Sondierungsgespräche in Bremen: Nur wer lieb ist, koaliert
Nach der Bürgerschaftswahl in Bremen starten die Sondierungsgespräche. Rein rechnerisch sind zwei Dreierbündnisse möglich.
Montag werden zunächst Schwarz-Grün-Gelb, Dienstag wohl Rot-Grün-Rot zusammensitzen, um zu checken, ob ein Dreierbündnis funktionieren kann. Also nicht rechnerisch, denn da reicht es immer, die eine Koalition hätte 45, die andere 49 von 83 Bürgerschaftssitzen, sondern eher inhaltlich. Vor allem bei den Grünen geht es um Befindlichkeiten: In den vergangenen vier Jahren und im Wahlkampf hatte man sich von der SPD und den Linken gedisst gefühlt, und das mag man nicht leiden.
Souverän ist halt, wer’s sich leisten kann, zimperlich zu sein. Und das sind dieses Mal die Grünen. Was auch daran liegt, dass die SPD, mit 24,94 Prozent zweite Kraft hinter der CDU (26,66), schon Anfang Mai im Wahlkampf kategorisch ausgeschlossen hatte, als Juniorpartner in eine Große Koalition einzutreten. Der große Partner wären, trotz der im Bundesvergleich eher mageren 17,42 Prozent, die Grünen.
Rabatz nicht ausgeschlossen
Die haben offen gelassen, wohin die Reise gehen soll. Manche haben das bereits als halbe Absage an eine Partnerschaft mit SPD und Linken gedeutet, mit denen die Grünen ausweislich der Programme je nach Auswertung zwischen 65 und 85 Prozent Übereinstimmung hatten – während sie mit der FDP, die in vielen Forderungen der AfD nahe kommt, nicht einmal auf einen ermittelbaren Konsens von über 30 Prozent gekommen wären. Viel spricht dafür, dass Rot-Rot-Grün von der Parteibasis wohl begrüßt würde.
Da der grüne Landesverband eher als links gilt und viele Linksgrüne es schon voll fies fanden, dass die taz in der Urwahl von Maike Schaefer zur Spitzenkandidatin ein Signal in Richtung Jamaika erkannt hatte, wäre hingegen am Donnerstag mit Rabatz zu rechnen, sollte der Landesvorstand den Pakt mit den anderen zwei Parteien, die in den reichen Stadtteilen unangefochten vorn liegen, vorschlagen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten