Sportswashing von Rheinmetall: Borussia Dortmund rüstet auf
Die Borussia Dortmund AG und ihr Vorstandsvorsitzender Watzke verbrämen den Deal mit der Rüstungsindustrie als „Rettung der Demokratie“. Geht's noch?
W as könnte einem Rüstungskonzern, der verstärkt nach internationaler Wahrnehmung strebt, denn Besseres passieren? Borussia Dortmund verkündet nur wenige Tage vor dem Champions-League-Finale gegen Real Madrid, dem wichtigsten Fußballspiel des Vereins im letzten Jahrzehnt, eine Sponsorenpartnerschaft mit dem Unternehmen Rheinmetall.
Ein besseres Timing, um den Teppich auf die Fußballbühne ausgerollt zu bekommen, kann es nicht geben. Und staatstragender hätte die Begründung vom BVB-Vorstandsvorsitzenden Hans-Joachim Watzke kaum ausfallen können. „Sicherheit und Verteidigung sind elementare Eckpfeiler unserer Demokratie. Deshalb halten wir es für die richtige Entscheidung, uns sehr intensiv damit zu beschäftigen, wie wir diese Eckpfeiler schützen.“ Gerade in der aktuellen europäischen Lage sei das wichtig. Dass der Verein sich seine große Sorge um diese Eckpfeiler in den nächsten drei Jahren mit einem hohen einstelligen Millionenbetrag pro Saison vergüten lässt, vergaß Watzke an dieser Stelle zu erwähnen.
Erinnern könnte man ebenso daran, dass es sich bei Rheinmetall um ein Unternehmen handelt, dessen Geschäftsgrundlage eben nicht darauf beruht, Demokratien wehrhaft zu machen. Russland war über viele Jahre ein guter Kunde und profitiert noch heute davon. Große Deals mit Saudi-Arabien wickelt der Konzern über Tochtergesellschaften ab, um nicht von der Genehmigungspolitik der Bundesregierung für Rüstungsexporte abhängig zu sein. Es ließen sich etliche weitere schmutzige Geschäfte mit dem Tod aufzählen.
Indem Watzke eine Partnerschaft mit diesem profitorientierten Unternehmen zu einer Dienstleistung für unsere Demokratie hochstilisiert, öffnet er dem Sportswashing, also dem Bestreben, mit Hilfe des Sports sich eine gute Reputation zu verschaffen, Tür und Tor.
Dass derlei Geschäfte unter dem Label „Zeitenwende“ von den eigenen Fans akzeptiert werden, kann nach den ersten massiven Reaktionen der Ablehnung als krasse Fehleinschätzung eingestuft werden. Die anstehende Debatte hätte man besser vor der Entscheidung geführt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Olaf Scholz’ erfolglose Ukrainepolitik
Friedenskanzler? Wäre schön gewesen!
Rücktrittsforderungen gegen Lindner
Der FDP-Chef wünscht sich Disruption
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht