Treffen europäischer RechtspopulistInnen: Unter Ausschluss der Presse
JournalistInnen sind bei der Großveranstaltung der rechten Europarlamentarier nicht zugelassen. ARD, ZDF und der DJV kritisieren die Entscheidung.
Kommenden Samstag findet in Koblenz ein Treffen der ENF-Fraktion des Europaparlaments statt. Marcus Pretzell, Vorsitzender der nordrhein-westfälischen AfD, ist einer der Organisatoren der rechten Großveranstaltung. Auf seiner Gästeliste stehen rechtspopulistische PolitikerInnen aus ganz Europa, darunter Marine Le Pen (Front National), Frauke Petry (AfD), Matteo Salvini (Lega Nord) und Geert Wilders (Partij voor de Vrijheid).
Ausdrücklich ausgeladen hat Pretzell hingegen JournalistInnen vieler deutscher Medien. Weder Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), Spiegel, Handelsblatt noch ARD oder ZDF erhielten Akkreditierungen für die Veranstaltung.
DJV-Sprecher Hendrik Zörner sagte der taz: „Das geht einfach nicht. Parteien, egal ob sie AfD oder sonst wie heißen, müssen sich daran gewöhnen: Die Journalisten sind nicht ihre Feinde, sondern haben einen Auftrag.“ Zu einem Boykott der Veranstaltung rät er allerdings nicht. Für den Moment hoffe er, dass öffentliche Kritik genüge, Parteien wie die AfD in ihrem Umgang mit der Presse zum Umdenken zu bewegen.
Das Erste-Programmdirektor Volker Herres nannte die Entscheidung im Namen der ARD-ChefredakteurInnen einen „massiven Eingriff in die Freiheit der Berichterstattung.“ Die Zusammenkunft in Koblenz sei wichtig für den künftigen politischen Kurs der rechtspopulistischen Parteien.
Auch das rechte Magazin Compact ist unter den Ausgeschlossenen. Die AfD-nahe Zeitschrift gilt als Kritiker Pretzells. Auf Twitter fasste dieser „GEZ-Medien“, also die öffentlich-rechtlichen Sender und Compact mit dem Hashtag „Fakenews“ zusammen und kündigte einen Livestream der Veranstaltung an, dem die Journalisten dann folgen dürften.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!