Tesla-Besetzung bei Grünheide: Polizeiaufgebot im Protestcamp
Dienstagnacht fuhren Baumaschinen und Polizeiwagen in den Wald nahe der Tesla-Fabrik. Dies sei klare Provokation, meinen die Besetzer*innen vor Ort.
Dafür sicherten die Beamten ab den frühen Morgenstunden den Baustellenbereich ab. Man wolle außerdem „anlassbezogene Straftaten“ gegen das genehmigte Bauvorhaben verhindern, wie ein Sprecher der Polizeidirektion Ost das Vorgehen kommentierte.
Caro Weber, „Tesla stoppen“
Die Waldbesetzer*innen wussten von nichts. „Wir waren sehr geschockt und dachten, eine Räumung steht bevor“, sagt Caro Weber, Sprecherin der Initiative „Tesla Stoppen“ der taz. Der nächtliche Einsatz samt Hubschrauber, unverhältnismäßig großem Polizeiaufgebot, Baumfällungen und Flutlichtern sei eine klare Provokation.
Auch Baumaschinen sollen den Weg unmittelbar am Camp passiert haben. „Wir vermuten, dass das eine Taktik ist, damit wir keine Chance haben, eine Rodung zu verhindern“, erklärt die Sprecherin. Zudem habe die Polizei den Hauptzugang zur Versammlung abgesperrt.
Aktivist*innen wollen Tesla-Ausbau verhindern
„Direkt nach den Landtagswahlen, bei denen faschistische Kräfte fast stärkste Kraft wurden, kommt nun dieses Aufgebot, das eine klare Einschränkung der Versammlungsfreiheit darstellt“, sagt auch Paul Eisfeld von „Tesla Stoppen“. „Die Polizei versucht, uns einzuschüchtern, doch wir tragen diesen notwendigen Protest mit umso stärkerem Willen weiter“, macht er deutlich.
Zur Anzahl der Einsatzkräfte äußere sich die Polizei auf Nachfrage nicht, das berichtet die Deutsche Presse-Agentur. „Solange alles friedlich bleibt, haben wir keinen Grund zu räumen“, sagt eine Sprecherin der Polizei.
Laut der Deutschen Bahn sei der Beginn der Bauarbeiten Mitten in der Nacht nicht als Provokation gemeint gewesen. Es ginge auch nicht um das Protestcamp. „Wir müssen das Material und die Menschen vor Ort haben“, betont Michael Klein, Pressesprecher der Deutschen Bahn. Mit den Bauarbeiten solle so schnell wie möglich begonnen werden. Dafür müssten große Maschinen, zum Beispiel Harvester zum Fällen von Bäumen zum Einsatzort gebracht werden.
Das Brandenburger Verkehrsministerium erklärt, die Bahn wolle eine Baustraße zwischen der Landstraße L23 und der Autobahn errichten. Diese diene zur Vorbereitung für die Bauarbeiten für den Neubau eines Güter- und eines Personenbahnhofs am Industriestandort Freienbrink.
Besetzt wegen Trinkwasserschutz
Seit Februar 2024 besetzen Aktivist*innen das Waldstück bei Grünheide. Sie wollen auf diese Weise den Ausbau der Tesla-Fabrik verhindern. Die Besetzung ist eine Wasserbesetzung – denn bei der Fläche handelt es sich um ein Trinkwasserschutzgebiet. „Wir werden weiterhin vor Ort sein. Der Verkauf des Geländes an Tesla ist noch nicht bestätigt. Wir befürchten aber, dass durch diesen Eingriff ein Verkauf und eine Rodung schon bald anstehen“, sagt die Initiativensprecherin Caro Weber zur taz.
Der Polizeieinsatz dauerte am Dienstagnachmittag noch immer an. Baumfällarbeiten wurden bereits begonnen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“