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Starbucks-Werbespot über „Deadnaming“Sag meinen Namen

Die US-Kaffeekette liefert selten Gründe, sie zu mögen. Ihr Werbespot über die Bedeutung des Vornamens für trans Menschen ist aber einer.

James wird genau so angesprochen, wie James das möchte Screenshot: Youtube/Starbucks UK

Ja, es stimmt: keiner mag Starbucks. Nicht nur weil das US-Unternehmen immens überteuerten Kaffee in Papp- und Plastikbechern verkauft, sondern auch weil es mit seinen etwa 30.000 Kaffeetresen in 80 Ländern symbolisch für die Globalisierung, für die Gentrifizierung und für Menschen steht, die auf Laptops starren.

Und ja, es ist ziemlich offensichtlich wie Starbucks versucht Steuern zu umgehen und es ist gleichzeitig total schleierhaft, wieso – wenn doch keiner Starbucks mag – immer noch so viele Menschen da hinrennen, um sich Zuckersirup in ihren 8 Euro teuren Latte Macchiatto kippen zu lassen.

Aber genug getadelt, jetzt kommt das Lob. Denn der Laden hat tatsächlich auch mal was gut gemacht. Sogar richtig gut. In einer neuen TV-Werbung von Starbucks Großbritannien geht es um „Deadnaming“. So bezeichnet man das Ansprechen einer trans Person mit ihrem alten Namen, also dem „Deadname“. Ob das absichtlich oder unabsichtlich passiert, ist für Betroffene nicht unbedingt von Bedeutung. Denn der Effekt ist immer derselbe: es verletzt.

In der Starbucks-Werbung sieht man also eine Person, die beim Ausfüllen eines Formulars beim Feld „Vorname“ stutzt. Man sieht wie diese Person beim Arzt, an der Universität, von dem Paketboten und auch vom eigenen Vater beim falschen Namen genannt wird. Man sieht wie verletzend das jedes Mal ist. Man sieht auch, dass die Person nicht widerspricht. Als diese Person dann bei Starbucks nach dem Namen gefragt wird, lautet die Antwort: „James“. Und dann steht dieser Name auf dem Becher, genau wie gewünscht. Und James wird gerufen, genau wie James das eben möchte.

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Unter #WhatsYourName erzählen nun trans Personen und ihre Familien auf Twitter ihre Geschichten und wie sehr sie der Spot berührt hat. Einige berichten, dass sie sich bei Starbucks das erste Mal getraut haben, ihren Namen laut zu sagen. Andere schreiben, dass sie sich immer wieder freuen, wenn sie ihren Namen auf einem dieser Pappbecher geschrieben lesen können. Es geht um Anerkennung, um Respekt und um Wahrnehmung. Und es geht auch viel darum, dass etwas, nur weil es für cis Personen selbstverständlich ist, noch lange nicht für alle selbstverständlich ist.

Starbucks UK und die Werbeagentur Iris London hat für den Spot 2019 den „Diversity in Advertising Award“ von Channel 4 bekommen. Seit Anfang Februar läuft die Werbung nun auf dem öffentlich-rechtlichen Sender in Großbritannien – und macht Menschen glücklich.

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11 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Starbucks war die einzige Rettung als in anderen Cafés noch geraucht wurde. Seitdem gibt es keinen Grund mehr dorthin zu gehen. Der Espresso ist einfach nur furchtbar.

  • Der Witz ist, dass man bei Starbucks gar keine 8€-Fantasiegetränke kaufen muss. Es gibt auch für 1,80 einen soliden 0,3L-Becher guten Filterkaffee, und kostenlos weißen und braunen Zucker, Honig, Zimt, Kakaopulver und Milch soviel man will, Refill für 50 Cent, und dabei kostenloses WLAN.

    Habe ich immer gerne genutzt als es hier um die Ecke noch einen Starbucks gab. Warum sollte ich stattdessen anderswo eine mickrige Tasse Kaffee für 1,50€ mit zwei Wegwerf-Zuckerpäckchen ("Honig? Ham wer nich!") kaufen?

  • Vielen Dank für den Artikel. So gerne ich die TAZ unterstütze, so gerne trinke ich ab und an mal einen Kaffee bei Starbucks. Weil er mir sehr gut schmeckt. Für meine Melange habe ich heute morgen €3,45 gezahlt.

  • Ich mag es ja eigentlich ganz gern, wenn ich zum Kaufen eines Kaffees nicht Namen, Alter, Postleitzahl und Schuhgröße angeben muss, selbst wenn ich mir die selbst aussuchen darf..

  • Jo, danke für den Tipp. Ich sammle leidenschaftlich hippe Kampfbegriffe aller Art. „Deadnaming“ passt hervorragend in den Setzkasten in dem ich bereits victim blaming, slutshaming, manspreading, mansplaining, cat-calling, she-bagging, lookism, breadcrumping, microaggression und cultural appropriation aufbeware.

    Gut zu wissen, dass ich dafür nicht erst bei Starbucks in einem 8 Euro teuren Macchiatto suchen muss.

    • @Deep South:

      Schöne Sammlung! Ich hätte noch ein Kleinod für Ihren Setzkasten:

      Gamification

      Ist vielleicht nicht so hipp, aber erschreckend.

  • Sind wir jetzt für oder gegen Klarnamenpflicht?

  • Ja, wie unten PITPIT PAT schon schrieb. Das ist das Positive am Kapitalismus: Geld verdienen als Grund etwas zu ändern.



    Sehe das auch bei anderen Themen wie Umwelt- oder Klimaschutz oder fairen Lebensmitteln. Leider ist man da oft nicht ganz so kreativ, zumindest bisher. Wobei ich gelesen habe dass Starbucks der größte Abnehmer fair gehandelten Kaffees weltweit ist ... das urbane Publikum dankts.

    • @Tom Farmer:

      das Problem ist das die Alternativen zu günstig sind.

      opportunitätskosten und externe Effekte zerstören das Klima und nicht unbedingt der Kapitalismus ansich.

      Unternehmen sind wahnsinnig flink darin Kosten zu reduzieren und neue Wege zu finden, wenn sie müssen. So wird flux die Umwelt gerettet, wenn die alternative teurer gewesen wäre .... und zwar nicht für die Gesellschaft (externer Effekt) sondern den Unternehmer.

      Gleiches gilt für Gewinnpotenzial. Wenn die Kaufkraft da ist und die Nachfrage für etwas findet sich schnell jemand der daraus ein Geschäft macht.

      Starbucks "fairer" Caffe ist so ein Beispiel. Fair in "" weil es eben ein super geschäft ist für 10,20, locker 30 cent mehr für den Caffee 1 Cent an den Bauern abzugeben. Und es ist am Ende tatsächlich ein fairer Preis für die Bohnen. Nur das deren Preis eben auch nur 0.1% der Kosten für den Caffe ausmachen. Das meiste streicht der Vermieter des Ladens ein.

      Und erfinderisch ist man.



      Es gibt längst Bioplastik zum Beispiel aus Hanf. Aber Rohölplastik ist einfach günstiger weil den Schaden die Gesellschaft trägt und Alternativen nicht zum Beispile durch Steuererleichterungen gefördert werden.

  • Und die Moral von der Geschichte:

    Eigentlich ist Kapitalismus gar nicht so scheiße, weil ich mir basalen zwischenmenschlichen Respekt einfach kaufen kann. Z.B. in Form meines Namens auf meiner Hazelnut Hot Chocolate für nur 4,75 Euro.

    Und ich Depp habe früher gedacht, die Würde eines Menschen sei nicht käuflich. Aber sie ist nicht nur veräußerbar, sie ist auch erwerbbar. Und das Angebot bestimmt die Nachfrage.

    Ich nehme einmal Respekt & Würde venti und lactosefrei!

    • @pitpit pat:

      Sie sprechen mir aus der Seele - besser hätte ich esnicht ausdrücken können!