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SPD und NeuwahlVorwärts, Zwerge!

Gegen eine Große Koalition spricht eigentlich nichts – für eine Neuwahl aber alles. Das Beste, was die SPD derzeit hat, ist ihr Zwergenaufstand.

Sollten sie nicht vielleicht zurücktreten? Martin Schulz, Andrea Nahles und Olaf Scholz Foto: dpa

Es war vor ziemlich genau fünf Jahren, als das Ungeheuerliche geschah. In der morgendlichen Redaktionskonferenz der taz war aus irgendeinem Grund der Wunsch aufgetaucht, über die Vorgänge – beziehungsweise den Stillstand – im Vatikan unter Papst Ratzinger zu berichten. Auf mir ruhten dabei ein paar Blicke, hatte ich doch drei Wochen lang als Austauschjournalist bei Radio Vatikan arbeiten und den stillen Protest bewundern dürfen, mit dem meine Kollegen in den Dienstzimmern das Bild des verehrten Papstes Johannes Paul II. hatten hängen lassen, anstatt es durch das des ungeliebten Deutschen zu ersetzen: Der polnische Papst an der Wand war das, was vielen SPD-Mitgliedern noch heute ihr Willy-Brandt-Porträt ist.

An diesem 11. Februar 2013 in der taz sagte ich, es täte mir leid, aber derzeit sei aus dem und über den Vatikan absolut nichts Neues, Zukunftsweisendes zu sagen. Solange Ratzinger der Sache vorstünde, sei die Sache heillos. Dass Ratzinger an ebendiesem Tag dann tatsächlich noch seinen Rückzug verkündete, hatte gewiss mehr mit dem Heiligen Geist als mit meiner Prognosefähigkeit zu tun – aber wir können uns doch merken: Es gibt historische Momente, wo das Alte schlicht wegmuss, wenn das Neue, das unbestimmt Erwartete, das Riskante und durchaus auch Gefährliche eine Chance bekommen soll.

Womit wir bei der SPD sind, die als 20-Prozent-Partei inzwischen im Wesentlichen eine Angelegenheit der SPD-Mitglieder ist. Natürlich kann die SPD in eine Große Koalition eintreten, aus Staatsräson oder aus Besitzstandsdenken ihrer Funktionäre. Eine Katastrophe wäre eine solche Regierungsbeteiligung überhaupt nicht – außer für die SPD selbst.

Sollte die Partei aber aus der Leichenstarre herauskommen und in den Aufbruch eintreten wollen, darf sie es nicht tun. Wenn sogar die absolute Monarchie im Vatikan das Risiko Neuwahlen nicht scheute, gibt es keinen Grund für den Tanker SPD, dieses Wagnis nicht auch einzugehen.

Was dazu fehlt, sind eben die Rücktritte: Mit Schulz und Scholz, mit Gabriel, Nahles, Kahrs und Stegner an den Schalthebeln kann es keinen Aufbruch in der SPD geben. Diese Leute haben abgewirtschaftet und müssen sich andere Betätigungsfelder suchen. Das Beste, was die Partei derzeit hat, ist ihr Zwergenaufstand. Wenn der Erfolg hat, wird es keine Groko geben, und eine andere SPD wird bei Neuwahlen wenn schon nicht die Wählerinnen und Wähler, so doch wenigstens sich selbst wiedergefunden haben.

Lehren aus den Fehlern bei der Wahl 2017 ziehen

Andererseits ist es ja nun so: Die katholische Kirche und die SPD sind gewiss altehrwürdige und mächtige Institutionen. Aber wenn sie sich selbst zerlegen, anstatt sich zu erneuern, geht die Welt auch nicht unter.

Sogar die absolute Monarchie im Vatikan scheute Neuwahlen nicht

Neuwahlen in Deutschland böten allen die Chance, Lehren aus ihren Fehlern und ihrer Passivität bei der Wahl 2017 zu ziehen – um dann in erster Linie einen Wahlkampf und eine Wahlkampfberichterstattung zu machen, die die wirklichen Zukunftsthemen Klima, Bildung, Integration, Zukunft der Arbeit und ein Europa ohne deutsche Diktate in den Vordergrund stellen, anstatt den Völkischen von der AfD hinterherzuhetzen. Die Grünen übrigens, auf die man immer gut schimpfen kann, müssten da am wenigsten ändern.

Und die soziale Gerechtigkeit? Ja, was ist eigentlich mit der sozialen Gerechtigkeit, die der Martin ebenso sehr beschworen hat, wie er nicht fähig war, den eigenen Slogan mit Inhalten zu füllen? Auch hier ist die frohe Botschaft eher unbequem: Soziale Gerechtigkeit ist ein Verb. Sie wird nicht durch Wahlen erreicht, sondern muss erkämpft werden.

Wenn die deutsche Bevölkerung wirklich einen nicht nur lächerlichen Anteil am Boom, wenn sie ein Ende des Hartz-Regimes und eine Bürgerversicherung will, dann mal los, auf die Straße, in den Streik oder, warum nicht, in die neue Zwergen-SPD.

„Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus!“, war die Botschaft des geliebten polnischen Papstes Wojtyła. Wenn wir das säkularisieren, willybrandtisieren, dann ist das genau richtig – als Slogan für die Bundestagswahl 2018.

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35 Kommentare

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  • Schaut Euch die Zwerge mal an! Aufstand können die vielleicht (obwohl ich es bezweifle), ansonsten typisch SPD-weltfremd.

    Die SPD hat sich überlebt und geht mit der Arbeiterklasse unter - beides braucht Deutschland nicht mehr.

    Auf zu neuen Ufern!

    • @Sven :

      Sie wollen wohl - Acker aka GazPromGerd -

      Den Zyniker-Preis 2018 streitig machen - kerr?!

      &

      Wildpferdlederstiefelette ist ja wohl das Mindeste.

      &

      Schon mal das Bändsel für die Cohiba bereitlegen. Gellewelle!

      Sofern schon in langen Hosen unterwegs - hm?!

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @Lowandorder:

        Dass auf den Rängen schon gejohlt, geklatscht und gepfiffen wird, ist wohl unvermeidlich auch wenn wir noch gar nicht wissen, wieviel Akte das fade Stück noch hat

         

        Dabei lässt sich schließlich alles mit gutem Willen auf die rechte Länge stutzen.... https://www.youtube.com/watch?v=mvaUwagX_uU

  • Ein "Umfaller" braucht mir keine

    Geschichten mehr zu erzählen.

    Der Ministerposten lockt:

    Er hat es mit seiner Aussage -KEiNE GROKO- direkt nach der Wahl bereits

    verbockt und sollte ganz fix seinen Hut nehmen.

    Wer nimmt denn einen solchen Sozen noch für voll ?

  • "Aber wenn sie sich selbst zerlegen, anstatt sich zu erneuern, geht die Welt auch nicht unter."

     

    Man kann 50 Jahre die Linke wählen, ohne das sich was ändert. Das ist die bittere Wahrheit.

     

    Die SPD-Linke, nicht unbedingt eine Liebesbeziehung der taz, war da zig mal besser. Das ist leider so. Eine echte linke Partei im Bundestag bringt weniger als eine merkwürdige Mitte-Links-Volkspartei, wie es die SPD bis 1998 war.

     

    Und eine Mitte-Rechts-SPD, eine bürgerliche Partei analog zu FDP und CDU/CSU wird keine echten linken Positionen mehr umsetzen, sondern auf die Mitte setzen.

     

    Konkret heißt das: Arbeitgeber- und Investorenpositionen, Sozialabsicherung für privilegierte, sorgfältige sortierte Gruppen, etwas VW- oder Mercedes-Arbeiter, Beamte oder Angestellte des Öffentlichen Dienstes. Die SPD wird eben niemals das Hartz-Regime kippen oder überhaupt die Arbeitsolosigkeit noch als echtes Kernproblem anerkennen.

     

    Und deswegen bringt weder eine neue große Koalition, noch ein Zwergenaufstand wirklich etwas für die Bürger, meinetwegen für die Normalos. Die gehen bei der SPD leer aus.

     

    Bestes Beispiel die SPD in Hamburg: Die Steuereinnahmen sind grandios, parallel zieht sich der Staat dort bei sozialer Polarisierung zurück und überlässt einen großen Teil der Stadt Spekulanten und Investoren mit ein paar 'Leuchtfeuern' sozialer Wohnungsbauprojekte. Und das Schönste daran ist, dass kaum eine Zeitung Hamburg als Agenda-2010-Stadt oder Olaf Scholz als Rechtsaußen der SPD beschreibt.(Er forderte kürzlich €12 Mindeslohn)

     

    Und dann tauchen Sahra W. und Oskar L. auf und fordern eine neue linke Volkspartei: Sie wollen die SPD von 1998 haben, als Otmar Schreiner Geschäftsführer in der Baracke in Bonn war. Das wird nicht passieren, dazu müsste die träge SPD-Basis ihre Führung entsorgen und durch neue Köpfe ersetzen und durch eine Mega-Sinnkrise gehen - sich komplett wieder erfinden.

    • @Andreas_2020:

      Die SPD hat sich insgeheim mit einer 50-50-Gesellschaft abgefunden. Wie die letzte Studie von Piketty&Co ergeben hatte, ist diese Gesellschaft in Deutschland auf dem Arbeitsmarkt schon längst die Realität:

       

      //wir2018.wid.world/files/part-2/figure-262.png

       

      Man verliert vielleicht die Hälfte der Wähler, das ist aber den Parteifunktionären Wurscht. Was eine Regierungsbeteiligung bringt, kann man am Beispiel Manuela Schwesig sehen, die in ihrem Familienministerium über 120 Stellen geschaffen hatte, davon 2/3 hochdotierte Beamtenstellen - El Dorado für alle.

    • @Andreas_2020:

      Olaf Scholz (SPD) hat keine Zeit für soziale Wohnungsbauprojekte, denn das nächste Bauprojekt in Hamburg unter der Leitung von Bürgermeister Scholz heißt "Elbtower", ein 200 Meter hohes Hochhaus, das bis zu eine Milliarde Euro kosten soll. Die Elbphilharmonie hat schon 866 Millionen Euro gekostet, jetzt sollen noch einmal eine Milliarde Euro für einen Elbtower dazukommen. Der Hamburger SPD-Pharao Scholz baut sich eben auch seine Pyramide um sich ein Denkmal für die Nachwelt zu setzen. Dass dann natürlich kein Geld mehr für Sozialwohnungen in der "Kasse" ist, das ist auch klar. Auf der anderen Seite bekommen immer mehr Hartz IV Empfänger die Auflage ihre Miete zu senken; sprich sich billigeren Wohnraum zu suchen, was aber aussichtslos ist.

       

      Wer sich einmal das Elend der Obdachlosen in Hamburg anschauen möchte, dem empfehle ich ab 22 Uhr einen Spaziergang vom Hamburger Hauptbahnhof über die Mönckebergstraße bis zum Rathaus zu unternehmen. Die Mönckebergstraße ist eine der Haupteinkaufsstraßen Hamburgs und bildet zusammen mit der Spitalerstraße, die spitz auf die Mönckebergstraße zuläuft, den Hauptzugang in die Hamburger Innenstadt. In fast jedem Geschäftseingang der Mönckebergstraße und auch der Spitalerstraße - also in den Läden wo man tagsüber sehr viel Geld ausgeben kann - sitzen oder liegen die Obdachlosen unter Decken oder Schlafsäcken.

       

      Nein, mit den Dreien da oben im Bild ist keine soziale Politik mehr zu machen.

  • Es fing schon damit an, die Klimaziele in die Tonne zu treten, beim wichtigsten Thema überhaupt sind sie Totalversager.

    Die gesamte Wohnungskrise wird von diesem Dobrindt-Projekt GroKo krass ignoriert, es gibt eine unglaubliche Welle von ausländischen Investoren, die Grundstückspreise in unerschwingliche Höhen treiben, neuen Genossenschaften faire Mieten unmöglich machen (siehe Dossier in der "Zeit").

    Wir leben in einer Zeit des totalitären Finanzkapitalismus, von Kreativität für den Bürger ist nichts mehr übriggeblieben.

    Aber es findet sich immer einen strunzdummen Sozialdemokraten, der da mitmacht. Selbst der Sprecher der Linken, Miersch, will Koalitionsverhandlungen eine Chance geben, als ob es soviel Zeit gäbe.

    Am Ende wird die Basis sie alle in die Wüste schicken.

    • 8G
      80198 (Profil gelöscht)
      @Ataraxia:

      Warum werden die Linken weltweit abgewählt ? Wieso ? Ich verstehe es nicht

  • 3G
    38071 (Profil gelöscht)

    Bravo!

     

    Seit längerer Zeit mal wieder ein TAZ-Kommentar dem ich vorbehaltlos zustimmen kann. Der Zwergenaufstand kommt aber imo zum falschen Zeitpunkt. Den hätte man schon beim Parteitag machen müssen.

  • Um die Rückbesinnung der sPD unter Leitung der im Artikel zu recht erwähnten Totengräber dieser Partei noch erleben zu dürfen,

    wird es wohl noch mehr als dutzende Gebete des amtierenden Papstes sowie der Gebete seiner Nachfolger bedürfen.

    MfG

    biggerB

  • Mit Schulz und Scholz, mit Gabriel, Nahles, Kahrs und Stegner an den Schalthebeln kann es keinen Aufbruch in der SPD geben -

     

    Wer wäre denn als Alternative?

    • @Justin Teim:

      Es gibt keine Alternative. Die SPD ist am Ende, in der modernen Welt braucht sie eh niemand mehr.

  • Danke, ein super Plädoyer. Die Liste ließe sich noch ellenlang weiter fort setzen, Abzocke beim Atomausstieg, Unglaubwürdigkeit bei den Umsetzungen der Klimaverhandlungen (Vorwärts, mit schlechtem Beispiel voran), Ausweitung der Leiharbeit, Rente mit 67 (aber keine (noch) mit 70), Autobahnmaut, ... eigentlich braucht man nur das Ergebnispapier der Sondierungen zu lesen, das gescheiterte Ergebnis vier Jahre Großer Koalition aus insgesamt 12 Jahren CDU Regierung, aufpoliert mit tollen Worten, Schönfärberei. Man traut sich kaum einmal mehr eine Forderung an die Merkelregierung zu stellen. Und dann natürlich das politische Klima in Europa und weltweit.

  • Hätte Bismarck geahnt, wofür die SPD nach 100 Jahren steht, hätte er geschmunzelt. So etwas wie Sozialistengesetze hätte es nie gegeben.

    • @Thomas Sanmann:

      Gestern antwortete Martin Schulz auf die Frage eines Journalisten nach dem derzeitigen Stand der GroKo-Verhandlungen, so: "... das müssen wir erst noch evaluieren" - Ich glaube nicht, dass August Bebel (einer der Begründer der deutschen Sozialdemokratie), der sich so manchen wortreichen Schlagabtausch mit Bismarck geliefert hatte, so ein "feines Deutsch" gesprochen hat. Ja, so reden die SPD-Genossen in ihren Maßanzügen heutzutage, damit sie sich auch ja vom gemeinen Wahlvolk abgrenzen. Die "Schröder-Agenda-2010- SPD" hat sich doch schon lange von einer sozialen Politik für die kleinen Bürger verabschiedet. Da ist auch der Versuch, des Bundesvorsitzenden der Jusos, Kevin Kühnert, vergebliche Mühe die SPD wieder zu ihren Wurzeln zurückzubringen, denn Martin Schulz und Andrea Nahles wollen weiterhin an den Fleischtöpfen sitzen, und Politik ist da nur Nebensache bis der Brief der Wirtschaft kommt, in dem steht, dass für die beiden ein Aufsichtsratposten frei geworden ist.

    • @Thomas Sanmann:

      Korrekt. ~> Der Alte vom Sachsenwald -

       

      Wollte bekanntlich in Meckelnbörg -

      Begraben werden - ;)

      "Weil dort alles 50 Jahre später passiert" - Newahr.

       

      &

      Unser FDJ-Winkelement Angie

      &

      Der Dompfaff silver con Ray-Ban -

       

      Ham halt dafür nochmal knapp

      50 Jährchen gebraucht! Wollnichwoll.

       

      (Gut. Nach fulminanter Vorarbeit der

      Enkel Klassenverräter Schröder & Co -

      Auch wieder wahr!;)((

      &

      So weit - so schlecht mal.

      Zustand hin oder her - wa!

  • Die SPD ist eben die Partei des gutverdienenden Facharbeiters oder Angestellten, den es eben gar nicht mehr gibt außerhalb der Gewerkschaftsfunktionärriegen und den staatlichen oder halbstaatlichen Körperschaften bzw. in fast staatsahnlichen Riesenbetrieben der Automobil-, Metall- und Chemieindustrie.

    Die paar Arbeitsplatzinhaber, die es da noch gibt, werden immer weniger (auch dank der SPD mit ihrem Hartz) und infolgedessen bekommt sie immer weniger Stimmen.

     

    Was ist denn jetzt daran so schlimm? Sie hat ein relativ überschaubares Klientel, schafft es, dass es wenigstens mit der CDU nicht noch viel schlimmer wird und ist sogar noch etwas minimal sozialer wie es unter Jamaica gekommen wäre.

     

    Mir reicht das, um ab und zu, bei kommunalen Wahlen oder bei den Erststimmen, sofern da mal eine vernünftige Person zur Wahl steht, tatsächlich da mein Kreuz zu machen. (Für die Zweitstimme ist sie für mich sowieso nur einmal, 1990, als Lafontaine Kanzlerkandidat war, wählbar gewesen.)

    • @Age Krüger:

      Dann muss man eben eine neue Geschichte erzählen.

      Die SPD hat früher die Geschichte der Arbeiter welche zu Facharbeitern in den Wirtschaftswunderjahren aufgestiegen sind, die Meister wurden, reich wurden erzählt.

      Heute wird niemand der reich, für ungelernte Arbeitskräfte reicht es heute nicht mehr für das Eigenheim - egal wie lange oder hart man arbeitet.

       

      Da muss die SPD eine neue glaubhafte Geschichte erzählen. Bisher versucht sie dass aber nicht einmal - es hat nicht einmal den Eindruck dass die SPD überhaupt versteht warum sie nicht mehr gewählt wird, nicht mehr gewählt werden kann!

    • @Age Krüger:

      "Die paar Arbeitsplatzinhaber, die es da noch gibt, werden immer weniger..."

       

      Und sie glauben auf Kosten anderer (siehe IG-Metall 48-Monate-Regelung), die verteidigen zu können.

      • @agerwiese:

        An sich sind die Forderungen der IG Metall ja nicht mal übel, wenn sie denn wirklich Vorreiter für andere Gewerkschaften wären.

         

        Aber ich entsinne mich an die Einführung der 35h-Woche dort. Ich war seit der Zeit meistens im öffentlichen Dienst in Erziehung und Pflege tätig. Nach langer Zeit hatten wir dann mal irgendwann so etwas wie eine 38,5h-Woche, die aber kompensiert wurde, dass freie Tage, auf die man früher Anrecht hatte, wieder gestrichen wurden. Ganz zu schweigen, dass das meiste davon durch Streichungen in der Zusatzversorgung verloren ging.

         

        Vielleicht hat die IG Chemie noch davon profitiert, der Öffentliche Dienst kaum.

         

        Der Metall- und Chemieindustrie geht es gut, das merken auch noch etwas zumindest deren Arbeitnehmer, aber wenn auch andere davon profitieren wollen, müssen z.B. für den öffentlichen Dienst die Gewinne eben auch als Steuern wieder umverteilt werden.

         

        Und da war wieder völlige Unfähigkeit der SPD zu bemerken. (btw auch bei den Grünen). So kommt nie was bei anderen Arbeitnehmern oder gar Arbeitslosen an.

  • Für Gesetzesvorlagen zur Amtszeitbeschränkung des Bundeskanzlers und einer Wahlrechtsreform gegen die Aufblähung des Bundestages durch Überhang- und Ausgleichsmandate braucht es keine Regierung. Aber ohne fürsorglich betreutes Regieren durch Mutti kriegen anscheinend auch die SPD-Parlamentarier nichts auf die Reihe.

  • 20 Prozent?

     

    Die SPD hat laut Umfrageinstitut INSA mit nur noch 18,5 Prozent heute so wenig Unterstützung wie schon seit Adolfs Unzeiten nicht mehr.

     

    Rot-Rot-Grün (40%) ist Welten entfernt.

    Über Rot-Grün (28,5%) braucht man gar nicht mehr zu reden.

     

    Bald reicht es vielleicht nicht mal mehr für eine GroKo.

     

    Ich sehe schon eine CDU-FDP-Minderheitsregierung kommen, die von der AfD toleriert wird.

     

    Es ist ein Alptraum, der anscheinend jedes Jahr schlimmer wird!

    • @Maike123:

      Schwarz-gelb: ein Traum! Die FDP würde Deutschland endlich wieder zukunftsfähig machen, statt das Geld in Rentengeschenken zu verprassen.

      Duldung durch AfD (und SPD) ist akzeptabel.

  • Empfehle : //http://www.taz.de/!5476419/ auch und gerade den mit der neuen Groko befassten taz-RedakteurInnen den in der le monde-Ausgabe der taz erschienenen Artikel von M. Greffrath mal zu lesen. Wenigstens solch eine Dämlichkeit wie die von der "Anti-AFD-Koalition" ihres Hauptstadt-Korrespondenten wäre dann nicht passiert. Im oben adressierten Artikel steht übrigens auch etwas zu den Grünen: ""grünes Wachstum" ist ein Widerspruch in sich." In der Tat könn(t)en die Grünen von Glück reden, das der Kelch: Jamaika an ihnen vorüber gegangen ist; die Erpressbarkeit der Schröder/Fischer -Regierung durch das fluchtbereite Reh, Groß-Kapital gab 2008 selbst Ralf Fücks zu. Und 2018? Innen - Rechtsruck, Aussen - Nationalismus anheizende diktatorische Regime, Umweltkatastrophen in immer dichterer Einschlagreihenfolge; ein Aussen- und Umweltministerium, gebunden an ein Merkelkabinett mit CSU und FDP!!; wer gedacht hat, tiefer als Trittin kann man in den Umfragewerten nicht sinken, hätte sich dann bei den Grünen aber umgeschaut.

  • Aber Achtung Zwerge. Alexander der Dümmste wird böse mit euch sein.

    • @Gregor Tobias:

      :)

  • Bei diesem (internen) SPD Hickhack der letzten Monate wäre das Szenario logisch, ist jedoch unvorstellbar, denn Sie vergessen; Sie reden über eine Nicht-Führungsetage die die SPD da hat: Die können da gar nicht drauf kommen , da gemischter Salat im Kopf. Katze mit Grube und Stein dreht sich Kopf Schwanz gegeneinander im Kreis Bauch.

    So läuft das da ab derzeit bei Brandts Erben. Compris?

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Wünschen und träumen kann man viel. Allein die Mehrheiten scheint es dafür nicht zu geben. Nicht in der SPD. Nicht in der Bevölkerung. Und das ist gut so.

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Mit Ihren Slogans, Herr Waibel, würden Sie auch nicht weiter kommen, als Herr Schulz. Sie sind zu kompliziert.

    Ich schlage als Führungsmannschaft Dreyer, Kühnert und Müller vor, die dann gute Wünsche an Frau M. übermitteln dürfen, die ja vom 24.9. an sofort, wo immer sie stand und ihren Hosenanzug trug, verkündet hatte, daß die Regierungsbildung alleine der CDU zugefallen sei. Nun endlich hat sie freie Hand und kann ihre Minister in der eigenen Küche zubereiten und garnieren.

  • Ach ja, man kann sich so schön in eine Erneuerungsrage schreiben. Verständlich. Aber unrealistisch, weil die etablierte Führungsriege, insbesondere Scholz, Schulz, Gabriel, Oppermann oder Nahles weiterhin die SPD pulverisieren werden. Die kleben viel zu sehr an ihren Stühlen, dass es schon stinkt.

  • Ja. Im Vatikan gab es postive Änderungen, auf die niemand gehofft hatte. Ob das der SPD auch noch gelingen kann? Mit den Hoffnungen auf eine soziale Umkehr der SPD gingen die Werte ja erst einmal durch die Decke. Kleinste Andeutungen auf Änderungen der Agenda 2010 reichten dafür schon. Erst als sich herausstellte was für Reförmchen Schulz da meinte, sank wieder alles nach unten.

     

    Und ich bin mir nicht ganz sicher. Aber ist der Seeheimer Kreis mit seinen bis auf den Vorstand geheimen Mitgliedern nicht sehr erfolgreich bei der Unterwanderung der Partei. Geht ohne den Kreis noch irgendwas? Und wenn nicht: Dann sehe ich keine Hoffnung mehr für die SPD. Auch die Erben Schulz können dann nicht anders. Und da unterscheidet sich die SPD dann vom Vatikan.

    • @Celsus:

      Ja, die SPD unterscheidet sich gewaltig vom Vatikan, wo ein Wechsel an der Spitze wenigstens zu atmosphärischen Veränderungen führt.

      Bei der SPD hat jeder Wechsel die Sache nur noch schlimmer gemacht. Seit Brandts Rücktritt ist da nicht mehr viel los. Ne Frau war auch noch nie dabei, und Nahles wirds nicht werden. Das Los der französischen Sozialisten wartet auf die SPD, so sehr wir auch eine soziale, linke Partei ohne DDR-Ideologie brauchen.

    • @Celsus:

      Die Damen und Herren des Seeheimer Kreises haben wahrscheinlich alle noch ein weiteres Parteibuch unter dem Kopfkissen!!!

    • @Celsus:

      "Und da unterscheidet sich die SPD dann vom Vatikan."

       

      Und ich denke, dass Franziskus sozialdemokratischer denkt als die SPD-Bonzen aus dem Seeheimer Kreis.