Streit mit Saudi-Arabien: Katar tritt aus Opec aus
Vor etwa einem Jahr verhängten Saudi-Arabien und Verbündete eine Blockade über Katar. Nun tritt das Land aus dem Ölkartell aus – und konzentriert sich aufs Gas.
Katar ist seit 1961 Mitglied der Opec. Innerhalb der Organisation wie auch auf dem weltweiten Ölmarkt war das Land allerdings stets ein unbedeutender Spieler. „Katar ist auf dem Ölmarkt eher ein Zwerg“, sagt Energieexpertin Kirsten Westphal von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Weniger als 2 Prozent des von Opec-Staaten insgesamt geförderten Öls kommen aus Katar.
Anders sieht es im Bereich der Gasförderung aus: Mit einem weltweiten Marktanteil von 30 Prozent ist der kleine Golfstaat der weltweit größte Exporteur von Flüssiggas (LNG). Bei der Methode wird das Gas stark heruntergekühlt. Im flüssigen Zustand hat es dann ein rund 600fach geringeres Volumen und kann gut transportiert werden, etwa auf Tankern.
Förderabsprachen mit gasexportierenden Ländern wie Iran und Russland dürften für Katar daher künftig bedeutsamer sein als die Opec, in der das Land ohnehin wenig mitzureden hat.
Den Unmut über die Machtlosigkeit innerhalb der Opec brachte al-Ka’abi am Montag deutlich zum Ausdruck: „Wir sagen nicht, dass wir aus dem Ölgeschäft aussteigen, aber dieses wird von einer Organisation kontrolliert, die von einem einzelnen Land geführt wird“, sagte er in Hinblick auf den großen Nachbarn Saudi-Arabien, ohne das Land beim Namen zu nennen. Allerdings, so al-Ka’abi, habe die Entscheidung nichts mit dem diplomatischen Zerwürfnis zwischen Katar und Saudi-Arabien zu tun.
Dennoch kommt die Ankündigung, dem Ölkartell und somit den anderen Golfstaaten den Rücken zu kehren, nicht in einem politischen Vakuum. Seit vergangenem Sommer blockieren unter anderem die Opec-Mitglieder Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate ihren Nachbarn aus geopolitischen Gründen. Vor diesem Hintergrund will sich Doha offenbar nicht länger an die Absprachen der saudisch dominierten Opec halten.
Opec verliert an Bedetung
Nach dem Ausstieg Katars verbleiben 14 Staaten in der Opec. Die Macht der Organisation hängt davon ab, wie hoch der Anteil ihrer Mitgliedstaaten am weltweiten Rohölmarkt ist. In Anbetracht der geringen Fördermenge Katars dürfte die Opec dessen Ausstieg also verkraften.
„Allerdings ist die Entscheidung von Symbolkraft“, sagt Westphal, „einmal mit Blick auf das Zerwürfnis mit den Nachbarn im Golfkooperationsrat, zum anderen aber vor allem auch, weil der Opec kaum mehr Marktmacht beigemessen wird“. Denn die Entscheidung Katars setzt einen Trend fort: Die Opec verliert immer mehr an Bedeutung. Große Förderländer wie Russland sind ohnehin nicht Opec-Mitglied, auch Norwegen will dem Kartell nicht beitreten. Indonesien hat seine Mitgliedschaft vor zwei Jahren ausgesetzt. Mit Katar tritt nun erstmals ein nahöstliches Land aus.
Am Donnerstag und Freitag treffen sich die Opec-Staaten mit anderen wichtigen Ölförderländern in Wien. Es wird erwartet, dass sie dort eine vor zwei Jahren gemeinsam beschlossene Förderkürzung verlängern und eventuell verschärfen, um auf den Preisverfall der vergangenen Wochen zu reagieren. Trotz der jüngsten Entscheidung will Katar an dem Treffen wie geplant teilnehmen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?