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Schulen und CoronaZermürbende Dauerschleife

Tanja Tricarico
Kommentar von Tanja Tricarico

Die Ferien sind bald vorbei, aber die Schulen nicht auf Unterricht unter Corona-Bedingungen vorbereitet. Für Eltern gibt es weiter keine Normalität.

Noch sind Ferien: eine leere Grundschule in Berlin Foto: Annette Riedl/dpa

K napp eine Woche, dann geht’s wieder los. Eigentlich beginnt ja in Berlin, Brandenburg und Hamburg nur das neue Schuljahr. Aber neben der üblichen Aufregung schleicht sich dieses ungute Gefühl ein. Wie groß ist die Gefahr für die Kinder, sich mit Corona zu infizieren? Wie lange halten Leh­re­r:in­nen und Hort­er­zie­he­r:in­nen durch? Und überhaupt: Bleiben die Schulen offen?

In die Ungewissheit mischt sich Wut. Über die Planlosigkeit, das Versagen der Politik, die Ahnung, dass für politische Ent­schei­de­r:in­nen Familien und Kinder keine Priorität haben. Nicht mal knapp zwei Monate vor der Bundestagswahl. Trotz vollmundiger Ankündigungen wurden an vielen Schulen keine Luftfilteranlagen eingebaut, geschweige denn Personal aufgestockt, um die Klassen zu verkleinern, damit die Abstände zwischen den Plätzen besser eingehalten werden. Auch das digitale Lernen wurde nur mit spitzen Fingern angefasst. Aber lassen wir das. Es sind ja auch nur knapp eineinhalb Jahre vergangen seit dem ersten Lockdown, bei dem die Schulen von einem Tag auf den anderen geschlossen wurden.

Diese eineinhalb Jahre waren hart. Auf den Komplett-Lockdown folgte ein kurioser Wechselunterricht an den Schulen und Lernen auf Onlineplattformen, die entweder nicht erreichbar waren oder nicht befüllt wurden. Dazwischen oder währenddessen Homeoffice, sich wenigstens aus der Ferne um Angehörige und Freun­d:in­nen kümmern, die Kids bespaßen, die schließlich nicht in Dauerschleife Videos gucken können, wenn die Eltern ihrer Lohnarbeit nachgehen müssen. Für viele sorgte die Angst vor einem Jobverlust für noch mehr Stress.

Eine zermürbende Zeit. Nach fast sechs Wochen Sommerferien dominiert nun hierzulande die Debatte, ob Ur­laubs­rück­keh­re­r:in­nen sich testen lassen müssen und Impf­ver­wei­ge­r:in­nen von Veranstaltungen ausgeschlossen werden können. Dank Deltavariante steigen die Inzidenzwerte, Impfungen müssen wohl aufgefrischt werden. Dass auch die Schulen für den (erneuten) Ernstfall gewappnet sein müssen – kein Thema für die vorderen Plätze auf der politischen Agenda. Es fühlt sich nach einer ermüdenden Dauerschleife an.

Klar, die Situation ist heute eine andere als im Frühjahr 2020. Damals gab es weder viele Testzentren noch ausreichend Impfstoffe oder Studien, die die langfristigen Folgen von Corona einschätzen ließen. Heute werden Kinder mehrfach in der Woche vor dem Unterricht getestet, wir wissen, dass Impfstoffe uns vor schweren Erkrankungen schützen. Dennoch bleibt es, dieses dumpfe Gefühl – und die Angst, alles noch mal durchmachen zu müssen.

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Tanja Tricarico
wochentaz
Schreibt seit 2016 für die taz. Themen: Außen- und Sicherheitspolitik, Entwicklungszusammenarbeit, früher auch Digitalisierung. Leitet derzeit das Politik-Team der wochentaz. Privat im Einsatz für www.geschichte-hat-zukunft.org
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10 Kommentare

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  • Lehrkräfte, Erzieher:innen und Eltern die es wollen sind mit Schuljahrsbeginn geimpft. Schulen und Kitas müssen offen bleiben. solange Kinder nicht selbst schwer an Corona erkranken, diese Erkenntnis hat ja die Stiko bewogen keine Impfempfehlung für Kinder auszusprechen, gibt es keinen Grund erneut die Kinder vom Lernen und sozialen Leben auszusperren, sondern vielmehr sc hwerwiegende Gründe für s Kindeswohl sie offen zu halten.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Es wird nun rauf und runter diskutiert, ob man Kinder impfen soll. Uns hat damals keiner groß gefragt bei z.B. der Pocken- und Kinderlähmungsschutzimpfung. Erstaunlich ist, wir leben alle noch.

    Das ist aber eigentlich gar nicht der Punkt. Kinder erkranken nicht schwer, können aber die Erwachsenen anstecken!!!!



    Eltern haben hier die Verantwortung.

    Wer in einer Gemeinschaft lebt, muss zumindest in Zeiten einer Pandemie sich mehr als rücksichtvoll verhalten.



    Ich, ich, ich-Denken funktioniert nicht!!!

    Heute morgen im Info-Radio ein Interview mit einem an Corona Langzeit-Erkrankten. Wen das kalt lässt, hat kein Herz.



    Also denkt nochmal nach! Ihr seid nicht alleine auf dieser Welt.

  • Und die KiTas?



    Und die Erzieher_innen?



    Superspreaderevents schon vor Ende der Sommerferien!



    Bin mit Masken, Abständen, luftfiltern, etc. Aber immer unterm Radar!

  • Vieles wäre leichter ohne diese unsägliche Empfehlung der STIKO, die das Vertrauen in die Sicherheit der Impfung nachhaltig und umfassend beschädigt hat.

    • @berlin ist für alle da:

      Nebenwirkungen der Impfungen sind selten und bei Kindern noch nicht ausreichend erforscht. Da bei Corona anders als bei Masern oder Pocken Kinder nicht schwer erkranken war die Stimo Empfehlung goldrichtig. Denn sie entscheiden nach persönlichem Impfrisiko und Nutzen in diesem Fall der Kinder und wollen nicht riskieren dass es dann wenn auch wenige aber dennoch mehr tote Kinder durch unerwünschte Impfnebenwirkungen gibt als durch die Erkrankung selbst. Das Vertrauen in die Stiko wäre außerdem dahin wenn sie Gefaelligkeitsgutachten für Politiker abgeben würden die zu faul sind die Schulen mit bewaehrten Maßnahmen wie kleinere Klassen, weiteren am besten PCR Pool Tests und Luftfiltern auszustatten.

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @berlin ist für alle da:

      so isset!

  • Das Schlimme ist doch die ohnmächtige Wut und Machtlosigkeit der Eltern und SchülerInnen. Seit Jahren wird in regelmäßigen Abständen geredet, die Probleme sind bekannt. Aber die PolitikerInnen ändern rein gar nichts. Kein Entrümpeln des Lernstoffs um rund 30 Prozent, kein personelles Aufstocken mit FACHkräften und vor allem: keinerlei Bezug zur Realität, was wirklich in den Schulen los ist und umgesetzt wird oder eben auch nicht. Der Fisch stinkt vom Kopfe - hier hat er sogar mehrere: Kultusministerien, Schulleitungen und LehrerInnen. Verantwortung übernehmen und agieren statt reagieren will nach wie vor niemand.

  • Diese Angst, alles noch einmal durchleben zu müssen, haben wir alle, auch Menschen ohne Familie oder Kinder. Zum Beispiel davor einen weiteren Winter in Isolation und Einsamkeit verbringen zu müssen. Oder weiterhin keinen existenzsichernden Job zu haben, wenn alles wieder schließt.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Natürlich wäre viel geholfen, wenn die Kinder auch geimpft würden.



    Uns hat man früher ohne groß zu fragen zumindest eine Pockenimpfung verpasst und einiges mehr, z.B. Schluckimpfung. Das hat damals kaum jemand in Frage gestellt.



    Heute jedoch ist erstmal zu klären, welchem Geschlecht man überhaupt angehört und ob die Impfärzte nicht alles Angestellte von Bill Gates sind.

    Nach den eigentlichen Ursachen der Pandemie fragt so gut wie niemand mehr.

  • Eine zermürbende Zeit, ja. Für uns alle? Vermutlich nicht. Was an der „Basis“ langsam „mürbe“ macht, gibt an der Spitze Sicherheit: Die immer gleiche Wiederholung des ewig gleichen Stumpfsinns: Schalter auf „Aus“, Schalter auf „Ein“, Schalter auf „Aus“, Schalter auf „Ein“…. Es hat ja schon mal funktioniert. Hat sich auch keiner ernsthaft aufgeregt darüber.

    Wenn erst einmal ein falscher „Dreh“ in eine Sache rein gekommen ist, ist der nur sehr schwer wieder auszugleichen. Weil in Gesellschaften wie unserer alle daran gewöhnt sind, dass es immer Gewinner und Verlierer gibt. Und die Verlierer sind angeblich selber Schuld. Sie hätten sich ja - ungleiche Ressourcen-Verteilung und Belastung hin oder her - durchsetzen können gegen die Gewinner. Sie hätten halt nur richtig wollen müssen.

    Schon vor 1 1/2 Jahren habe ich mich gefragt, wie wir da wieder raus kommen wollen: Statt das Infektionsschutzgesetz ernst zu nehmen in seinem Sinn, hat man es einfach angepasst an die Kopflosigkeit „der Politik“. Nun traut sich niemand, Leuten, die zu einer Gefahr für den Rest der Truppe werden können, weil sie zu egoistisch und/oder zu feige sind, drauf hinzuweisen, dass unsere Gesetze den Vernünftigen Schutz bieten sollen. Damit sie nicht ganz unverdient mitleiden müssen unter der Unvernunft anderer. Aber das hat ja auch schon vor Corona Tradition gehabt in dieser Gesellschaft.

    Nein, WIR werden gar nicht wieder raus kommen aus der Bredouille. Es gibt nämlich kein WIR in dem Schlammassel. Es gibt nur ich und du und alle anderen. Und jeder hat, was er sich selbst genommen hat. Das nenne ich wirkliches Old-School-Denken. Und dass die Schulen daran etwas ändern werden, wenn sie denn irgendwann mal wieder auf machen, seh’ ich noch nicht. Die warten nämlich bloß auf Anweisung „von oben“. Und da ist man sich selbst näher als jedem anderen.