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Tödlicher Unfall in der Leipziger StraßePopulismus hilft jetzt nicht weiter

Kommentar von Stefan Alberti

Nach dem Tod von zwei Menschen gibt es viel Kritik an der Verkehrspolitik des schwarz-roten Senats. Die scheint nicht wirklich durch Fakten gedeckt.

Blumen und Kerzen erinnern an den Tod von zwei Menschen bei einem Verkehrsunfall in der Leipziger Straße Foto: Christoph Soeder/dpa

W enn Menschen sterben und dann auch noch ein Kind dabei, ist das meistens schrecklich, egal ob wie jetzt in der Leipziger Straße im Verkehr oder zuhause. Was es dabei nicht braucht: Versuche, diese Todesfälle für die eigenen Ziele zu nutzen, ja, zu instrumentalisieren. Das aber passierte nach dem tödlichen Unfall am vergangenen Samstag, durch Äußerungen im Netz wie auch bei einer Mahnwache am Tag darauf.

Von der Deutschen Umwelthilfe etwa war beim Kurznachrichtendenst „X“ zu lesen: „Jeder, der die Verkehrssituation auf der Leipziger Straße kennt, weiß: Die Toten von Berlin sind die Opfer einer autogerechten Stadt.“ Leider habe Berlin momentan einen schwarz-roten Senat, „der dieses Problem ignoriert und stattdessen Tempo-30-Zonen abschafft“.

Der Verein Fuss wiederum beließ es nicht bei einer Attacke auf den Senat insgesamt, sondern griff Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) direkt an: „Sie haben angekündigt, dass Sie hier auf diesem Stück Straße sowie an 29 anderen Hauptstraßen das aktuelle Tempolimit wieder von 30 auf 50 hochsetzen wollen“, hieß es im Rahmen der Mahnwache von der Fußverkehrs-Lobby. Spätestens seit den Todesfällen „sollten Ihnen die Augen geöffnet sein.“

Und im Bundestag riefen grüne Verkehrspolitiker schnell nach Fahrtauglichkeitstests bei Senioren – weil der mutmaßliche Unfallverursacher 83 Jahre alt war.

Tragischer Fall mit mehr als einer Facette

Die Sache ist bloß: Zum Unfallzeitpunkt galt auf der Leipziger Straße das geforderte Tempo 30 – und der renommierte Unfallforscher Siegfried Brockmann ordnete die berichtete Raserei des 83-Jährigen im Tagesspiegel als „eher typisch für junge Fahrer“ ein: „Für einen Senior ist dieser Unfall völlig untypisch.“ Gleichzeitig weist er den Unfallopfern bei aller Tragik eine Mitverantwortung zu: „Der gesunde Menschenverstand verbietet es, dort diese Straße zu überqueren.“

Nach bisheriger Kenntnis hatte die von dem Auto erfasste Frau mit ihrer Tochter die Leipziger Straße zwischen sich dort stauenden Autos überquert statt rund 100 Meter entfernt an einer Fußgängerampel. Durch eine Lücke zwischen den Autos traten sie auf den Radweg, wo der 83-Jährige widerrechtlich, wiederum nach bisherigem Kenntnisstand, am Stau vorbei zu fahren versuchte und das mit überhöhter Geschwindigkeit.

Richtig ist: Wäre der Radweg von der Fahrbahn abgetrennt gewesen, mit Pollern oder einer Seitenwand, hätte das Auto dort nicht hinkommen können. Was aber genauso hätte passieren können: Mutter und Tochter hätten abrupt vor einem Radler stehen können, der dort völlig legal mit 30 km/h unterwegs ist. Auch das hätte zu schwersten Verletzungen bis zum Tod führen können, auch beim Radfahrer.

Und auch eine Absperrung allein schützt nicht komplett: An Kreuzungen ist sie zwangsläufig unterbrochen – gegen Raser, Rot-Ignorierer und Schulterblick-Vergesser hilft dort bloß, selbst vor allem auf Abbiegespur und einmündenden Verkehr zu schauen.

Klärung der Schuldfrage ist Sache der Justiz

Den Unfall mit der schwarz-roten Verkehrspolitik in Verbindung zu bringen, ist durch die vorliegenden Fakten des Unfalls nicht gedeckt. Führt man die Debatte auf derart populistische Weise, könnte man auch den Grünen Versäumnisse vorhalten. Dann ließe sich fragen: Warum gibt es an dieser Stelle nicht aus deren Regierungszeit heraus längst einen geschützten Radweg?

Immerhin wurde das Mobilitätsgesetz schon im Sommer 2018 im Abgeordnetenhaus zur Zeit einer rot-rot-grünen Koalition beschlossen. Und während die CDU-Politikerin Schreiner seit weniger als elf Monaten Verkehrssenatorin ist, besetzten die Grünen ab Dezember 2016 fast sechseinhalb Jahre lang dieses Amt.

Schuld ist aber keine Grüne und auch keine CDU-Verkehrssenatorin. Schuld ist, folgt man Unfallforscher Brockmann, auch nicht das Alter des Fahrers. Mit der Schuldfrage wird sich die Staatsanwaltschaft befassen und mutmaßlich ein Gericht. Was sich konkret an der Leipziger Straße verbessern muss, ist nüchtern zu klären – und nicht mit verkehrspolitischem Populismus.

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Redakteur für Berliner Landespolitik
Jahrgang 1967. Seit 2002 mit dreieinhalb Jahren Elternzeitunterbrechung bei der taz Berlin. Schwerpunkte: Abgeordnetenhaus, CDU, Grüne.
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31 Kommentare

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  • Autofahrer sterben durch Autofahrer



    Radfahrer sterben durch Autofahrer



    Fußgänger sterben durch Autofahrer

    Autofahrer sterben nicht durch Fußgänger



    Autofahrer sterben nicht durch Radfahrer



    Radfahrer sterben nicht durch Fußgänger



    Radfahrer sterben nicht durch Radfahrer



    Fußgänger sterben nicht durch Fußgänger



    Fußgänger sterben nicht durch Radfahrer

    Einfach beim statistischen Bundesamt nachzulesen.

  • So stelle ich mir Journalismus vor, Fakten und keine Vermutungen oder Meinungsmache.



    Danke für diesen Artikel.

  • Merci.

  • Und im Bundestag riefen grüne Verkehrspolitiker schnell nach Fahrtauglichkeitstests bei Senioren – weil der mutmaßliche Unfallverursacher 83 Jahre alt war.

    Das ist doch reiner Populismus, der mit den Fakten nichts zu tun hat.

    "Entgegen der weit verbreiteten Meinung, dass die Gruppe der älteren Autofahrenden überdurchschnittlich viele schwere Unfälle verursacht, zeigt die Unfallstatistik ein anderes Bild. Laut dem Statistischen Bundesamt haben im Jahr 2022 Menschen ab 65 Jahre 18,2 Prozent der Unfälle mit Personenschaden verschuldet, die von Pkw-Fahrenden verursacht wurden. Also weniger Unfälle, als ihrem Bevölkerungsanteil von rund 22 Prozent entsprechen würde." www.adac.de/verkeh...tofahrer/senioren/

    Die Grünen in Berlin betreiben Alterdiskriminierung entgegen der Faktenlage.

    • @Rudolf Fissner:

      Um es sachlich zu halten dürfte man es aber nicht mit dem Bevölkerungsanteil vergleichen, sondern mit dem Anteil der Führerscheininhaber. Beim Bevölkerungsanteil sind ja auch Minderjährige sowie alle ohne Führerschein enthalten. Also liegt folglich der Anteil ältere Unfallverursacher massiv höher.

      • @Findus:

        Ich würde meine Meinung auch revidieren wollen.

        Man muss auch noch die Fahrhäufigkeit mit einbeziehen. Und da kommen Arbeitnehmer auf sehr viel mehr Strecke und entsprechend häufigeren Unfällen.

  • Warum fordert eigentlich niemand, dass alle Bürgersteige und Radwege durch Poller von der Fahrbahn abgetrennt werden?

    Weil keine einzige Partei Parkflächen weg nehmen will.

    • @Rudolf Fissner:

      Sie meinen Parkflächen auf Radwegen und Bürgersteigen? Da ist das Parken doch schon verboten. Auch ohne Poller. Das Verbot müsste von Polizei und Ordnungsamt nur durchgesetzt werden.

      • @Francesco:

        Richtig. In Bremen gehen Bürger dagegen mehr oder weniger erfolgreich vor Gericht. Warum bekommen die Berliner das nicht hin? rsw.beck.de/aktuel...oerdenentscheidung

        Stattdessen ölt man sich in Schuldzuweisungen.

  • Danke liebe Tazler für einen sachlichen Kommentar. Der Unfall ist tatsächlich absolut schrecklich und man kann sich kaum vorstellen, wie es für die Hinterbliebenen sein muss. Die Instrumentalisierung empfinde ich auch als unangemessen.

  • Der erste sachliche Kommentar, den ich zu diesem Vorfall lese.

    Danke, Herr Alberti.

  • Sehr klarer und sachlicher Kommentar!

  • Leider muß man als aufmerksamer Radfahrer feststellen, daß sich seit einiger Zeit die Vorfälle aufgrund Respektloser bzw. Rücksichtloser Autofahrer häufen.

    Dieser Unfall bei dem ein Autofahrer den Radstreifen, der eigentlich als Schutz vor Autos gedacht ist als Überholspur mißbraucht ist so unfassbar wie kriminell. Aber leider ist er nur die "Spitze des Eisbergs".

    Die Empörung darüber ist also nicht nur auf diesen Unfall zurück zu führen..sie geht auf ein tiefgreifenderes Problem zurück, bei dem Menschen die sich ohne schützenden Panzer fort bewegen, zu Opfern einer Menschenfeindlichen Verkehrspolitik werden.

    Ich persönlich empfinde es geradezu als Rückfall in vorzivilatorische Zeiten, wenn jetzt nicht endlich alles getan wird um die Verfehlungen einer anachronistischen Verkehrsstruktur zu beenden, und stattdessen eine Politik zu betreiben, die Menschenleben allein der Bequemlichkeit und dem Status einer bestimmten Gruppe opfert.

    Städte sind für Menschen da..und nicht für Autos..

    ..aber leider verstehen die meisten Politiker das (als meist selber im Auto sitzende) offenbar nicht..

    wer sich informieren möchte wie es auch anders geht..und wie weit D-Land derzeit zurück legt..hier ein sehr aufschlussreicher Podcast über die Verkehrspolitik in Holland:

    diehupe-podcast.de...ristian-koehntopp/

    • @Wunderwelt:

      Sorry - kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.



      Ich fahre seit den sechziger Jahren viel und regelmässig Fahrrad.



      Mein Eindruck ist, dass die Bedingungen für Fahrradfahrer früher deutlich schlechter waren.



      Zum einen besteht mittlerweile ein deutlich besser ausgebautes Radwege- und Radspurennetz.



      Zum anderen kann ich mich zu Zeiten der Mantafahrer an noch ganz andere Rücksichtslosigkeiten von Autofahrern erinnern.

    • @Wunderwelt:

      Leider sind die Idiot:innen auf alle Verkehrsteilnehmenden gerecht verteilt. Sie fahren auch mit dem Rad Leute um und rennen bei Rot über die Ampel. Nur verursachen sie im Auto mehr Schaden.

      Holland ist allerdings schlechter vergleichbar. Unter anderem ist es flacher. Amsterdam ist vielleicht 1/4 so groß wie Berlin.

      Zudem bestehen die Menschen auch aus Alten, Dementen, Gehbehinderten, schwer Lungen- oder Nierenkranken die im Auto gefahren werden müssen. Oder auch aus Handwerkern mit viel Zeug dabei.

    • @Wunderwelt:

      Vorsicht.

      Die Fotos zeigen eine gestrichelte Linie.

      Das würde es sich nicht um einen Radfahrstreifen, sondern nur um einen Schutzstreifen handeln, den Autos bei Bedarf überfahren dürfen.

      Herr Alberti hat schon recht, wenn er empfiehlt, mal das Gerichtsurteil abzuwarten, ob dieser Unfall überhaupt Teil eines Eisberges ist.

      Als Fußgänger und Radfahrer habe ich den Eindruck, dass auch die Rücksichtslosigkeit von Radfahrern zunimmt und sich deshalb Vorfälle häufen.

      Vielleicht eine allgemeine Entwicklung, wei die Stadt immer voller wird?

      Im vergangenen Jahr wurden bei Unfällen mehrere Menschen von BVG-Bussen getötet.

      Wollen Sie auch den ÖPNV in die Schranken weisen, damit nicht noch mehr Menschenleben für die Bequemlichkeit der ÖPNV-Nutzer geopfert werden?

      Ist Ihnen bewusst, dass quasi jedes Jahr in Berlin Menschen als Fußgänger bei Unfällen mit Radfahrern sterben?

      Die "dem Status einer bestimmten Gruppe geopfert" werden, wie Sie schreiben?

      Vielleicht hilft Ihnen die Erkenntnis, dass auch in Autos Menschen sitzen.

      • @rero:

        Vorsicht. Der Unterschied - die Menschen in den Autos sind durch eine tonnenschwere Blechhülle geschützt. Die Fussgehenden und Radelnden nicht. Das weist für mich auf eine besondere Verantwortung der Menschen, die in den von ihnen erwähnten Autos sitzen (ohne natürlich alle anderen aus der Verantwortung zu nehmen).



        Es ist halt auch eine Tatsache, dass die Städte in den letzten Jahrzenten autogerechter gemacht wurden - weil die Menschen das so wollten. Ergebnis ist eben, dass die Bedingungen für alle anderen nicht in gleichem Maße beachtet wurden. Da ist ein Nachholebedarf entstanden.

        • @Otto Buchmeier:

          Sorry, es ist keine Tatsache, dass in den letzten zwei Jahrzehnten Berlin autogerechter gemacht worden ist.

          Gerade die letzte Regierung hat die Stadt radfahrergerechter gemacht.

          Fußgänger und ÖPNV-Nutzer sind hinten runtergefallen.

          Sperrung der Friedrichstraße für Kfz mit Einrichtung eines Fahrradweges, aber der Fußweg wird zugestellt mit Werbeglashäuschen und Sitzmöbel der Cafés. Da die Fußgänger sich durch die schnellfahrenden Radfahrer unsischer fühlten, wurde die Geschwindigkeit beschränkt, an die sich kaum Radfahrer hielten.

          Einrichtung einer Fahrradstraße in der Tuchoskystr., woraufhin der Ersatzverkehr nicht mehr weiß, wo er langfahren soll.

          In der Invalidenstraße starben mehrere Fußgänger bei einem Unfall mit einem Pkw. Im Ergebnis wurde ein Radfahrstreifen eingerichtet. Sollte sich dieser Unfall dort wiederholen, würden deutlich mehr Fußgänger sterben, weil sie keinen Schutz durch parkende Autos mehr haben. Fußweg und Radfahrstreifen sind etwa gleich breit. Für die große Menge an Fußgängern viel zu eng.

          Im Innenstadtbereich wurde fast komplett Parkraumbewirtschaftung eingerichtet.

          Die öffentlichen Wohnungsbauunternehmen bewirtschaften ihre Parkflächen inzwischen.

          Die extrem schlechte ÖPNV-Anbindung von Weißensee war nie ein Thema.

          Der AdFC war lange sehr erfolgreich darin glaubenzumachen, er vertrete auch irgendwie die Interessen von Fußgängern und ÖPNV-Nutzern.

          Dass die Stadt in den letzten 20 Jahren autogerechter geworden wäre, lässt sich nun wirklich nicht behaupten.

    • @Wunderwelt:

      "Städte sind für Menschen da..und nicht für Autos.."

      Die Formulierung führt logisch nicht weiter. Man könnte genauso gut sagen: "Städte sind für Menschen da und nicht für Fahrräder. Es "konkurrieren" ja nicht Menschen mit Sachen, sondern mit anderen Menschen, welche die eine oder andere Sache zur Fortbewegung nutzen.

      Zu jedem Auto gehört auch mindestens ein Mensch. Rund 80% aller Haushalte in D besitzen mindestens ein Kfz, 30% sogar zwei oder mehr. Und in 80% aller Haushalte leben mehr als 80% aller Menschen, denn es gibt ja nicht nur Single-Haushalte.

      Zu den Menschen (für die die Städte ja da sind!) gehören eben auch sehr viele Menschen mit Autos. Sie haben ihre Gründe. Bequemlichkeit ist ganz sicher einer davon, aber er steht (genau so sicher) für die meisten von ihnen nicht an erster Stelle. Viele legen einen Teil ihrer Wege trotzdem zu Fuß oder mit dem Rad zurück.

      • @Al Dente:

        Das Problem mit den Autos ist eben, dass sie den überwiegenden Platz unserer Städte blockieren - Abhilfe kann nur mit ÖPNV, Rad und zu Fuss gehen geschaffen werden. Platz ist eben nicht unendlich vorhanden.



        Wenn ich mit meinem Rad an einem Stau vorbei fahre, habe ich auch nicht das Gefühl, dass da eine Bequemlichkeit ausgestrahlt wird - eher kann man den Frust der im Stau stehenden 'riechen'.

      • @Al Dente:

        Auch auf einen Nebenschauplatz zu verweisen und die Aussagenlogik als Argument zu bringen, ist nicht zielführend.

        Aber irreführend. So, als ob die Relativierung dazu dient, den Autofahrer zu schützen.

        Der ist schon genug geschützt. Es ist wahrlich ein Panzer. In der Videospielewelt würde der Mensch mit so einem Item nen fetten Hitpoint-, Angriffs- und Verteidigungsboost bekommen.

        Im Gegenzug sollten wir doch diejenigen beschützen, die weder Mana spellen können, noch Armor oder Tränke bei sich haben. Sprich, den normalen Fußgänger mit Einkaufstaschen. Dafür sollte die Stadt da sein.

  • Mit schuld ist eine populistische die Verkehrssicherheit hintanstellende Politik: Seit Jahren gibt es die technischen Mittel, per Satelliten und Regeltechnik im Fahrzeug dessen Geschwindigkeit entsprechend deren jeweils angeordneter Begrenzung abzuregeln – wurde in den Niederlanden bereits vor Jahren per Großversuch erfolgreich getestet. Selbstverständlich braucht es die gesicherte Datenanonymität der sich regelkonform Verhaltenden (inklusive kleinem Toleranzbereich) sowie eine Freischaltung für schnelleres Fahren im Notfall, wobei auch ein Privatwagen automatisch mit Licht und Schall auf die besondere Situation aufmerksam macht.



    Liegt die näxte angelegte Querungsstelle etwa 50 m oder mehr entfernt, ist es gemäß Gerichtsentscheiden nicht verboten, bei geeigneten Umständen die Fahrbahn direkt zu queren. Langsamer Fahrverkehr bei Staulage, hinreichende Fahrzeugabstände und ggf. Handzeichen und Blickkontakt dürften die Lage als geeignet erscheinen lassen. Ein regelwidrig sehr schnelles Kfz, das überraschend auf den Radweg wechselt, ist womöglich gar nicht rechtzeitig wahrnehmbar.

    • @Uwe Lütge:

      Der Haken ist nur, dass Fußgänger gemäß StV0 selbst dafür verantwortlich sind, wenn sie erlaubterweise die Fahrbahn überqueren.

  • Ein übertriebener Vorwurf gegen Fuss e. V, denn es geht doch um die Tendenz: zu alte und jedliche Verkehrsregeln mißachtende Autofahrer werden zu Amokfahrern und töten Menschen, die mitten im Leben stehen!

    Bild berichtet gerade von einem zweiten Unfall in Berlin: ein Autofahrer erfasste zwei Fußgänger plus Temp-30-Schild und Poller, Lebensgefahr für die Verletzten!

    www.bild.de/region...87531174.bild.html

    Ich selbst wurde in Berlin mit dem PKW auf einer Großstadtkreuzung um einen Sekundenbruchteil nur vom PKW eines Amok fahrenden Rentners gerammt, der komplett die Orientierung verloren hatte und über Bahnschienen in verkehrter Richtung in den Gegenverkehr der Straßenkreuzung gerast war und dabei noch eine ganze Straßenbahnhaltestelle mit Geländer wegrasierte. Es blieb nur noch ein qualmendes Autowrack übrig. Dass es keine Toten gab, ein Wunder!

    Die Vorwürfe des Vereins Fuss e. V. mögen nicht korrekt sein, aber die Tendenz ist richtig. Wir brauchen Tempo 30 und hohe Strafen wie in der Schweiz, um die Zahl der Verkehrstoten und Amokfahrer endlich zu minimieren.

    Fußgänger, Schwerbehinderte oder Alte mit Rolli haben praktisch keine Lobby, denn der Verkehr muss fließen. Alles andere, egal.



    Radfahrer sterben jedes Jahr in Großstädten in hoher Zahl, weil die Politik nichts tut. Die Politik wird erst reagieren, wenn sich zivilisierte Verkehrsteilnehmer in großer Zahl aus Protest auf die Kreuzungen kleben! Weiße Fahrräder an den Unfallstellen mit toten Radfahrern aufzustellen ist eine naive Protestform!

    • @Lindenberg:

      Amokfahrer und Verkehrrowdys halten sich leider nicht an Tempo 30.

      • @larasu:

        Das mag sein, aber der zivilisatorische Effekt von Tempo 30 auf die Masse der Autofahrer wäre enorm.

    • @Lindenberg:

      "denn der Verkehr muss fließen. Alles andere, egal."

      Das sehen mittlerweile (leider) einige (längst nicht alle) Radfahrer ganz genau so und fordern für sich eine "Grüne Welle".

      • @Al Dente:

        Ja kann man drüber diskutieren. Radfahrer brechen auch in hohen Maß die Verkehrsregeln, sind nicht die besseren Verkehrsteilnehmer, nur sterben sie eben öfter bei einem Unfall.

    • @Lindenberg:

      "Städte sind für Menschen da..und nicht für Autos.."



      das verstehe ich aber auch nicht. gibt es denn städte ohne menschen aber voll mit autos? oder wäre schon ein auto eins zu viel in einer stadt? wir leben nun mal in städten in denen auch autos gefahren werden, auch busse, transporter, strassenbahnen, fahrräder, motorräder, roller, taxis... da braucht es regeln und vor allen rücksicht und vorsicht. daran hapert es immer mehr, nicht nur bei den einen. die meisten unfälle wären vermeidbar durch mehr rücksicht und vorsicht, was hindert aber menschen bewusst und ständig danach zu handeln? es ist nicht nur die verkehrspolitik, jeder hat tag täglich einen grossen einfluss darauf für sich und andere sicher von a nach b zu kommen.

      • @alterverwalter:

        Ja wenn jeder vorsichtiger wäre....

        Es wäre viel gewonnen, wenn die schwächsten Verkehrsteilnehmer, also Fußgänger und Radfahrer, besser geschützt würden.

        Vielleicht würde sich einiges ändern, wenn der gesamte Berliner Senat einmal einen Tag mit dem von Hand getriebenen Rolli unterwegs sein müsste, um zu bemerken, dass ein Rollifahrer bei der Überquerung einer großen Kreuzung aufgrund des zu frühen Umspringens der Ampel schnell zu Freiwild werden kann. Zeigt: Statdtverkehr wird vom Auto her gedacht und nicht von Fußgängern, Rollifahrer und Kindern.

  • danke für diesen kommentar. solch einen schrecklichen unfall zu nutzen um seine politische agenda zu vertreten, halte ich für kurzsichtig, falsch, unüberlegt, übergriffig, kontraproduktiv und ... den rest spare ich mir lieber.