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Todesopfer nach Geiselnahme 2004Russland wegen Beslan verurteilt

Der schlecht koordinierte militärische Sturm auf eine von Terroristen gekaperte Schule hat Menschenrechte verletzt.

Gedenken an die Geiselnahme in der zerstörte Schule am dritten Jahrestag 2007 Foto: reuters

Karlsruhe taz | Russland hat 2004 bei der Befreiung einer von Terroristen gekaperten Schule in Beslan das „Recht auf Leben“ verletzt. Der Staat muss den Opfern nun insgesamt umgerehnet knapp drei Millionen Euro Entschädigung zahlen. Das entschied der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg.

Am 1. September 2004 griff eine Gruppe von 30 tschetschenischen und inguschischen Terroristen eine Schule in der nordossetischen Kleinstadt Beslan an. Dort wurde an diesem Tag der Beginn des Schuljahres gefeiert, so dass neben den Schülern und Lehrern auch viele Eltern in der Schule waren.

Die Terroristen nahmen 1.100 Menschen als Geiseln, davon 800 Kinder. Die Angreifer forderten den Rückzug russischer Truppen aus Tschetschenien, die Freilassung von inhaftierten Terroristen sowie den Rücktritt von Präsident Wladimir Putin.

Als Verhandlungen scheiterten und die Terroristen die Geiseln bei großer Hitze weitgehend unversorgt ließen, stürmten russische Sicherheitskräfte die Schule. Am Ende von mehrstündigen Feuergefechten waren rund 330 Menschen tot, auch fast alle Geiselnehmer.

Klage von 409 Opfern und Angehörigen

In Straßburg klagten 409 ehemalige Geiseln und Angehörige von Getöteten. Sie wurden teilweise von der Menschenrechtsgruppe Memorial unterstützt. Das Urteil sprach eine siebenköpfige Kammer unter Vorsitz des griechischen Richters Linos-Alexandre Sicilianos.

Einstimmig stellten die Richter fest, dass die russischen Behörden zu wenig getan hatten, um den terroristischen Angriff zu verhindern. Obwohl es Informationen gab, dass in der Gegend ein Angriff im Zusammenhang mit dem Schuljahresbeginn geplant war, waren die Sicherheitsmaßnahmen an den Schulen nicht erhöht worden. Auch waren Schulen und Öffentlichkeit nicht gewarnt worden.

Mit fünf zu zwei Richterstimmen monierten die Richter eine mangelhafte Planung und Koordination der Sicherheitsmaßnahmen nach dem Angriff. Da es keine klare Kommandostruktur gegeben hatte, arbeiteten die unterschiedlichen Sicherhheitskräfte teilweise unkoordiniert nebeneinander her. An der Befreiung der Schule waren Polizei, Armee, Omon-Sondereinheiten und FSB-Geheimdienstkräfte beteiligt.

Kritik am Einsatz militärischer Waffen

Ebenfalls mit fünf zu zwei Richterstimmen kritisierte Straßburg den Einsatz militärischer Waffen wie Panzerkanonen, Granat- und Flammenwerfer. Die Europäische Menschenrechtskonvention verbiete den Einsatz von Gewalt, soweit er nicht absolut notwendig ist.

Der Einsatz von militärischen Waffen habe zu unnötigen Todesopfern geführt, insbesondere weil Terroristen damit nicht gezielt angegriffen werden konnten. Möglicherweise war auch der Einsturz des Schuldachs auf den Einsatz dieser Waffen zurückzuführen.

Gericht: Aufklärung mangelhaft

Auch die Aufklärung der tragischen Ereignisse hielten die Straßburger Richter für mangelhaft. Bei einem Drittel der Opfer konnte nicht geklärt werden, wie und von wem sie getötet wurden.

Bis heute gebe es auch keine gesetzlichen Regeln, die den Einsatz von Gewalt sinnvoll begrenzen. Stattdessen könne die Zusicherung von Straflosigkeit bei Anti-Terror-Maßnahmen dazu führen, dass aus dem Desaster von Beslan nicht ausreichend gelernt wird.

Russland kritisierte das Urteil umgehend. Die Schlussfolgerungen des Gerichts seien inakzeptabel. Russland kann jetzt gegen den Richterspruch noch Rechtsmittel zur 17-köpfigen großen Kammer des Gerichtshofs für Menschenrechte einlegen.

Az.: 26562/07 u.a.

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32 Kommentare

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  • Was wir alle hier nicht diskutieren können, ist es, das viel Schlimmes, was in den Ländern wie Russland oder Türkei passiert, wir nicht erfahren, weil es von dort aus blockiert wird oder jemand mundtot gemacht wird. Es wird immer wieder etwas Neues oder Altes ans Licht kommen. Und die Verantwortlichen für die Menschenopfern haben doch viel mehr Angst als früher. Weil sie nun immer wieder öffentlich mit Indizien oder gar Nachweisen konfrontiert werden, dass sie sehr viel Reichtum besitzen, dass auch öffentlich in Bezug auf die legitime Aneignung angezweifelt wird. Und dazu noch die Bevölkerungen beider Länder immer mehr Rechte einfordern und die Ungerechtigkeit mit der Zeit sicherlich beseitigen werden. Und sicherlich wird kein Verbrecher, der viele Menschenleben weggenommen hat, dem Gottes Gericht entgehen!

  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    Sie verdrehen meine Worte. Sie haben keine Ahnung von Russland und Sie bringen, genau wie der, der nie nachdenkt, bevor er in die Tasten haut, die falschen Beispiele um das seitens des EGMR völlig zu Recht als menschenrechtswidrig gerügte Verhalten der russischen Regierung VOR, WÄHREND und NACH den Ereignissen von Beslan zu verniedlichen. Nun denn. Nach München 1972 ist es nun die Landshut, die herhalten muss. Die Regierung Schmidt hatte sichere Erkenntnisse, dass die Landshut entführt werden würde. Sie unternahm nichts. Als die Entführung stattfand, unternahm sie genau keinen Versuch mit den Entführern in Kontakt zu treten, irgendeine Lösung auf dem Verhandlunsgwege zu erreichen, sondern suchte unverzüglich den militärischen Endsieg. Sie schickte die GSG 9 los, eine ausgewiesene militärische Eliteeinheit, im Felde kampferprobt, welche die Maschine mit Panzern, Bomben, Granat- und Flammenwerfern in die Luft sprengte, weswegen leider leider alle Geiseln (darunter 300 Kinder) und die Terroristen, (die diese unversorgt liessen, weswegen ja schnell gehandelt werden musste), pulverisert wurden. Sodann hat die Regierung Schmidt einen Maulkorb für die ohnehin gleichgeschaltete Presse verhängt und alle angewiesen, die Ermittlungen zu den Hintergründen der Erstürmung zu vertuschen und jeden zu verfolgen, der anderes als die amlich verlautbarten Lügen der Regierung verbreitet, bzw. den geringsten Zweifel anmeldet. Sie haben völlig recht: Die Ereignisse sind deckungsgleich. Die strukturellen Gemeinsamkeiten zwischen der Bundesrepublik und Russland sind offenkundig. Jeder, der das anders sieht muss mit dem Klammerbeutel gepudert sein und argumenitert sicherlich unsauber und völlig überzogen. Und so leicht erkennbar. Und bei München 1972 wurden drei Stadtteile zerstört, als die Bundeswehr den Geiselnehmern zu Leibe rückte. Furechtbar, wie wenig Menschenleben damals zählten ...

  • Man hätte damals verhandeln müssen! In der Schule waren viele Kinder. Man hätte für die Freilassung von Kindern einige Verbrecher freilassen können. Hoffentlich war das nicht die dritte Forderung, die den Sturm letztendlich herbeiführte.

     

    Wer den Befehl zum Sturm gegeben hat, ist selbst ein Verbrecher.

     

    Die Verwendung von Panzerkanonen und Granatwerfern ist nicht nur unverhältnismäßig, das ist krank.

     

    Selbst wenn der Sturm unausweichlich wäre, hätte man ein Paar unbewaffnete Kampfsportexperten in die Schule für den Dialog mit den Terroristen vor dem Sturm schicken können.

     

    Auch dieser militärische Sturm und das Gerichtsurteil mal wieder zeigen, dass Länder wie Russland nicht umsonst nahezu die meisten Klagen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gegen sich bekommen.

    • @Stefan Mustermann:

      "Die Verwendung von Panzerkanonen und Granatwerfern ist nicht nur unverhältnismäßig, das ist krank."

       

      Sie vergessen, dass das keine 08/15 Terroristen waren. Das war einen militärisch ausgerüstete Kampfgruppe, die trotz des Einsatzes schwerer Waffen erst nach Stunden niedergekämpft werden konnte. Mit Pfeil und Bogen war da nichts zu erreichen.

       

      Wie im Artikel richtig geschildert, waren die Geiseln nahezu unversorgt in dem Gebäude eingepfercht. Die Zeit für Verhandlungen war also begrenzt. Es musste gehandelt werden.

       

      Dabei haben die russischen Behörden gewiss viele Fehler gemacht. Es gibt aber bis jetzt auch kein Beispiel, in dem eine Geiselnahme diesen Ausmaßes unter solchen Bedingungen besser beendet worden wäre. In dem Urteil steckt meiner Meinung nach auch ein gehöriges Maß an Besserwisserei.

      • 6G
        60440 (Profil gelöscht)
        @warum_denkt_keiner_nach?:

        Die echten Terroristen waren jene "Sicherheitskräfte", die mal eben mehr als 300 Kinder wegbombten. Sie können ja auch mal "Grosnij" googeln ...

        • @60440 (Profil gelöscht):

          Sehr geehrter Herr Kreibig,

           

          in Ihrem grenzenlosen Hass auf Russland scheinen Sie auch noch den letzten Maßstab verloren zu haben. Eine Geiselnahme von Erstklässlern gilt in jedem zivilisierten Land dieses Planeten als Terrorismus. Daran ändert auch der Hinweis auf Grosny nichts. Alle Terroristen berufen sich auf Verbrechen, die die Zielstaaten wirklich oder angeblich begangen haben. Wenn Sie hier also versuchen, die Täter von dem Vorwurf des Terrorismus rein zu waschen, rechtfertigen sie diesen überall auf der Welt. Denken Sie doch bitte einfach mal wenigstens etwas nach, bevor Sie Ihren Hass in die Tastatur tippen.

           

          Und bevor Sie hier wieder versuchen, mir Unfug unterzuschieben. Die russischen Sicherheitskräfte haben vor und während der Geiselnahme eine Menge Fehler gemacht. Das steht außer Frage und das will ich nicht leugnen. Dazu gibt es keinen Anlass. Ich werde aber bestimmt immer gegen unsinnige Behauptungen auftreten, die Russen hätten mit Absicht ihre Kinder getötet. Das hat auch das Gericht nicht behauptet.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Was ist der Sinn einer Geiselbefreiung wenn diese so durch geführt wird, dass die Geiseln dabei ums Leben kommen? Die Unnachgiebigkeit des Staates zu demonstrieren?

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            "Ich werde aber bestimmt immer gegen unsinnige Behauptungen auftreten, die Russen hätten mit Absicht ihre Kinder getötet. Das hat auch das Gericht nicht behauptet."

            Ich glaube, das hat Herr Kreibig auch nicht behauptet, sondern den Verdacht geäußert, dass die russische Führung sich nicht sehr um unschuldige Menschen kümmert, ein Verdacht, den viele vernünftige Menschen wohl teilen

            • @Motzkopf:

              Entschuldigung. Aber diesen Satz:

               

              "Die echten Terroristen waren jene "Sicherheitskräfte", die mal eben mehr als 300 Kinder wegbombten."

               

              kann ich beim besten Willen nicht anders deuten.

              • @warum_denkt_keiner_nach?:

                Ok, unschön formuliert. Aber Sie unterstellen ihm grenzenlosen Hass auf Russland und den kann ich nicht finden.

                Dass er Putin nicht sehr zu mögen scheint, kann ich jedoch gut nachvollziehen.

                • @Motzkopf:

                  Ich begegne hier Herr Kreibig schon seit längerer Zeit. Sobald Russland irgendwo auftaucht, legt er los. Ich stütze mich also auf längere Beobachtungen.

          • 6G
            60440 (Profil gelöscht)
            @warum_denkt_keiner_nach?:

            Sie mögen halt Diktatoren und Menschenschlächter. Seis drum.

            • @60440 (Profil gelöscht):

              Eigentlich nicht. Aber ich trete Menschen entgegen, die in der Art der DDR Propaganda mit fest zementierten Feindbildern ihren Hass an den Mann bzw. die Frau bringen wollen. Besonders wenn sie dabei Terroristen ideologisch unterstützen.

              • 6G
                60440 (Profil gelöscht)
                @warum_denkt_keiner_nach?:

                Eigentlich nicht ? Hmmh. Zu meinen Beispielen (Kursk, Dubrowka) fällt Ihnen ein, ich würde von einem Hass gegen Russland getrieben. Inhaltlich kommt nichts. Zum Urteil des Menschenrechtshofes in der Beslan-Angelegenheit fällt Ihnen ein, auch in München 72 seien Fehler gemacht worden und wer das Vorgehen der russischen Staatsmacht als menschenrechtswidrig udn durchaus terroristisch bezeichnet, macht sich der Propaganda á la DDR schuldig ? Die Geilnahme von Schuldkindern ist Terrorismus, das Töten von mehr als 300 ist - leider, -leider, unumgänglich, weil die Anderen sind ja die Terroristen. Der Menschenrechtshof hat mit deutlicher Mehrheit festgestellt, dass Russland das Recht auf Leben verletzt hat, indem es Unschuldige hundertfach umbrachte, und dass der Einsatz von Granatwerfern und ähnlichem schweren Kriegsgerät nicht vom Recht gedeckt war. Aber was kümmerts Sie ? Ihre Unterstellung, ich würde von Absicht ausgehen, ist lächerlich. Aber bedingten Vorsatz kann man den Sicherheitskräften ganz offensichtlich unterstellen. Wer mit Granatwerfern eine Schule beschiesst, muss ebenso mit Opfern auch unter den Gefangenen rechnen, wie jemand der Giftgas einsetzt, um ein Theater freizubekommen oder wer eigene Seeleute nicht rettet, weil man ausländische Hilfe nicht in Anspruch nehmen will. Mein Hinweis auf Grosnij war der offenbar falschen Annahme geschuldet, Ihnen ginge es vielleicht auch um Hintergründe oder gschichtliche Zusammenhänge. Grosnij ist dem Erdboden gleichgemacht worden, durch russische Truppen (etwa so wie Aleppo). Komisch, dass dieser Staatsterrorismus Reaktionen der Betroffenen auslöst.

                • @60440 (Profil gelöscht):

                  " Ihre Unterstellung, ich würde von Absicht ausgehen, ist lächerlich. Aber bedingten Vorsatz kann man den Sicherheitskräften ganz offensichtlich unterstellen."

                   

                  Von der Absicht zur fast Absicht...

                   

                  "Menschenleben sind der russischen Führung egal."

                   

                  Dieser Satz kursiert seit über 100 Jahren mit leichten Abwandlungen in Deutschland. Er ist fester Bestandteil eines Feindbildes. Deshalb habe ich erwähnt, dass sich auch deutsche Behörden schon gravierende Fehler geleistet haben, wenn eigentlich das Leben von Menschen hätten schützen sollen. Genau genommen begegnen wir solchen Dingen immer wieder und überall.

                   

                  Das Gerichtsurteil öffnet eine neue Sicht, von der ich gespannt bin, ob sie sich durchsetzt. Letztlich wird man bei Terroranschlägen, die zu Opfern führen, immer Fehler finden, die die Behörden begangen haben. Da braucht man sich nur die Anschläge der letzten Jahre anzuschauen. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass den jeweiligen Behörden das Leben von bedrohten Menschen egal war.

                   

                  Wie gesagt. Die russischen Behörden haben in Beslan viele Fehler gemacht, die ja im Urteil auch aufgezählt werden. Wie man hier:

                  https://de.wikipedia.org/wiki/Geiselnahme_von_Beslan

                   

                  nachlesen kann, verliefen die Handlungen der russischen Einsatzkräfte chaotisch was viele Menschenleben gekostet hat. Das zeugt vor Unfähigkeit. Menschenverachtung ist es eher nicht.

                  • 6G
                    60440 (Profil gelöscht)
                    @warum_denkt_keiner_nach?:

                    Wer mit Granatwerfern, Panzerkanonen und Flammenwerfern auf eine mit Geiseln vollbesetzte Schule draufhält, muss damit rechnen, dass es Tote unter den Geiseln gibt. Das nennt man dolus eventualis, also Vorsatz 2. Grades. Das sieht eigentlich jeder so, der logische Schlüsse ziehen kann und vor allem nicht parteilich ist. Und, da staunen Sie sicherlich, es gab Tote. Mindestens 331. Genau weiß man das alles nicht, weil Russland ja die Aufklärung der Angelegeheiten massiv behindert und die Hintergründe vertuscht hat (wie bei der Kursk und dem Duubrowka--Theater). Genau das moniert der Menschenrechtshof, völlig zu Recht. Und was soll die Vorgehensweise der russischen Sicherheitskräfte anderes sein als Terror ? Waren 331 Tote das alles wert ? Soll das Nothilfe gewesen sein ? Fragen Sie doch mal die Hinterbliebenen. Strassburg sagt klar nein, zum Glück.

                    Mit München 1972 oder anderen missglückten Befreiungsaktionen hat all das nichts zu tun. Beslan sprengt alle Vorstellungen von Verhältnismäßigkeit der Mittel oder Augenmaß. Und genau das werfe ich dem russischen Staat (und nicht den Russen) vor. Menschenleben zählen nichts, wenn es um die Staatsräson geht, das Ansehen des "starken" Staates, der sich nichts gefallen lassen darf, egal was das für Opfer fordert. So denken durchgeknallte Militärs und Geheimdienstleute und genau die regieren ja Russland ...

                    • @60440 (Profil gelöscht):

                      "Menschenleben zählen nichts, wenn es um die Staatsräson geht, das Ansehen des "starken" Staates, der sich nichts gefallen lassen darf, egal was das für Opfer fordert."

                       

                      Stichwort Landshut-Entführung - klingelt da was? Die Entscheidung, dass der Staat nicht erpressbar ist (sein kann), haben die Russen nicht allein gepachtet.

                       

                      Sie argumentieren so einseitig, monoperspektivisch, schlicht, dass man tatsächlich gezwungen ist, Erklärungen für das staatliche Verhalten abzugeben bzw. es zu relativieren.

                      Dabei erinnere ich mich noch recht gut an das Ereignis und war damals wie heute der Meinung, dass das staatliche Vorgehen tatsächlich Menschenleben zu gering geschätzt hat, ja die Würde des Menschen missachtet hat. Und ich bin auch der Überzeugung, dass Menschenleben (der eigenen Staatsbürger) im russischen Staat weniger zählen als in der BRD. Ihre Argumentation ist jedoch so unsauber und überzogen, dass leicht erkennbar ist, dass es darum nicht geht. Sie vermischen eine tatsächlich vorhandene Brutalität mit strukturellen Gemeinsamkeiten von staatlichen Reaktionen und versuchen, letztere durch erstere komplett verschwinden zu lassen.

                      Ihre Anwürfe gegen WDKN sind haltlos. Und ich denke, sie sind aus der Hüfte geschossen und mit etwas mehr Zeit hätten Sie souveräner reagieren können.

                    • @60440 (Profil gelöscht):

                      Sie haben aber schon mitgekriegt, dass die Terroristen auch geschossen haben? Das war keine geplante Aktion. Es hat sich ein stundenlanges Gefecht entwickelt. Die Terroristen drohten, die Geiseln alle zu töten. Da glaubten die Verantwortlichen vor Ort, sie müssen so handeln, wie sie gehandelt haben.

                       

                      Heute wissen wir, dass das falsch war. Daraus irgendeinen Tötungsvorsatz gegen die Kinder zu konstruieren, ist völlig unsinnig. Die wollten so viele Geiseln retten wie möglich. Die Geiseln töten wollten die Terroristen.

  • 6G
    60440 (Profil gelöscht)

    Menschenleben sind der russischen Führung egal. Das war 2000 bei dem Unglück der Kursk so, als man aus nationalem Stolz und fehlgeleiteter Überlegenheitsgefühl heraus, jegliche Hilfe bei deren Bergung ablehnte, stattdessen die eigenen Leute verrecken liess. Das war 2002 bei der Geislenahme im Moskauer Dubrowka-Theater so, als eingeleitets Gift die Geiselnehmer aber auch 129 Geiseln tötete. Terror gebiert Terror. Dieser wird unnachgiebig mit weiterem Terror beantwortet.

    Ohne Rücksicht auf Verluste. Wenns sein muss mit Granaten auf Schulkinder.

    Verhältnismäßigkeit der Mittel, Augenmaß, professionelle Handhabung einer Geiselnahme, ein nur irgendwie schlüssiges Sicherheitskonzept ? Fehlanzeige.

    Dumm nur, dass die Betroffenen ein Gericht gefunden haben, das tatsächlich Recht spricht und dem Einfluss des Mafiapaten Putin und seiner Kamarilla entzogen ist.

    • @60440 (Profil gelöscht):

      Ihnen ist aber schon aufgefallen, dass einige der Punkte auch auf andere Terroranschläge zutreffen? Und da denke ich nicht nur, aber auch an München 1972.

      • 6G
        60440 (Profil gelöscht)
        @warum_denkt_keiner_nach?:

        Machen Sie sich mal schlau. So ganz allgemein.

        • @60440 (Profil gelöscht):

          Hab ich. Sie wohl nicht?

          • 6G
            60440 (Profil gelöscht)
            @warum_denkt_keiner_nach?:

            Wenn Sie die von mir geschilderten Ereignisse nicht kennen, okay. Diese mit München 1972 zu vergleichen ist ungefähr so sinnig, wie Ihre Vorstellungen zum Untergang der DDR. Man erkennt Ideologen daran, dass sie reflexhaft alles was sie vorfinden in ein Raster pressen, auch wenns wirklich wehtut...

            • @60440 (Profil gelöscht):

              Auf ZDF Info läuft ab und zu eine Dokumentation über den Terroranschlag in München 1972 und das totale Versagen der damaligen Behörden. Sie stützt sich auf die offiziellen Untersuchungsergebnisse. Die Parallelen im Bereich Dilettantismus sind nicht zu übersehen.

               

              "Man erkennt Ideologen daran, dass sie reflexhaft alles was sie vorfinden in ein Raster pressen, auch wenns wirklich wehtut..."

               

              Schön, dass Sie den Weg zur Selbstreflexion gefunden haben.

              • 6G
                60440 (Profil gelöscht)
                @warum_denkt_keiner_nach?:

                Müchen 1972 traf die Sicherheitskräfte völlig unvorbereitet. Es gab zu der Zeit keinerlei Erfahrungen, keine Spezialkräfte oder Strategien, wie man mit derartigen Terroranschlägen oder Geiselnahmen umgeht, Sie zynischer Besserwisser ! Es steht außer Frage, dass die Befreiungsaktion - ausgeführt von einfacher Ordnungspolizei, völlig misslungen war.

                Schon fünf Jahre später, 1977 bei der Erstürmung der entführten Landshut in Mogadischu (vielleicht haben Sie davon mal was aufgeschnappt), sah das ganz anders aus. Aus Fehlern gelernt, gell ? In jedem zweiten Tatort kann man seitdem anschauen, wie die Behörden bei Geiselnahmen oder terroristischen Anschlägen arbeiten (Krisenstäbe, Einsatzzentralen, heisse Drähte, Profiling, geschultes Personal, notfalls SEK oder GSG 9). Hiervon war (übrigens 32 Jahre später) im Beslan-Fall nichts zu spüren. Der Menschenrechtshof hielt in seiner Verurteilung auch fest, dass Russlanf´d zu wenig tat, die Geiuselnahme zu verhindern, dafür aber alles, damit die Umstände nicht aufgeklärt wurden.

                Wie heute.

                Aleppo wird dem Erdboden gleichgemacht, der Giftgasanschlag von Chan Scheichun soll nicht aufgeklärt werden.

                • @60440 (Profil gelöscht):

                  Nett, dass Sie die richtigen Schlussfolgerungen der deutschen Behörden aus München aufzählen. Und die daraus resultierenden Erfolge. Allerdings erwuchs daraus noch lange keine Verpflichtung von allen Staaten der Welt, ähnliche Einheiten aufzustellen. Und wir waren Glück noch nicht in der Situation, testen zu müssen, wie unsere Spezialeinheiten mit einem Angriff von über 30 schwer bewaffneten Terroristen fertig werden. Hoffentlich bleibt das so.

                  • 6G
                    60440 (Profil gelöscht)
                    @warum_denkt_keiner_nach?:

                    Es geht nicht mit Ihnen. Adieu.

                • @60440 (Profil gelöscht):

                  'Aus Fehlern gelernt, gell ?' ja sicher, deshalb werden Attentäter von Leuten die den Verfassungsschutz zugehören durch die Republik chauffiert damit die Ihre Anschläge verüben können. Siehe Anis Amri.

  • Die vielen unschuldigen Kinder könnten heute noch leben, wenn Russland die Forderungen der muslimischen Aktivisten erfüllt hätte, statt einzugreifen. Die Attacke auf die besetzte Turnhalle war nichts anderes als Massenmord. Die Russen haben gewusst, dass die Halle mit Bomben bestückt war. Deshalb sind sie allein für den Tod der vielen unschuldigen Kinder verantwortlich.

  • 3G
    38397 (Profil gelöscht)

    "... die Zusicherung von Straflosigkeit bei Anti-Terror-Maßnahmen dazu führen, dass aus dem Desaster von Beslan nicht ausreichend gelernt wird." -

     

    Klar, wer andere verfolgt und bestraft hat immer recht. Ist ja auch in Schland so. Oder wurden hier schon mal welche wegen vorsätzlicher Fehlurteile und Falschanklagen bestraft? Das Urteil ist ein dummer Witz, denn die Richter verlangen bei anderen, was sie für sich selbst nicht gelten lassen.

    • @38397 (Profil gelöscht):

      Das ist jetzt irgendwie kein besonders intelligenter Kommentar. Vor allem weil mir diese traurige Geschichte bis heute vor Augen steht, finde ich Ihren Einwand ziemlich daneben.

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @38397 (Profil gelöscht):

      Die Anti-Terror-Maßnahme in Beslan war übrigens der originäre Terror.