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Schnelltests an SchulenOhne kommst du nicht rein!

Sachsen hat sie schon, Bayern führt sie nach Ostern ein: die Testpflicht an Schulen. Kommt sie bald auch deutschlandweit?

Testpflicht? In Sachsen-Anhalt ist „Nasenbohren“ noch freiwillig Foto: Matthias Bein/dpa

Berlin taz | Die Inzidenzwerte steigen und steigen – dennoch sollen Kitas und Schulen auch nach den Osterferien wieder möglichst öffnen. Damit das klappt, wollen die Bundesländer Schüler:innen, Lehrkräfte, Er­zie­he­r:in­nen und teilweise auch Kitakinder zwei mal wöchentlich mit Antigen-Schnelltests testen. Die meisten Bil­dungs­mi­nis­te­r:in­nen setzen dabei auf ein „freiwilliges Angebot“. Doch die Rufe nach einer Testpflicht werden lauter.

Zum Beispiel im Saarland, der selbsterklärten Modell­region von Ministerpräsident Tobias Hans (CDU). Ab 6. April sollen Menschen dort wieder in Kinos, Theater und Fitnessstudios gehen dürfen – wenn sie ein ­negatives Coronatestergebnis vorlegen. „Schulen sind dann so ungefähr der einzige Ort, wo man auch ohne ein negatives Testergebnis hineinkommt“, sagt Landesschülersprecher Lennart-Elias Seimetz der taz. „Das ist doch absurd.“

Die Fallzahlen seien im Saarland zwar vergleichsweise niedrig, aber auch dort steigen sie aktuell stark. Auch an den Schulen. So wurden diese Woche 109 Schü­le­r:in­nen positiv auf Covid-19 getestet, 50 Prozent mehr als vergangene Woche. Ähnliche Anstiege an den Schulen verzeichnen auch andere Bundesländer.

Lennart-Elias, der an einer Saarbrücker Schule die elfte Klasse besucht, befürchtet, dass sie alle bald wieder im Distanzunterricht lernen müssen, wenn nicht auch in den Klassen konsequent getestet wird. Dass das nicht passiert, sieht der 17-Jährige Tag für Tag – trotz ausreichender Schnelltests an den Schulen.

Problem Testbereitschaft

„In der Mittelstufe sind es so 60–70 Prozent, die sich testen lassen, in den oberen Jahrgangsstufen werden es immer weniger“, sagt Lennart-Elias Seimetz. Die Eindrücke decken sich mit den Zahlen aus dem saarländischen Bildungsministerium: Demnach lassen sich landesweit rund 50 Prozent der Schü­le­r:in­nen und 70 Prozent der Lehrkräfte aktuell freiwillig testen.

Unterstützung bekommen die Lan­desschü­ler­spre­che­r:in­nen von den Lehrergewerkschaften GEW und VRB. Wenn das Saarland nach Ostern Teile des öffentlichen Lebens für Getestete öffne, so VRB-Landesvorsitzende Karen Claassen, müssten „allgemeine Standards auch an Schulen eingehalten“ werden.

Im saarländischen Bildungsministerium sieht man das anders. „Eine Teilnahme am Präsenzunterricht lediglich für Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen, die einen negativen Test vorweisen können, kollidiert mit dem Recht auf Gleichbehandlung und dem Recht auf Bildung“, sagt Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) auf Anfrage der taz. Die Schulpflicht an eine unterschriebene Einverständniserklärung zum Coronatest zu knüpfen könne nicht der Weg sein.

Ähnlich verlaufen die Fronten auch in Sachsen-Anhalt, Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen. Lehrerverbände oder die Landtagsopposition fordern eine Testpflicht an Schulen, die Regierungen halten an der Freiwilligkeit fest – obwohl sie das Problem bei der Freiwilligkeit längst erkannt haben.

Schulamt warnt

In Sachsen-Anhalt beispielsweise warnt nach einem Bericht des MDR das Landesschulamt in einem Schreiben vor erneuten Schulschließungen, „für den Fall, dass die freiwilligen Testungen nicht angenommen werden“. Schnelltests dürften deshalb nicht nach Hause mitgegeben werden. Die Lehrkräfte fordert das Schulamt in dem Schreiben auf, die Schü­le­r:in­nen über die Vorteile der Testungen aufzuklären.

Heinz-Peter Meidinger vom Deutschen Lehrerband bezweifelt, dass das allein reicht. Deshalb spricht auch er sich für eine Testpflicht aus: „Wenn die Teststrategie ein echter Baustein für geöffnete Schulen auch bei einer 7-Tage-Inzidenz über 100 sein soll, dann müssen die Tests auch verpflichtend sein und in der Schule von Lehrkräften oder medizinischem Personal kontrolliert werden“, so Meidinger gegenüber der taz.

Ihm sei bewusst, dass die Durchführung der Tests für die Schulen einen großen Aufwand bedeuteten. Aber andere Möglichkeiten, bei den aktuellen Inzidenzwerten den Gesundheitsschutz sicherzustellen, sieht er nicht.

Bisher haben nur Sachsen und Bayern eine Testpflicht an Schulen beschlossen: In Sachsen gilt sie seit Mitte März an den weiterführenden Schulen, nach den Osterferien soll sie auch an Grundschulen und für Kita-Personal gelten. Das hat das Landeskabinett am späten Montagabend beschlossen.

Sachsen, Bayern, wer noch?

In Bayern gilt die Testpflicht nach den Osterferien in Kreisen, in denen die 7-Tage-Inzidenz über dem Wert 100 liegt. Alle Schü­le­r:in­nen ab der vierten Klasse müssen dann in der Schule einen Schnelltest machen. Sowohl in Dresden als auch in München begründet man die Pflicht mit der geringen Testbereitschaft bei Schü­le­r:in­nen und Eltern.

Landesschülersprecher Lennart-Elias Seimetz aus dem Saarland sieht die Schuld dafür aber auch an den Schulen. „Wenn Schü­le­r:in­nen wegen der Tests immer gleich eine ganze Stunde verpassen, lassen sie lieber den Schnelltest sausen. Vor allem, wenn, wie jetzt, wichtige Abschlussprüfungen anstehen.“

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10 Kommentare

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  • Ich denke auch dass eine Testpflicht für Schüler nicht mit der gesetzlichen Schulpflicht und dem Recht auf Bildung vereinbar ist.

    Ansonsten könnten Eltern mit einer Verweigerung von Tests für Ihr Kind die Schulpflicht aushebeln.

    Traurig ist es allerdings, dass ein Recht auf Bildung für unsere Kinder von der Politik im Zuge der Corona-Bekämpfung wohl als nachrangiges Gut gesehen wird.

    • @Argonaut:

      @Argonaut:



      Das verstehe ich nicht. Ich habe einen Risikopatienten im Haushalt, ließ wegen Unsicherheit meine Grundschülerin bis eine Woche vor Ostern nicht in die Schule. (Jugendliche Schwester ging in die Schule, kann Abstand halten.)



      Seit regelmäßigen Tests bin ich etwas entspannter, sehe aber nicht ein, warum Querdenker und Testverweigerer mehr Rechte haben sollen, als mein Kind, das gern in die Schule will und damit aber riskiert das Virus mit nach Hause zu bringen und Papa ernstlich in Gefahr zu bringen.... Solidarische Prinzipien sind ja wohl angebracht in dieser Pandemie. Wer lieber leerdenkt und seine Kinder damit schädigt kann das als Privatvergnügen ja tun! Testpflicht bitte und zwar schnell!

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Argonaut:

      Die paar Querdenker Kinder kann man tolerieren. Wird auch so in der Praxis gemacht.



      Dumm, wenn die gemobbt werden

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Das hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst hat den Kauf von Schnelltests durch die Universitäten untersagt. Jetzt stehen Tausende eng in den Präsenzpraktika und wir spielen russisch Roulette. Dank an die Grüne Ministerin Angela Dorn!

  • Naja... Der Vergleich mit anderen Einrichtungen wie Fitnesssdudios,oder kulturellen Einrichtungen hinkt gewaltig... Der wesentliche Unterschied ist, dass es in Dtl. eine gesetzliche Schulpflicht gibt.



    Und somit wäre eine Testpflicht für einen Schulbesuch, ein genereller Testzwang für alle Kids und Jugendlichen im Schulalter, der meiner Meinung nach, nicht auf rechtlich sicheren Beinen steht, und mit der ersten Klage wieder rückgängig gemacht wird...



    Also entweder zwei Möglichkeiten anbieten (Präsenz- und digitalen Unterricht), oder es wird nicht lange eine Testpflicht geben.



    Aber wie dieses zweigleisige Modell funktionieren soll... Keine Ahnung.

  • Bevor wir wieder völlig unverhofft vor demselben Problem stehen... ist denn bei einer eventuellen Testpflicht überhaupt gewährleistet, dass die notwendigen Test- und/oder Laborkapazitäten da sind, um diese Tests verarbeiten zu können?



    Wenn das nicht berücksichtigt zu werden braucht, rufe ich eine allgemeine Impfpflicht aus, und die Pandemie ist in derselben Sekunde beendet...

  • Die Freiwilligkeit ist ein schöenes Diskussionsthema.Der eigentliche Punkt für die max. 2x wöchentlichen Tests ist aber in einer aktuellen Spiegelüberschrift zusammengefasst:

    »Man muss Schülern einbläuen, dass sie schon am Nachmittag infektiös sein können«

  • Wo ein Wille ist finden sich auch praktikable Wege. In Österreich funktionierte das Modell, dass alle Schüler:innen der festen Lerngruppe mit Gurgeltest eine Probe abgeben und die Proben gesammelt mit nur einem Test untersucht werden. Nur wenn die Sammelprobe positiv ist müssen alle der Lerngruppe dann bei einem Testzentrum einen PCR Test machen und bis zum Ergebnis in Quarantäne.

    • @Nina Janovich:

      Bleiben Sie uns doch bitte weg mit Ihrer Pragmatik -- Abschauen (von den Österreichern), das geht nun gar nicht!

      V.a. muss das erst einmal prinzipiell und in aller Tiefe durchdacht werden -- damit man wieder freitags ein Schreiben raushauen kann, dass dann am Montag ungesetzt sein muss.

      • @Libuzzi:

        (von den Österreichern), das geht nun gar nicht!

        V.a. muss das erst einmal prinzipiell und in aller Tiefe durchdacht werden -- damit man wieder freitags ein Schreiben raushauen kann, dass dann am Montag ungesetzt sein muss.

        antwortenmelden



        LIBUZZI ANTWORTEN



        Die Ironie und der Sarkasmus... Herrlich... Ich finde es auch sehr merkwürdig, dass alle Eltern die wir kennen und auch die Eltern die wiederum die Kennen die wir kennen, alle das Gleiche sagen im Bezug auf die Testungen... Nur die Politik sieht mal weder ganz anders... Oder gar nicht... Wir fragen uns auch, warum denn keine Tests zuhause praktikabel sind... Ganz ehrlich... Seit einem Jahr bitten die Politiker indirekt dass die Bevölkerung ihnen in ihrem Handeln vertraut... Aber dass man als Eltern dann das Vertrauen zurück geschenkt bekommt, dahingehend, dass ich mein krankes Kind (schon allein aus Liebe zu meinem Kind) nicht in die Schule /Kiga schicken würde, dieses Vertrauen bekommt man nicht seitens der Politik... Es wurden sich soviel mehr testen lassen, würden die Tests für Zuhause genehmigt werden. - unsre Meinung und auch unsre private Erfahrung durch kommunikativen Austausch -