Stadtentwicklungsplan Wohnen in Berlin: Und R2G will doch bauen
Die Landesregierung einigt sich nach wochenlangem Ringen. Nun gibt es einen Kompromiss und vier neue Baugebiete für Wohnungen.
Der nun beschlossene knapp 100-seitige Plan gilt bis 2030 und beschreibt Entwicklungsschwerpunkte und Leitlinien für die mittel- bis langfristige Planung. Er ist kein formelles Instrument wie ein Flächennutzungs- oder ein Bebauungsplan, sondern ein Weg, Ziele strategisch festzuschreiben.
Die koalitionsinterne Auseinandersetzung der vergangenen Wochen war im Kern die Fortsetzung des seit vielen Monaten währenden Konflikts zwischen Regierungschef Müller und Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) über Tempo und Umfang beim Wohnungsbau. „Der Stadtentwicklungsplan ist so beschlossen worden, wie ich ihn eingebracht habe“, stellte Lompscher in der Pressekonferenz nach der Senatssitzung fest. Änderungen an dem Plan hat die SPD allerdings auch nicht angestrebt, sondern eine zusätzliche Festlegung, ob als Protokollnotiz, Anhang oder nun als „Besprechungsunterlage“.
Diese knapp dreieinhalb Seiten enthalten bisherige Beschleunigungsmaßnahmen, heben aber zudem vier weitere Baugebiete in den Rang neuer Stadtquartiere, von denen es bislang 14 gab. Diese Aufwertung soll dafür sorgen, dass dort tatsächlich dringlich geplant und gebaut wird, weil eine Task Force des Senats darauf schaut. Konkret handelt es sich dabei um das lange zwischen Bund und Land umstrittene Dragonerareal (500 Wohnungen), die neue Siemensstadt (2.500) und das Gut Hellersdorf (1.250). Für das vierte neue Quartier Späthsfelde in Treptow nannte Lompscher keine Wohnungszahl.
Bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) und bei CDU und FDP stieß der Senatsbeschluss auf Kritik. Der Plan ist aus IHK-Sicht „eine bunte Zusammenstellung von Maßnahmen und Instrumenten, die den Wohnungsau deutlich erschweren“. CDU-Landeschef Kai Wegner sprach von einem „faulen Kompromiss“, der den Konflikt zwischen Müller und Lompscher nicht löse, sondern nur vertage. Auch FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja sah bloß „einen um koalitionsrettende Kompromisse nachgebesserten Plan“.
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