Teststrategie an den Berliner Schulen: Die übliche Unzufriedenheit
GrundschülerInnen testen sich nun endlich selbst, ab kommender Woche sollen sie das unter Aufsicht in der Schule tun. Warum meckern trotzdem alle?
Kaum zu glauben, aber da sind sie, in einem weißen Umschlag zieht das Kind, 6. Klasse, sie am ersten Schultag nach den Osterferien aus der Tasche: zwei Corona-Selbsttests. Die zum in der Nase Bohren. Hat damit ja auch bloß knapp acht Wochen gedauert von der ersten Pressemitteilung der Bildungsverwaltung („Es geht los: Schnelltests an Schulen und Kitas“, 19. Februar) bis zu dem Augenblick, wo dem Kind tatsächlich zum ersten Mal ein Stäbchen in der Nase steckt. Aber gut, jetzt sind sie da, die Tests, endlich auch für die GrundschülerInnen, die man immerhin als Erste zurück in den Wechselunterricht geschickt hatte – und das muss man wohl als die Hauptsache betrachten.
Tatsächlich aber herrscht nach der herrlichen österlichen Ruhe im Mailpostfach die übliche Unzufriedenheit auf den Elternmailverteilern dieser Stadt. Reichlich spät, die Tests (ja, stimmt)! Und dann auch noch die Rolle rückwärts, dass die Kinder sich ab kommender Woche doch unter Aufsicht in der Schule testen sollen – immer dieses Hin und Her! Das mit dem Hin und Her stimmt natürlich auch, aber wer den Masterplan „Pandemiemanagement“ in der Homeoffice-Schublade liegen hat, der möge sich jetzt bitte endlich melden. Oder öfter mal schweigen oder meinetwegen auch bloß ein bisschen konstruktiver meckern.
Denn die Entscheidung, dass sich die Kinder in der Schule testen sollen, ist ja gar nicht so blöd. Sicher, die potenziell infizierten Kinder fahren dann erst mal durch die Stadt in die Schule. Aber: Dann sind sie auch da. Und weil der Test unter Aufsicht stattfindet und sinnvollerweise am Anfang des Schultags, ist auch das Risiko geringer, dass ein positiver Schüler unentdeckt bleibt und Zeit hätte, zum Superspreader zu werden. Zumal ja auch die Maskenpflicht im Unterricht gilt.
Ein bisschen Pessimismus
Klar, dem Testen in der Schule statt zu Hause liegt eine pessimistischere Annahme zugrunde, was die Testbereitschaft in den Familien angeht. Aber es bringt hier eben auch keine Nachteile, die Teststrategie für die Schulen sicherer zu machen. Ja, es kostet natürlich einen Teil der Unterrichtsstunde (so what, nach einem Jahr Homeschooling!), und, ja, die Kinder müssen fürs Nasebohren kurz mal die Maske am (hoffentlich zu öffnenden) Fenster absetzen. Die Aerosolkonzentration in der abendlichen Supermarktschlange dürfte trotzdem größer sein.
Bleibt noch die heiß diskutierte Frage, ob es die Kinder traumatisieren könnte, wenn sie das positive Testergebnis vor der Klasse bekommen. Wenn man davon ausgeht, dass PädagogInnen durchaus in der Lage sein sollten, mit den Kindern diesen Was-wenn-Fall präventiv zu besprechen – vermutlich eher nicht. Zumal im zweiten Coronajahr den allermeisten das Virus irgendwie im Bekannten- oder Familienkreis nahe gekommen ist. Es gibt Erfahrungswerte aus dem Alltag, anders als noch vor einem Jahr.
Ach so, die Präsenzpflicht ist an Berliner Schulen übrigens, anders als inzwischen in Brandenburg, (noch) ausgesetzt. Wer sein Kind nicht testen lassen will, darf also weiter Homeschooling machen und sich beim Zoom-Elternabend darüber aufregen.
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