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Staatsstreich in der ältesten DemokratieTrump schüttelt die Welt

Der US-Präsident wütet sich durch seine ersten Amtswochen. Er greift nach Grönland und Gaza und gibt Elon Musk Zugang zu hochsensiblen Daten.

Ein Kind hört zu, als Trump ein Dekret unterschreibt, das trans Personen vom Frauensport ausschließt Foto: Foto: Alex Brandon/picture alliance

Berlin taz | Meint er das wirklich ernst? Oder muss man das, womit Donald Trump tagtäglich die Welt vor sich hertreibt, weniger ernst nehmen, als es zunächst klingt? Seit dem 20. Januar stellen sich Regierungen, Politikerinnen und politische Beobachter weltweit diese eine große und für die Zukunft von Hunderten Millionen von Menschen entscheidende Frage. Faktisch rede Trump „Bullshit“, sagt die kanadische Journalistin und Buchautorin Laura-Julie Perreault etwa über die Diskussion zu Zöllen und Grenzsicherung in Kanada.

Und trotzdem ist es Trump bitterernst. Er verfolgt ein Ziel, er hat es gesagt, die Einverleibung Kanadas. Nicht als 51. Bundesstaat, vermutet Perreault: „Nein, das wären ja 40 Millionen Menschen, die größtenteils progressiv sind, wie ein zweites Kalifornien, für ihn ein politischer Albtraum.“ Die Kanadierin glaubt, dass es Trump um Unterwerfung geht: „Erst will er uns ökonomisch in die Knie zwingen und dann behandeln wie Puerto Rico“, als fügsames assoziiertes Land.

Seit weniger als einem Monat regiert Donald Trump nun, er feuert in einer Geschwindigkeit Dekrete ab, mit der keine politische Opposition Schritt halten kann, keine Öffentlichkeit und keine Gerichtsbarkeit. Er zertrümmert per Unterschrift staatliche Behörden und zeigt, wie unkaschierter Neo-Imperialismus aussieht. Grönland? Annektieren, die USA um eine Nord-West-Atlantik-Passage erweitern und natürlich um wertvolle Bodenschätze. Panama? Den USA eine südliche Ost-West-Handelsroute sichern und die Chinesen kontrollieren. Der Golf von Mexiko? Hat Google auf Trumps Forderung hin für US-Nutzer und -Nutzerinnen bereits in Golf von Amerika umbenannt. Und schließlich Gaza, das bald die USA besitzen werde.

Als der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Washington neben ihm stand, hat Trump zuletzt ein vielversprechendes Immobilien-Entwicklungsprojekt vorgestellt: die „Riviera des Nahen Ostens“. Man müsse nur zwei Millionen Menschen, die ohnehin nicht in ihre zerbombten Häuser zurückkehren können, in neue Wohnungen anderswo umsiedeln. Die USA würden den Gazastreifen übernehmen und die Menschen aus Gaza würden sich darüber freuen. „Man sollte wirklich hochwertige Wohnungen bauen, eine schöne Stadt, einen Ort, an dem sie leben können und nicht sterben müssen, denn Gaza ist eine Garantie dafür, dass sie sterben werden.“

wochentaz

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Es begann mit einem Clown

Der Vorschlag ist so irrsinnig, dass man ihn einfach nicht ernst nehmen kann. Oder doch? Trump verändert die Spielregeln, innerhalb von Tagen hat er die internationale Gemeinschaft unter einen Handlungsdruck gesetzt wie kein Politiker vor ihm. Wie bisher im Modus des Abwartens zu verharren, ist für die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) jetzt keine Option mehr. Das Westjordan­land könnte das nächste Immobilienprojekt werden. Die PA, die in Gaza dominierende Hamas, aber auch die arabischen Staaten, in die Trump die Menschen aus Gaza immerhin vertreiben möchte, werden Angebote machen müssen, um das Schlimmste zu verhindern. Unter diesem Druck könnten sie den Plan, einen palästinensischen Staat neben Israel zu errichten, (bis auf Weiteres) aufgeben. Das wäre das Ende der Zwei-Staaten-Lösung. Doch in der Welt der Evangelikalen Christen in den USA und der radikalen Rechten in Israel entsteht am Horizont schon die Vision eines Groß-Israels, ganz ohne Palästinenser, samt „Riviera des Nahen Ostens“.

Mittlerweile formt sich eine Sicht auf Trump, die man wohl als Nicht-wörtlich-aber-ernst-nehmen bezeichnen könnte. „Dieser Mann ist ein Schauspieler in einem globalen Theater“, kommentierte Shlomo Ben-Ami, früherer israelischer Außenminister und Historiker im US-Rundfunk NPR, „und das ist seine Taktik: er spielt groß auf, lenkt die Aufmerksamkeit der Welt auf das, was er sagt, bringt seine Rivalen aus dem Gleichgewicht, und am Ende wird etwas passieren, das in seinem Sinne ist.“

Die Betrachtung des US-Präsidenten hat über die Jahre seit 2015 verschiedene Phasen durchlaufen. Erst war da Trump, der Clown. Man konnte über ihn lachen, seine Aussagen nahm niemand so recht ernst. In der zweiten Phase war es mit dem Spaß vorbei. Man sah den rücksichtslosen Geschäftsmann, der zu viel fordert, um den Gegenüber vor sich her zu treiben. Bei Phase drei ist jetzt Shlomo Ben-Ami angelangt: Er sieht einen Staatsmann, der die Welt schüttelt, um zu sehen, welche Früchte er ernten kann. Die Frage ist, ob es bald eine vierte Phase gibt, in der es auch global gesehen keine Partner, sondern nur noch unterworfene Nationen gibt.

Von der Ukraine forderte Trump vor wenigen Tagen eine Vereinbarung zur Lieferung Seltener Erden im Tausch gegen US-Hilfen im Krieg gegen Russland. Seltene Erden, die für Smartphones und andere Elektronik gebraucht und bisher vor allem in China gefördert werden. Früher hätte man darüber vielleicht gelacht. Bis vor Kurzem hätte man sich Gedanken gemacht, was Trump damit eigentlich erreichen will. Jetzt scheint klar: Trump will Seltene Erden. Und er ist bereit, das um jeden Preis durchzusetzen.

Er meint es ernst

In den USA stehen zwischen Trump und der Umsetzung seiner verrückten, ernsten Forderungen nur noch ein paar Gerichte. Am Donnerstagabend lief eine Frist aus, die das Weiße Haus gesetzt hatte. Bis dahin sollten sich zwei Millionen Angestellte, alle Bundesbediensteten jenseits von Pentagon, Post und Polizei, entscheiden, ob sie eine Abfindung annehmen wollten. Es wurde schnell dagegen geklagt. Doch einer Mail entnahmen die Angestellten, wie es künftig an ihren Arbeitsplätzen zugehen sollte. „Verschärfte Verhaltensstandards“ würden angewandt, um sicherzustellen, dass die Arbeitnehmer „zuverlässig, loyal und vertrauenswürdig“ seien. Ja, Donald Trump zerschlägt den unter Liberalismusverdacht stehenden Beamtenapparat, ganz wie es in der Regierungsblaupause „Project 2025“ vorgesehen war. Jeder, der in Washington arbeitet, soll nach Hause gehen.

Die US-Entwicklungshilfeagentur USAID wird nach Ansicht des US-Präsidenten von „radikalen Verrückten“ geführt, Elon Musk nennt die Behörde ein „Schlangennest von linksradikalen Marxisten, die Amerika hassen“. Deshalb werden auch Zuverlässigkeit, Loyalität und Vertrauenswürdigkeit den 10.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen von USAID nicht helfen. Trump hat gerade alle Gelder temporär gestoppt und die Mitarbeitenden im Ausland mit einer Frist von 30 Tagen zurück in die USA beordert. Künftig sollen nur noch 300 Menschen für USAID arbeiten.

Natürlich ist das ein Staatsstreich, so Historiker Timothy Snyder. Wenn man ihn nicht zügig als solchen erkenne, werde er auch gelingen

Donald Trump hat das Staatsbürgerschaftsrecht geändert. Er hat gerade Sanktionen gegen den Internationalen Strafgerichtshof angeordnet. Er ist wieder aus der Weltgesundheitsorganisation ausgetreten und erneut aus dem Pariser Klimaabkommen. Trump ließ 30 Staatsanwälte feuern, weil sie an den Ermittlungen zum Umsturzversuch am Kapitol beteiligt waren. Tausende von FBI-Beamten mussten in langen Fragebögen ihre Rolle bei den Ermittlungen offenlegen. Und einem temporären Angestellten der Regierung, so ist Musks offizieller Status, hat Trump vollen Zugriff auf das Auszahlungssystem des Finanzministeriums gewährt. Damit hat Musk, der reichste und vielleicht auch gefährlichste Mann der Welt, Zugriff auf ein System, das sensible persönliche Daten von Millionen Menschen enthält.

Er meint es also ernst. Aber wie ernst steht es um die älteste Demokratie der Welt? „Natürlich ist das ein Staatsstreich“, schreibt der Historiker Timothy Snyder. Und wenn man ihn nicht zügig als solchen erkenne, warnt er, werde dieser auch gelingen.

Der erste Tag ist angebrochen

Historisch hätten Staatsstreiche so ausgesehen: „Das Zentrum der Macht war ein physischer Ort. Es zu besetzen und die Amtsinhaber zu vertreiben, bedeutete, die Kontrolle zu übernehmen.“ Wenn heute eine Gruppe bewaffneter Männer mit merkwürdigen Symbolen – etwa „zehn Tesla-Cybertrucks in Tarnfarben und mit einem riesigen X auf jedem Dach“ – Regierungsgebäude stürmten, würden die Amerikaner dies als Putschversuch erkennen. Aber wenn nun ein paar Dutzend junge Männer von Regierungsbüro zu Regierungsbüro gingen, in Zivil gekleidet und nur mit Festplatten bewaffnet, sich mit vagen Hinweisen auf Befehle von oben Zugang zu den Computersystemen verschafften, „ihrem Obersten Führer“ Zugang zu Informationen und Zugriff auf alle staatlichen Zahlungen ermöglichten, dann sei dies ein moderner Staatsstreich, der möglicherweise nicht erkannt würde.

Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen, macht es vielleicht Sinn, Donald Trump selbst sprechen zu lassen. Im Dezember 2023 war er zu Gast bei seinem Buddy, dem Fox-News-Moderator Sean Hannity. „Du willst kein Diktator sein, oder“, fragte ihn Hannity. „Nein, nein, nein“, erwiderte Trump. „Außer am ersten Tag“.

Der erste Tag ist angebrochen. Noch ist nicht absehbar, wann er endet.

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32 Kommentare

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  • Es gab nie eine echte Demokratie in den USA. Von Anfang an waren und sind indigene Bewohner*innen in ihren Rechten beschränkt. Auch Schwarze, Chinesen, Hispanos haben bis heute nicht den vollen demokratischen Schutz, der ihnen theoretisch zustünde. Allein und ausschließlich haben Weiße die Vorteile dieser Staatsform in Anspruch nehmen können - soweit sie wirtschaftlich stark genug waren/sind das auch eizufordern. Und die "älteste" Demokratie ist das schon gar nicht....

  • taz: *Faktisch rede Trump „Bullshit“, sagt die kanadische Journalistin und Buchautorin Laura-Julie Perreault ...*

    Das ist ja nun keine neue Erkenntnis, denn das weiß man ja schon seit Trumps erster Amtszeit. Anscheinend leben wir aber in einer Zeit, wo die Bürger so etwas ganz toll finden.

  • Trump meint es also ernst, er will sein „Ding“ durchziehen. Und reichen die vier Jahre Legislatur nicht aus, keine Sorge, dann kann er den Notstand ausrufen, die US-Verfassung aussetzen, sich zum Präsidenten auf Lebenszeit ernennen etc.pp.



    Glaubt jemand, das alles könne er dann nicht, angesichts des Tempos, das er jetzt schon hinlegt?

  • Echt Empfehlenswert :



    " Hybris und Nemesis "



    Wie uns die Entziwilisierung von Macht in den Abgrund führt.



    Von Prof. Reiner Mausfeld

    Lassen wir es nicht soweit kommen.

  • Also ist davon auszugehen, dass Trump weiß, dass seine Ankündigungen und Forderungen gaga sind und sich dahinter die Etablierung einer Tech-Plutokratie mit den gängigen Komponenten wie Rassismus, Klassismus, Umweltzerstörung und Religionsnebelkerzen verbirgt. Auf die Schnauze fallen wird diese Administration trotzdem über kurz oder lang.

    • @aujau:

      Wäre mir da nicht so sicher. Okay, er kann es auf die Spitze treiben, alles auf eine Karte setzen, um sein Projekt (von Ihnen zutreffend als Technik-Plutokratie analysiert) zu verwirklichen … dass er dabei auf Eskalation, ja sogar auf Show-Down setzt - national wie global - hat er mittlerweile doch hinreichend bewiesen.



      Und es gibt inzwischen genug internationale Player, die seine Agenda unterstützen (Milei, die erstarkte europäische Rechte) oder von ihr direkt oder indirekt profitieren (Putin, Netanyahu, Erdogan etc.). Die Welt hat sich seit 2021 nicht zum Besseren gewandelt.



      Halten in den nächsten vier Jahren die Leitplanken der Demokratie, in den USA wie international? Darauf kommt es jetzt an.

      • @Abdurchdiemitte:

        Trump hat weder für die zu erwartende Verarmung eines Großteils der US- Bevölkerung noch für die zu erwartenden Umweltkatastrophen eine tragfähige Antwort. Zusätzlich schrotet er gerade die Verwaltung. Time will tell.

        • @aujau:

          Ich denke, wir sind uns einig, dass es sich bei Trumps Plänen bzw. den ihnen zugrundeliegenden Strategien des „Project 2025“ um dystopische Vorstellungen handelt.



          Wer meint, mit dem „Recht des Stärkeren“ agieren und jegliche internationale Ordnung mit Füßen treten zu können - wie übrigens auch Trumps Buddy Netanyahu in Israel -, muss sich nicht über den Gegenwind derjenigen wundern, die im Grunde nach dem selben Prinzip handeln (Putin, Xi, Iran usw.).



          Das kann zu einem Weltenbrand führen, der die gesamte Menschheit in den Abgrund reißt. Die Gefahr halte ich für real.

    • @aujau:

      " Auf die Schnauze fallen wird diese Administration trotzdem über kurz oder lang."



      Ich befürchte, und hoffe gleichzeitig auf ein Wunder, dass das in den USA lange, sehr lange dauern wird.

      • @LeKikerikrit:

        Die Präsidentschaft Trump soll sich lange halten? Die armen Amis.

  • Erschreckend ist vor allem, dass kaum öffentlicher Widerstand erkennbar ist. Dass Trump/Musk eine offen rassistische Politik umsetzen sollte inzwischen für jede:n erkennbar sein, zumal nichts von dem überraschend kommt.



    Wir erleben gerade, wie eine mafiöse Gruppe mutmaßlich sehr reicher Männer einen Staat auf eine Art und Weise übernimmt, die vor neun Jahren die Wenigsten für möglich gehalten hätten.



    Schaut man sich die Unterstützung aus den USA für rechtsextreme Gruppierungen in Europa an, sollten wir mehr den ja auf der Hut sein. Parteien wie die Union oder die FDP, dass hat sich in der vergangenen Woche gezeigt, fallen als Verteidiger der liberalen Demokratie zumindest in Teilen aus.

  • Es begann mit einem ❗Clown und endet mit einem Joker❓



    www.fr.de/meinung/...kers-93523561.html

  • MAGA. Das ist sein Ziel. Er hat NIE einen Hehl daraus gemacht. Und Linke weltweit haben ihn nie für voll genommen. Anders ist dieser Artikel nicht zu erklären.



    "Ej der meint das ja wirklich ernst"🤯



    Ja🤷‍♂️



    Was wäre er auch für ein Politiker wenn er Wein predigen, aber nur Wasser ausschenken würde?



    Zynische aber ernst gemeinte Antwort: ein Linker😉



    Und genau DESWEGEN werden Trump, Kickl, Meloni, Merz und Weidel gewählt. Denn es ist eben KEIN Staatsstreich, da widerspreche ich dem Artikel. ALLE sind sie frei gewählt. ALLE sagen sie vorher frei heraus was sie vorhaben.



    Und die Wähler sehnen sich danach. Nach alter wirtschaftlicher Stärke, nach alter Hegemonie.



    Linke haben weltweit Fortschritt versprochen, tatsächlich ging es aber finanziell bergab.



    Denn linke Ideen klappen nur wenn wir etwas abgeben, weil es gibt zu wenig Erde 🌏 für 8,3 Milliarden. Zu wenig Rohstoffe, zu wenig CO2-Budget.



    Sehr viele wollen aber nicht teilen, sondern ihren Status behalten.



    "Mein Haus und mein Standard soll bleiben"



    Meinen Kindern soll es einmal besser gehen = ein Mehr. Dieses Versprechen ist aber nur noch mit rechtem Egoismus haltbar.



    Darauf haben Linke keinen Konter. Das ist physikalisch unmöglich.

    • @Farang:

      Dass sie frei gewählt wurden heißt nicht, dass sie nicht anschließend einen kalten Putsch durchführen können. Hitler ist auch ganz legal zum Reichskanzler ernannt worden und hat dann ratzfatz nach dem Reichstagsbrand in ein paar Monaten - formaljuristisch ebenfalls ganz legal - die Weimarer Republik abgeschafft. (Zugegeben, er wurde nicht gewählt, aber bei der nächsten Reichspräsidentenwahl - die ja wohl bald gekommen wäre - hätte er auch dafür gute Chancen gehabt; die NSDAP war ja längst stärkste Kraft.)

    • @Farang:

      Abgesehen vom doch arg pessimistischen (resignativen?) Tonfalls Ihres Posts würde ich Ihnen bis etwa zur zweiten Hälfte Ihres Kommentars sogar zustimmen.



      Ihr Versuch, dann aber die Verantwortung für die globale Misere einzig der Linken zuzuschreiben, macht’s aus meiner Sicht dann aber doch etwas hanebüchen.



      Es ist immer noch die kapitalistische Ökonomie - vom Neoliberalismus ideologisch beweihräuchert -, die die Menschheit in die globale Polykrise geführt hat.



      Durch das Wegbrechen der Systemalternative seit 1989 - paradoxerweise, denn die freiheitliche, emanzipatorische Linke konnte den „realen“ Ostblock-Sozialismus NIE als erstrebenswerten Gegenentwurf zum real existierenden Kapitalismus akzeptieren (hingegen gut mit der inzwischen von Neoliberalen erfolgreich geschliffenen sozialen Marktwirtschaft leben, als gesellschaftspolitischer Konsens der alten Bonner Republik) - hat sich die Lage der Menschheit und der Zustand des Planeten nicht zum Besseren gewandelt, anders als von Fukuyama noch euphorisch als weltweiter Siegeszug der liberalen Demokratie euphorisch prognostiziert.



      Wo meinen Sie denn, wo wir heute stehen?

  • Eines muss man dem Orange Putin lassen: Er macht alles wahr, was antiamerikanische Linke seit je schwarz ausgemalt haben. Es wird immer leichter, Amerika zu hassen...

  • Amerika, das war einmal...

  • Ich möchte einfach nur einmal wissen, was die Republikaner selbst dazu sagen. Führen sie jetzt Freudentänze auf oder fehlt ihnen der Mut, dem Fiasko ins Auge zu sehen, das sie zu verantworten haben?

    • @noevil:

      Erstmal machen sie mit, weil sie denken, dass das alles Arbeitsplätze bringt. Das wird aber nicht aufgehen. Dort überschätzen sich gerade ein paar Milliardäre. In Deutschland ist die AfD zweitstärkste Kraft nach Umfragen und wird die CDU noch weiter verdrängen. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass uns die Superreichen nicht brauchen und ihr Spiel mit uns spielen. Wir werden dem nichts entgegensetzen. Die Medien sind in den USA bereits gleichgeschaltet, da in der Hand der Milliardäre. Ebenso die sozialen Netzwerke. Da versucht so mancher, mitzumachen. Wenn die AfD erstmal eine:n Kultusminister:in stellt, dann werden die Lehrkräfte zu 80% kuschen. Wir Menschen sind so, und sie wissen es. Die FDP wird kuschen, die Konzernlenker. Hatten wir doch schon alles. Nur für die USA ist es eine neue Erfahrung, wenn man davon absieht, dass sie es aus Europa kennen.

    • @noevil:

      Das kannst du erfahren - zum Beispiel auf X. Der Wunsch etwa, dass Elon Musk eine wichtige Rolle spielt, ist unter Republikanern von knapp 50% im November auf unter 30% heute geschrumpft. Die Auflösung des CFPB stößt auf Unverständnis. Die Maßnahmen an der Grenze zu Mexiko werden weithin begrüßt. Das Bild ist uneinheitlich.

    • @noevil:

      Republikaner und Demokraten leben in 2 verschiedenen Welten.

      Laut Fox News macht Trump ja einen noch großartigeren Job, als man erwartet hatte.

      Das was Fox berichtet, das glauben die meisten Wähler der Republikaner.

      Also Freudentänze.

      Der Mut fehlt vor allem den Politikern der Demokraten...ein Teil kooperiert gar mit Trump...

      Oder meinen Sie die republikanischen Politiker? Da werden Sie nie erfahren können, was die denken. Weil jeder an sich selbst denkt und Donalds Speichel leckt. Der Abbau vom Staat, Steuersenkungen, der Kampf gegen Andersdenkende + Ausländer+ Trans-Rechte+ Abtreibung und die persönliche Bereicherung sind ja Zentrale Elemente bei den Republikanern (letzteres auch bei den meisten Demokraten). Also auch eher Freudentänze.

      Es wird sicher Ausnahmen geben auch bei den Republikanern, aber denen fehlt der Mut.

  • Auch wenn es weh tut: Chiao USA.



    Von Trump wird sich die USA in den nächsten Jahrhunderten nicht erholen. Zu stark war und ist dieses MAGA in der US-amerikanischen Psyche verankert.

  • Hitler ist zu lange nicht ernst genommen worden. Putin ebenfalls. Ja, das meiste, was aus Trumps Mund kommt, Bullshit. Das ist Absicht. In all dem Chaos und Empörung findet im Hintergrund, von vielen noch unbemerkt, ein Staatsstreich statt. Ohne Waffen, aber mit viel Geld und Erpressung. Ich habe es woanders schon mal geschrieben: Trump und noch mehr Elon Musk sind eine größere Gefahr als Putin. Und ja, man muss Trump ernst nehmen!

    • @Minelle:

      Stimmt genau.

    • @Minelle:

      .. und Steve Bannon, dessen Vorher- und Aussagen mir seit Trumps erster - und vergleichsweise noch harmloser - Amtszeit immer wieder Albträume und schlaflose Nächte bescheren. Er hat bereits damals und mit Breitbart genüsslich seine Ankündigungen verbreitet.

      Und es ist noch schlimmer gekommen als befürchtet. Diese Bündelung schlimmer und mächtiger Kräfte ist mehr als gefährlich. Dennoch werden auch hier in der EU mehr und mehr Stimmen laut, die mit solchen Mächten liebäugeln und ihnen hinterher hecheln. Das ist unsere aktuelle Gefahr hierzulande!

  • Dekrete versus Gerichte



    Noch sind fast alles Dekrete, welche Gerichte via "einstweiliger Verfügung" teilweise blockieren können. Doch bald werden es auch Beschlüsse im Repräsentantenhaus und Senat sein, wo der Widerspruch schwerer möglich ist. Und wenn, landet es im höchsten Gericht, dem Supreme Cort. Genau diesen aber hat Trump schon in der letzten Amtszeit so besetzt, dass die Urteile vorhersehbar sind.



    Letztlich muss man feststellen, dass er alle Hebel der Macht in seinen Händen hält und das mach ihn echt gefährlich.

  • Schön, dass die taz nun auch mal das eigentliche "Problem" der "Trump-Musk-Regierung" als solches thematisiert und benennt - das Schleifen der Demokratie. Die Methode so viel Staub aufzuwirbeln, dass die beiden im Dunst dahinter ihr "eigentliches Werk" so weit vorantreiben können, dass es nicht mehr rückholbar ist, hat bisher ausgesprochen gut funktioniert. Sogar das Wording wird (nicht nur von den deutschen Medien) fröhlich übernommen.

  • Es gab ja immer noch Leute die gesagt haben so schlimm wird es nicht. Die Welt wie wir sie kannten löst sich gerade auf und wir stehen erst am Anfang, wir begreifen auch noch nicht wirklich



    was da passiert und welche Konsequenzen das für uns hat.

    • @Captain Hornblower:

      "Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch. Und ich freue mich drauf!“

      Mal gefällt's, mal nicht so.

  • Ich verstehe einfach nicht, was die Verhältnisse in den USA je mit einer Demokratie zu tun hatte und hat!



    - 2 Parteiensystem, dass sich über viel Geld von außen finanziert wird



    - Todesstrasse



    - fragwürdiger Zusammenschluss der Bundesstaaten - mindestens in einem Fall 1 Bundesstaat annektiert



    - Richter sind nicht immer neutral



    - extreme Spaltung der Gesellschaft



    - kein Mutterschutz



    - Rassismus



    - Unterdrückung indigener Völker



    - extremer Unterschied zwischen Arm und Reich



    - seit vielen Jahren entstehende Oligarchie



    - Straftäter können Präsident werden



    - usw. usw.

  • Was wohl die Evangelikalen über Trump denken, wenn enes der größten Projekte "christliche Nächstenliebe" - USAID - gestrichen wird und WorldVision, die weltweite größte zivile und gleichzeitig auch evangelikale Hilfsorganisation, das ausbaden muss, was ihr Lieblingspräsident gerade wieder verzapft .

    • @Rudolf Fissner:

      Die Evangelikalen halten im Prinzip gar nichts von Trump, im Gegenteil: eigentlich verachten sie ihn ob seiner Lebensweise.



      Aber er setzt ihr Lieblingsprojekt durch: Abtreibungsverbot wo und wie es auch immer geht.