war dabei, als A.B.Breivik seine Tat beging. Aber wir glauben an alles, was in Medien steht, nicht war?

  • Dieser Text ist in meinen Augen eine echte Provokation. Schließlich wird hier einmal mehr der durchsichtige Versuch gestartet, Emotionen gegen Rationalität auszuspielen. Als dürfte eins ohne das andere als menschlich gelten!

     

    Vernunft ohne Gefühl ist schlecht, kein Zweifel. Aber wer Emotionalität über Rationalität stellt, betreibt das Geschäft der Volksverdummer. Er hilft denen, die nicht wollen, dass die Menschen selber denken, sondern sie wie Bären oder Ochsen am Nasenring ihrer unreflektierten Gefühlen herumführen möchten.

     

    Ja, "schnell" kann tatsächlich zum "Problem" werden. Allerdings nicht nur für PolitikerInnen wie Renate Künast, sondern auch für ihre Kritiker, Journalisten eingeschlossen. Hätte vorher "jemand drauf[ge]schaut" auf diesen Kommentar, wäre dem womöglich aufgefallen, dass gegen die absichtsvolle Fehlinterpretation von (Politiker-)Gedanken kein Kraut gewachsen ist. Noch ein Grund mehr, lieber spontan zu fühlen, schätze ich.

     

    Nein, ich glaube nicht, dass Renate Künast als gutmensch-grüne Politikerin getwittert hat. Dazu war sie schlicht zu schnell. Sie hat als Individuum reagiert, und zwar durch und durch emotional. Wer einmal wirklich kapiert hat, wie Gewalt entsteht und sich vermehrt, der braucht nicht lange nachzudenken um doppelt Angst zu kriegen beim Hören solcher Nachrichten. Vor allem dann nicht, wenn er selbst sich alles zutraut.

     

    Es ging vermutlich weniger um Mitleid mit dem Täter, als um die Angst vor den Folgen des Polizei-Einsatzes. Wer weiß schon so genau, wie viele Freunde dieser Junge hatte, die auch nicht so ganz richtig ticken und nur auf einen Anlass warten, sich eine IS-Fahne zu malen und mit dem Küchenmesser in der Hand oder einem geklauten LKW unterm Arsch Amok zu laufen?

     

    Besonders ärgerlich: Die selben Leute, die Renate Künast heute für ihre angebliche Gefühlskälte den Opfern gegenüber kritisieren, werden morgen auf den "Neusprech" der Politiker schimpfen. Das ist so dumm wie gefühlskalt – und also ziemlich unmenschlich.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @mowgli:

      Vollkommen richtig, was Sie schreiben. Dieser Beitrag von Herrn Walraff ist wirklich ungeheuerlich.

  • Frau Künast hat einfach die falsche Frage gestellt, sie hätte erst mal fragen sollen: "Was ist eigentlich passiert", bevor sie sich Sorgen um einen unangemessenen Schusswaffengebrauch macht. So ist es einfach eine vorauseilende Verdächtigung. Lincoln rotiert wieder im Grab.

  • Aus diesem Tweet - wegen der Rudel-Fragezeichen - Künast eine größere emotionale Nähe zu dem Angreifer zu unterstellen finde ich, gelinde gesagt, waghalsig..

    Wie ich den Tweet verstehe, geht es hier einfach nicht an erster Stelle um Mitleidsbekundungen, sondern um die Irritation über die polizeiliche Maßnahme der Erschießung.

    Und um die Frage, ob man das nicht anders hätte lösen können.

    Das hat nichts mit persönlicher Anteilnahme zu tun.

    Es geht ehrlicherweise weder um die verletzten Fahrgäste, noch um den Angreifer. Es geht um Kritik an der Polizeiarbeit, sei nun angebracht oder nicht.

  • Ich gehöre wohl zu den immer Wenigeren, die twitter, facebook & Co. für üble Seuchen halten (auch wenn ich als IT-Profi vor den technischen Konzepten großen Respekt habe). Dieser Drang, schon möglichst kurze Zeit nach einem Ereignis seinen Senf dazugeben zu müssen, ist schon krankhaft.

     

    Trotzdem wird bei der Kritik an Frau Künast das Kind mit dem Bade ausgeschüttet: Auch ich habe mich schon einige Male gefragt, warum Täter, die erkennbar zwar Messer o.ä., aber keine Distanzwaffe haben, relativ oft tödlich getroffen werden. Die Notwehr- oder Nothilfesituation nehme ich den Polizisten (vorbehaltlich genauerer Untersuchung) zunächst ab; auch bei der Zubilligung von Putativnotwehr wäre ich großzügig. Aber die Frage muss erlaubt sein, warum ein Täter aus kurzer, aber akut sicherer Entfernung nicht kampfunfähig geschossen werden kann. Meine erste Frage, die übrigens auch einen Herrn Wendt professionell beschäftigen sollte, ehe er mit der Injurie "Klugscheißer" um sich wirft: Wie effizient ist die Schießausbildung der Polizeibeamten?

    • @Bitbändiger:

      weil ein meter abstand zu wenig ist, schulter oder bein gezielt zu treffen.

       

      zumal sich Gegenpart wild bewegt.

    • @Bitbändiger:

      Eine Axt und ein Messer kann durchaus zur Distanzwaffe werden, wenn man diese als Wurfgeschoß verwendet...

    • @Bitbändiger:

      Wie effizient die Schießausbildung der Polizeibeamten ist? Diese Frage, verehrter BITBÄNDIGER, sollten Sie vermutlich lieber nicht öffentlich stellen, wenn es nach Lukas Wallraff geht. Weil: Man könnte ihnen schließlich unterstellen, dass Sie nicht mit der "Volksgemeinschaft" fühlen (zu der in dem Fall ausnahmsweise auch Hongkong-Chinesen gezählt werden, weil sie nun einmal in einer Deutschen Bahn unterwegs gewesen sind).

       

      Ich verstehe die Ängste. Wer hat noch nie in einem Zug gesessen? Man kann nicht so schnell weg, wenn es darin tatsächlich "ernst" wird. Und die erste Reaktion auf einen lebensgefährlichen Angriff, dem man nicht entfliehen kann, ist fast immer der Wunsch nach dem der finale Gegenschlag. Das ist, aus individueller Sicht betrachtet, durchaus vernünftig. Es ist nur nicht besonders rational, wenn man es global-gesellschaftlich durchdenkt.

       

      Täter waren vorher fast immer selbst (gefühlte) Opfer - oder aber mit solchen emotional verbunden. Mit meinem Mann hatte ich heute morgen ein ähnliches Problem wie Renate Künast. Er hat mir vorgeworfen, ich würde mich mehr um Irre sorge als um meine Kinder. Das ist natürlich Blödsinn. Ich präferiere lediglich eine andere Risikomanagementstrategie als er. Und weil ich, im Unterschied zu ihm, schon ziemlich lange nachdenkt über solche Dinge, brauch ich auch nicht sehr lange für die Antwort auf die Frage, was richtig ist und was verkehrt. Nicht einmal im Affekt.

       

      Wenn ich wollte, könnte ich twittern. I prefer not to. Vor allem deshalb, schätze ich, weil lange Texte weniger missbrauchsanfällig sind als kurze. Ob ich am Ende drei Fragezeichen setze oder eins, ist nicht ganz so entscheidend, wenn ich den Gedanken davor ein wenig ausführe.

       

      Nun ja, 100% Sicherheit gibt mir auch das nicht. Man sieht nur mit dem Herzen gut? Kommt darauf an. Wer nichts als Angst und Wut in seinem Herzen hat, der kann auch damit nicht gut sehen.

  • sehr guter Kommentar von Lukas Walraff, den ich als Autor bisher gar nicht kannte, mir aber merken werde. Richtig gut analysiert.

  • 1G
    12294 (Profil gelöscht)

    Ich vergleiche das ja immer mit Hurricane Katrina (das, bevor es jemand behauptet, keine Naturkatastrophe war): Jede/r hat das zum Anlass genommen, über das Thema zu sprechen, was ihm/ihr ohnehin wichtig war, die prominentesten Diskurse waren in diesem Fall Rassismus und Neoliberalismus.

     

    Und hier ist es nicht anders: Einige werden über mangelnde Kontrolle bei der Zuwanderung sprechen, andere über mangelnde Perspektiven für Flüchtlinge, Frau Künast eben über Polizeigewalt. Ich fand es interessant, einen quasi ungefilterten Einblick in die Künast'sche Denke zu erhalten. Da weiß man wenigstens, was sie für wichtig hält. Und das ist eben offenbar vor allem Polizeigewalt. Dass sie nun teilweise zurückrudert, ist nur Heuchelei.

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    "Was ist der genaue Bedeutungsunterschied zwischen einem einzelnen Fragezeichen und drei oder mehr davon?"

     

    ? - Frage

     

    ???? - Fragen über Fragen

     

    alternativ:

     

    ? - Frage

     

    ???? - Unterstellung verpackt als Frage

  • (Forts.) Die sofortige Reaktion von PolizeiOberbayernSüd ("ein tweet mit "????" ist zum jetzigen zeitpunkt nicht gerecht.") war sachlich, maßvoll und angemessen. Die spätere Reaktion des Vorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft ("Wenn Polizisten in der Form angegriffen werden, werden sie sich nicht auf Kung Fu einlassen.") war dagegen unerhört und wirkt geradezu so, als ob er polizeiliche Exekutionen von Terroristen unabhängig von einer Notwendigkeit gutheißen würde. Das ist verantwortungslos, weil es diejenigen seiner Kollegen bestärken wird, die einen Hang zu kriminellem Verhalten haben (das gibt es ja in jedem Berufsstand, nur ist es bei der Polizei besonder fatal).

     

    Im Übrigen möchte ich hier noch auf ein Generationenproblem hinweisen. Ich bin deutlich jünger als Frau Künast, aber immer nicht jung genug, um die heutigen Codes bei SMS, Twitter & Co wirklich zu verstehen. Welche Emotionen drückt man aus, wenn man ein Wort abkürzt, und was bedeutet es, wenn man es ausschreibt? Was ist der genaue Bedeutungsunterschied zwischen einem einzelnen Fragezeichen und drei oder mehr davon? Ich vermute, dass das für Frau Künast im Prinzip genauso wie für mich eine Fremdsprache ist. Und in einer Fremdsprache drückt man sich gelegentlich sehr ungeschickt aus. Alle, die mit derartiger Kurzkommunikation aufgewachsen sind, sollten sich das bewusst machen, dass man Frau Künast, die ihre Mutter oder Großmutter sein könnte, zugestehen muss, in diesem Medium dieselbe Art von Fehlern zu machen.

  • 3G
    34420 (Profil gelöscht)

    Also wenn ich einem Polizisten mit gezogener Waffe gegenüberstehe, dann lege ich die meine, mit der ich gerade Menschen schwer verletzt oder ermordet haben, hin. Sind das sogar mehrere Polizisten, dann mache ich das schlagartig. Wenn ich unverletzt weiterleben will.

     

    Das ist schon alles.

     

    Frau Künast hat offensichtlich noch nie gegen einen bewaffneten Menschen gekämpft. Sie hätte sich die populistische Frage absolut sparen können.

    • @34420 (Profil gelöscht):

      Es geht nicht um "unverletzt" es geht um Tötung. Und die steht der Polizei bei Verdächtigen prinzipiell nicht zu, von wenigen Ausnahmen abgesehen.

       

      Ob eine solche Ausnahme nun vorlag oder nicht, das haben die erforderlichen Untersuchungen zu zeigen, die in jedem Fall zu erfolgen haben und weder durch "Kritik an der Polizeiarbeit" noch aufgrund eines "besonderen Verdachtsmomentes" gegen die Polizeibeamten zu Stande kommt, sondern allein dadurch begründet sind, dass sie ein normales rechtsstaatliches Prozedere darstellen.

       

      Wer dieses Prozedere, das Nachfragen und die Untersuchung der Todesumstände eines Verdächtigen, in Frage stellt der stellt den Rechtsstaat in Frage.

       

      Die Polizeigewerkschaften tun dies leider in unschönster Regelmäßigkeit.

      • @cursed with a brain:

        Wenn erst die nötigen und sowieso anlaufenden Untersuchungen zeigen können, ob eine Ausnahme vorliegt, welchen Sinn hatte denn dann bitteschön Künasts Frage? Was für eine Antwort und vom wem hat sie denn über Twitter so kurz nach der Tat erwartet?

    • @34420 (Profil gelöscht):

      Wie sich der junge Terrorist hätte verhalten sollen ist hier völlig irrelevant. Natürlich hätte er erst gar niemand umbringen dürfen. Aber durch kriminelles, oder auch kriminell unvorsichtiges, Verhalten verwirkt man in einem modernen Rechtsstaat nicht sein Leben.

       

      Death by cop war sicherlich genau das, was er sowieso wollte. Und ebenso damals Breivik. Dem hat die norwegische Polizei das damals aber vorenthalten, und das war gut so. Terrorismus ist nämlich viel weniger wirkungsvoll und zieht viel weniger Nachahmungstäter an, wenn man die Täter nicht umbringt, sondern einfängt und vor Gericht stellt.

       

      Die Frage ist deshalb, ob es wirklich nötig war, ihn umzubringen. Dabei sind polizeiliche Ungeduld oder zu erwartende Sachschäden beispielsweise keine gültigen Argumente. Die öffentliche Diskussion zeigt leider, dass viele das ganz offen anders sehen. Sie erhöht damit das Risiko, dass Polizisten, die Neigungen in dieser Richtung haben, ihre Kompetenzen überschreiten und dabei, den vermeintlichen Volkeswillen ausführend, zu Mördern werden.

      • 3G
        34420 (Profil gelöscht)
        @Hans A.:

        Bleibt doch die Frage:Wie kommt Frau Künast, die das Verfahren als Rechtsanwältin ja kennt, auf die Idee, eine solche Frage zu stellen? Die unterstellt ja ohne jede Begründung, dass die Polizei leichtfertig geschossen hat. Eigentlich abenteuerlich eine solche Unterstellung.

         

        Übrigens hatte ich ein paar Mal das "Vergnügen" mit einer Pistole zu schießen. So ein 0815-Ding schießt auch nach längerer Übung garantiert nicht dorthin, wohin man meinte, gezielt zu haben. Eigene Erfahrung, wie gesagt. Das funktioniert nur im Film. Oder beim Sportschießen.

         

        Und die im Raum stehende Vermutung, dass es hier um einen polizeilichen Mord geht, ist angesichts einer völlig unzureichenden Faktenlage, schlichtweg verantwortungslos.

        • @34420 (Profil gelöscht):

          Schlichtweg verantwortungslos ist es lediglich zu versuchen, solche Nachfragen zu unterdrücken und zu kriminalisieren.

           

          Es ist verantwortungslos gegenüber unserem Rechtsstaat und seinen Prinzipien.

        • @34420 (Profil gelöscht):

          Ich sehe in Künasts Frage weder die Unterstellung, dass die Polizei leichtfertig (überhaupt) geschossen habe noch die Unterstellung von Mord. Voreilig, ja, das war ihr Tweet vielleicht, die Zeichensetzung legt Emotionalität nahe. Das seltsame Theater,das derzeit, mit Rainer Wendt in der Rolle als 'loose canon' in allererster Reihe, aufgeführt wird, ist jedoch schlicht erbärmlich.

          In Deutschland werden mutmaßliche Straftäter im rechtlichen Sinn grundsätzlich nicht erschossen, punktum. Wenn das trotzdem passiert, wirft das selbstverständlich Fragen nach der Rechtmäßigkeit des Handelns der beteiligten Beamten auf. Wer das nicht kapiert (und meint, in dieser Debatte verbal und voll im Mainstream mit auf die Künast gehen zu müssen), sollte mal im Lexikon unter 'Rechtsstaat' nachschlagen. 'Abenteuerlich' wäre die blauäugige Annahme, das Handeln von PolizistInnen sei stets und selbst im Fall der Tötung eines Menschen gesetzeskonform und angemessen.

  • Frau Künasts Frage war genau die, die ich mir auch sofort spontan gestellt habe, nachdem ich von dem Fall gehört habe. Die lag einfach in der Luft:

     

    - Seit Wochen sind die routinemäßig aus geringstem Anlass erfolgenden polizeilichen Todesschüsse in den USA ein großes Thema.

    - Ich bin alt genug, um mich noch gut an intensive Diskussionen zur gesetzlichen Verankerung des finalen Rettungsschusses zu erinnern. Da ging es auch um die Frage der Missbrauchsgefahr.

    - Ich glaube, es ist eigentlich Standard bei Berichten zu polizeilichen Todesschüssen, dass diese entweder als Unfall oder als unvermeidbar dargestellt werden. In diesem Fall fehlte jegliche Information dazu. Hat sich eigentlich inzwischen jemand dazu geäußert, oder wollen die Beamten sich lieber beide Argumentationslinien offenhalten, weil sie noch nicht wissen, womit sie eher durchkommen?

    - Gerade bei Terrorismus, und gerade bei Taten durch junge männliche, muslimische Immigranten, und gerade bei bayerischen Polizisten neigt man dazu, mit unnötigen Todesschüssen zu rechnen.

     

    Es ist absolut notwendig, hier nachzuhaken. Selbst wenn in diesem Fall alles seine Richtigkeit hatte - wenn der Eindruck entsteht, das sei doch nicht so wichtig, dann besteht die Gefahr, dass wir eine Kultur der polizeilichen Exekutionen bekommen.

    • @Hans A.:

      Danke Hans A.!

      Genau das sind sofort auch meine Gedanken gewesen und es muss einfach klar sein, dass jegliche Ausübung des polizeilichen, genau genommen staatlichen, Gewaltmonopols auf seine Verhältnismäßigkeit überprüft werden muss.

      Das geschieht ja auch regelmäßig durch interne Ermittlungen nach Schusswaffengebrauch. Es beschleicht einen aber das Gefühl, dass dabei "Wir sind die Guten" immer im Vordergrund steht und den Polizeikräften mehr subjektives Sicherheitsgefühl zugestanden wird, als geboten. Sie sind eben nicht jeder, sondern sie repräsentieren das staatliche Gewaltmonopol, an sie sind höhere Anforderungen zu stellen.

      Jeder muss sich immer wieder die Frage stellen, wie er selbst in einer solchen Situation, in der subjektive Einschätzungen eine große Rolle spielen, behandelt werden möchte.

    • @Hans A.:

      ich hätte es nie besser sagen können, tausend dank!!!!

    • 8G
      86548 (Profil gelöscht)
      @Hans A.:

      Wenn ein Mann mit einer Axt mehrere Menschen schwer verletzt, dann sollte man sich andere Fragen stellen. Der Täterschutz steht in so einem Fall nicht im Vordergrund.

      • @86548 (Profil gelöscht):

        Es geht nicht um den Schutz eines Verdächtigen, es geht um den Schutz unseres Rechtsstaates.

         

        Und der ist eben nicht nur "gefährdet", wenn der Polizei jedweder Schusswaffengebrauch ohne zu Hinterfragen erlaubt wird, der ist dann Geschichte.

      • @86548 (Profil gelöscht):

        Was steht denn dann im Vordergrund? Die Menschenwürde oder Lynchjustiz?

  • Natürlich ist inhaltlich nichts dagegen einzuwenden, dass Frau Künast fragt, ob der tödliche Schuss wirklich unvermeidlich war. (Und, oh Wunder: Das LKA hat gleich Ermittlungen deswegen eingeleitet).

    Aber: man sagt ja, die Ton mache die Musik. Nach einer kurzen Pflichttrauerbekundung scheint der Tod des mutmaßlichen Täters ihre Hauptsorge in der Geschichte zu sein, was sie durch eine handvoll Fragezeichen auch hervorhebt.

    Ich frage mich zudem, wie Frau Künast sich das vorstellt, den wahrscheinlich nicht still dastehenden Angreifer "nicht angriffsfähig zu schießen" - die Dinger in den Polizeiholstern heißen meines Wissens "Pistolen" und nicht "Scharfschützengewehr".

     

    Und noch an alle anderen , die sich Wundern, dass das SEK den mutmaßlichen Täter nur mit Schüssen stoppen konnte:

    Ein Mann, der nach wahrscheinlich 4 Leute mit einer Axt schwer und mit Tötungsabsicht verletzt hat, flieht aus dem Zug.

    Was wird er nun wohl tun?

    a) Am Main spazieren gehen?

    b) auf weiteer Menschen losgehen?

     

    Als das SEK ihn ausfindig macht, hat er immer noch eine Axt in der Hand. Er geht mit der Axt auf die Polizisten los.

    Was sollen die Polizisten tun?

    a) Ihm gut zureden (Lebensgefährlich)

    b) Ihn mit einer Jackie-Chan-Einlage entwaffnen (Kampfkunst macht nicht unverletzlich, daher auch Lebensgefährlich)

    c) nach Warnschüssen auf ihn schießen (warum nicht in die Arme? s.o., kein Scharfschützengewehr, außerdem war der Angreifer wahrscheinlich in Bewegung)

     

    Ob man die Gefahr ohne die Tötung des mutmaßlichen Täters beseitigen kann, hängt nicht nur vom Verhalten der Polizisten, sondern auch vom Verhalten des Angreifers ab. Und das war wohl absolut kompromisslos und er nahm sein eigenes Leben in Kauf. Daher war, zumindest nach bisheriger Darstellung, der Todesschuss für mich gerechtfertigt.

    • @noreka:

      Zum Glück aber, sind nicht du oder ich diejenigen, die über die Rechtmäßigkeit dieses Schusses entscheiden.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Unglaublich!!!! Reden Sie hier der Selbstzensur das Wort, weil es zeitlich noch nicht passt oder weil irgendwelche interessierten Parteien die beiden Sätze ohne Grund in ein Verhältnis setzen, aus dem sie die wahren Absichten des Autors herauslesen zu können glauben? Wie weit sind wir nur gesunken!!!!!

     

    An ihren ersten Satz hätte Künast also 4 Punkte oder besser 4 Ausrufezeichen machen müssen, um - welcher Form eigentlich? - Genüge zu tun? Sowas grenzt in meinen Augen an Gesinnungsterror. Ebenso der unsägliche Satz "Wie es sich für jeden mitfühlenden Menschen gehört, äußert Künast zunächst Mitgefühl für die Verletzten".

     

    Nichts gehört sich, sondern die Menschen gehören sich selbst. Sie im Sinne des Zeitgeists, der in narzisstischer Verblendung dazu zwingt, ein betuliches Klagegeheul anlässlich des Zuschadenkommens vollkommen fremden Menscher anzustimmen, zu Beileidsbekundungen vergattern zu wollen, ist eine ungeheuerliche Grenzüberschreitung. Und vor einer Meute, die sich auf solche unverfänglichen Texte stürzt, um deshalb über die Verfasserin zu Gericht sitzen, muss einem Angst und Bange werden, wenn wir an die Zukunft unserer Demokratie denken. Das ist Blockwartmentalität par excellence.

    • @849 (Profil gelöscht):

      Was wollen Sie uns eigentlich genau sagen?

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Nobodys Hero:

        Lesen Sie nochmal und wenn Sie nicht verstehen, gibt es ja die Volkshoch- oder Abendschule.

  • Alles gut und schön. Die Frage, die auch hier leider unbeantwortet bleibt, ist die, warum eine gut ausgebildete Spezialeinheit, einen gewaltbereiten 17-Jährigen nur mit gezielt tödlichen Schüssen stoppen können sollte. Mir persönlich kommt das alles sehr amerikanisch vor und ein gutes Gefühl kann damit doch eigentlich niemand haben.

    • 3G
      33523 (Profil gelöscht)
      @Rainer B.:

      Der Sinn und Zweck solcher Einheiten ist es nicht besonders behutsam vorzugehenen, sondern besonders effizient zu sein.

      Die werden ihn auch sicher nicht einfach so über den Haufen geschossen haben. Soweit ich weiß ist er ja sogar selber auf die Polizisten losgegangen

      • @33523 (Profil gelöscht):

        Inwiefern soll es denn "effizienter" sein, einen Angreifer gleich über den Haufen zu schießen, anstatt ihn nur kampfunfähig zu machen? Von einem behutsamen Vorgehen war ausserdem nirgends die Rede.

        • 3G
          33523 (Profil gelöscht)
          @Rainer B.:

          Kein Soldat und erst recht kein Polizist darf mit dem Vorsatz auf jemanden schießen ihn zu töten. Aber der Tod ist nunmal eine relativ wahrscheinliche Eventualität, wenn man jemandem zwei, drei Kugeln in den Rumpf jagt.

           

          Der Tod des Täters wird in einer solchen Situation billigend in Kauf genommen, ist aber keinesfalls das Ziel.

          Ist Ihnen eigentlich klar das es quasi unmöglich ist jemanden mit einer scharfen Waffe nur kampfunfähig zu machen und bei dem Versuch ausschließen zu können das diese Person stirbt?

          • @33523 (Profil gelöscht):

            Wie kommen Sie denn zu dieser brillianten Prämisse? Soldaten schießen um zu töten, ein Gefecht ist keine Notwehrsituation.

          • @33523 (Profil gelöscht):

            Polizisten sind KEINE Soldaten. Da liegt schon der Denkfehler.

             

            Polizisten müssen über jede verschossene Kugel Rechenschaft ablegen, soldaten müssen das nicht.

             

            Bei Polizisten macht jeder Todesfall im Dienst eine - bisher leider nur interne - Untersuchung erforderlich. Bei Soldaten ist das nicht der Fall.

             

            Im Kampf ist es sehr wohl die Absicht und der Vorsatz des Soldaten den Gegner zu töten. Polizisten befinden sich aber nicht in diesem Kampf.

             

            Daher zählt es auch nicht zu ihren Aufgaben, einem Verdächtigen "zwei, drei Kugeln in den Rumpf zu jagen", weil alles darunter lediglich ein "behutsames Vorgehen" wäre.

             

            Wer polizisten also mit Soldaten vergleicht oder gar auf eine Stufe stellt, der dokumentiert lediglich sein gestörtes Verhältnis zum Rechtsstaat.

            • 3G
              33523 (Profil gelöscht)
              @cursed with a brain:

              Das Polizisten und Soldaten das gleiche sind habe ich nicht behauptet. Ich habe beide in einem Satz genannt weil es sowohl polizeiliche als auch militärische Spezialeinheiten gibt und um zu verdeutlichen das selbst ein Soldat seine Waffe _nicht_ mit der Absicht zu töten nutzen darf.

               

              Alles weitere was Sie schreiben baut auf ihrer Unfähigkeit gründlich zu lesen auf. Alle aussagen die Sie zu Soldaten treffen sind im Übrigen gänzlich oder größtenteils falsch.

          • @33523 (Profil gelöscht):

            Nichts ist "unmöglich".

            • 3G
              33523 (Profil gelöscht)
              @Rainer B.:

              Ach wirklich? Dann sollte es ja für sie kein Problem sein zu beschreiben wie man mit einer scharfen Waffe jemanden kampfunfähig macht und dabei garantieren kann das diese Person nicht stirbt!

              • @33523 (Profil gelöscht):

                Schießen Sie auf die Hände, die Unterarme, die Schultern, die Füsse, die Unterschenkel. Möglich ist das durchaus und wenn Sie das nicht können, dann sollten Sie besser keine scharfen Waffen einsetzen - muss in Fällen wie diesem hier nämlich gar nicht unbedingt sein (s.u.)

    • @Rainer B.:

      Es waren kein SEK Kommando so schnell hätte die nicht vor Ort sein können!

      Es war wohl eine durchschnittliche Streife.

      NOREKA hat das bestens formuliert! Was erwartet jemanden der mit Äxten auf Menschen los geht? Behutsam auf diesen einreden?

      Aber wieder reden alle mal wieder über den Täter, die Opfer kennt morgen keiner mehr!

      Die Aussage von Künast zeigt eigentlich, das Sie sich mehr um den Täter sorgen macht als um die Opfer, schön das Sie mal wieder gezeigt hat, wer Ihr wirklich wichtig ist.

      "Diese unglaubliche Polizeibrutalität" mal anzuprangern war Ihr wohl in diesem Moment äußerst wichtig!

      • @Mr Jago:

        Wenn bei Ihnen nach "behutsam auf jemanden einreden" die nächste Eskalationsstufe "erschiessen" lautet, sind Sie ein Fall für eine geschlossene Psychatrie, um es mal ganz drastisch zu formulieren.

        • @cursed with a brain:

          Oh, hier wird ja auf ganz hohem Niveau diskutiert.

      • @Mr Jago:

        "Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei, das zufällig wegen eines anderen Einsatzes in der Nähe gewesen sei, habe die Verfolgung aufgenommen, berichtete [Anm.: Innenminister] Herrmann."

    • @Rainer B.:

      Nun ja, gut ausgebildete Spezialeinheiten gehen eben kein Risiko ein wenn jemand mit einer Axt auf Passanten und die Polizei losgeht.

       

      Wie hätten Sie den einen Axtmörder aufgehalten der vollkommen fanatisch einfach nur möglichst viele Menschen umbringen will?

      Taser hat die deutsche Polizei nicht.

      • @Chaosarah:

        Eine stabile Holzlatte reicht da völlig.

        • @Rainer B.:

          Holzlatte wär unfair, die kann ja viel länger sein als die Axt, also wenn dann Axt gegen Axt, das wäre ritterlich!

           

          Aber auch nur wenn keine Unbeteiligten am Ort sind. In diesem Fall hat der "Tatverdächtige" der von der Polizei "abgeknallt" wurde (Zitat @Cursed by Brain - gestern) noch nach dem Aussteigen einer Frau voll mit der Axt ins Gesicht geschlagen, was wäre wenn er mit dem Ding hätte entwischen können?

           

          Der Fall muss sicher noch genau aufgearbeitet werden unter berücksichtigung von Handlungsalternativen, aber bevor man der Polizei pauschal vorschnell unangemessenes Verhalten vorwirft sollte man sich überlegen wie viele Opfer es ohne das auftauchen der Polizei noch hätte geben können.

           

          Und auch wenn @Atalaya es anders sieht: mir tuen erst mal nicht der "Tatverdächtige" sondern die Leute leid die mit voller Wucht mit einer Axt im Gesicht getroffen wurden, das muss man sich überhaubt einmal vorstellen!

           

          Zum Thema: ich finde es doof, wenn PolitikerInnen statt Akten und Vorlagen zu studieren und Problemlösungen mit den eigenen Leuten und dem politischen Gegner zu besprechen den ganzen Tag bei Twitter und Faßbook rumdaddeln und rumliken.

          Meine Meinung: Am Tag danach ist es immer noch früh genug für ein dann fundierteres Statement!

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Waage69:

            Sie sind offenbar auch ein großer Interpretationskünstler vor dem Herrn. Es geht in keinster Weise darum, wer einem hier Leid tut, sondern dass offenbar einige SchrumpfgermanInnen fordern, es müsse einem jedem nicht nur Leid tun, sondern sie müssten ihr Mitleid adäquat ausdrücken und Fragen ob dieses Mitleids unterdrücken. Merken Sie eigentlich nicht, wie höchst gefährlich solch eine Haltung ist, andere wegen ihrer vermeintlichen Gesinnung zu diskreditieren und sich dabei noch auf den Anstand zu berufen (auf den sonst kaum einer einen feuchten Hundedreck gibt). Das klingt nach finsterem Mittelalter oder 12-jährigem Reich, nach autoritären Persönlichkeiten, aber nicht nach halbwegs aufgeklärten Demokraten.

            • @849 (Profil gelöscht):

              Es geht nicht darum keine Fragen zu stellen zu dürfen sondern darum ob über Twitter von Berufspolitikern zwanghaft zu allem und jedem im Minutentakt Statements rausgehauen werden müssen.

        • 1G
          12294 (Profil gelöscht)
          @Rainer B.:

          Holzlatte? Leicht aggressiv heute, der Rainer, was? Mir hätte da ein Streichholz, ein Stück Draht und 200g Teewurst gereicht. Aber ich bin auch MacGyver! Yeah!

        • 3G
          33523 (Profil gelöscht)
          @Rainer B.:

          Wenn Sie einem entschlossenen Angreifer mit einer Axt gegenüberstehen dann fühlen Sie sich mit ihrer Holzlatte sicher nicht mehr so wohl wie sie es in der Kommentarspalte tun!

          • @33523 (Profil gelöscht):

            Allein würd ich das auch nicht machen, aber bei einem gezielten, abgesicherten Vorgehen von mehreren trainierten Personen ist das Risiko nicht größer, als bei einer Fahrt mit dem Dienstwagen auch.

            • @Rainer B.:

              Ich frage mich so langsam auch, wofür eigentlich all das viele Geld in die Ausbildung von speziellen Einsatzkräften investieren? Jemanden aus kurzer Distanz lediglich den Schädel wegzupusten, das schafft auch jeder ungelernte Hilfsarbeiter, da brauchen wir keine ausgebildete Polizei mehr.







              Geben wir einfach jedem Dummschwätzer hier, der sich so Polizeiarbeit vorstellt - als Mischung aus Großwildjagd und Rambo-Mackertum - eine große Wumme in jede Hand und warten ab was passiert. [...]

               

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