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Tattoo von Mesut ÖzilBotschafter von Rechtsextremen

Ex-Fußballnationalspieler Mesut Özil erntet Kritik für ein Tattoo der rechtsextremen Bewegung Graue Wölfe. Linke und Grüne fordern mehr Gegenwehr.

Mesut Özil mit Präsident Erdogan vor dem Champions League Finale im Juni in Istanbul Foto: Mustafa Kamaci/AA/picture alliance

Berlin taz | Es ist ein Bild Mesut Özils, das erneut eine Debatte auslöst. Der frühere deutsche Fußballnationalspieler posiert darauf mit einem Fitnesscoach und blanker Brust, darauf ein Tattoo der nationalistischen türkischen Ülkücü-Bewegung, hierzulande besser bekannt als Graue Wölfe. Die gehören inzwischen zu den größten rechtsextremen Gruppen in Deutschland. Grüne und Linke fordern nun mehr Gegenwehr gegen die Bewegung.

Özil selbst äußerte sich bisher nicht zu dem am Wochenende veröffentlichten Bild. Sein Management ließ eine taz-Anfrage unbeantwortet. Der 34-Jährige ist aber schon länger als Erdoğan-Freund bekannt, warb für ihn vor Wahlen und lud ihn zu seiner Hochzeit ein. Zugleich war Özil immer wieder Ziel rassistischer Tiraden.

Heikel ist die Causa auch, weil Özil 2014, nach dem Gewinn des WM-Pokals mit der Fußballnationalmannschaft, vom damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet wurde, der höchsten sportlichen Auszeichnung in Deutschland.

Bundespräsidialamt gibt sich bedeckt

Das Bundespräsidialamt wollte sich auf Anfrage nicht konkret zu dem Fall äußern. Der Entzug der Auszeichnung sei grundsätzlich möglich, wenn sich die Geehrten als „unwürdig“ erwiesen, sagte ein Sprecher der taz. Dies könnten Äußerungen sein, die „gegen die grundlegenden Prinzipien der freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland verstoßen“. Bei Bekanntwerden solch eines Verhaltens werde ein Entzug geprüft. Wegen der „Vertraulichkeit im Auszeichnungswesen“ könne man über eine solche Prüfung aber nicht informieren.

Mit dem Tattoo-Foto erntet Özil aber bereits deutliche Kritik. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Max Lucks, der wie Özil aus Gelsenkirchen kommt, sagte der taz, es mache ihn „wütend“, Özil mit dem Symbol der Grauen Wölfe zu sehen. „Es zeigt, wie ein abgehobener und offenkundig rechtsextremer Superreicher die gesellschaftliche Spaltung in seiner Heimat völlig rücksichtslos vorantreibt, anstatt seine Vorbildfunktion ernst zu nehmen.“ Im Ruhrgebiet lebten Menschen unterschiedlichster Ethnien friedlich zusammen, so Lucks. „Wer aber ein Symbol der Grauen Wölfe trägt, hat ein Problem mit dieser Vielfalt.“

Der Grüne forderte „gerade als politische Linke, rechtsextremen Tendenzen nicht durch einen „vermeintlich gutgemeinten Kulturrelativismus zu verklären“. Hier sei „antifaschistisches Engagement nötiger denn je“. Auch müsse Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) das Engagement gegen transnationalen Rechtsextremismus verstärken.

Linke fordert Verbot der Grauen Wölfe

Faesers Innenministerium äußerte sich auf Nachfrage zunächst nicht. Aber auch die Linken-Innenexpertin Martina Renner übt Kritik. „Anhänger*innen türkischer faschistischer Organisationen müssen in Deutschland wenige bis gar keine Konsequenzen fürchten“, so Renner zur taz. „Das offene Tragen des faschistischen Graue-Wölfe-Symbols durch Mesut Özil macht das deutlich. Ein Verbot wäre ein erster wichtiger Schritt.“ Renner verweist auch auf eine „mutmaßlich versuchte Auto-Attacke“ auf eine prokurdische Demonstration vergangene Woche in Berlin. Dies zeige, „wie gefährlich und potenziell tödlich“ die Aktivitäten der Bewegung seien.

Der Verfassungsschutz rechnet der Ülkücü-Bewegung in Deutschland 12.100 Mitglieder zu, die meisten davon organisiert in drei großen Dachverbänden rechtsextremer türkischen Parteien. Damit liegt die Bewegung hierzulande hinter dem „unstrukturierten rechtsextremistischen Personenpotential“ (16.000), aber noch vor den Rechtsextremen, die der Geheimdienst in der AfD (10.200) oder der NPD (3.000) zählt.

An­hän­ge­r*in­nen werden Waffen entzogen

Der Verfassungsschutz attestiert der Ideologie der Grauen Wölfe „maßgebliche Elemente wie Rassismus und Antisemitismus“. Als Ideal gelte ein ethnisch homogener Staat aller Turkvölker bis weit hinein in den asiatischen Raum. Andere Volksgruppen würden herabgewürdigt und zu Feinden erklärt. Öffentlich hielten sich die in Deutschland aktiven Dachverbände meist zurück, nach innen werde aber die rechtsextremistische Ideologie gepflegt.

Erst am Montag entschied zudem das Verwaltungsgericht Köln, dass ein Waffenentzug für Ükücü-Anhänger*innen rechtmäßig sei. Es lägen hinreichende tatsächliche Anhaltspunkte vor, dass die Bewegung verfassungsfeindliche Bestrebungen verfolge. Das Gericht wies Eilanträge von zwei Mitgliedern eines Ülkücü-Ortsvereins zurück, die sich gegen den Waffenentzug gewehrt hatten.

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14 Kommentare

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  • naja, die Entwicklung war ja abzusehen. Das mit dem tattoo war seine Entscheidung,, Menschen verändern sich und jetzt weiss wenigstens jeder was er oder sie von ihm zu halten haben. Ich musste allerdings lachen als ich daran erinnert wurde dass er einen Bambi für gelungene Integration bekommen hat, einen Bambi... verträgt sich mit Wölfen nicht so gut. Auch der Integrationspreis von 2014 sagt wahrscheinlich mehr über die Leute aus die ihn verliehen haben als über den Empfänger. Da war der Wunsch Vater des Gedankens und ich würde mich freuen wenn Özil mal öffentlich sagen würde was er damals darüber gedacht hat. Er ist wenigstens jetzt ehrlich, muss man ihm auch zugute halten. Ich finde dass der Fall Özil eher den ganzen Leuten die ihm damals Preise verliehen haben zu denken geben sollte, auch mal über sich selbst und ihre Wahrnehmng der Wirklichkeit nachzudenken.

  • Gut gelaunt lacht Mesut Özil in die Kamera. Auf seiner linken Brust ist ein grauer Wolf zu erkennen. So beschreibt die BILD das Tattoo. Richtig ist, dass ein Wolf, Hund oder Bär abgebildet zu sein scheint. Wieso das gleich mit den Grauen Wölfen in Verbindung stehen, muss konnte ich bisher aus keinem Pressebericht entnehmen. Ich halte dies unsachlich und nicht mit den Journalistischen Sorgfaltspflichten vereinbar.

    Wenn also ein Türkei, pardon ein Deutscher Bundesbürger mit türkischen Eltern sich einen Wolf, Hund oder Bär auf die Brust tätowieren lässt, soll er gleich Mitglied/Sympathisant einer rechtsradikalen Gruppierung sein? Sorry, kann und will ich nicht nachvollziehen.

    • @Nico Frank:

      Sie haben wohl die drei Monde übersehen. Der Kontext ist klar. Und erschreckend.

  • Es irritiert, dass der Staat nicht genug gegen die Grauen Wölfe in Deutschland vorgeht. Wie reagieren die großen deutschen türkischstämmigen Verbände auf das Verhalten von Özil?

    • @Lindenberg:

      Erdogan hat in Deutschland seine 60 % eingefahren. Also was fragen Sie da noch?

      • @mwanamke:

        Ich möchte wissen, ob sich die Ditib vom Verhalten von Özil und den Grauen Wölfen distanziert. Dieses zu erfragen, ist Aufgabe der Medien, aber auch der Politik.

        • @Lindenberg:

          Haben sich den schon der DFB und die großen Fußballclubs sowie deren Fanclubs distanziert? Sind diese nicht in der Pflicht dem Sportminister von sich aus ihre Positionen mitzuteilen?

  • Man stelle sich vor, Manuel Neuer oder Thomas Müller hätten ein Hakenkreuz tätowiert. Ich wünsche mir einen ähnlichen Aufschrei bei Mesut Özil - alles andere wäre heuchlerisch. Ich bezweifle aber, dass die postmodernen Linken und vor allem Grünen sich trauen, Özil in der nötigen Schärfe zu kritisieren.

  • Herr Özil darf sich mit Tattoos bedecken wie es ihm beliebt. Bei uns gibt es dazu ein paar Einschränkungen aber gut. Für mich wichtiger ist das er alt genug ist das zu umreissen was er macht. Das ist keine "Jugendsünde" mehr. Er ist für sein Handeln selbst verantwortlich. Ihn unterscheidet nichts von den Dumpfbacken die sich Symbole des Nationalsozialismus auf den Körper tätowieren. Er dokumentiert nur seine Haltung. Das ist schlimm genug. Vielleicht ist es aber auch nur Ausdruck eines Fußballers der von sich überzeugt ist und geliebt werden möchte. Herr Özil hatte zweifellos geniale Fußballmomente in seiner Karriere und wurde auch lange genug dafür hofiert. Aber das geht irgendwann vorbei und es kommen andere Talente. Özil hat es nie verwunden ausgewechselt oder ersetzt zu werden. Das ist seine Rache. Aber es interessiert keinen mehr.

  • Nachdem wie hierzulande mit der PKK umgegangen wird ist es mir völlig unverständlich, dass die Grauen Wölfe hier ihr Unwesen weiterhin ungestört betreiben können.

  • Ich schätze, dass ein Drittel der türkeistämmigen Bevölkerung in Dland kein sich zur Ülkücü- Ideologie bekennt. Ein weiteres Drittel toleriert sie. Diese zwei Drittel insgesamt machen das Wahlvolk der islamistisch-nationalistischen Erdogan-Bahceli-Fraktion aus und bilden die Basis des gegenwärtigen Unheils. Das restliche Drittel besteht aus Kurd*innen, Alevit*innen und sunnitischen Linken.



    Die Ditib als Anhängsel des Erdogan-Regimes mit ihren Moscheen hier wird von deutschen Behörden vielerorts als Gesprächspartnern geschätzt. Die Besucher*innen der Moscheen, aus deutscher Sicht unbescholtene Bürger*innen, haben in der Regel ein Erdogan- oder Türkeş-Porträt im Wohnzimmer hängen. Also alles Özils oder Gündogans, die für Freiheit und Frieden stehen, solange ihnen niemand widerspricht.

  • "Heikel ist die Causa auch, weil Özil 2014, nach dem Gewinn des WM-Pokals mit der Fußballnationalmannschaft, vom damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet wurde,"

    Heikel?



    ...und Ferda Ataman adelte damals Özil als Beispiel gelungener Integration.



    Ist das jetzt auch heikel?



    Nein. 2014 war Özil ein Beispiel an gelungener Integration und wurde damals zurecht ausgezeichnet. Aber Menschen ändern sich im Lauf der Zeit - und eben nicht immer zum Guten.

  • Soll er sich doch stechen lassen, was er will! Er ist ein ehemaliger deutscher Nationalspieler, dessen große Zeit seit zehn Jahren vorbei ist. Er spielt seit einer Ewigkeit nicht mehr in/für Deutschland, hat seine aktive Karriere beendet und ist damit in Deutschland völlig irrelevant - ein Konsonantenpromi, an den man sich in vier, fünf Jahren nicht mehr erinnern wird.

  • Bei den Grauen Wölfen handelt es sich um die größte rechtsextremistische Organisation in Deutschland. Die Grauen Wölfe folgen einer völkisch nationalistischen Ideologie, die die Herrschaft einer sunnitisch türkischen Herrenrasse anstrebt. Sozusagen ein Äquivalent der NSDAP. In verantwortungloser Weise werden die demokratiefeimdlichen und zum Teil mörderischen Umtriebe dieser Extremisten in Deutschland seitens der Politik seit Jahrzehnten kategorisch ignoriert. Hier einen Vergleich zum "unstruktiert rechtsextristischen" (AfD- Mitglieder) Personenpotential zu ziehen ist unsachlich. Der passende Vergleich zum AFD Potential wäre hier das "unstrukturiert rechtsextremistische" den Grauen Wölfen nahestehende Personenpotential der AKP Anhänger in Deutschland zu benennen. Diese sind nämlich mitnichten demokratienäher als die Anhänger der AfD.