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Solidarität mit der GlaubensgemeinschaftMeine Kirche, deine Kirche

Kommentar von Cindy Adjei

Man kann starke Kritik an der Kirche üben und trotzdem mit ihr solidarisch sein. Für viele Menschen sind Gemeinden Orte der Geborgenheit.

Kirche leistet einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft: Kreuz auf Kirchendach in Siegen Foto: Rene Traut/imago

S obald Menschen erfahren, dass ich evangelisch bin, stellen sie mir viele Fragen. Oft fällt folgender Satz: „Alleine wegen der Kirchensteuer würde ich austreten.“ Ich nutze diese Gespräche, um meine eigene Stellung zur christlichen Institution immer wieder zu reflektieren. Meine Position ist ziemlich kompliziert: Ich habe schon immer an Gott geglaubt.

Für meine Eltern ist Religion etwas sehr Privates, in die Kirche gingen wir nur sehr selten. Mich faszinierte besonders die komplexe Geschichte und letztendlich auch die Frauenfiguren: Jeanne d’Arc, Maria Magdalena oder auch Esther weckten mein Interesse schon sehr früh.

Zudem hat es nicht geschadet, dass ich das seltene Glück hatte, eine ausgezeichnete Religionslehrerin zu haben. Trotzdem baute ich erst mit meiner Konfirmation eine Verbindung zur Kirche auf. Selbst diese besuchte ich weniger aus Überzeugung, ich wollte dort eigentlich nur mehr Zeit mit meiner besten Freundin verbringen.

Mit der Zeit fand ich jedoch Interesse am Gespräch mit dem Pfarrer, der sich gerne meinen kritischen Fragen stellte und mich ermutigte, diese Einstellung zu behalten. Er reagierte stets verständnisvoll und interessiert. Wider meine Erwartungen wurde ich für meine kritische Position nicht verurteilt. Die folgenden Jahre verbrachte ich damit, eine passende Gemeinde zu finden.

Viele einsame ältere Menschen

Ich besuchte verschiedene evangelische Gemeinden und stellte fest, dass keine zu mir passte. Nach der Schule studierte ich aus Zufall Evangelische Theologie (für gerade mal zwei Semester, die Sprachkurse brachen mir beinahe das Genick. Chapeau an alle Theolog*innen!) Dort lernte ich, dass Glaube sehr komplex ist und man auf bestimmte Fragen nie die richtige Antwort findet. Letztendlich sagt das Wort „Glaube“ schon aus, dass es keine Sicherheit für die Existenz einer höheren Macht gibt, uns bleibt deshalb nur, nach bestem Gewissen eine eigene Position zur Religion zu finden.

Eine meiner Positionen ist, dass ich persönlich keinen Bezug zur kirchlichen Institution habe, da ich mit einem starken Familien- und Freundeskreis gesegnet bin. Ich habe meine eigene kleine Gemeinde, die mich auffängt und unterstützt. Leider haben viele Menschen in Deutschland diese Gemeinde nicht: In Süd-Neukölln, wo ich geboren und aufgewachsen bin, gibt es viele einsame ältere Menschen.

Die Kirche bietet ihnen einen Ort, an dem sie Geborgenheit finden und soziale Beziehungen pflegen können. Hinzu kommt, dass viele gemeinnützige Organisationen, Kindergärten und Jugendräume von der Kirche gestellt werden. Diese Einrichtungen sind unentbehrlich und trotzdem zu knapp. Solange unsere Regierung keine Strukturen aufbaut, in der die Kirche nicht mehr für ein sicheres soziales Netzwerk notwendig ist, bleibe ich solidarisch und unterstütze sie. Bei aller Kritik, die durchaus berechtigt ist, dürfen wir nicht vergessen, was viele lokale Mit­ar­bei­te­r*in­nen der Kirche jeden Tag für unsere Gesellschaft leisten.

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22 Kommentare

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  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - merkt an:





    Klimb Klimb. Auf zum Olymp,



    höher hinauf. Schnauf.



    Kragen total duchweicht, endlich erreicht.



    Glückauf! (J.R.)







    "Und ich sehe, dass wir nichts wissen können,



    das will mir schier das Herz verbrennen..."



    ("Faust" by JWvG)







    Als Gott vom vielen Schöpfen ganz erschöpft war, schuf er am achten Tage die Evolution. Die Folgen sind bekannt.



    taz.de/Fehlende-So...bb_message_4124083







    unterm—— Var.1



    “Am 8. Tag schuf er Harley-Davidson!“



    ”Da hat er wohl‘n schlechten Tach gehabt - wa?!“ Werner Bröselsen - 🙀 -

  • "Hinzu kommt, dass viele gemeinnützige Organisationen, Kindergärten und Jugendräume von der Kirche gestellt werden. Diese Einrichtungen sind unentbehrlich und trotzdem zu knapp. Solange unsere Regierung keine Strukturen aufbaut, in der die Kirche nicht mehr für ein sicheres soziales Netzwerk notwendig ist, bleibe ich solidarisch und unterstütze sie. Bei aller Kritik, die durchaus berechtigt ist, dürfen wir nicht vergessen, was viele lokale Mit­ar­bei­te­r*in­nen der Kirche jeden Tag für unsere Gesellschaft leisten."



    Dann zähle ich Kritik an dieser Stelle doch mal explizit auf:



    # Zwang Kirchenmitglied zu sein, um bei einen kirchlichen Träger zu arbeiten.



    # Kindesmissbrauch und dessen Vertuschung



    # die Kirchen kriegen für ihre Einrichtungen Geld vom Staat.



    # Caritas lehnt einen allgemeinverbindlichen Branchentarifvertrag für die Pflege ab



    # ...

    • @Uranus:

      Faktencheck

      * Kindesmissbrauch und Vertuschung hat man bei allen Organisationen die mit Kindern zu tun haben. Sportvereine, Heime, Schulen ... Die Kirche ist die einzige Organisation, die das aktiv breit angeht.

      * Gemeinnützige Organisationen bekannt immer auch Geld vom Staat. Nur kalte anarcho-kapitalistische Personen wollen dass der Staat aus der Unterstützung gemeinnütziger Organisationen heraus hält.

      * Natürlich lehnt die gemeinnützige Caritas den miesen von Verdi mit der Privatwirtschaft ausgehandelten Vertrag ab. Er gefährdet die im höheren Löhne in der Pflege, die bei der Caritas gezahlt werden. Noch werden diese von den Krankenkassen mit getragen. Ein mit beschlossener Tarifvertrag mach geringere(!!!) Löhne in der Pflege zum Standard auch für die Kassen, obwohl höhere, wie ja die Caritas zeigt, möglich sind. Zustimmung gefährdet Löhne und blockiert höhere bei den Privaten.

      * Das es notwendig sei Kirchenmitglied zu sein stimmt auch nicht. Verdi verstieg sich März 2019 zu der gewagten These "dass in den meisten Einrichtungen die Mehrheit der Beschäftigten längst nicht mehr Mitglied der Kirche ist."

    • @Uranus:

      Den Zwang Kirchenmitglied zu sein kann ich nicht bestätigen.

      Natürlich bekommen z.B. Schulen unter kirchlicher Trägerschaft Geld vom Staat. Ist für den Staat immer noch günstiger als selbst eine Schule zu betreiben. Das ist aber bekannt.

      Bei Ablehnung eines Branchentarifvertrages ist Caritas nicht alleine.

      Kindesmissbrauch: da haben sie 100% recht.

  • May be (auch FAQ). But.

    Mal eine eine kleine Frage - wa!



    Nix gegen das Abarbeiten klerikaler Kalender. Aber isses mit dieser - fast Flut von Beiträgen - vor allem zu diesemn schwer in Mißkredit geratenen Klitschen nicht etwas sehr viel & genug bi lütten?! Newahr. Klerikalismus pur!

    Die Gebetshütten stehen doch zu über 90% leer - viele - weil sichs nicht lohnt -zu teuer etc zum Verkauf!!



    Es ist rührend mitzubekommen - wie sich plitsche Soutanistas - sorry - den Arsch aufreißen - Himmel&Hölle in Bewegung setzten - bloß daß doch gerade ihre Hütte so eine besondere Wärmehalle ist. Gellewelle&Wollnich¿!



    Normal.

    kurz - Ausgerechnet das selbsternannte “linke Portal“ taz - bietet diesen Verwaltern & Fürsprechern van deart Rotten Ships - eine komplett unangemessen breite Bühne. Gellewelle.



    Nich to glöben & Rein tonn katolsch warrn! - 👹 -



    kurz2 - Bayernkurier Immergriiens •

    • @Lowandorder:

      Aber sowas von! Dachte schon, ich hätte mich verwählt.

      Zu meinen, die taz aufzuschlagen und festzustellen, man hat doch ausversehen das Gemeindeblatt erwischt, läßt einen dann doch am vatertäglichen Vormitagskonsum zweifeln.

      Als wäre man überzeugt, ne Kiste Pils gekauft zu haben, um dann leicht entsetzt festzustellen, verpeilterweise Kölsch erwischt zu haben. : )

      Prost!

      • @Deep South:

        Liggers. Noch schlimmer - wenns Alt wird. Jaja Neinnein - Jaja - Neinnein -



        (So wie gestern zu Joseph Beuys - da paßt dir glatt kein Hut mehr - Filz hin oder her.!;)

        Prost - 🍻 -

        • 9G
          91491 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          Na von gutem Bier haben wir aber keine Ahnung, wa ?

          • @91491 (Profil gelöscht):

            Ja wie? Wenn ich mich schon kültürüll in die Verbotene Stadt begebe!

            Bin ein höflicher Mensch & hatte vorbeim&nach Tönen - Durst.



            & Däh - D-doof - Jaja Neinnein Jaja -,



            Achteran die Bullerei “Eigntlich müßten wir von jedem 250 € kassieren!“ - 🙀 -



            Da aber der Boss schon namensmäßig wagerianisch mit den Göttern gut bekannt ist - Gings auch düttmol - 🤫 - Denn doch wieder unblutig ab. Newahr.



            Normal. “Hauptsache!“

            • 9G
              91491 (Profil gelöscht)
              @Lowandorder:

              D - Dorf die verbotene Stadt.



              Sehr gut 👍



              Das einzig gute:



              Das ein oder andere gute Bier aus den Hausbrauerreien.



              Der Senf.



              Und die gute Verbindung zum Rest der Republik.

            • @Lowandorder:

              & nochens - Glatt vom Schirm gerutscht:

              Bisher war ja von 🍺 - noch gar nicht die Rede! Wollnichwoll! - 😱 -



              “Cola...Ja wenn ihr auch kein Bier trinkt!



              Woll!“ - Wie der Westfale sagt. Newahr.



              Normal.

              • 9G
                91491 (Profil gelöscht)
                @Lowandorder:

                Cola...Ja wenn ihr auch kein Bier trinkt!



                sagt in meiner Erinnerung der Niederrheiner.



                Solidarische Grüsse vom Niederrhein.



                Freundschaft ✊

                • @91491 (Profil gelöscht):

                  Na Das! - ist ja schwer pro domo - wa!



                  &



                  Ich dachte Sie verstünden was von Bier.



                  Ham wohl nicht - wie ich - in den 9 1/2 Jahren Westfälisch Sibirien xxlmal mit an die 10 bis 16 Pilsken vor Nase - irgendwo rumgestanden: “Wie krieg ich die wech?“



                  (Btw - es war sehr ratsam nach Gerichtsfeierlichkeiten - die gern in der Bibliothek zelebriert;))) wurden.



                  Die nächsten zwei Wochen Bücher nur vorsichtig aus den Regalen zu fischen!



                  Um eine Dusche zu vermeiden!



                  & servíce —-



                  (Für Ihr Gedächtnis - der Geht so: Kölner Kölsch - Niederrheiner/Düsseldoofer - Alt ! & Däh Westfale - Siehe oben 🔝 - 🥳 - “Hauptsache.“ olle Hüsch - 🤫 -

                  • 9G
                    91491 (Profil gelöscht)
                    @Lowandorder:

                    Kölner Kölsch, Bayer Weißbier - Niederrheiner siehe oben. in meiner Erinnerung .



                    Da könnt ich mich reinsetzen " Hauptsache " der olle Hüsch !

                    • @91491 (Profil gelöscht):

                      Liggers. Entre nous - mal ab von Robert Kauffmann Andy & die Niederrheingang



                      Mit trombone warmer mal schon - KR -



                      Im Boxring - wo einst Max Schmeling Haken schlug & wenn’s das Hirn richtig wills: - Trank ich nen Pils - 🍻 - mit Zug.



                      Nicht nur der Posaune => Gute Laune.



                      Vorab Kickboxen - mit lecker Mädchen - zwischenround am - Hopsen!;)) 😼😹🙀

                      Wars ein Königshofer? Warsn Gleumes?



                      Anyway. Hauptsache - s Schäumes • 🍺

  • Wow, danke für diesen persönlichen Bericht!



    Ich finde es wichtig, darauf zu verweisen, dass es Menschen wie Sie in der Mitte gibt - zwischen den Fronten von antiklerikal und fundamentalistisch.

    Ich befinde mich in einer ähnlichen Situation (geringe Bindung an die Gemeinde, aber religiös, abgebrochenes Theologie-Studium, aber weiterhin kritisches Kirchenmitglied). In meiner Position erlebe ich viel Unverständnis gegenüber einer ausgewogenen und differenzierten Haltung. Dabei ist es doch die effektivste Methode, die Dinge von innen heraus zu verändern, statt das Kind mit dem Bade auszuschütten und gesellschaftliche Institutionen vollständig abzulehnen.



    Doch die Arbeit der Menschen für Menschen in der Kirche ist und bleibt wichtig.



    Jegliche Fehlentwicklung verdient selbstverständlich Kritik und Sanktion.

  • Sehe ich ja grundsätzlich auch so. Leider missbraucht Kirche das Bedürfnis ihrer Anhänger*innen nach Geborgenheit oft genug, um ihnen eine "Wahrheit" einzutrichtern oder leitet aus ihrer sozialen Funktion politische Machtansprüche ab.

  • RS
    Ria Sauter

    Das ist Ihre Sicht der Dinge. Fragen Sie mal Menschen die in kirchlichen Einrichtungen arbeiten wie es mit der christlichen Bezahlung aussieht.



    Da entsteht ein ganz anderes Bild des Miteinander.



    Die Kirche erhält einen sehr hohen steuerlichen Zuschuss, auch von Steuerzahlern, die diesem Verein gar nicht angehören.



    Mit diesem Geld könnte man viel Gutes tun, auch damit ältere Menschen nicht einsam sind und von ihrer Rente leben könnten.

    • @Ria Sauter:

      "Fragen Sie mal Menschen die in kirchlichen Einrichtungen arbeiten wie es mit der christlichen Bezahlung aussieht."

      Lesen Sie mal die Artikel dazu in der taz., z.B. von Frau Driebbusch, die wiederhol von den (Achtung!) höheren Löhnen bei der Caritas in der Pflege und forschen Sie mal nach, wieso die Caritas die höheren Löhne bei der Caritas, die zur Zeit noch von den Krankenkassen mitgetragen werden, durch den miesen Kuschel-Tarifvertrag von Verdi mit privaten Pflegeunternehmen mit seinen geringeren Löhnen aber gefährdet sieht.

      Höhere Löhne sind möglich! Das beweisen die Löhne bei der Caritas.

    • 9G
      91491 (Profil gelöscht)
      @Ria Sauter:

      " steuerlichen Zuschuss" ist gut.



      Fast 90% der Kosten für Caritas und Diakonie werden vom Staat aufgebracht und somit,wie sie schon richtig anmerkten ,von 50% der Bevölkerung die keinem dieser Vereine angehört.

      • @91491 (Profil gelöscht):

        Wie stellen Sie sich die Übernahme von Kosten für Krankenhäuser, Altenheime und co. vor? Dass die Kranken die Behandlung aus eigener Tasche bezahlen? Altenheime nur noch für Menschen mit viel Geld? Das nur noch auf Gewinn abzielende Private statt gemeinnützige Organisationen diese Dienste anbieten?

        Das sind amerikanische Verhältnisse, die Sie da indirekt einfordern.

        • 9G
          91491 (Profil gelöscht)
          @Rudolf Fissner:

          Blödsinn!



          Ich habe nur was dagegen dass von den meisten in der Bevölkerung geglaubt wird dass das Geld aus dem Vermögen der Kirche oder der Kirchensteuer stammt und die Kirchen nicht dafür sorgen dieses Missverständnis aufzuklären ,ganz im Gegenteil.