Stellenabbau bei Thyssenkrupp: Auf dem Rücken der Beschäftigten
Soll die Transformation sozialverträglich oder raubtierkapitalistisch sein? Was bei Thyssenkrupp passiert, ist die Blaupause für andere Unternehmen.
D as Management von Thyssenkrupp will in der Stahlsparte des Konzerns in großem Stil Arbeitsplätze abbauen. 5.000 Stellen sollen gestrichen, 6.000 ausgelagert werden. IG Metall und Betriebsrat betrachten diese Pläne mit Recht als Kampfansage. Den Beschäftigten ist zu wünschen, dass sie sich erfolgreich gegen diese Pläne wehren können. Die Neuwahlen kommen gerade richtig für die Stahlkocher:innen. Jetzt werden sie mehr Gehör finden als in anderen Zeiten.
Wie beim Autobauer Volkswagen hat auch der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp keine Probleme, trotz Krise Dividenden an Aktionär:innen auszuschütten – anstatt das Geld für die nötige Modernisierung und Bewältigung der Misere zu verwenden. Die schleppende Konjunktur, hohe Energiekosten und strukturelle Umbrüche machen Thyssenkrupp zu schaffen – wie vielen anderen Unternehmen auch. Gleichzeitig wird Thyssenkrupp vom Management und den Anteilseigner:innen rücksichtslos ausgepresst, die Krise soll allein auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden.
Das macht nicht nur die Mitarbeiter:innen wütend. Diese Form der Umverteilung von unten nach oben in großen Industrieunternehmen ist empörend. Das muss zum großen öffentlichen Thema werden. Denn dahinter steht die Frage, wie der klimagerechte Umbau der Industrie in Deutschland aussehen wird: sozialverträglich oder raubtierkapitalistisch? Was bei Thyssenkrupp passiert, ist die Blaupause für viele andere Unternehmen. Der Konzern gehört zu den Vorzeigeunternehmen der industriellen Transformation.
Der Staat fördert den Umbau für die Produktion von grünem Stahl mit viel Geld. Das ist richtig, die Industrie braucht Leuchttürme – aber eben nicht nur technische, sondern gerade auch sozialpolitische. Trotz des Jobabbaus will das Management an dem Projekt festhalten. Aber: Milliarden an Förderung einstreichen und Jobs in großem Stil abbauen, verträgt sich nicht. Steckt der Staat Geld in das Unternehmen, muss er die Bedingung stellen, auf den Kahlschlag zu verzichten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“