Sitz des rechten Magazins „Compact“: Compact bei Jürgen allein zu Haus
AntifaschistInnen haben den Redaktionssitz des rechtsextremen Magazins Compact geoutet: Jürgen Elsässer macht das Blatt von zu Hause.
Platz findet die Hetze auf den Hochglanzseiten seines Monatsmagazins Compact, das an fast jedem Kiosk zu finden ist und sich als Sprachrohr der neuen Rechten versteht. Elsässer möchte eine breite Front aus dem ganz rechten, völkischen Flügel der AfD, Pegida und der Identitären Bewegung. Die Auflage beträgt nach eigenen Angaben 80.000 Stück pro Monat. Zuletzt forderte das Magazin in einem Sonderheft die Freilassung von Beate Zschäpe, eines der drei prominenten Mitglieder des NSU.
Empfohlener externer Inhalt
Der Sitz der Compact-Redaktion war bis zuletzt unbekannt. Am Sonntag allerdings outet eine Gruppe von etwa 50 Antifaschist*innen den Redaktionssitz, der zugleich der Wohnsitz des Chefredakteurs Elsässer ist. Auf einer Spontandemonstration durch das Dörfchen werden Parolen wie „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“ oder „Gegen jeden Antisemitismus. Nieder mit Jürgen und seinem Journalismus“ skandiert.
Einige Anwohner*innen schließen sich diesem bunten Spaziergang an. Vor Elsässers Haus gibt es eine kleine Kundgebung. Ein riesiger Google-Maps-Pin wird vor dem Haus auf der Straße aufgestellt. Auch Redaktionssitze von rechtsextremen Propagandablättern haben Adressen. Aus herausgerissenen Seiten des Compactmagazins haben die Aktivist*innen Papierflieger gebaut und werfen diese in den Vorgarten des Hauses. Hinter den weißen Gardinen bleibt derweil alles ruhig.
Ein bunter, friedlicher Spaziergang
Zurück am Bahnhof will die inzwischen benachrichtigte Polizei die Personalien der Antifaschist*innen feststellen. Dies gelingt nicht, da sich die Aktivist*innen bereits im Zug befinden. „Für einen bunten Spaziergang muss man sich nicht wie eine Kriminelle behandeln lassen“, sagt eine Aktivistin. Die Polizei droht durch das Mikrophon des Lokführers, hält den Regionalzug insgesamt 20 Minuten auf. Bei zwei Personen seien die Personalien festgestellt worden, wobei unklar sei, ob diese überhaupt an der Demonstration teilgenommen haben, wie Max Gutsch von Bündnis Stop Compact berichtet.
Die Fahrgäste nehmen’s locker. „Es gibt ja ein Recht auf Versammlungsfreiheit im Grundgesetz“, meint eine Frau und packt ihr Käsebrot aus. Bevor sich Jürgen Elsässer wieder selbst zum „Opfer“ eines bunten, friedlichen Protests stilisieren kann, machen die Aktivist*innen klar: „Elsässer und sein Blatt betreiben geistige Brandstiftung, verteidigen Beate Zschäpe und generieren ein Klima, in dem Angriffe auf Geflüchtete, Jüd*innen und alle, die irgendwie ‚anders‘ sind, erst möglich werden.“ Dass er dann glaube, sich selbst in die Anonymität zurückziehen zu können, während für Migranten und Linke härtere Überwachung gefordert werde, sei nicht tragbar.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos