Skandal in Schweinemastanlage: Zerbissene Ohren und Schwänze
Eine Mastanlage im Emsland, die auch an Tönnies liefert, soll gegen Tierschutzauflagen verstoßen. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Zu sehen sind Schweine mit entzündeten Augen, zerbissenen Ohren und Schwänzen, mit Tumoren und Abszessen. Schweine, die in der Gülle stehen. Der Verein Deutsches Tierschutzbüro hat sie nach eigener Auskunft „zugespielt bekommen“ – und umgehend an das zuständige Veterinäramt und die Strafverfolger weitergereicht.
Man habe zuerst die Behörden ermitteln lassen wollen und sich daher erst jetzt an die Öffentlichkeit gewandt, erklärt Pressesprecher Jan Peifer. Der Landkreis Emsland hat bestätigt, dass er den Betrieb kontrolliert und Mängel festgestellt hat. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelt strafrechtlich.
Der Schweinemäster „produziert“ jedes Jahr 45.000 Tiere
Die Vorwürfe der Tierschützer: Der Stallbetreiber soll weder die gesetzlich festgeschriebene Spaltenbreite noch die Vorschriften zu Krankenbuchten eingehalten haben. Außerdem soll er in den Nächten, in denen die Aufnahmen erfolgten, illegalerweise die Trinkwasserhähne abgestellt haben – damit die Tiere am nächsten Morgen den hochkalorischen Fütterbrei schneller aufnehmen. Aus seinen Unterlagen soll zudem hervorgehen, dass etliche Schweine Antibiotika gegen Durchfallerkrankungen und Lungenentzündungen bekamen.
Dem NDR bestätigte eine Sprecherin des Kreises, dass der Betreiber aufgefordert werden musste, diverse Mängel zu beseitigen und die verletzten Tiere zu versorgen.
Die Mastanlage umfasst drei Ställe mit 5.000 Schweinen. Einem Bericht des Branchendienstes agrar online zufolge gehört sie einem Niederländer, der selbst nicht vor Ort ansässig ist. In drei Mastzyklen pro Jahr werden hier 45.000 Schweine schlachtreif produziert, die an den Tönnies-Schlachthof in Sögel, teilweise aber auch an Vion in Emstek und Simon-Fleisch in Wittlich geliefert werden. Tönnies betont, keine kranken Tiere abgenommen und geschlachtet zu haben. Die Kooperation ruhe bis auf Weiteres. Der Betrieb ist QS-zertifiziert.
Im Juli hatte das Tierschutzbüro ähnliche Zustände in einem Tönnies-Zulieferbetrieb in Rheda-Wiedenbrück aufgedeckt. Der Konzern hat die Zusammenarbeit eingestellt. Den Tierrechtlern ist das zu wenig: Sie verbinden ihre Kampagne mit einem Aufruf zur veganen Ernährung.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Prozess gegen Maja T.
Ausgeliefert in Ungarn
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
ifo-Studie zu Kriminalitätsfaktoren
Migration allein macht niemanden kriminell
Bundesregierung und Trump
Transatlantische Freundschaft ade