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Studie zu Politik und EmotionenAfD-Wähler am pessimistischsten

Eine neue Studie zeigt: AnhängerInnen der Rechtspopulisten haben deutlich mehr Angst vor der Zukunft als die anderer Parteien.

59 Prozent der AfD-Wähler gaben an, häufig Angst vor der Zukunft zu haben Foto: David Zawila / Unsplash

BERLIN taz | AfD-Wähler unterscheiden sich in ihren Emotionen und Zukunftserwartungen deutlich von WählerInnen anderer Parteien. Während eine Mehrheit der Deutschen positiv gestimmt ist, blicken AnhängerInnen der Rechtspopulisten deutlich pessimistischer in die Zukunft. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde.

Der Stiftungsvorsitzende Norbert Lammert sieht das als Beleg, dass sich die Wählermilieus von CDU und CSU klar von denen der AfD unterscheiden. Die Vermutung, dass die AfD eine ähnliche „Kundschaft“ habe wie die Unionsparteien, werde damit stark relativiert, betonte Lammert. AfD-Wähler hätten ein „deutlich anderes Weltbild“, sagte der CDU-Politiker und frühere Bundestagspräsident.

In der von der Adenauer-Stiftung beauftragten Umfrage bejahten 83 Prozent der AfD-Wähler den Satz „Wenn das so weitergeht, sehe ich schwarz für Deutschland“. In der Gesamtbevölkerung stimmte nur ein Drittel dem Satz zu. Eine Mehrheit findet sich auch bei Linken-Wählern für diese pessimistische Aussage: 53 Prozent stimmten zu. Bei den anderen Parteien sieht nur eine Minderheit schwarz: 14 Prozent der Unionswähler, 17 Prozent der SPD-Wähler, 15 Prozent der FDP-Wähler und 22 Prozent der Grünen-Wähler bejahten den Satz.

Auch bei anderen Fragen zeigte sich den Angaben zufolge Pessimismus vor allem bei AfD-Wählern. 59 Prozent von ihnen gaben an, häufig Angst vor der Zukunft zu haben. In der Gesamtbevölkerung sehen das nur 34 Prozent so. Bei den Sympathisanten der anderen Parteien überwiegen die Optimisten, vor allem bei den Unions-Wählern: Nur 19 Prozent von ihnen sagten, sie hätten häufig Angst vor der Zukunft. Bei den FDP-WählerInnen waren es 22 Prozent. Bei der SPD (34 Prozent), den Grünen (34 Prozent) und der Linken (43 Prozent) haben mehr AnhängerInnen Angst vor der Zukunft.

Die CDU löste positive Gefühle aus und wurde zum Beispiel mit Stabilität, Sicherheit, Vertrauen und Zuversicht verbunden. Dabei empfanden CDU-WählerInnen diese Gefühle stärker als die BürgerInnen in ihrer Gesamtheit

Die Studie fragte auch ab, welche Gefühle WählerInnen mit den Parteien verbinden. Die CDU löste positive Gefühle aus und wurde zum Beispiel mit Stabilität, Sicherheit, Vertrauen und Zuversicht verbunden. Dabei empfanden CDU-WählerInnen diese Gefühle stärker als die BürgerInnen in ihrer Gesamtheit – doch zwischen beiden Gruppen gab es eine starke Korrelation. Die SPD löste ähnliche Gefühle aus. Allerdings gab es bei ihr neben positiven Assoziationen auch negative. Sie wurde von der Gesamtbevölkerung auch mit Aufregung, Resignation, Empörung oder Verzweiflung verbunden.

Bei der AfD zeigte sich ein ganz anderes Bild. Sie wurde von ihren AnhängerInnen stark mit positiven Gefühlen wie Sicherheit, Vertrauen oder Zuversicht verbunden. In der Gesamtbevölkerung überwogen hingegen klar negative Gefühle, etwa Angst, Unbehagen oder Wut. „Hier wird deutlich, wie stark die AfD polarisiert“, hieß es in der Studie.

Für die Studie haben Umfrageinstitute im November und Dezember 2017 rund 2.700 sowie im Januar und Februar 2018 nochmals rund 1.400 Menschen befragt. Die repräsentative Studie soll Aufschluss darüber geben, welche Rolle Emotionen bei Wahlentscheidungen spielen. Dass Emotionen ausschlaggebend sein können, sei keine neue Einsicht, sagte Lammert. Mit Rückschlüssen aus der Studie für eine Strategie seiner Partei im Umgang mit der AfD hielt er sich zurück. Genaue operative Konsequenzen sehe er nicht. Er empfehle den Parteien aber, die Studie bei der Erstellung von Grundsatzprogrammen zu bedenken. (mit epd)

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13 Kommentare

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  • Zitat: „Der Stiftungsvorsitzende Norbert Lammert sieht das als Beleg, dass sich die Wählermilieus von CDU und CSU klar von denen der AfD unterscheiden.“

     

    Noch, Norbert Lammert, aber nicht mehr lange! Die Führer arbeiten bereits daran.

     

    Jetzt, wo die „CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung ihre Studie offiziell herausgegeben hat, weiß „die Union“ ziemlich genau, was sie tun muss, wenn wieder allein regieren will. Wenn sie die Ängste der AfD-Wähler nur oft genug bestätigt, werden die eignen Wähler wahrscheinlich davon angesteckt. Dann kann Lammerts Union bald alle beide (wieder) hinter sich vereinen. Rechts von der CSU ist dann kein Platz mehr. Jedenfalls keiner, der offiziell von Nazis eingenommen wird. Weil: Nazis wählen ja nicht die Union.

     

    „Entzwei und gebiete! Tüchtig Wort“, hat Goethe mal maximt, „Verein und leite! Bessrer Hort.“ Na bitte! So was ist Leidkultur… äh: Leitkultur natürlich. Dem Herrn Geheimen Rat war offenbar egal, wie und warum Vereinigung vollzogen wird.

     

    Übrigens: Das will ich doch stark hoffen, dass auch unter den Linken-Wählern für die Aussage, „Wenn das so weitergeht, sehe ich schwarz für Deutschland“ eine (wenn auch nur knappe) Mehrheit existiert. Die Linke ist schließlich in der Opposition. Wenn nicht einmal Linken-Wähler der Ansicht wären, so, wie es jetzt ist, dürfe es nicht bleiben, müsste selbst ich die Hoffnung fahren lassen.

  • mögen die Zahlen ggf. ja sogar richtig sein, aber bei einer Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung kann man nicht davon ausgehen das dort neutral vorgegangen wurde. Man kann davon ausgehen das Fragestellung und Selektion der Befragten bereits einen Bias hatten, damit das Richtige herauskommt... also in Streifen schneiden, auf Rolle wickeln und damit das braune vom Hintern wischen....

  • Dieselben Dinge kann man ganz unterschiedlich darstellen und mit ganz unterschiedlichen Vokabeln ausschmücken.

     

    Längst nicht immer existiert Zukunftsangst. Oft handelt es sich lediglich um Menschen, die ganz nüchtern über den Tellerrand schauen und sich nicht die Dinge schönreden.

  • Ja gut, da passt das ja schon mit der früheren Aussage, dass je weiter man im politischen Spektrum rechts oder links steht man/frau unglücklicher ist als die in der Mitte.

     

    Im logischen Umkehrschluss: Je unglücklicher (ggf. hier synoym für pessimistisch?) ich bin desto anfälliger bin ich für Protest und

    wähle Randparteien.

     

    Das hat dann natürlich Gründe: Sozial oder Bildungsseitig randständig, prekäre Arbeits- oder Wohnsituation usw.. Daher ist es die zentrale Aufgabe hier anzusetzen um die Leute in die Mitte zu holen.

    • @Tom Farmer:

      Nein, ich denke der Umkehrschluß ist hier ein Holzweg. Man muß beileibe nicht zwangsläufig unglücklich sein um sich gegen etwas zu empören und zu protestieren. Im Gegenteil: je unglücklicher, also depressiver, ein Mensch ist, desto passiver wird er wohl erst mal sein um dann, je nach Veranlagung, zu gelegentlichen auto-oder fremdaggressiven Ausbrüchen zu neigen.

    • @Tom Farmer:

      Oder man ist ein rassistischer Nationalist, der natürlich unglücklich darüber ist, dass Deutschland nicht ausschließlich von Weißen bevölkert wird, die strammstehen, wenn jemand ausversehen bei einem Hustenanfall die Nationalhymne anstimmt.

       

      Zumindest müssen sich ja irgendwie die ganzen AfD-Wähler ohne präkerer Arbeits-, Wohn-, Sozial- und Bildungssituation erklären.

      • @sart:

        Sie gehen mit Ihren politischen Denkschematas ("rassisitischer Nationalist") am Thema vorbei.

        Hier geht es um subjektive Gefühle (Ängste) die die Grundlage für politische Denkmuster bilden können. Und diese müssen nicht zwangsläufig auf objektiven Lebensverhältnissen gründen, auch wenn sie das manchmal tun.

        Denken Sie doch einfach mal daran, dass Xenophobie (die Angst vor dem Fremden) immer dort am meisten grassiert, wo die Ängstlichen am wenigsten mit Fremden in Berührung kommen. Das erscheint zwar irrational, ist aber dennoch logisch: Ängste kann man nur überwinden wenn man mit dem Angstgegenstand auch konfrontiert wird und damit auch Gelegenheit hat zu lernen damit umzugehen und dadurch die Angst zu überwinden.

        Ein Kindervers der 50er/60er Jahre: "Habt ihr Angst vor dem schwarzen Mann?"

        "Nein! Nein! Nein!"

        "Wenn er aber kommt?"

        "Dann laufen wir davon!"

        Ääähhh... wohin, bitte? Zur AfD?

        Vielleicht sollten wir zumindest die Anhängerschaft der AfD nicht mehr als bewußt politisch Agierende betrachten, sondern als verängstigte Kindsköpfe. Das würde aber auch nach sich ziehen das Problem verstärkt pädagogisch zu betrachen und zu behandeln.

    • @Tom Farmer:

      Hallo lieber Tom,

       

      AfD-Rechte- Wähler gehören lt. Tagesschau zu Pegida-Zeiten und bspw. dem Institut der deutschen Wirtschaft häufig zu den gut verdienenden und gut ausgebildeten Menschen. https://www.welt.de/politik/deutschland/article154899202/Die-AfD-ist-eine-Partei-der-Besserverdiener-und-Gebildeten.html

       

      Als Ökonom sehe ich große Bedenken für die weitere Entwicklung Deutschlands und speziell Europas. Das ist sicherlich durch externe Einflüsse bestimmt aber auch intern jagt ein ungelöstes Problem das nächste. Bspw. hat sich Italien finanzstrukturell nicht verändert und die Migrationskrise wurde nicht nachhaltig gelöst. Diese Themen sind nur 2 wahllose Beispiele mit viel Sprengkraft, die auch jedes für sich die Uneinigkeit Europas belegt.

       

      Von daher könnte man auch sagen Unwissenheit ist ein Segen. Das kann genauso zutreffen.

  • Die Korrelation zwischen Einkommen bzw. Vermögen und pessimistischer Zukunftsperspektive wäre, glaube ich, viel aufschlussreicher.

  • Der Markenkern "marktkonforme Demokratie" performt Top-Score in der marktrelevanten Zielgruppe. Beste aller Welten!

  • Witzig, wenn mal wieder die Zeit für "Sozialreformen" ansteht, da wird von den Qualitätsmedien die Angstkeule nur so geschwungen...

  • "Angst für Deutschland" halt, die heißen ja schon so!

  • SPD-Wähler haben mittlerweile jede Hoffnung verloren und erwarten stoisch den Untergang der Sozialdemokratie.