Trouble beim FC Bayern München: Der richtende Patron
Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß fügt dem Verein mit seiner Hetze gegen Noch-Trainer Thomas Tuchel erheblichen Schaden zu.
L ogisch, man hätte Uli Hoeneß nur fragen müssen, dann wäre nicht nur die AfD nicht existent, auch der Hunger auf der Welt hätte sich verzipft, und der Ukrainekrieg wäre schon längst befriedet.
Der Patriarch vom Tegernsee hat sich wieder einmal geäußert, diesmal in einem Talk mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, und das Bemerkenswerte ist nicht etwa der im Duktus der Unfehlbarkeit vorgetragene Schmontzes, sondern dass dieser Schmontzes nicht Schmontzes ist, sondern gewichtiges Wort.
Das liegt vielleicht daran, dass Uli Hoeneß als Ehrenpräsident des FC Bayern München geführt wird und offenbar noch immer eine Handbewegung des 72-Jährigen ausreicht, um über Wohl und Wehe eines Trainers zu entscheiden. Das sagt mehr über den FC Bayern aus als seine üppige Titelsammlung.
Der Klub befindet sich in Geiselhaft des Alten, und wenn er nun über Coach Thomas Tuchel in der Öffentlichkeit herzieht und dessen angebliche Unfähigkeit rügt, Talente zu entwickeln, dann offenbart er nicht nur seinen niederen Charakter, sondern beschädigt auch seinen Verein.
Intrigantenstadl an der Säbener Straße
Nicht nur Tuchel bekommt sein Fett weg. Auch der mögliche neue Trainer, Ralf Rangnick, ist bereits jetzt lädiert, weil Hoeneß ihn nur als dritte Option vorstellte – hinter Xabi Alonso und Julian Nagelsmann. Alonso, plauderte Hoeneß auf der FAZ-Bühne, wäre eigentlich charakterlos gewesen, wenn er das Projekt Bayer für die Bayern aufgegeben hätte.
Gleiches gilt nun für Rangnick: Wenn er einen Rest Würde besitzt, und davon ist auszugehen, dann lässt er sich nicht auf diesen Intrigantenstadl in München ein, sondern bleibt Chef des österreichischen Nationalteams.
Der FC Bayern hat es geschafft, dass sich Großtrainer zwar noch geehrt fühlen, vom deutschen Rekordmeister gefragt zu werden, jene es sich aber dreimal überlegen, ob sie in die Schlangengrube an der Säbener Straße steigen. Die Beispiele, wo Ehemaligen übel nachgeredet wird und aktuellen Funktionträgern dicke Steine in den Weg gerollt werden, häufen sich.
München ist kein Sehnsuchtsort mehr, er entwickelt einen negativen Magnetismus. Er stößt ab, nicht nur Fans und Fußballfreunde, sondern auch die Gilde der ausgemachten Experten und Übungsleiter. Gewiss, es wird sich jemand finden, dessen Eitelkeit größer ist als der Verstand, außerdem wird in München gutes Geld bezahlt.
Aber jeder Neuankömmling weiß vor Dienstantritt, dass er nur Spielball der Launen und populistischen Ansichten des Chefs ist. Er steht im Schatten des Schwadroneurs Uli Hoeneß.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Filmförderungsgesetz beschlossen
Der Film ist gesichert, die Vielfalt nicht